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2. Levi

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Der Kuli

Versuchen wir, den Faden wieder aufzunehmen.

Immerhin stellt sich nach wie vor die Frage, wer war der Mörder von Prof. Herold?

Dieser Frage ging selbstverständlich auch die Polizei nach. Es versteht sich von selbst, dass ich wenige Zeit später von einem freundlichen Beamten zur Zeugenaussage über Herrn Maus gebeten wurde, der immer noch flüchtig war.

Er kam sogar in meine Praxis und das fand ich sowohl komisch als auch ungewöhnlich. Komisch schon deshalb, weil er sich eben auf den Stuhl setzte, auf dem auch Herr Maus gesessen hatte, und ungewöhnlich, weil ich fand, er hätte mich auch auf die Polizeistation einladen können.

Aber nun saß er da und war eben "der Nächste", wurde zur Unperson. Seine mausgraue Zivilkleidung passte sehr gut zu der ganzen Geschichte und statt Antworten bekam er nun meine nichtssagenden Ausflüchte zu hören, die er aber eifrig notierte. Schließlich versagte ihm sein Kuli den Dienst und er fragte nach einem meiner Stifte, die ich stets wohl sortiert vor mir auf dem Schreibtisch in einer Lederschale liegen habe. Ich konnte nur durch eine schnelle Bewegung verhindern, dass er ungefragt den Kuli ergriff, den sich auch Herr Maus ausgeliehen hatte, was ihn etwas irritierte.

Dieser Kuli war mir heilig. Denn er war zwar durch Herrn Maus entehrt worden, aber eben auch geheiligt. In ihm lag vielleicht die Antwort auf weit dringlichere Fragen als: "Wann kam Herr Maus in Ihre Praxis, welchen Eindruck machte er auf Sie und würden Sie Ihre Aussagen auch vor Gericht wiederholen wollen?"

Ich nahm den Kuli mit einem schnellen Griff an mich und steckte ihn vorsichtig in meine Brusttasche, so dass der Polizist gezwungen war, einen anderen zu nehmen.

Er stutzte, zog die Augenbrauen hoch und ich interpretierte seinen Gesichtsausdruck so, dass er andeuten wollte, Ärzte seien allesamt ein wenig seltsam, wenn man es genau nimmt.

Ich ertappte mich dabei, dass ich den Kuli wieder hervorzog und während des ganzen Gespräches anstarrte wie einen Gegenstand vom Mond. Zwischenzeitlich überhörte ich sogar einige seiner Fragen, so dass er gezwungen war, sie zu wiederholen, wodurch sein Gesicht einen etwas mürrischen Ausdruck annahm.

Ich schrak auf, als ich bemerkte, dass es wohl schon eine ganze Zeit still gewesen sein musste. Ich blickte ebenso gespannt auf den Kuli, den ich in meinen Händen drehte wie er. Als sich unsere Blicke trafen, fragte er: "Was ist damit?"

"Womit?"

"Mit dem Kuli?"

"Ach nichts!", beeilte ich mich zu sagen und legte ihn, vielleicht etwas zu schnell, wieder in die Schale zurück.

"Aha - Macht ihnen etwas Sorgen?"

"Nein, nein", log ich und er zuckte mit den Schultern. "Schönen Dank für die Auskunft, wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann rufen Sie mich doch bitte im Polizeipräsidium an."

Ich versprach es.

Es gibt nur eines, was ich nicht verstehe. Wie kann ein Zeichen, dass ich selbst erfunden habe, auf der Stirne des Professors erscheinen?

Vielleicht ist der Kuli ja die Antwort.

Heute nach der Sprechstunde werde ich ihn mitnehmen.

"Der Nächste bitte", rief ich in die Sprechanlage.

Der Tanz der Bienen

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