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Die schätzungsweise fünfundfünfzigjährige, geschmackvoll gekleidete Frau schien verstört durch die Paracelsus-Klinik zu irren, deshalb sprach Dr. Härtling sie an. „Kann ich Ihnen helfen?“

Sie sah ihn verwirrt an, schien die Orientierung verloren zu haben. „Oh. Äh. Ja. Schon möglich. Vielleicht …“

„Ich bin Dr. Härtling, der Leiter dieser Klinik“, stellte Sören sich mit einem freundlichen Lächeln vor.

„Ja, dann können Sie mir sicher helfen“ , sagte die Frau und nickte. „Mein Name ist Möhner. Charlotte Möhner. Meine Tochter arbeitet hier. Ich bin die Mutter von Dr. Katja Arndt.“ Sören hob erfreut die Augenbrauen. „Die Mutter unserer neuen Internistin.“ Er gab Charlotte Möhner die Hand. „Freut mich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft zu machen, gnädige Frau.“

„Ich hoffe, Sie sind mit Katja zufrieden.“

„Sie ist eine hervorragende Ärztin.“

„Es tut gut, das zu hören“, sagte Charlotte Möhner. „Ich war zur Kur, bin heute heimgekommen und dachte, ich melde mich kurz bei Katja zurück.“

„Kein Problem“, sagte Dr. Härtling. „Kommen Sie, ich bringe Sie zu ihr.“ Er zeigte der Frau den Weg zur internen Station. Eine Tür öffnete sich, und Katja trat, in Gedanken versunken, mit Röntgenbildern unterm Arm auf den Flur.

Sie hätte weder den Klinikchef noch ihre Mutter bemerkt, wenn Sören sie nicht angesprochen hätte, als sie ihnen den Rücken zukehrte.

„Einen Augenblick, Frau Kollegin“, bat Dr. Härtling. „Da ist jemand, der Sie sprechen möchte.“

Katja schreckte aus ihren Gedanken hoch, blieb stehen und drehte sich schwungvoll um. Als sie ihre Mutter erblickte, strahlte sie vor Freude. „Mama!“

Charlotte Möhner trat vor. Mutter und Tochter umarmten einander innig. „Ich hoffe, ich störe nicht“, sagte Frau Möhner. Sie sah Dr. Härtling an. „Ich bleibe auch nur wenige Minuten.“

„Ist schon in Ordnung“, sagte der Klinikchef und entfernte sich.

Katja brachte die Röntgenaufnahmen ins Ärztezimmer und ging mit ihrer Mutter anschließend in den Klinikpark. „Du siehst großartig aus, Mama“, stellte sie erfreut fest.

„Ich fühle mich wie neugeboren.“

„Manche Kuren bewirken wahre Wunder“, sagte Katja lächelnd, und sie dachte dabei an die Worte ihres Bruders. „Sie hat mich einem pensionierten Telekom-Beamten vorgestellt, und sie hat ihn dabei sehr eigenartig angesehen“, hatte er ihr erzählt, nachdem er Mutter im Schwarzwald besucht hatte.

Sie nahmen im Schatten eines großen Kastanienbaumes auf einer Holzbank Platz.

„Das Essen war hervorragend“, erzählte Charlotte Möhner.

„Hast du zugenommen?“

Frau Möhner schüttelte den Kopf. „Zum Glück nicht. Du weißt ja, wie schwer ich die Pfunde, die ich hinauffuttere, wieder runterkriege.“

„Wie konntest du dein Gewicht halten?“

„Mit sehr viel Bewegung“, sagte Katjas Mutter. „Der Schwarzwald ist ja wunderschön. Wir haben unvergessliche Wanderungen gemacht.“

„Wir?“

„Ein Bekannter und ich. Hat dir Jürgen nicht von ihm erzählt?“

„Er hat von einem pensionierten Telekom-Beamten gesprochen.“

Charlotte Möhner nickte. „Cornelius Eichinger ist sein Name. Ein ganz reizender Mensch. Ein Kavalier der alten Schule. Hilfsbereit und zuvorkommend, intelligent und unterhaltsam. Wir haben während unseres Kuraufenthaltes unglaublich viele Gemeinsamkeiten entdeckt.“

Katja Arndt schmunzelte. „Herr Eichinger scheint dich verzaubert zu haben. Mir kommt vor, als hätte er wieder Leben in deine Augen gebracht. Und Zufriedenheit. Und neues Glück.“

Frau Möhner senkte den Blick. „Er ist nett. Ich mag ihn sehr.“

„Wohnt er ebenfalls in München?“

„Er hat ein Haus in Blumenau.“ Das war der Stadtteil neben Kleinhadern, nördlich der Ammerseestraße.

Katja nahm die Hände ihrer Mutter und sah ihr lächelnd ins Gesicht. „Jürgen kennt ihn schon. Wann lerne ich ihn kennen?“

„Gut, dass du das fragst“, sagte Charlotte Möhner. „Wie wäre es, wenn wir uns demnächst mal alle bei mir treffen würden? Du, Jürgen, Norbert und Cornelius.“

Katja dachte an ihre zwei Jobs. „Ich habe zwar sehr viel zu tun“, sagte sie, „aber wenn du mir rechtzeitig Bescheid gibst, halte ich mir den Termin frei.“

Arztroman Sammelband 8 Romane Februar 2020

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