Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 16
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ОглавлениеAn diesem Abend überzogen Milo und ich die offizielle Dienstzeit um einiges. Das 59. Revier schickte uns per Datenfernleitung ein Phantombild des Armbrust-Killers, das auf Grund von Aussagen der Nachbarn entstanden war. Es war ein Allerweltsgesicht. Jeder konnte das sein.
Immerhin sollte der Kerl mindestens dreißig und höchstens vierzig sein. Das war wenigstens eine gewisse Einschränkung.
Die Untersuchung der Armbrustprojektile ergab, dass es sich um Sonderanfertigungen handeln musste, die mit keinem Produkt vergleichbar waren, das man derzeit auf dem Sportgerätemarkt erwerben konnte. Dave Oaktree vom ballistischen Labor erläuterte uns, wie man die Bolzen bei Bedarf sogar mit Sprengladungen aufrüsten konnte, die beim Aufprall detonierten. Im vorderen Bereich der Geschosse befand sich dafür ein Hohlraum. Eine furchtbare Waffe, die den Bedürfnissen unseres Gegners genau angepasst war.
Es war schon ziemlich spät, als ich Milo schließlich an der gewohnten Ecke absetzte. Am nächsten Morgen würde ich ihn dort vor Dienstbeginn wieder abholen.
Für den nächsten Tag hatten wir geplant, John Giacometti einen Besuch abzustatten.
"Der aalglatte Giacometti wird uns zwischen den Fingern hindurchflutschen", meinte Milo pessimistisch.
"Wahrscheinlich sitzt eine Armee von Anwälten dabei, wenn wir mit ihm reden..."
"Vielleicht kriegen wir ihn diesmal, Milo", meinte ich, während Milo bereits die Tür meines Sportwagen geöffnet hatte.
Allzu lange konnte ich hier nicht stehenbleiben. Irgendein ungeduldiger Fahrer hupte schon, scherte anschließend aus und überholte uns.
Milo sah mich an.
"Wie kommst du auf die Idee, dass uns diesmal etwas gelingt, woran schon Generationen von Cops und Staatsanwälten gescheitert sind - nämlich John Giacometti etwas Gerichsverwertbares nachzuweisen! Nicht einmal wegen Falschparken könnte man ihm ans Leder, weil er ein Chauffeur hat und sich fahren lässt."
Ich zuckte die Schultern.
"Abwarten Milo. Wenn er wirklich so in Bedrängnis gerät, wie Mister McKee vermutet, dann besteht die Chance, dass er Fehler macht..."
"Und darauf setzt du?"
"Wüsstest du etwas anderes?"
Milo schüttelte den Kopf. "Wie beim Schach", meinte er. "Darauf warten, dass der Gegner etwas Unüberlegtes tut... Irgendwie gefällt mir das nicht." Er stieg aus und drehte sich nochmal zu mir hin. "Bis morgen, Jesse!"
"Dann in alter Frische!"
"Witzbold!"
Milo schlug die Tür zu, und ich fuhr weiter, hinein in das blinkende Lichtermeer dieser City 'that never sleeps', wie Frank Sinatra sie besungen hatte.
Ich hatte meine Wohnung noch nicht erreicht, da klingelte mein Handy. Mein Sportwagen befand sich gerade vor einer Ampel.
Eine günstige Gelegenheit, ein Gespräch anzunehmen.
"Ja, hier Agent Trevellian!"
Es war die Zentrale. Eine dunkle, rauchige Frauenstimme, die auf den Namen Linda hörte, wenn man sie ansprach. Sie fragte mich, ob sie den Anruf einer gewissen Brenda Reynolds weiterleiten sollte.
"Okay, Linda", sagte ich. Und eine Sekunde später hatte ich Brenda am Apparat.
"Hallo Jesse", hauchte sie. Mir war bis dahin noch nicht aufgefallen, was für eine aufregende Stimme sie hatte. Selbst per Telefon.
"Was gibt es, Brenda?", fragte ich.
"Jesse, ich weiß nicht, wie lange Sie Dienst haben oder was Sie heute Abend noch vorhaben... Aber ich würde mich gerne mit Ihnen treffen."
Ich zögerte.
Warum tut sie das?, fragte ich mich. Wahrscheinlich hat jeder G-man so etwas Ähnliches wie einen Misstrauens-Chip im Gehirn, der immer dann aktiv wird, wenn etwas Ungewöhnliches geschieht.
"Jesse?", fragte sie. "Sind Sie noch dran?"
"Ja."
"Sehe ich Sie in einer Viertelstunde in Jake's Bar in der 5th Avenue auf einen Drink?"
"Ich werde dort sein", versprach ich.