Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 22
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ОглавлениеDer Mann drückte den angeklebten blonden Schnauzbart richtig fest. Das Ding juckte. Genau, wie das Mittel, mit dem er sich das Haar gefärbt hatte.
Wahrscheinlich eine Allergie, so dachte er und fluchte innerlich. Aber dieses Jucken war noch eines der kleineren Übel, die er auszuhalten hatte.
Er musste jetzt vorsichtig sein.
Er war Profi und er wusste, was nach der Sache in Riverdale passieren würde. Es hatten ihn zu viele Leute gesehen. Leute, die sich nie an ihn erinnert hätten, wenn es da nicht diese Leiche gegeben hätte. Und die Cops mit ihren Fragen.
Jetzt musste er sich wie ein Chamäleon verhalten.
Der Blonde kannte sich aus. Überall würde man mit Phantombildern hausieren gehen, die ihm mehr oder weniger ähnlich sähen.
Er hoffte natürlich weniger.
Der Blonde saß in einem gestohlenen Buick. Den Wagen musste er öfter mal wechseln, sonst konnte es brenzlig werden.
Er fuhr den Broadway hinunter bis zur Lower East Side, dann fuhr er dort in eine der Nebenstraßen.
Er blickte in den Rückspiegel. Hinter ihm war ein roter BMW. Der BMW war ihm schon den ganzen Broadway hinunter gefolgt und das gefiel ihm nicht. Er war übermisstrauisch.
Aber deshalb lebte er noch. Nur aus diesem Grund...
Er lenkte den Buick um einen Block herum und dann um den nächsten.
Der BMW ließ sich nicht abschütteln.
Der Buick war nicht gerade ein Sportwagen. Der Blonde trat das Gaspedal voll durch. Die Reifen quietschten in der Kurve.
Er fuhr einen wilden Zickzack quer durch die Lower East Side.
Als er die Delancey Street erreichte, hatte er den BMW abgeschüttelt. Glaubte er zumindest. Mit Vollgas brauste er in Richtung Williamsburg Bridge, um nach Brooklyn überzusetzen.
Immer wieder sah er nervös in den Spiegel.
Von dem BMW war nichts zu sehen.
Aber bei jedem roten Farbtupfer, der auf dem städtischen Highway zu sehen war, wurde er nervös.
Sie sind wie die Hyänen, ging es ihm durch den Kopf.
Seine Rolle war die des Jägers - nicht die des Gejagten.
Und dann ertönte plötzlich eine Sirene.
Das verhieß nichts Gutes. Ein Wagen der Highway Patrol holte kräftig auf. Der Buick konnte so ein Rennen einfach nicht gewinnen. Selbst bei Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit nicht. Der Dienstwagen der Highway Patrol hatte Blaulicht an und überholte.
Der Blonde fluchte laut vor sich in, als er an den Seitenstreifen gewunken wurde.
Auch das noch!
Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Die Highway Patrol war zwar nicht grade die Art Cops, mit denen er sonst zu tun hatte. Aber sie bestand auch aus Polizisten.
Vielleicht hielt sich der Ärger ja in Grenzen, dachte sich der Blonde. Er lenkte den Wagen an die Seite.
Aus dem Dienstwagen traten zwei uniformierte Beamte.
Die Hände hatten sie an den Revolvergriffen. In dem Punkt gingen sie ganz auf Nummer sicher.
Auch gut, dachte der Blonde. Er zog sich das Jackett aus und legte es hastig auf den Beifahrersitz.
Die Cops mussten nicht unbedingt sehen, was dort lag...
Der erste Officer klopfte an die Scheibe.
Der Blonde kurbelte sie hinunter.
"Sie sind reichlich schnell gefahren, Mister!"
"Ja, Sir, ich..."
"Führerschein und Zulassung, bitte!"
"Einen Moment..."
Der Blonde griff zum Handschuhfach. Von einer Zulassung war dort keine Spur... "Zu dumm", meinte er. "Muss in meiner anderen Jacke sein..."
"Steigen Sie bitte aus, Mister!"
Der Blonde warf einen Blick zu dem zweiten Cop hin. Der hatte sich in der Zwischenzeit die Nummer des Buick notiert, war zum Dienstwagen zurückgegangen und sprach nun mit irgendjemandem über Funk. Jetzt kehrte er zurück. Sein Gesicht war ernst. Er nickte seinem Kollegen zu und griff gleichzeitig nach der Waffe, dessen Griff aus dem Holster auf seiner Seite herausragte.
"Okay, Mister!", knurrte der Officer am Fenster. Er hatte auch blitzschnell die Waffe herausgerissen und ihn auf den Blonden gerichtet. "Steigen Sie schön langsam aus und nehmen Sie die Hände hoch..."
"Der Führerschein ist bestimmt hier in der Jacke, ich..."
"Der Wagen, mit dem Sie fahren, ist als gestohlen gemeldet!"
Was dann geschah, ging blitzschnell vor sich.
Die rechte Hand des Blonden war unbemerkt zur Jacke gewandert.
Und zu dem Gegenstand, der sich darunter befand!
Blitzschnell riss er die Armbrust herum und drückte ab. Ein klackendes Geräusch war die kurze Todesmelodie für den Highway Officer. Der Bolzen fuhr ihm mitten ins Gesicht. Die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn nach hinten. Ein Schuss löste sich aus der Dienstwaffe des Cops und brannte irgendwo ein kleines Loch in das Blech des Buick.
Der Blonde duckte sich mit dem Instinkt des Killers.
Beinahe im selben Moment krachte ein Schuss.
Der andere Officer hatte ihn abgegeben.
Ein Schwall von Scherben regnete über dem Blonden nieder, während er den Motor wieder startete und das Gaspedal durchtrat.
Blind.
Er trat voll durch, ohne zu sehen, wohin er fuhr. Noch ein Schuss krachte, dann hörte der Blonde das schreckliche Geräusch eines menschlichen Körpers, der gegen die Motorhaube des Buicks prallte. Mit einem Knacken wurde das Blech eingedrückt. Ein Schrei verlor sich im tosenden Verkehrslärm.
Der Blonde tauchte hinauf.
Er sah den Körper des Officers durch die Luft fliegen.
Und er sah den Dienstwagen der beiden Highway Patrol-Männer rasend schnell auf sich zukommen.
Sekunden nur...
Der Blonde riss das Lenkrad gerade noch rechtzeitig herum.
Mit einem Kotflügel schrammte er den Dienstwagen, eine Lampe ging entzwei. Der Blonde drückte das Gaspedal voll durch.
Das Automatikgetriebe des Buick schaltete hoch, und der Blonde fädelte sich brutal in den laufenden Verkehr ein.
Jemand hupte. Das Quietschen von Bremsen war zu hören.
Haarscharf raste der Blonde am Tod vorbei. Wie der Teufel jagte er die Williamsburg Bridge entlang, dem East River entgegen, der Manhattan von Brooklyn trennte.
Verdammt!, dachte er, als er dann hinter sich den roten BMW bemerkte.