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12. Dorfarztnöte

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Dr. Ralph Hofkrampe saß in seinem verdunkelten Behandlungszimmer. Das Wartezimmer war leer, die Sprechstundenhilfe hatte er nach Hause geschickt, niemand war an so einem Nachmittag krank. Morgen würde er wieder Sonnenbrände löschen müssen.

Um die Hitze auszusperren hatte er die Fenster geschlossen und die Jalousien heruntergelassen. Durch die schräg gestellten Lamellen drang gestreiftes Tageslicht in dem Staubflusen plötzlich auftauchten, dann verschwanden, nur um an anderer Stelle wieder unvermutet zu erscheinen. Der Doktor beobachtete eine schwirrende Fluse, die im gefächerten Licht hin und her gewirbelt wurde. Das Ballett der Staubflocken beruhigte ihn. Langsam bekam er seine Wut in den Griff. Auch die Valuron-Tablette, die er vor einigen Minuten in einem Anfall von Panik geschluckt hatte, begann zu wirken. Die Dinge verloren ihre harten Konturen und das Ende des Behandlungszimmers verschwamm in einem milchig-weißen Tunnel.

Vor ihm lag ein geöffneter Brief. Die Anwältin seiner Exfrau forderte einen zusätzlichen Unterhalt von eintausend Euro. Das hätte sie ermittelt und drohte schon einmal mit einer Klage. "Woher hat diese Furie die Zahlen?", fragte er sich. Er vermutete, dass sie bloß bluffte. Das machten Anwälte gerne. Er hasste Streit, aber er würde gezwungen sein, sich streiten zu müssen. Er hatte das Geld nicht. Er war Arzt. Aber das allein reichte nicht. Als Dorfarzt stand man nicht an der Spitze der Nahrungskette. Beileibe nicht. Es reichte noch nicht mal für ein neues Motorboot. Geld war der Ausweg für alles. Er brauchte zusätzliche Einnahmen. Er atmete ruhig, die roten Flecken in seinem Gesichtsfeld verschwanden endgültig. Er liebte Valuron.

Er fuhr seinen Rechner hoch und googelte ein paar alte Bekannte. Dann loggte er sich bei "Stayfriends" ein und begann nach ehemaligen Studienkollegen zu suchen. Was machte eigentlich dieser snobistische Saufkumpan aus dem Anatomie-Grundkurs, wie hieß er noch einmal, Klaus? Ja, wie weiter? Klaus ... nee, Sommertal? Nein, auch nicht, Klaus Sommerfeldt, genau so hieß sein alter Kumpel. Er hackte den Namen in das Suchfeld und Sekunden später wurden ihm die Ergebnisse angezeigt. Über 12.000 Einträge. Respekt, der Mann war inzwischen eine kleine Berühmtheit in der Schönheitschirurgie. Damit ließ sich Geld verdienen. Ralph Hofkrampe griff zum Telefon, überlegte sich einen Vorwand und rief ihn an.

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