Читать книгу Gutland - Uve Kirsch - Страница 13

11. Bürgermeisterflirt

Оглавление

"Ein schönes Örtchen haben Sie hier, Herr Bürgermeister!"

"Ja, da gebe ich ihnen recht." Bromberger hasste es, von fremden Leuten angesprochen zu werden, aber er hatte gelernt, den Leuten recht zu geben und nicht zu widersprechen. Das verlängerte nur das Leiden.

"Vielleicht dürfen Sie uns als neue Bürger begrüßen?", fuhr Katharina fort.

"Haben Sie ein Grundstück gekauft im neuen Wohngebiet?", wollte Bromberger wissen und hoffte, dass es so wäre. Ein weiterer Erfolg für seine Ansiedlungspolitik.

"Nein, wir interessieren uns mehr für alte Objekte mit eigener Geschichte und historischem Wert."

Bromberger ließ sein Auge über den Dorfanger gleiten. "Welches davon haben Sie denn im Auge?"

"Die alte Schule." Stolz schwang in ihrer Stimme.

"Oha." Der Bürgermeister nahm einen Schluck Bier. "Da haben Sie sich ja was vorgenommen!"

"So schlimm ist es auch wieder nicht. Mein Mann glaubt, das kriegen wir hin."

Bromberger dachte über den Unterschied zwischen begründetem Optimismus und grenzenloser Naivität nach.

Das eine war nützlich, das andere war gefährlich. Diese Frau war eindeutig gefährlich. "Sie sind aber mutig, Respekt!", sagte er und biss in seinen Kalbsbraten.

"Ja, das stimmt. Aber mein Mann hat Erfahrung und hat auch die nötigen Kontakte", antwortete Katharina eifrig.

"Kontakte sind nur so gut wie die liquiden Mittel reichen", dachte Bromberger und sagte: "Dann werden Sie es sicher schaffen."

"Bestimmt. Die Schule soll auch wieder zu einer Bildungseinrichtung werden", ereiferte sich Katharina.

"Nein, wirklich?" Das Gespräch nahm eine unerwartete Wendung. "Was kommt jetzt?", dachte Bromberger und nahm wieder einen Happen vom Kalbsbraten.

"Ja, ich will sie zu einem Bildungszentrum machen. Ökologie, Kultur, Sprachen und Ethik", erklärte Katharina.

"Auch das noch!", dachte Bromberger und sagte: "Das klingt aber interessant. Aber was genau meinen Sie mit Ethik?"

"Vielleicht nicht wirklich Ethik, eher Spiritismus im anthroposophischen Sinne. Eine Begegnungsstätte zwischen Natur und Religion. Eine Art spirituelles Zentrum für die Gemeinde. Was ich hier über die Rolle der Kirche gehört habe, das macht nicht viel Mut."

"Bestimmt hat die keine Kinder. Denn mit Kindern kommt man gar nicht erst auf so einen Scheiß", dachte Bromberger und fragte: "Wir sind ein kinderfreundliches Dorf. Haben Sie eigentlich Kinder?"

Katharina war sichtlich verblüfft und schüttelte den Kopf.

"Wusste ich es doch!", dachte Bromberger und gab sich selber 10 Bonuspunkte. "Oh, das tut mir aber leid für Sie! Kinder bereichern das Leben. Und zeigen einem, was wirklich wesentlich ist!", sagte Bromberger, knüllte die Serviette zusammen und erhob sich. "Vielleicht darf ich Sie und ihren Mann mal zum Grillen einladen. Dann können Sie mir Ihr Konzept genauer erläutern, bei gutem Fleisch und einem Bier."

Katharina zuckte zusammen: "Ich bin Vegetarierin und trinke keinen Alkohol, aber mein Mann isst auch manchmal Fleisch und trinkt auch mal ein Bier." "Oder auch zwei", fügte sie in Gedanken hinzu.

"Mein Gott, wie langweilig", dachte Bromberger und erklärte jovial: "Macht nichts, ich grille auch Grünzeug. Meine Paprikaschoten sind äußerst delikat. Und erst die Steinpilze ..." Er geriet ins Schwärmen.

Sie lachte und gab ihm die Hand.

"Arme Irre", dachte Bromberger während Katharina abdampfte. Trotzdem war er froh über diese Begegnung, so konnte er dem Dorfarzt ausweichen, denn der war mittlerweile gekommen und Bromberger war überfällig mit seiner jährlichen Routineuntersuchung. Leberwerte, Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin. Gerade jetzt war auch noch Grillsaison. Der Besuch bei Dr. Hofkrampe musste warten.

Gutland

Подняться наверх