Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 20

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John Giacometti war ein kräftig gebauter Mann mit grauen Haaren und beinahe gütig dreinblickenden Augen. Diese Augen passten so gar nicht zu den Verbrechen, mit denen man seinen Namen in Verbindung brachte.

Giacometti stand an der breiten, mit Blumenkübeln überladenen Brüstung des Dachgartens und blickte über sein Viertel. Die imposanten Wolkenkratzer von Lower Manhattan überragten Little Italy und China Town und bildeten eine einzigartige Kulisse.

Ein schwarzgekleideter Butler stand neben Giacometti und hielt ihm ein Tablett hin. Darauf befand sich ein Espresso-Service.

Der große Boss nahm uns zunächst gar nicht wahr.

Er trank in aller Ruhe seinen Espresso, bevor er sich zu uns herumdrehte und dann eingehend musterte.

"Das sind die FBI-Agenten, Mister Giacometti", sagte der Gorilla mit der Narbe kalt. "Trevellian und Tucker.

Giacometti nickte.

"Worum geht es, Agent Trevellian?"

"Um zwei Leichen, deren Kopf mit Hilfe eines Armbrust-Bolzens zerschmettert wurde", sagte ich gelassen.

Giacomettis Gesicht blieb völlig regungslos.

Es war ihm beim besten Willen nicht anzusehen, was er dachte. Er machte eine schnelle Handbewegung.

"Lasst uns allein!", sagte er seinen Männern.

Die blickten etwas irritiert drein.

"Habt ihr nicht gehört?", rief Giacometti.

Es dauerte nur einen Augenblick, und wir waren allein mit John Giacometti.

"Möchten Sie etwas trinken?", fragte er jovial, während er sich wieder herumdrehte und in Richtung des Empire State Building blickte.

"Wir wollen die Sache nicht unnötig verlängern", sagte ich.

"Ganz wie Sie wollen." Giacometti atmete tief durch. "Ich hoffe meine Leute waren nicht zu unhöflich zu Ihnen..."

Ich verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

"Wir sind hart im Nehmen."

"Wissen Sie, die Kriminalität steigt in diesem Land unaufhaltsam... Sehen Sie sich diese Stadt an, Mister Trevellian. Voller Gesindel. Aber was erzähle ich Ihnen."

"Soweit ich weiß, sind Sie doch nicht darauf angewiesen, hier zu leben, Mister Giacometti. Sie haben doch auch noch eine Strandvilla auf Long Island und ein Haus in Miami..." Während ich das sagte, trat ich neben ihn an die Brüstung. Ich sah das matte Lächeln um seine Lippen.

"Sie sind gut informiert", stellte er fest. Er zuckte die Achseln. "Diese Stadt ist ein Dorf. Mister Trevellian. Ihr Name ist mir im Übrigen auch ein Begriff..."

"Was Sie nicht sagen."

"Meine Zeit ist knapp bemessen. Weshalb suchen Sie mich auf?"

"Gestern wurde ein Toter quasi direkt vor ihrer Haustür abgelegt..."

"Ja, was ist aus dieser Welt geworden, Mister Trevellian! Furchtbar!"

"Reden wir Klartext, wenn jemand hier einen Toten ablegt, der auch noch einer Ihrer Angestellten war..."

"Ich bin untröstlich, aber ich weiß nicht, wovon Sie reden!"

"Chris Costello war einer Ihrer Männer, Mister Giacometti! Das Ganze richtet sich gegen Sie..."

Er grinste.

"Und jetzt will mich der FBI beschützen, ja?" Er lachte schallend. "Mister Trevellian, wenn ich eins gelernt habe, dann, dass man sich nur auf sich selbst verlassen kann!"

"Kennen Sie diesen Mann?", fragte ich dann und zeigte ihm ein Bild von Bruce Reynolds.

"Nie gesehen..."

"Dieser Mann sieht jetzt nicht mehr so gut aus, nachdem er in einem Haus in Riverdale von demselben Killer umgebracht wurde... Durch eine Armbrust, wie Costello."

Und Milo ergänzte: "Es gibt nicht viele, die auf diese Weise töten..."

"Das mag wohl sein. Aber das können Sie beide wirklich besser beurteilen..."

"Reynolds hat mehrere Ihrer Telefonnummern in seinem Adressbuch stehen. Und laut Auskunft der Telefongesellschaft hat er fleißig mit Ihnen telefoniert..."

"Mit einem meiner Abschlüsse", korrigierte Giacometti. "Herrgott, was glauben Sie, wie viel Telefone es allein hier in diesem Gebäude gibt."

"In Ihrem Haus auf Long Island nicht ganz so viele..."

Zum ersten Mal sah ich so etwas wie eine Bewegung in Giacomettis Zügen. Sein Mund wurde ein dünner Strich. Seine Augen schmal.

Sein Blick bekam etwas Falkenhaftes.

"Reizen Sie mich nicht, Mister Trevellian!"

Ich fixierte ihn mit meinem Blick.

"Reynolds stand auf unserer Fahndungsliste. Er war ein Auftragskiller. Und er telefonierte mit Ihnen... Tja, und kurze Zeit später versucht Reynolds dann, einen Kerl umzubringen, dem er offensichtlich nicht gewachsen war. Wenn Sie an meiner Stelle wären, würden Sie auch ins Grübeln kommen!"

Giacometti drehte sich herum und sein Zeigefinger schnellte hoch wie ein Springmesser. Eine dunkle Röte überzog jetzt sein Gesicht.

"Sagen Sie so etwas nie wieder, wenn Sie es nicht hundertprozentig beweisen können, Mister Trevellian! Oder es wird Ihnen leid tun! Ich kann dafür sorgen, dass Sie Ihren Job verlieren, dass Sie kein Bein mehr an den Boden kriegen, dass Sie völlig diskreditiert sind und man Sie nicht einmal mehr als Straßenkehrer nehmen würde!"

Jetzt hatte er die Beherrschung verloren.

Und für mich hieß das, dass ich genau an den Nerv des faulen Zahns gekommen war.

Wir waren auf der richtigen Spur. Immerhin das war jetzt sicher. Es lag auf der Hand, warum er so dünnhäutig war. Wenn er wirklich kurz davor stand, auf das 'legale Ufer' überzusetzen, dann konnte er Misstöne nicht gebrauchen. Geld ist wie ein scheues Reh, so sagt man. Und Giacomettis neue - seriöse - Geschäftspartner waren es sicher auch.

Schwierigkeiten mit der Justiz oder Gerüchte von Morden und Lohnkillern konnten unter Umständen alles wie eine Seifenblase zerplatzen lassen.

Ich erwiderte Giacomettis Blick kühl.

"Ich glaube, Sie überschätzen sich, Mister Giacometti!"

"Und Sie, Mister Trevellian?", wisperte der große Boss zurück. Und seine Stimme klang wie eine Drohung.

Ich trat nahe an Giacometti heran. Wir waren etwa gleich groß. Unsere Blicke begegneten sich. Ein stummes Duell.

"Dieser Mann mit der Armbrust - was will er hier in New York? Der ist nicht gekommen, um zwei Ihrer Lakaien umzubringen! Der befasst sich nur mit großen Fischen..."

"Sie müssen es ja wissen, G-man!"

"Wir wollen ihn haben, bevor hier die Fetzen fliegen!"

"Dann wünsche ich Ihnen viel Glück, Mister Trevellian. Ich kann Ihnen leider nicht helfen."

"Sie! Er will Sie, Mister Giacometti! Das wäre jedenfalls plausibel! Und Sie haben Reynolds geschickt, um ihn auszuschalten! Aber das hat nicht geklappt..."

"Scheren Sie sich zum Teufel, Trevellian!" Und dann rief er laut nach seinen Leuten.

Die beiden geklonten Gorillas, die man nur an der Narbe unterscheiden konnte, wie mir schien, ließen die Tür zur Seite fliegen, durch die es hinunter ging.

Ihre Uzis hatten sie im Anschlag.

Mit einem 'Ratsch' wurden die Waffen durchgeladen.

Ein hässliches, hartes Geräusch.

Dann standen sie vor uns. So grimmig wie Bull Terrier. In ihren dumpf dreinblickenden Augen stand nackte Mordlust.

Ich registrierte aus den Augenwinkeln heraus, dass Milos Hand unauffällig seitwärts glitt. Dorthin, wo er seine Waffe stecken hatte...

"Die Herren müssen jetzt leider schon gehen", knurrte Giacometti.

Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller

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