Читать книгу Fanrea Band 3 - A. E. Eiserlo - Страница 14

Eine blutige Tat

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Genervt rannte Gyar durchs Schloss, seine Geduld war aufgebraucht. Der König sollte endlich sterben, genug war genug! Gyar suchte Elotiel und fand ihn schließlich in der Waffenkammer. Allein! Lächelnd ging Gyar auf den Bruder zu. »Ich finde, es ist Zeit für eine Pause. Während der letzten Monde hast du viele Verhandlungen geführt und für den Fortbestand des Friedens gesorgt. Aber du vernachlässigst mein Geschenk: das Pferd! Es steht herum, du beachtest es nicht! Wir beide machen nun endlich unseren Ausritt. Nur wir zwei!«

Wider Erwarten kam kein Widerspruch. Stattdessen wischte sich der König müde über die Augen und seufzte. »Du hast recht! Ich brauche wirklich eine Pause. Wir werden ein paar Tage in die Wälder verschwinden! Ich muss nur schnell Faina informieren.«

»Ich kümmere mich schon mal um unsere Pferde. Beeil dich!«

Auf dem Weg zu Faina dachte der König darüber nach, wie sehr sich das Verhältnis zu seinem Bruder immer mehr verbesserte. So ein gemeinsamer Ausflug über mehrere Tage würde die Beziehung zueinander noch mehr festigen. Es würde auch die Gelegenheit bieten, den Bruder weiter in die Regierungsgeschäfte einzubinden, ihn darüber zu informieren, wie der Status zu den jeweiligen Verbündeten war. Gut gelaunt erzählte Elotiel Faina vom Ausflug mit Gyar und hoffte auf deren Zustimmung.

Allerdings klang die Königin alles andere als begeistert: »Nur ihr beide wollt ausreiten und über Nacht bleiben? Du weißt, dass dir jemand nach dem Leben trachtet. Die Gefahr ist noch nicht vorbei!«

»Faina, sei nicht überängstlich. Wir sind zu zweit, beide hervorragende Kämpfer. Du behandelst mich, als wäre ich ein alter Greis. Außerdem kann ich mich nicht für den Rest meines Lebens im Schloss vor einem unsichtbaren Feind verstecken!«

»Ich sehe die Verantwortung, die du gegenüber deinem Volk, dem Prinzen und mir hast. Bitte geh nicht! Du rennst einer Idee hinterher, die dir dein Bruder in den Kopf gesetzt hat.« Mit flehenden Augen sah Faina den König an, während sie ihm den Sohn entgegenhielt. »Schau ihn an! Soll er etwa ohne Vater aufwachsen?«

Nachdenklich strich Elotiel dem Prinzen übers Haar und zögerte. Die Königin sprach vernünftig, aber er freute sich sehr über Gyars Geschenk, zudem verspürte er große Lust auf ein wenig Abwechslung. Manchmal fiel ihm das Regieren schwer, da es ihn von den flüsternden Bäumen und Geheimnissen des Waldes fernhielt. Dann erdrückten ihn die Mauern geradezu. Er sehnte sich danach, auf weichem Moos zu schlafen, dabei dem Ruf der Eulen in der Nacht zu lauschen. Wie sollte er das Faina erklären? Sie wirkte zufrieden und hatte nicht das Bedürfnis, das Schloss zu verlassen.

Aber Faina verstand ihn mehr, als er ahnte, und las in seinem Gesicht. Ihre Liebe zu Elotiel war tief; sie empfand nur Glücksgefühle, wenn er es ebenfalls tat. Seufzend schmiegte sie sich an ihn. »Mein Geliebter, ich weiß, was dir dieser Ausflug bedeutet und möchte dich nicht davon abhalten. Dann nehmt bitte mehrere Bogenschützen mit! Reitet auf keinen Fall nur zu zweit!«

Das gefiel Elotiel natürlich nicht, er stimmte Faina zuliebe trotzdem zu. Zum Abschied küsste er sie und flüsterte ihr Zärtlichkeiten ins Ohr, sodass sie kicherte. Zuletzt schmuste er kurz mit seinem Sohn. Voller Vorfreude verließ er das königliche Gemach.

Wie besprochen war Bosrak in der Gestalt des Pferdes pünktlich erschienen. Er befand sich in verdrießlicher Stimmung.

Voller Elan traf Gyar die Vorbereitungen. Er sattelte die Pferde, rollte zwei Decken zusammen und füllte Wasser in Ledersäcke. »Bosrak, es ist soweit, der Tod von Elotiel steht endlich bevor«, flüsterte Gyar.

»Wird auch langsam Zeit! Ich will endlich aus dieser Haut raus. Dieses nette Getue hier, einfach grässlich!« Ungeduldig scharrte Bosrak mit den Hufen.

Als Elotiel erschien, erzählte er Gyar von seinem Versprechen gegenüber Faina, Begleitschutz mitzunehmen.

Das verärgerte den Königsbruder. »Vertraust du mir nicht? Nein, nur du und ich, wie früher! Zu zweit sind wir unschlagbar, die anderen stören nur. Wir verraten Faina nichts!«

Unwohlsein breitete sich in Elotiels Herz aus, er mochte Faina nicht anlügen. Das tat er nie. »Doch! Es ist ihr wichtig! Komm Gyar, lass es nicht daran scheitern! Ich bin der König und sollte unter Schutz stehen.«

»Wir reiten nur in den Wald, wir ziehen nicht in den Krieg! Die kristallisierten Elfen sind befreit. Von Worak wissen wir nicht einmal, ob er noch lebt.« Genervt schaute Gyar zu Boden, schob mit einem Fuß Erde hin und her, veränderte kurzentschlossen die Taktik. »Dann lassen wir es einfach bleiben. Mein Bruder ist auf seine alten Tage feige geworden. Ihn regiert die Angst vor dem Tod! Ich werde ohne dich reiten!« Mit einem Sprung schwang er sich aufs Pferd.

»Halt! Warum ist es dir so wichtig, dass wir allein sind?«

»Du bedeutest mir viel! Aber immer sind unzählige Elfen um dich herum oder Faina. Nie habe ich dich für mich! Wir haben uns auseinandergelebt, weil du ständig mit einem Pulk umherrennst und ich für dich bedeutungslos geworden bin. Ich möchte ungestört mit dir reden, mich gemeinsam mit dir wieder jung fühlen, so wie damals!«

Von Gyars Worten fühlte der König sich in die Enge getrieben. Er seufzte. Vom schlechten Gewissen geplagt, gab er auf. »Also gut! Wir reiten allein!«

Gyar wandte den Kopf, damit Elotiel sein verschlagenes Grinsen nicht wahrnahm.

Der König sprang auf sein neues Pferd, und die Brüder verließen ohne Begleitschutz das Schloss. Am Ende des Tages schlugen sie ein Lager auf, entzündeten ein Feuer und lagen glücklich unterm Sternenhimmel.

»Jetzt sag mal ehrlich, Bruder, gefällt es dir?«, wollte Gyar wissen.

»Es ist wunderbar! Die Luft ist wie Seide, ich höre das Raunen der Blätter und den Schrei des Käuzchens. Die Insekten erzählen mir Geschichten, wie ich sie ewig nicht gehört habe. Alle Probleme sind weit entfernt. Ja, es gefällt mir!« Der König streckte sich auf dem Boden aus.

Die Brüder verbrachten eine wunderbare Nacht unter dem Sternenhimmel miteinander. Als der Morgen anbrach, stiegen die beiden nach einem schnellen Frühstück auf die Pferde. Es war wirklich wie in alten Zeiten, und Gyar genoss fast ein wenig den Ausflug.

Die Gegend veränderte ihr Gesicht. Die Vegetation wurde karger, die Temperatur nahm zu. Mächtige Bäume standen verloren in der Landschaft herum und streckten kahle, knorrige Äste in den stahlblauen Himmel. Am Horizont entdeckten die Brüder eine Staubwolke.

Gyar deutete darauf. »Das sind bestimmt Eidechsenmenschen!«

»Ob sie uns übelnehmen, dass wir uns auf ihrem Territorium befinden?«

»Du bist ein König! Sie werden dir Respekt zollen! Außerdem werden sie uns nicht wahrnehmen, wenn wir uns unauffällig verhalten!«

»Vielleicht sollten wir ihnen einen Höflichkeitsbesuch abstatten?«

»Nein!« Gyar verzog das Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen. »Ich will mit dir allein sein und keine Regierungsgeschäfte betreiben! Lass uns jetzt die Distel für Faina suchen!«

»Schon gut! War nur eine spontane Idee!« Nachdenklich musterte der König den Bruder. Ein Funken Misstrauen schlich in Elotiels Herz. Warum sollte Gyar auf einmal so sehr daran interessiert sein, ihre Beziehung zueinander zu verbessern? Aber sogleich schimpfte sich der König einen Narren, der keine Freude zuließe und verdrängte sämtliche Bedenken.

In gemächlichem Tempo durchstreiften die Brüder das Areal, die Augen auf den Boden gerichtet. Sie trafen niemandem vom Eidechsenvolk, sahen lediglich einzelne Hinweise darauf, dass dies ihr Reich war: Lagerfeuer, Knochen, Fußspuren, Ritualsteine, verlassene Lehmhütten.

Gegen Nachmittag entdeckte Elotiel endlich eine blaue Distel, die er voller Freude für Faina pflückte. Als die Brüder Hunger verspürten, machten sie Rast an einem See, grillten Silberschnapper und erzählten erneut von ihrer Kindheit.

Gyar wurde hin- und hergerissen zwischen wehmütiger Erinnerung und glühender Eifersucht. Als sie nach dem Essen zurück Richtung Schloss aufbrachen, plagten ihn Zweifel an seinem Plan. Sie trabten durch einen kleinen Wald, der noch ans Land der Eidechsenmenschen grenzte. Als die Bäume sich lichteten, verfielen die Königsbrüder in einen wilden Galopp und flogen über die Steppe, auf der nur vereinzelte Baumgruppen wuchsen.

»Es ist schön mit dir, Gyar. Wir sollten so etwas viel öfter machen!«

Wider Erwarten empfand Gyar selbst ein bisschen Freude und rief: »Stimmt, Bruder!« Vielleicht sollte er doch noch einmal über den Mord nachdenken? Nein! Verdammte, sentimentale Gedanken!

Langsam wurde es Bosrak zu blöd. Wann würde Gyar endlich die geplante Tat umsetzen? Was für ein gefühlsduseliges Getue und Gelaber die ganze Zeit! Er hätte den König schon längst einfach hinterrücks abgestochen! Wenn sie noch viel weiterritten, entfernten sie sich zu weit vom Dorf der Eidechsenmenschen. Eben am See verstrich erneut eine der perfekten Gelegenheiten für einen Mord. Risikolos, schnell, ohne Zeugen. Aber nein, stattdessen Austausch dummer, überflüssiger Erinnerungen! Genervt beschloss Bosrak, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Während des rasanten Galopps wandelte der Rappe des Königs das Erscheinungsbild. Er flimmerte, verlor an Substanz, löste sich einfach auf und wurde zur Ratte, die zur Seite sprang. Der König knallte hart auf den Boden, überschlug sich ein paar Mal und blieb stöhnend liegen. Flimmernd nahm der Nager an Größe zu, bis schließlich Bosraks Körper Gestalt annahm.

Gyar galoppierte zurück zur Unfallstelle, sprang vom Pferd und kniete neben Elotiel nieder, der sich mühsam aufrappelte und die Situation überhaupt nicht verstand. Verwirrt musterte er Bosrak, dann den Bruder, der seinen Dolch zückte. Der König griff ebenfalls zum Dolch, wollte aufspringen, fiel allerdings schmerzverzerrt wieder hin. Eine offene Wunde am Kopf, ein verstauchter Knöchel, mehrere geprellte Rippen, sowie ein gebrochener Arm hinderten ihn daran, sich zu verteidigen. »Tu was, Gyar!«, keuchte Elotiel.

Gyar zögerte. Noch käme er aus der Sache glimpflich heraus, er musste eine endgültige Entscheidung treffen. Genau in diesem Augenblick! Noch wäre die Wahrheit veränderbar – Bosrak oder Elotiel?

»Wer ist das? Gyar, warum zögerst du?« Ächzend rappelte der König sich auf und starrte die beiden abwechselnd an. Bosrak und Gyar standen regungslos da, sahen ausdruckslos zu Elotiel. Langsam dämmerte diesem, dass etwas nicht stimmte. »Nein!«, flüsterte er. »Sag, dass das nicht wahr ist!«

»Doch, es ist wahr! Endlich kriegst du, was du verdient hast!«, schrie Gyar und stach zu. In letzter Sekunde wehrte Elotiel den Stich mit seinem Dolch ab. Der Stoß ging ins Leere.

Elotiel warf sich zur Seite. Gleichzeitig trat er mit dem gesunden Fuß nach Gyar, der nach hinten kippte. Unter Aufbietung sämtlicher Kräfte hechtete Elotiel mit einem Sprung auf den Bruder und griff mit einer Hand an dessen Kehle. Gyar wehrte sich verzweifelt. Die Brüder rollten hin und her. Obwohl verletzt war der König der bessere Kämpfer. Es gelang ihm, Gyar unter sich zu bringen und hielt ihm die Spitze des Dolches an die Kehle. »Gib auf! Dann lass ich dir dein Leben! Dir droht in dem Fall nur die Verbannung. Du bist mein Bruder!«

»Nein!«, röchelte Gyar.

»Warum tust du das? Ich dachte, wir sind auch Freunde! Warum, Gyar?« Elotiels Stimme klang verzweifelt und brüchig.

Länger konnte Bosrak das nicht mitansehen. Ohne länger zu zögern stach er dem König von hinten ins Herz. Blut tropfte aus der Wunde. Ein weiterer Stich folgte.

Elotiel sackte zusammen. Er keuchte. Blut trat aus seinem Mund.

Gyar schubste den Körper seitlich weg. »Sehr stilvoll! Von hinten!«

Elotiel stöhnte und krümmte den Körper vor Schmerz zusammen. »Gyar, warum? Ich habe dir vertraut«, flüsterte er sterbend.

Der Königsbruder richtete sich auf und musterte den Toten abfällig. Jedoch blieb das erhoffte Triumphgefühl aus, denn er hatte es wieder nicht geschafft, den Bruder zu besiegen. Die Tat vollendete Bosrak. Gyar spuckte vor seinem Bruder aus. Oder vor Bosrak? Oder gar vor sich selbst? Müde schloss der Königsbruder für einen Moment die Augen. Nicht einmal der Mord gelang ihm, er blieb einfach ein Verlierer – wie immer. Selbst im Tod war Elotiel der ewige Gewinner. Trotzig gab Gyar sich einen Ruck: Nein, damit war es jetzt vorbei! Er würde kein Verlierer mehr sein, die Zeit der Siege und Macht stand bevor. Entschlossen öffnete Gyar die Augen und bemerkte, dass Bosrak ihn lauernd anstarrte. »Was glotzt du so, du Missgeburt?«, fuhr Gyar ihn an.

Aus Gewohnheit duckte Bosrak sich, richtete allerdings sogleich den Körper wieder auf und straffte die Schultern. Mit Erstaunen bemerkte Gyar diese Reaktion. Etwas in den verschlagenen Augen gefiel dem Elf ganz und gar nicht.

Ein Geräusch ließ beide aufhorchen. Drei Eidechsenmänner traten hinter einem Busch hervor und näherten sich ihnen wachsam mit gezückten Waffen.

Einer, er schien der Anführer zu sein, sprach sie an: »Wir haben den feigen Mord beobachtet! Ihr werdet zur Rechenschaft gezogen! Du gehörst zu den Elfen.« Er deutete mit den Fingern auf Gyar. »Und du …« Sein Blick glitt voller Abscheu zu Bosrak. »Keine Ahnung, wer du bist. Jedenfalls bist du ein unehrenhafter Kämpfer! Ein Feigling!«

Mit einer schnellen Bewegung erhob Gyar das Schwert, hieb damit auf den Sprecher ein. Aber der hatte damit gerechnet und trieb den Königsbruder zurück. Der täuschte an, stieß zu, doch der Eidechsenmann ahnte auch diese Finte voraus, wehrte ab, bedrängte nun seinerseits Gyar. Der konnte gerade noch einen Schlag des Eidechsenmannes parieren. Schnell führte Gyar nun das Schwert über den eigenen Kopf hinweg und wollte von oben auf den Gegner einschlagen, aber das Schwert glitt an dessen Waffe ab. Der Kampf wurde schneller und heftiger. Gyar kam in Bedrängnis. Das Eidechsenvolk war für seine großartigen Kämpfer bekannt. So ging es hin und her, keiner der beiden gewann die Oberhand.

Die Begleiter des kämpfenden Eidechsenmannes hielten sich ehrenhaft zurück, auch Bosrak wartete ab. Langsam dauerte es ihm zu lang, von Ehre und Anstand hielt er sowieso nichts. Seine Umrisse begannen erneut zu flimmern, erweiterten sich und binnen Sekunden verwandelte Bosrak den Körper in einen hünenhaften Troll. Es packte die beiden Eidechsenmänner, die nicht auf ihn achteten, und knallte deren Schädel aneinander. Es krachte laut, Blut floss aus den Köpfen. Die Leiber der Eidechsenmänner erschlafften. Achtlos ließ der Gestaltwandler die Körper fallen.

Der Anführer wurde durch diese feige Handlung für einen Moment abgelenkt. Diese Unaufmerksamkeit nutzte Gyar und stach zu. Er traf den Eidechsenmann in die Seite. Dieser fiel stöhnend zu Boden. Er presste eine Hand an die blutende Stelle und erhielt zwei weitere Stöße in den Bauch. Grinsend verpasste Gyar dem Eidechsenmann einen Tritt und murmelte: »Der hat es hinter sich!« Dann betrachtete er kopfschüttelnd Bosrak. »Stilvoll bist du wirklich nicht!«

Bosrak schrumpfte zu normaler Gestalt. Mit grimmigem Gesichtsausdruck blaffte er: »Ich will nicht stilvoll sein, das ist was für Lackaffen wie dich! Schnapp dir den König und lass uns zum Schloss reiten! Ich will mein Ziel erreichen!« Wobei er nicht wusste, welches Ziel.

Verblüfft starrte Gyar seinen Verbündeten an. Wie redete er mit ihm? Langsam trat Bosrak zu selbstbewusst auf. Gyar bückte sich und griff nach einer Hand des sterbenden Gegners. Angewidert betrachtete der Königsbruder die bräunliche Echsenhaut. »Hässliche Wesen! Ist nicht schade drum!«, murmelte er so leise, dass Bosrak ihn nicht verstand. Mit einem schnellen Schnitt trennte der Elf einen Finger ab. »Den nehmen wir mit – als Beweis! Die drei Kerle kamen wie bestellt. Jetzt haben wir ein Alibi und unseren Krieg. Perfekt!«

Zustimmend nickte Bosrak und wechselte die Gestalt zum Pferd. Ein zufriedenes Gefühl stellte sich in ihm ein. Eben hatte er selbst die Dinge in die Hand genommen, um endlich zum Abschluss zu kommen. Er war nun kein Diener mehr, spürte stattdessen, wie Magie in ihm wuchs. Manchmal fühlte er, wie sie im Inneren brodelte, sich aufbaute, ja, fast schon schmerzte, weil sie freigelassen werden wollte. Ihm fehlten Übung sowie Umgang damit, niemand leitete ihn an, diese Energie zu nutzen und zu lenken. Wie immer blieb er mit seinen Fragen allein, aber auch das hinderte Bosrak nicht daran, seinen Weg zu finden.

Gyar steckte den abgeschnittenen Finger ein, packte den toten Elotiel und band ihn auf dem Pferderücken fest. Als die Gliedmaßen des Leichnams herunterbaumelten, tobten unterschiedliche Gefühle im Elf. Es würgte ihn, mehrmals schluckte er angestrengt. Das Herz begann zu rasen, der Atem ging schwer. Die Versuchung, dem Bruder die Haare zu streicheln, ließ Gyars Hände zittern. Gleichzeitig unterdrückte er die aufsteigenden Tränen. Verärgert schallt er sich einen Idioten. »Los, nach Hause!«, stieß er mit gepresster Stimme hervor und schwang sich aufs Pferd.

Gemeinsam trabten die ungleichen Verbündeten zurück zum Königsschloss. Jeder der beiden verstrickt in die eigene konfuse Gedankenwelt.

Fanrea Band 3

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