Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 15
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ОглавлениеDie Table-Tänzerinnen trugen nichts weiter als die paar Quadratzentimeter Stoff, aus dem ihre winzigen Tangas geschnitten waren. Ein dämmriges, weiches Licht herrschte im Starlight. Ein Licht, das die Körperformen der großbusigen Schönheiten umspielte wie ein durchsichtiger Schleier.
Die Girls wiegten sich im langsamen Takt der Musik und ließen sich von der offenbar durchweg gutbetuchten Kundschaft Geldscheine hinter die seitlichen Strings ihrer Tangas stecken.
Bei den meisten Gästen handelte es sich wohl um Geschäftsleute und Börsenmakler, die ihre wenige Freizeit in angenehmer Umgebung verbringen wollten.
Nur in Wall Street gab es mehr Tausend-Dollar-Maßanzüge pro Quadratmeter.
Als John Giacometti den Raum betrat, glitt der habichtgleiche Blick seiner grauen Augen durch den Raum.
Jemand vom Personal eilte herbei, um ihm den pelzbesetzten Mantel abzunehmen, aber er schüttelte den Kopf.
Giacometti nahm nicht einmal den Hut ab, der das graue Haar bedeckte. Er war nicht hier, um sich schöne Frauen anzusehen.
Er war überhaupt nicht zum Vergnügen hier, sondern weil ihm das Wasser bis zum Hals stand.
Und er kam auch nicht allein.
Sein Gefolge war recht zahlreich. Die Kerle sahen sich alle recht ähnlich. Kantige Gesichter und dunkle Mäntel.
Darunter schwarze Anzüge kombiniert mit schwarzen Rollkragenpullovern. Es wirkte beinahe wie eine Uniform.
Giacometti war bekannt dafür, dass er die Ordnung liebte.
In dem Punkt verleugnete er seine Vorfahren aus Sizilien völlig.
Eher beiläufig gab er einem seiner Gorillas ein Zeichen, woraufhin dieser nickte und sich auf den Weg machte. Er ging quer durch den Raum. Eines der Girls warf einen irritierten Blick auf ihn.
Der Kerl hatte mit wenigen Schritten die Stereoanlage erreicht und schaltete sie kurzerhand ab.
Als einer der Angestellten protestieren wollte, blickte er eine Sekunde später in den Lauf einer Automatik und verstummte. Er vergaß dabei, den Mund wieder zu schließen.
Unter den Gästen entstand Gemurmel.
Giacometti trat in die Mitte des Raumes, flankiert von seinen dunkelgekleideten Gorillas.
"Ich muss Ihnen leider sagen, dass dieser Club für den Rest des Abends geschlossen ist - für eine Privat-Party!"
Giacomettis Leute hatten sich indessen an allen wichtigen Punkten im Starlight aufgestellt.
Die ersten Gäste verließen das Lokal.
Aus einem Nebenraum kam ein drahtiger Mann im Smoking.
"Was ist hier los, verdammt nochmal?", rief er. Einer der Barmixer wandte sich an ihn und raunte ihm etwas zu.
Der Mann mit dem Smoking erbleichte.
Dann sah er Giacometti und ging auf ihn zu.
"Mister Giacometti! Was für eine Freude..."
Giacometti nahm zunächst überhaupt keine Notiz von ihm. Er wandte sich einer kurvenreichen Nackten mit langen, dunklen Haaren zu. Unsinnigerweise versuchte sie, ihre großen Brüste mit den Händen zu bedecken.
Giacometti nahm einen Tausend-Dollar-Schein aus der Brieftasche und steckte ihn ihr zu.
"Kauf dir was zum Anziehen, Baby - und stör uns nicht!"
Die Dunkelhaarige sah Giacometti mit großen Augen an. Dann wich sie scheu zurück. Der Saal hatte sich indessen fast vollständig geleert. Nur noch Personal war da. "Ihr habt frei für den Rest des Abends!", rief Giacometti den Angestellten zu. "Habt ihr gehört?"
Wie um die Worte ihres Chefs zu unterstreichen, schlugen einige der schwarzgekleideten Gorillas die dunklen Mäntel zur Seite.
Zierliche Uzi-Maschinenpistolen kamen zum Vorschein.
Mit einem knackenden Geräusch wurden mindestens ein halbes Dutzend dieser teuflischen Waffen zum selben Zeitpunkt durchgeladen.
Ein Laut, der dem Personal bleiche Gesichter und flinke Beine machte.
Keine zehn Sekunden dauerte es und im Starlight befanden sich nur noch Giacometti und seine Leute, sowie der Mann im Smoking.
Dieser schluckte.
Giacometti trat auf ihn zu, tätschelte seine Wange.
"Jimmy", sagte er dann mit leiser, etwas heiserer Stimme, die wie das Zischen einer Klapperschlange klang. "Jimmy Simone, was machst du nur für Sachen..."
Jimmy schluckte abermals. Er blickte sich um, sah die kantigen Gesichter mit den kalten Augen und die Mündungen der Maschinenpistolen...
Flucht war ausgeschlossen. Niemand konnte ihm jetzt helfen.
Schweiß brach ihm aus.
Kalter Angstschweiß.
"Sie wissen, dass Sie immer ein gerngesehener Gast sind, Mister Giacometti, aber müssen Sie mir deswegen gleich meine Gäste verscheuchen?"
"Setz dich, Jimmy. Wir müssen miteinander reden", wisperte Giacometti.
"So dringend?"
"So dringend."
Einer der Gorillas stellte Jimmy einen Stuhl am nächstgelegenen Tisch zurecht. Jimmy setzte sich. Giacometti nahm gegenüber Platz.
Rechts und links von Jimmy stellten sich zwei von Giacomettis Leuten auf.
Jimmy grinste schwach.
"Wie ich sehe, haben Sie Ihre Leute neu einkleiden lassen. Wie eine Gang von Existenzialisten oder die Mitarbeiter eines Beerdigungsinstituts..."
"Über deine Witze kann ich nicht mehr lachen, Jimmy. Aber du hast in gewisser Weise recht: Es geht um die Existenz. Um deine vor allem..."
"Aber..."
"...und manchmal beerdigen diese netten Herren auch jemanden, wenn es sein muss."
"Mister Giacometti, ich..."
"Hör zu, Jimmy, du sollst der Urheber schlimmer Gerüchte sein."
Jimmy wollte sich vorbeugen. Aber einer der Gorillas ließ seine Pranke vorschnellen und zog ihn mit einem Ruck zurück auf den Stuhl.
Giacometti sprach weiter.
"Man sagt, du würdest herumerzählen, dass ich es nicht mehr lange machen würde. Man sagt sogar, dass du daran denkst, zur Konkurrenz zu wechseln..."
"Davon ist nichts wahr, Mister Giacometti!"
"Man sagt auch, dass du völlig übermütig geworden bist, seit heute jemand die Leiche in der Spring Street abgeladen hat... Du hast dich heute Nachmittag mit Leuten getroffen, die ich nicht mag..."
"Hören Sie..."
Giacomettis Zeigefinger schnellte wie die Klinge eines Klappmessers in die Höhe.
"Nein, jetzt hörst du mir zu, Jimmy!" Seine Stimme bekam einen bösen, bedrohlichen Unterton. Giacometti verzog den Mund zu einer wölfischen Grimasse. Ein Goldzahn blitzte dabei hervor. "Als deine Tochter nicht gut genug für die Universität war - wer hat da nachgeholfen?"
"Sie, Mister Giacometti..."
"Und als dieser Pimpf von der Stadtverwaltung dir Schwierigkeiten machen wollte, weil du in deiner Sauküche die Hygienevorschriften nicht einhalten konntest - wer hat diesem Wichtigtuer da ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte?"
"Ich weiß..."
"Jimmy, du bist wie ein Sohn für mich gewesen. Ich habe dich großgemacht. Und ich habe diesen eifersüchtigen Griechen für dich umlegen lassen, bevor er dir eine Kugel in den Kopf jagen konnte. Du musstest ja unbedingt mit seiner Freundin herummachen... Doch das sind menschliche Schwächen, Jimmy. Ich bin selber nicht frei davon. Aber was ich nicht ausstehen kann, ist, wenn ein Hund die Hand beißen will, die ihm den Knochen gibt... Jimmy, so etwas kann ich einfach nicht ausstehen, da bin empfindlich."
Blitzschnell kam Giacomettis Linke nach vorn und griff quer über den Tisch. Er packte Jimmys Nase zwischen Zeigefinger und Mittelfinger, drehte die Hand seitwärts und zog Jimmy halb über den Tisch. Jimmy schrie auf. Giacometti stieß ihn zurück auf den Stuhl. Das Blut schoss Jimmy aus der Nase heraus.
In Giacomettis Zügen stand ein Ausdruck unverhüllter Brutalität.
"Es tut mir leid für dich", sagte er dann. "Aber wenn ich den Laden zusammenhalten will, dann muss ich ein Exempel statuieren. Das verstehst du doch, oder?"
"Aber doch nicht ich, Mister Giacometti!"
"Seit dieser Wahnsinnige mir einen meiner Männer ohne Kopf quasi vor die Füße geworfen hat, kommen einige auf dumme Gedanken und halten sich für größer, als Sie sind. Du bist auch dafür, dass alles bleibt, wie es ist, oder?" Er grinste hässlich, während er sich an dem Entsetzen weidete, das in Jimmys Gesicht geschrieben stand. "Ich wusste, dass du mich verstehst, Jimmy!" Er holte ein Taschentuch und warf es ihm hin.
"Hier, wisch dir das Blut ab, sonst besudeln sich meine Männer gleich die neuen Anzüge... Wäre doch schade!"
"Was... Was haben Sie vor", stammelte Jimmy.
"Ich hoffe, du hast ein bisschen gespart, Jimmy!"
"Was meinen Sie damit?"
Jimmy ließ einen ängstlichen Blick über die Einrichtung des Starlight schweifen.
Giacometti lachte. "Keine Sorge. Hier wird nichts kurz und klein gehauen. Schließlich gehört der Laden zur Hälfte mir und es tut mir schon in der Seele weh, dass heute Abend hier nichts mehr läuft." Giacometti seufzte in gespieltem Bedauern und fuhr dann fort: "Nein, ich spreche deine Ersparnisse aus einem anderen Grund an. Du hast sicher auch von der Kostenexplosion im Gesundheitswesen gehört, oder?"
"Mister Giacometti..."
"Du wirst eine ganze Weile im Krankenhaus liegen, Jimmy!"
"Nein", flüsterte Jimmy totenbleich. Ehe er etwas tun konnte, hatten Giacomettis Gorillas ihn gepackt.
Der große Boss wandte sich ab.
Er schaute sich nicht um, während er zum Ausgang ging.
Zusammen mit zwei seiner Leute, die sich mit ihren Uzis an der Tür postiert hatten, ging er hinaus ins Freie. Im Hintergrund waren Jimmys Schreie zu hören, aber dann kam jemand auf die Idee, die Stereoanlage wieder einzuschalten.
Giacometti ließ sich von einem seiner Leute eine lange Havanna geben, steckte sie an und nahm einen tiefen Zug.
"Die Welt ist schlecht", brummte er.