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Königliches Ehekarussell

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Nur kurze Zeit später heiratete Heinrich seine Favoritin, die fünfundzwanzigjährige Jane Seymour. Da ihn Anne Boleyn angeblich „verhext“ und betrogen hatte, wurde auch diese Ehe nachträglich annulliert und die inzwischen dreijährige Tochter Elisabeth ebenfalls zum „Bastard“ erklärt. Damit aber stand England ganz ohne Thronerben da, und die Zukunft der Tudor-Dynastie hing allein von der Gebärfähigkeit der neuen Königin ab. Deshalb konnte Heinrich endlich aufatmen, als Jane am 12. Oktober 1537 tatsächlich einen Sohn zur Welt brachte, Eduard. Doch dann schlug das Schicksal erneut zu: Wenige Tage nach der Geburt starb Königin Jane am Kindbettfieber.

Um es kurz zu machen: Das königliche Ehekarussell drehte sich weiter. Die nächste Kandidatin, die ihm seine Berater aus politischen Gründen empfohlen hatten, kam sogar aus Deutschland, Anna von Kleve (1515 – 1557). Heinrich kannte seine Zukünftige nur von schmeichelhaften Porträts, doch als er sie dann 1540 von Angesicht zu Angesicht sah, war er zutiefst enttäuscht. Zwar soll er sie nicht, wie später kolportiert wurde, als „flandrische Stute“ verspottet haben, ihrem wohl etwas biederen Äußeren aber konnte er nur wenig abgewinnen. Die Ehe wurde zwar geschlossen, aber niemals vollzogen und konnte deshalb auch ganz ohne Tricks annulliert werden. Trotzdem hatte Anna eine gute Partie gemacht. Weil sie sich so kooperativ gezeigt hatte, bekam sie eine ordentliche Abfindung und verbrachte den Rest ihres Lebens friedlich und unbehelligt auf einem komfortablen englischen Landsitz.

Während Anna von Kleve ihren Kopf in jeder Hinsicht oben hielt, verlor Heinrichs fünfte Ehefrau, die junge und attraktive Katharina Howard (um 1521–1542), den ihrigen wiederum auf dem Schafott. Von dem alternden Monarchen war sie offenbar so wenig angetan, dass sie ihn nur kurze Zeit später schamlos mit anderen Männern betrog. Zumindest in diesem Fall waren Anklage und Verurteilung wegen Hochverrats gerechtfertigt. Am 13. Februar 1542 wurde die Kurzzeit-Königin hingerichtet.

Katharina Parr (1512–1548) hingegen, mit der Heinrich VIII. im Juli 1543 seinen letzten „Bund fürs Leben“ schloss, war das genaue Gegenteil ihrer liebestollen Vorgängerin. Allerdings bestand ihre Aufgabe auch vornehmlich darin, sich als „Krankenpflegerin“ um den leidenden König zu kümmern. Inzwischen sah Heinrich etwa so aus, wie man ihn von Holbeins berühmtem Porträt her kennt: Der Zweiundfünfzigjährige war inzwischen derart korpulent geworden, dass er sich nicht mehr aus eigener Kraft fortbewegen konnte. Er brauchte zumindest einen Stock, auf den er sich stützen konnte, später musste er sich mit einem Tragestuhl oder einer Sänfte transportieren lassen. Er war kurzatmig, gequält von der Gicht und zuletzt auch einem Nierenleiden, das seinen Körper so stark aufschwemmte, dass seine Gesichtszüge kaum wiederzuerkennen waren. Gewiss hatte Katharina mit dem schmerzgeplagten, mürrischen und aggressiven Gemahl in den nächsten vier Jahren ihre liebe Not. Heinrich VIII. starb am 28. Januar 1547 im Alter von 55 Jahren, vielleicht in der tröstlichen Gewissheit, dass ihm nun sein neunjähriger Sohn als Eduard IV. auf den Thron folgte.

Wie Heinrich testamentarisch verfügt hatte, sollte bis zu Eduards Volljährigkeit ein Regentschaftsrat die Regierungsgeschäfte leiten. Inzwischen hatte er aber auch seine Töchter Maria und Elisabeth rehabilitiert und für den Fall des vorzeitigen Todes seines etwas kränklichen Sohnes als Thronerbinnen eingesetzt.

Gefährliche Verwandtschaft

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