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Durchsetzung des protestantischen Glaubens

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Als Heinrich starb, war England in religiöser Hinsicht zutiefst gespalten: Während die einen den Protestantismus für das ganze Land anstrebten, forderten die anderen die Rückkehr zum alten Glauben. Der junge Eduard aber galt als Hoffnungsträger der Protestanten, die schließlich auch die Oberhand behielten. Der Zölibat wurde aufgehoben, das Lateinische verschwand aus dem Gottesdienst, ein neues Gebetbuch wurde eingeführt, und die Kommunion beziehungsweise das Abendmahl hatte künftig nur noch symbolischen Charakter.

1553 aber starb der erst fünfzehnjährige Eduard IV. an den Folgen einer Lungenentzündung. Wie Heinrich testamentarisch bestimmt hatte, bestieg nun seine ungeliebte ältere Tochter Maria aus der Ehe mit Katharina von Aragon den englischen Königsthron. Marias Regierungszeit war vor allem der Wiederherstellung des katholischen Glaubens gewidmet, zum Teil mit äußerst militanten Formen, die der Königin den Namen „Bloody Mary“ eintrugen. Von Februar 1555 bis November 1558 brannten in England die Scheiterhaufen, und 300 protestantische „Ketzer“ starben den Flammentod. Doch die Verfolgung führte keineswegs dazu, den neuen Glauben zu verdrängen. Inzwischen identifizierten sich nämlich schon zahlreiche Untertanen mit der Anglikanischen Kirche und waren stolz darauf, unabhängig vom Papst zu sein.

Als auch Königin Maria nach nur fünfjähriger Regierungszeit verstarb, war nun der Thron frei für ihre – protestantische – Halbschwester Elisabeth, die Tochter von Anne Boleyn. Die erst fünfundzwanzigjährige Königin trat kein leichtes Erbe an, zumal ihr noch immer der Makel anhaftete, ein „Bastard“ zu sein, und sie in ihrer katholischen Cousine Maria Stuart eine gefährliche Rivalin hatte. Doch Elisabeth erfüllte ihre Aufgabe dank kluger Berater mit beachtlichem Geschick. Noch 1558 bestätigte sie die Suprematsakte, wählte aber in Fragen der Religion einen klugen Mittelweg, der weder Protestanten noch Katholiken gänzlich verprellte. So manches, wie die Liturgie, wurde vom Katholizismus übernommen, doch der Gottesdienst fand in englischer Sprache statt.

Seit Elisabeth I. gab es in England beziehungsweise Großbritannien keine katholischen Könige mehr, auch wenn 1603 mit Jakob I. der Sohn von Schottlands Ex-Königin Maria Stuart den Thron bestieg. Doch Jakob war nach dem Willen seiner königlichen Mutter protestantisch erzogen worden. Im Jahr 1701 wurde der Act of Settlement erlassen, in dem gesetzlich festgelegt wurde, dass Katholiken der Thron strikt verwehrt blieb. Auf diese Weise sollte verhindert werden, dass es noch einmal blutige Bürgerkriege gab, so wie es im 17. Jahrhundert der Fall gewesen war. Bis heute ist es Mitgliedern des englischen Königshauses deshalb auch nicht möglich, katholische Partner zu heiraten. Aus diesem Grund verlor 1999 der deutsche Prinz Ernst August von Hannover die – freilich nur theoretische – Aussicht auf die englische Krone. Vor seiner Hochzeit mit der Katholikin Caroline von Monaco stand Ernst August in der englischen Thronfolge etwa an 450. Stelle. Seine Vorfahren, die Kurfürsten von Hannover, hatten das Inselreich zwischen 1714 und 1837 regiert, weil die Mutter Georgs I. (1660–1727), Sophie von Hannover, mütterlicherseits eine geborene Stuart war.

Heinrich VIII. hat – das steht außer Frage – so manchen Stein ins Rollen gebracht, und das nur, weil er unbedingt einen Sohn haben wollte. Ironie der Geschichte: Tatsächlich war es seine Tochter Elisabeth, die England den Weg zur Großmacht bereitete, nicht zuletzt durch den (glücklichen) Seesieg über die spanische Armada 1588. Dieser Sieg wurde zum Symbol eines neuen englischen Selbstbewusstseins. Damit einher ging ein kultureller Aufstieg auf den Gebieten Literatur, Architektur und Malerei. William Shakespeare steht bis heute für die kulturelle Blüte dieser Zeit, und auch er hat das bewegte Leben Heinrichs VIII. als ein packendes Historiendrama verfasst …

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