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„Nur“ ein Mädchen

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Dass diese Ehe überhaupt zustande kam, war für die frommen Katholiken keineswegs selbstverständlich. In den Augen der römisch-katholischen Kirche galt eine solche „Schwagerehe“ nämlich als Inzest. Schließlich konnte jeder im 3. Buch Mose, Kapitel 18, Vers 16 nachlesen: „Du sollst mit der Frau deines Bruders nicht Umgang haben, denn damit schändest du deinen Bruder.“ Um das zu vermeiden, erklärte Katharina bereitwillig, die Ehe mit Arthur sei überhaupt nicht vollzogen worden. Außerdem hatte Heinrich VII. schon früh einen päpstlichen Dispens beantragt, der im Dezember 1503 auch erteilt worden war.

Die königliche Ehe war zunächst sehr glücklich. Die prall gefüllten Kassen, die Heinrich VII. seinem Sohn hinterlassen hatte, ermöglichten dem jungen Paar ein unbeschwertes Dasein. „Unser Leben ist eine einzige Folge von Festen“, schrieb Katharina an ihren Vater. Krönung des Glücks war die Geburt eines Sohnes, der am 1. Januar 1511 das Licht der Welt erblickte. Doch der kleine Prinz starb, noch keine zwei Monate alt. In Zeiten hoher Kindersterblichkeit war das nichts Ungewöhnliches, das Königspaar war jung, noch konnte man auf viele Kinder hoffen. Doch Katharina erlitt immer wieder Fehlgeburten. Erst 1516 endete eine Schwangerschaft wieder glücklich, das Kind war jedoch zur großen Enttäuschung des Vaters „nur“ ein Mädchen, Tochter Maria. Trotzdem gab sich Heinrich VIII. noch immer optimistisch: „Söhne werden schon noch kommen – die Königin und ich sind noch jung.“ Dabei war es für Heinrich gar nicht zwingend erforderlich, einen Sohn zu haben. Töchter waren von der englischen Thronfolge keineswegs ausgeschlossen. Bislang hatte es jedoch nur einen einzigen Fall gegeben, und der hatte unschöne Folgen gehabt: Nachdem Heinrich I. (um 1068–1135) seine Tochter Mathilde als Nachfolgerin eingesetzt hatte, entbrannte in England ein blutiger Bürgerkrieg, der schließlich der Dynastie der Anjou-Plantagenet auf den Thron verhalf (vergl. S. 32). Ähnliche Unruhen wollte Heinrich VIII. unbedingt vermeiden. Schließlich war die Herrschaft der Tudors noch immer recht fragil, auch wenn man seinerzeit als Gewinner aus den „Rosenkriegen“ hervorgegangen war.

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