Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 9
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ОглавлениеKein Mensch, der in Riverdale wohnt sagt von sich, dass er aus der Bronx kommt. Und das, obwohl Riverdale zweifellos zur Bronx gehört.
Aber die Bronx bringt man im allgemeinen mit Armut, Verfall, Obdachlosigkeit und Straßengangs in Verbindung, die die einzelnen Straßenzüge für die Crack-Dealer untereinander aufteilen. Wohnblocks, die aussehen wie Ruinen und Straßen, um die selbst die Cops einen Bogen machen oder sich nur mit Pump-gun und kugelsicherer Weste hineintrauen.
Aber es gab auch eine ganz andere Seite der Bronx und Riverdale gehörte dazu. Schmucke Einfamilienhäuser konnte man hier finden und kleine Geschäfte. Hier wohnten Angestellte und kleine Geschäftsleute, denen die horrenden Mieten in Manhattan einfach zu teuer waren.
Und in einem dieser Bungalows lag der Tatort, an den wir an diesem Tag gerufen wurden.
Ich parkte meinen roten Sportwagen etwas abseits. Überall standen Einsatzfahrzeuge herum.
Uniformierte Cops der City Police patrouillierten herum und sicherten alles ab. Ich sah auch den Wagen des Gerichtsmediziners.
"Also los, Jesse", meinte mein Freund und Kollege Milo Tucker und zog schon einmal seinen FBI-Dienstausweis hervor.
Ohne eine solche Legitimation würde uns keiner der Polizisten bis zum Ort des Geschehens lassen. Wir stiegen aus.
Dem ersten der Uniformierten zeigten wir unsere Ausweise.
"Special Agent Jesse Trevellian vom FBI", murmelte ich dabei. "Dies ist mein Kollege Special Agent Tucker."
Der Polizist - ein kräftiger Mann mit breiten Schultern und blauen Augen - nickte.
Er machte eine Handbewegung.
"Kommen Sie, Sie werden schon erwartet.“
"Wer leitet den Einsatz hier?", erkundigte ich mich.
"Captain Ramirez von der Homicide Squad des 59. Reviers", erklärte der Police Officer.
Wir folgten ihm in den Garten. Captain Ramirez kannte ich flüchtig. Er stand mit den Händen in den Hosentaschen da und wirkte ziemlich nachdenklich.
Der Gerichtsmediziner schien seine Arbeit gerade beendet zu haben. Er kam aus dem hinteren Eingang des Hauses heraus.
Sein Gesicht war bleich wie die Wand. Er wandte sich an Ramirez. "Mehr, als ich Ihnen schon gesagt habe, können Sie jetzt noch nicht von mir erwarten."
"Verstehe", knurrte Ramirez.
Der Arzt wechselte seine Tasche von der rechten in die linke Hand und lockerte sich dann die Krawatte. Er sah ziemlich mitgenommen aus.
"Ein Mann ohne Kopf ist auch für mich kein Anblick, den ich vor dem Frühstück gut vertragen kann", erklärte er. Sein Lächeln wirkte gequält. "Also dann, Captain!"
Er wandte sich herum und ging an uns vorbei. Der Arzt grüßte uns knapp.
Captain Ramirez schaute zu uns herüber.
"Auf Sie habe ich gewartet", meinte er, ehe der Officer etwas erklären konnte. "Wir gehen hinten hinein. Vorne sind die Kollegen der Spurensicherung noch bei der Arbeit."
"Okay", sagte ich.
Während wir gingen, sprach Ramirez weiter. "Dieses Haus gehört einem gewissen James McInnerty und seiner Frau Susan. Die sind aber für ein halbes Jahr in Europa und nehmen dort an einem Austauschprogramm für Lehrer teil. Seit ein paar Wochen hat sich hier nun ein Mann einquartiert, der sich John Smith nannte."
"Klingt nicht gerade nach viel Phantasie", kommentierte Milo.
Ramirez grinste.
"Wir gehen auch davon aus, dass er nicht wirklich so heißt. Die Nachbarn dachten, dass die McInnertys ihr Haus für die Zeit ihres Europa-Aufenthalts vermietet hätten. Ich habe bereits mit ihnen telefoniert. Die wissen nichts davon, dass dieser Smith sich hier aufgehalten hat..."
"Gibt es eine Personenbeschreibung?", fragte ich.
"In Kürze sogar ein Phantombild. Ein paar Kollegen sind noch in der Nachbarschaft unterwegs, um die Bewohner nach ihren Beobachtungen zu befragen..."
Durch den Hintereingang betraten wir das Haus. Ich ließ den Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Mir fiel sofort das Fenster auf.
"Da ist er durchgestiegen", meinte Ramirez.
"Wer? Smith?", fragte ich.
Ramirez schüttelte den Kopf. "Nein, der Mann, der jetzt keinen Kopf mehr hat. Er hatte eine Uzi bei sich, von der er auch ausgiebig Gebrauch gemacht hat. Offenbar wollte er Smith umbringen, zog aber den Kürzeren."
Ramirez führte uns durch den Flur.
"Vorsicht!", rief jemand.
Es war einer der Kollegen der Scientific Research Division, kurz SRD. Dabei handelte es sich um den zentralen Erkennungsdienst der verschiedenen New Yorker Polizeieinheiten einschließlich des FBI-Districts.
"Wir fassen schon nichts an", meinte Milo.
Ramirez führte uns ins Schlafzimmer.
Der Anblick war grässlich.
"Der Tote heißt Bruce Reynolds, auch wenn man das anhand einer Fotokartei nicht mehr erkennen könnte. Aber die Fingerabdrücke stimmen überein..."
Ich nickte.
Deswegen waren wir hier. Reynolds stand seit langem auf unserer Fahndungsliste. Er hatte im Verdacht gestanden, an verschiedenen Morden im Mafia-Milieu beteiligt gewesen zu sein. Schon deswegen war das ein Fall für uns vom FBI-District New York City.
Ich bückte mich zu dem Toten hinunter.
"Wodurch wurde er getötet?", fragte ich.
"Durch einen Stahlbolzen", erläuterte Ramirez. Ich erhob mich und der Captain deutete auf den Nachttisch neben dem Doppelbett. "Dort liegt das Geschoss", meinte er. Der Bolzen war so lang wie ein Finger und sorgfältig in Plastik eingetütet. "So etwas verschießt man mit einer Armbrust", meinte Ramirez dann. "Allerdings normalerweise nur zu sportlichen Zwecken..."
Ich erhob mich, sah mir den Bolzen eingehend an und hörte, wie Milo derweil das Geschehen rekonstruierte.
"Reynolds hatte also offenbar den Auftrag, diesen mysteriösen Mister Smith zu töten."
"Ja", sagte Ramirez.
"Reynolds muss eine Menge Respekt vor seinem Opfer gehabt haben", schloss Milo. "Er hat eine Uzi benutzt - und nicht etwa eine Automatik mit Schalldämpfer, was viel weniger Aufsehen erregt hätte."
"Sein Wagen stand draußen an der Straße", gab Ramirez zu bedenken. "Reynolds hätte ihn bequem erreichen können, bevor es hier ungemütlich geworden wäre."
"Er wollte auf Nummer sicher gehen!"
"Sieht so aus! Und doch ist dieser Smith ihm zuvorgekommen!"
Jetzt mischte ich mich wieder ein. "Wurde der Wagen schon untersucht?"
"Ja."
"Und?"
"Wir haben einen falschen Führerschein und seine Brieftasche gefunden. Darin fand sich auch eine Hotelquittung. Nicht gerade die feinste Adresse, wenn Sie mich fragen, Agent Trevellian. Aber er hatte ja wohl allen Grund dazu, seinen Wohnsitz öfter mal zu wechseln, oder?" Ramirez Blick wandte sich noch einmal zu dem Toten.