Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 14
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Оглавление"John Giacometti ist einer der großen Paten, an die niemand herankommt", erläuterte Mister McKee, der Chef des FBI-Districts New York.
Wir saßen in seinem Besprechungszimmer und genossen jeder einen Becher Kaffee, den Mandy, die Sekretärin des Chefs, gebraut hatte. Ein Kaffee, der unter allen G-men New Yorks einen geradezu legendären Ruf genoss.
Außer Milo und mir waren noch die Agenten Orry Medina und Clive Caravaggio anwesend.
Orry - wie stets in einen edlen Zwirn gekleidet - rückte sich die goldene Krawattennadel zurecht. Seinen Ruf als bestgekleideter G-man des Districts würde er wohl noch eine Weile verteidigen.
Clive war Italo-Amerikaner, was man ihm erst glaubte, wenn er seinen Namen nannte. Er war nämlich flachsblond wie ein Wikinger.
Mister McKee fuhr fort: "Rauschgift, Glücksspiel, Prostitution und Schutzgelderpressung. Die Giacometti-Familie hat fast nichts ausgelassen, aber immer darauf geachtet, dass ihre Mitglieder vor dem Gesetz 'sauber' bleiben, wenn Sie verstehen, was ich meine."
"Wenn Sie mich fragen, dann ist Giacometti bald auf dem legalen Ufer", warf Clive ein.
Mister McKee nickte.
"Gut möglich. Kein Mensch weiß, wie viele seiner schwarzen Millionen er inzwischen blütenweiß gewaschen und damit völlig legale Unternehmungen gegründet hat."
"Aber Sie denken, dass er bald abtritt, um sich zurückzuziehen?", vergewisserte ich mich.
"Das wäre durchaus möglich, Jesse. Vielleicht braucht er auch noch ein paar Jahre, aber fest steht, dass Unruhe aufkommt, sobald solche Gerüchte im Umlauf sind. Die potentiellen Nachfolger sitzen doch schon in den Startlöchern. Noch ist John Giacometti der König von Little Italy, aber insgeheim wird der Kuchen schon verteilt..."
"Und Sie meinen, jemand versucht Giacometti schon vorher vom Thron zu stürzen, um sich das Filetstück aus der Beute nehmen zu können", meinte Milo.
Orry machte ein düsteres Gesicht. "Das bedeutet, dass es Krieg gibt!"
"Nach den letzten Morden mit Sicherheit", war Caravaggio überzeugt.
Mister McKee wandte sich an mich und Milo.
"Haben Sie inzwischen etwas über diesen Kerl herausgefunden, der seine Opfer mit einer Armbrust zu töten pflegt?"
Wir hatten einige Stunden am Computer gesessen, um alles auszuschöpfen, was uns an Datenbanken zur Verfügung stand.
Das Ergebnis war leider ziemlich mager.
"Es sind einige Fälle bekannt, in denen Menschen durch Armbrustgeschosse gleicher Bauart starben. Alles spricht dafür, dass es einen Profi-Killer gibt, der diese Methode bevorzugt."
"Und ich dachte immer, das Mittelalter wäre schon vorbei", meinte Orry.
Milo erklärte: "Eine Armbrust kann heute eine High-Tech-Waffe sein. Wenn sie aus Karbon gefertigt ist, ist sie ultraleicht. Außerdem spricht kein Metalldetektor darauf an. Wenn man sie in Einzelteile zerlegt, kann man sie problemlos auf Flugreisen mitnehmen, was bei Schusswaffen für jeden Killer ein Problem ist. Und mit der entsprechenden Zielvorrichtung kann man mit so einem Ding auf zweihundert Meter genauso exakt treffen, wie mit einem entsprechenden Gewehr..."
"Gibt es irgendwelche weiteren Informationen über diesen Armbrust-Killer?", erkundigte sich Mister McKee.
"Leider nein", sagte ich. "Kein Foto, kein Fingerabdruck. Einige widersprüchliche Zeugenaussagen und Beschreibungen. Er scheint ein Meister der Tarnung zu sein. Ein Mann für Spezialaufträge. Zumindest kommt man auf den Gedanken, wenn man die Liste seiner Opfer sieht..."
"Ein Freiberufler sozusagen", stellte Mister McKee fest.
Ich nickte.
"Sieht so aus. Ich glaube nicht, dass er irgendeiner Gruppe zuzuordnen ist. Anscheinend hat er sowohl für die Triaden, als auch für die Cosa Nostra oder die Ukrainer gearbeitet. Er scheint zu keiner Familie oder irgendeinem Clan zu gehören..."
"...was es schwieriger machen dürfte, ihn zu finden", ergänzte Caravaggio.
Mister McKee nickte düster. "Eine Tötungsmaschine für besonders schwere Fälle. Fragt sich nur, weshalb er in New York ist... Er muss ein Ziel haben!"
"Reynolds starb, weil er versucht hat, den Armbrust-Killer umzubringen", stellte ich fest. "Bei dem zweiten Opfer wissen wir nicht einmal den Tatort, geschweige denn die Umstände..."
Mister McKee sah mich an.
"Was überlegen Sie, Jesse?"
Ich blickte auf. Manchmal konnte man auf die Idee kommen, dass unser Chef Gedanken las. Er hatte den sprichwörtlichen Instinkt, ohne den es in unserer Arbeit trotz aller technischen Hilfsmittel nicht geht.
Ich lächelte.
"Reynolds hat nicht aus eigenem Antrieb versucht, den Kerl umzubringen. Er hatte dafür einen Grund..."
"Meinen Sie, Giacometti hat ihn geschickt?"
"Liegt das nicht nahe? Und Giacometti könnte das eigentliche Ziel dieses mysteriösen Killers sein..."
Mister McKee zuckte die Schultern. "Wird Zeit, dass Sie ihm einen Besuch abstatten, Jesse, meinen Sie nicht auch?" Der Chef drehte sich herum und wandte sich an Caravaggio und Orry.
"Clive, Sie kennen sich am besten in Little Italy aus..."
"Stimmt", murmelte er.
"Sie und Orry sollten sich dort mal ein bisschen intensiver umhören. Klappern Sie unsere Informanten ab. Wir müssen unbedingt wissen, was da vor sich geht - ehe es zu spät ist und es zum großen Knall kommt!"