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Es war ein etwas heruntergekommenes Haus an der nördlichen Bowery. Der Blonde wartete im Schutz der Dunkelheit bis sich eine Gelegenheit ergab, in das Apartmenthaus hineinzugelangen. Aber das war kein Problem. Er wartete einfach bis jemand durch die Tür kam und ging im selben Moment hinein.

Mit dem Aufzug fuhr er in den dreizehnten Stock.

Der Flur war lang und schlecht beleuchtet. Einige der Leuchtstoffröhren funktionierten nicht mehr. Aber wem immer dieses Haus gehörte - er schien kein Interesse daran zu haben, solche Schäden schnell zu beheben. Möglich, dass der ganze Block abgerissen und saniert werden würde.

Mit schnellen Schritten war der Blonde bei einer ganz bestimmten Tür. Francine Gordon stand am Türschild. Hier war er richtig. Er brauchte jetzt einen verschwiegenen Unterschlupf. Und bei Francine wusste er, dass auf sie Verlass war, wenn man sie gut genug bezahlte.

Über der Schulter trug er eine Sporttasche. Die Armbrust hatte er zusammengelegt und in der Tasche verstaut. Aber im Augenblick war das ohnehin nicht die richtige Waffe. Unter der fleckigen Jacke hatte er noch eine Automatik im Hosenbund stecken. Für alle Fälle.

Der Blonde klopfte heftig an der Tür. Es machte niemand auf. Er versuchte es noch einmal.

Endlich ging die Tür einen Spalt auf. Eine Stahlkette spannte sich und das etwas erstaunte Gesicht einer flachsblonden Frau sah ihn an.

Der Blonde sah an ihr herab.

Sie trug fast nichts.

Ein beinahe durchsichtiger schwarzer Body, durch den ihre aufregenden Körperformen überdeutlich zur Geltung kamen.

Selbst ihre Haut schimmerte durch den Stoff hindurch.

"Mach auf, Francine!"

"Harry!", entfuhr es ihr."Mein Gott, wie siehst du aus?"

"Du sollst aufmachen!" Seine Stimme bekam einen drohenden Unterton.

"Es geht jetzt nicht."

"Wieso nicht?"

Francine schluckte und musterte ihn dabei noch einmal mit einer Mischung aus Erstaunen und Abscheu.

Dann sagte sie: "Ich habe jemanden hier..." Und während sie das sagte, dreht sie sich einmal kurz herum.

"Verstehe..."

"Du kannst morgen..."

"Ich sitze in der Klemme, Francine!"

"Aber..."

Harry ließ ihr keine Zeit, irgendwelche Einwände zu erheben. "Schmeiß den Kerl raus!", sagte er auf eine Art und Weise, die keinerlei Widerspruch duldete.

"Harry, was glaubst du, wovon ich lebe? Jahrelang bist du wie vom Erdboden verschluckt gewesen und dann tauchst du plötzlich wieder auf und verlangst solche Sachen von mir. Sei vernünftig..."

Jetzt meldete sich eine Stimme aus dem Hintergrund. "Was ist los, Francine? Wo bleibst du?"

"Bis morgen, Harry!", sagte Francine und wollte die Tür schließen.

Harry stellte den Fuß davor. Er griff mit der einen Hand durch den Türschlitz und packte ziemlich grob ihr Kinn. Ihre Augen traten hervor. Angst leuchtete aus ihnen.

Mit der andere Hand holte Harry ein paar Geldscheine aus der Hosentasche heraus. Große Scheine.

Und dann sagte er noch einmal und noch bestimmter: "Schmeiß ihn raus, Baby!"

Sie atmete tief durch.

Ihre Brüste hoben und senkten sich dabei. Dann nickte sie leicht. Eine heftigere Bewegung hätte Harrys Griff auch nicht zugelassen.

"Okay", murmelte sie. Er ließ sie los, und sie nahm das Geld und steckte es in das Dekolleté ihres Bodies. Dann beseitigte sie die Kette.

Harry öffnete die Tür.

Er sah einen fettleibigen, hochgewachsenen Mann von mindestens 140 Kilo. In der einen Hand hielt er eine Champagnerflasche, in der anderen zwei Gläser. Sein Anzug war bereits etwas derangiert. Seine Krawatte war offen, und sein Hemdkragen war mit Lippenstift verschmiert!

"Was soll das eigentlich?"

Stotternd brachte Francine ihm bei, dass er an diesem Abend unerwünscht sei...

Er wollte erst protestieren. Aber dann gab Harry ihm ein paar Tausend-Dollar-Noten.

Der Dicke sah sie fast ungläubig an.

"Mach dir dafür woanders einen netten Abend!", meinte der Blonde süffisant.

Und dabei ließ er ganz nebenbei seine Jacke so zur Seite gleiten, dass die Automatik sichtbar wurde. Das reichte, um den Kerl erbleichen zu lassen. Eine Minute später war er gegangen.

Francine wandte sich ärgerlich an ihren ungebetenen Gast.

"Du ruinierst mir meinen guten Ruf!", zischte sie.

"Ach, wirklich?"

Er grinste schief und lachte leise in sich hinein. Francine verzog die Nase. "Wo bist du zuletzt gewesen? In der Kanalisation?"

"Frag mich so etwas nie wieder!" Er packte sie bei der Schulter. Sein Blick war jetzt unheimlich intensiv.

"Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt mit deinen blonden Haaren..."

"Was du nicht sagst!"

"Ich hoffe, du lässt noch ein bisschen mehr springen...", hauchte sie. Ihre Finger fuhren Harry über die Schulter, dann seinen Oberarm entlang.

Mit der anderen Hand ließ sie den Träger ihres Bodies hinuntergleiten.

Harry packte sie bei den Schultern.

"Hör zu, für diese Spielereien habe ich jetzt keinen Sinn, Baby. Ich möchte, dass du genau in dieser Reihenfolge mir erstens sagst, wo ich Ricky Salieri finde, zweitens mir etwas Sprengstoff bei einem Mann besorgst, den ich gut kenne und..."

"Bist du verrückt?", unterbrach sie ihn.

Harry grinste breit.

"Vielleicht", lachte er. "Und vielleicht ist das der Grund, weshalb ich bis jetzt überlebt habe..."

Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller

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