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7. Dom zu Köln

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Dunkle Schatten

"Es ist ganz und gar nicht unproblematisch!", zischte eine wütende Stimme, nur mühsam in der Lautstärke gezügelt, durch das Dunkel des Raumes. Die Antwort war ein verlegenes Räuspern aus einer weiter entfernten Ecke des Raumes. "Es darf keine Zeugen geben!", fuhr der Sprecher ebenso gedämpft fort, dennoch hallte sein Raunen durch das Gewölbe, das nur durch das bunte Leuchten mühsam erhellt wurde, welches die Straßenlaternen draußen vor den großen bogenförmigen bleiverglasten Fenstern erzeugten. Um diese Zeit waren die Besucherströme des Domes zu Köln versiegt, die Kirche fiel in einen Dämmerschlaf zurück. Die wenigen Personen, die sich noch dort aufhielten, waren mit Reinigungsarbeiten oder Vorbereitungen für den nächsten Tag beschäftigt.

Zwei Gestalten in den Roben katholischer Geistlicher hielten sich im Dunkel einer Gebetsnische auf. Der ältere von beiden, ein fülliger Geistlicher, hielt den Kopf gesenkt wie zum Gebet, während er seinen Religionsbruder anzischte. Nein, er war ganz und gar nicht zufrieden mit dem Verlauf der Dinge, ganz und gar nicht und er fühlte sich zerrieben zwischen den Anforderungen seiner Vorgesetzten und der Entwicklung, die die Dinge genommen hatten. Ungute Entwicklungen mit unabsehbaren Folgen.

"Es war wohl ein Verrückter in der Nähe!", antwortete der Angesprochene entschuldigend.

"Pah!", entfuhr es dem Ersten. "Es war nie die Rede davon, dass der Professor getötet werden sollte! Niemals!"

"Es war wohl der Schock, er hatte ein Herzleiden, welches unbekannt war!"

"Ausreden!", zischte der Ältere. "Dieser Schlamassel wird jetzt Ermittlungen nach sich ziehen, die wir nicht mehr kontrollieren können! Es war Mord! Ich muss dir wohl nicht darstellen, in welche Lage ihr mich und den gesamten Konvent gebracht habt !"

"Moment!", presste der Angesprochene zurück. "Ich sagte schon, dass mir der Täter überhaupt nicht bekannt ist. Es ist nicht unser Mann!"

"Quatsch!", fauchte der andere zurück. "Ausflüchte!"

"Es ist, wie ich es sage!", war die ungeduldige Antwort.

"Das mach mal dem Konvent klar!", entgegnete der Ältere und erhob sich langsam, als habe er sein Gebet beendet. Er nickte dem anderen durch die Dunkelheit zu, ihm zu folgen, damit sie keine Aufmerksamkeit beim Reinigungspersonal durch einen zu langen Aufenthalt im Kirchenraum erregten .

Diese sollten den Eindruck haben, dass zwei Geistliche nach getaner Arbeit und Gebet den Kirchenraum verließen.

"Wer ist der Kretin?", fragte er den Jüngeren, als sie sich im Mittelgang trafen und Schulter an Schulter langsam dem Ausgang zustrebten.

"Wir haben seinen Namen, ein Herr Maus, aber er ist flüchtig!"

"Und der wirkliche Täter?"

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. "Keine Spur von ihm und auch kein Hinweis. Wir müssen einen Verräter in unseren Reihen haben, der uns kompromittieren möchte!"

"Verrat?", fragte der Ältere erstaunt und blieb einen Moment stehen.

"Eine andere Erklärung fällt mir nicht ein!", nickte der andere.

Alle behutsamen Vorbereitungen, den Professor unter das wohltätige Protektorat der katholischen Kirche zu stellen, um mit ihm einen Fuß in die Tür der Bruderschaft zu bekommen, waren mit einem Schlag zunichte geworden. Natürlich war der Professor auch von anderen Institutionen als Vizegroßmeister und damit möglicher Aspirant auf den Vorsitz der Bruderschaft heftig umworben, das war bekannt. Aber bislang war die Schatulle des Vatikans immer recht freigiebig geöffnet worden, wenn es darum ging, mehr Einfluss in weltlichen Belangen zu erlangen. Dennoch war die Konkurrenz groß und in diesem Falle offenbar auch bereit, über Leichen zu gehen. Vielleicht war bekannt geworden, dass die Vereinbarungen zwischen dem Konvent und Herold bereits soweit fortgeschritten waren, dass die Unterzeichnung eines geheimen Kontraktes unmittelbar bevorzustehen schien. Herold schien nicht abgeneigt zu sein, wenngleich er sich widerspenstig gab.

Der Geistliche blieb einen Moment sinnend stehen und betrachtete die Schatten, die das durch die Kirchenfenster hereinfallende Licht an den gegenüberliegenden Wänden erzeugte. Er schüttelte den Kopf, bevor er weiter ging und seufzte. Er war wohl übermüdet. Einen Moment hatte er den Eindruck gehabt, dass die Schatten ein tanzendes filigranes Muster bildeten, dass eine weite Landschaft oder etwas Ähnliches darstellen konnte.

"Finden Sie den Verrückten!", wandte er sich an den jüngeren, bevor sie die Treppe zum Domplatz hinunter stiegen. "Um jeden Preis!"

Der andere nickte schweigend. "Um jeden Preis?"

"Um jeden Preis!", wiederholte der Ältere bevor sich die Wege beider Gestalten in den Roben Geistlicher trennten und sie in verschiedener Richtung in die Kölner Innenstadt im Dunkeln verschwanden.

Der Tanz der Bienen

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