Читать книгу Das große Glück ist so nah: Lesefutter - Romane und Erzählungen großer Autoren - A. F. Morland - Страница 11

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2.


Ines schleppte die Einkaufstasche in die Küche, rannte zurück zum Flur und sammelte die Reiseprospekte vom Boden auf.

Sie schmiss sie auf die Couch und ging zurück in die Küche.

Eine knappe dreiviertel Stunde blieb ihr noch Zeit, das Essen zu richten.

Sie stellte den Rotwein in den Kühlschrank, setzte Nudelwasser auf und fing an, die Tomatensoße nach einem echt italienischen Rezept zu kochen.

Als sie die letzten Gewürze und das frische Basilikum hineintat, hörte sie, wie sich der Schlüssel im Türschloss drehte.

„Hallo Bruderherz!“, begrüßte sie Robert.

„Du kannst dich heute von mir verwöhnen lassen“, rief sie aus der Küche.

„Wenn du deine Sachen abgelegt hast, sei doch bitte so lieb und zünde schon mal die Kerzen auf dem Esszimmertisch an.“, schob sie hinterher.

Robert zog erstaunt die Augenbrauen hoch und fragte sich, was denn passiert war, dass Ines heute mit Kerzenschein das Essen genießen wollte.

Obwohl Ines sehr gut kochen konnte, hatte Robert das Zepter des Kochens übernommen, denn hinter dem Herd stehen zählte nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.

Er hing seine Jacke an den Garderobenhaken im Flur auf, schlenderte ins Esszimmer und zündete die Kerzen an.

Anschließend ging er weiter in die Küche, um seine Schwester zu begrüßen.

„Kann ich dir noch etwas helfen?“, fragte er und schaute ihr neugierig über die Schulter. Er schnupperte mit der Nase, denn er wollte nun auch sehen, was da so lecker nach Knoblauch roch. Es war ihre Spezial-Tomatensoße. Robert liebte diese Soße, denn sie hatte Pfiff und das gewisse Etwas, wenn Ines sie kochte.

„Ja, du kannst den Wein aus dem Kühlschrank holen, ihn öffnen und die Gläser im Esszimmer füllen. Der Parmesankäse steht schon auf dem Tisch, ich bringe die Soße und die Nudeln“, sagte sie.

Das Essen war wie immer köstlich und Robert ließ keinen einzigen Tropfen der Tomatensoße auf seinem Teller übrig.

Ines konnte nicht nur hervorragend kochen, sie konnte auch vorzüglich mit den Gewürzen umgehen.

Jetzt wollte Robert aber den Grund für diese gelungene Überraschung wissen.

Ines spürte die fragenden Blicke ihres Bruders und gab jetzt endlich die Erklärung für das italienische Essen.

„Ich habe heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit im Radio einen interessanten Bericht über die Amalfiküste gehört.

Da ich in zwei Monaten Urlaub habe, dachte ich mir, dass das ein schönes Urlaubsziel wäre.

Du mein lieber Robert hattest auch schon lange keine Auszeit mehr.

Ich würde mich freuen, wenn wir beide zwei Wochen zusammen in den Urlaub fahren würden.

Das heutige Essen sollte dich auf Italien einstimmen und die vielen Prospekte, die ich im Schweiße meines Angesichts bis hier nach oben geschleppt habe, sollten dich von dem Urlaubsziel überzeugen.“

„Also mit einem Urlaubsvorschlag hatte ich jetzt nicht gerechnet“, sagte er überrascht. Er schaute sie grinsend an und blickte dabei auf die vielen bunten Hefte, die auf dem Sofa lagen.

„Sind das alles Urlaubskataloge, die du aus dem Reisebüro geholt hast?“, fragte er interessiert.

„Ja“, sagte sie lachend, „aber, jetzt gilt es vorab abzuklären, ob du noch Urlaub einreichen kannst. Und bist du überhaupt von der Idee, mit mir in den Urlaub zu fahren und dem Ziel begeistert?“, schob Ines zaghaft hinterher.

„Wenn du einverstanden bist, dass wir mit meinem Auto fahren, dann könnte ich es mir gut vorstellen, mit dir zusammen in Urlaub zu fahren. Das wird bestimmt eine lustige Sache.“

Während Ines den Tisch abräumte, rief Robert seinen Kollegen Micha an, mit dem er oft zum Fitness ging und fragte ihn, ob er ihn in zwei Monaten für drei Wochen in der Firma vertreten könnte. Micha konnte gleich zusagen, weil er wegen seiner Tochter nur in den Ferien Urlaub macht.

Er ging zurück ins Wohnzimmer und sagte: „So, es kann losgehen, nun zeig mal deine Urlaubskataloge her.“

Ines stapelte alle Reisekataloge auf den Tisch, holte den Laptop, um auch dort weitere Informationen über ihr angestrebtes Urlaubsziel zu erfahren und machte es sich auf der Couch bequem.

Robert fiel gleich auf, dass es eine recht weite Strecke war, die er sich mit dem Auto vorgenommen hatte.

„Warum bist du so begeistert von der Amalfiküste, warum möchtest du ausgerechnet dort hin?“, fragte Robert.

„Wie ich dir vorhin schon sagte, ist dieser Bericht im Radio schuld.

Dann hab ich mir schon einige Bilder angeschaut. Es ist eine sehr sehenswerte Küste mit weißen und bunten kleinen Häusern, die in die Felsen der Steilküste gebaut wurden.

Es soll dort romantische kleine Strände geben. Die nahe gelegene antike Stadt Pompeji und Neapel ist auch nicht weit weg.

Kennst du den Spruch, Neapel sehen und sterben? Sterben will ich natürlich nicht, aber wenn es so schön sein soll, dass man diesen Gedanken hat...

Der Vesuv ist in der Nähe, ein Vulkan, der noch aktiv ist.

Ich finde, es ist eine der vielseitigsten Region in Italien.

Und nicht zu vergessen die berühmte Küstenstraße, sie ist eine Herausforderung für deine Fahrkünste!“, erklärte Ines voller Begeisterung ihre Entscheidung.

Robert brauchte nicht lange, bis er von dem Reisefieber seiner Schwester angesteckt wurde.

Er dachte dabei weniger an Romantik – damit hatte er vorerst nichts im Sinn – sein erster Gedanken galt dem Besuch eines Fußballspiels vom SSC Neapel.

Sie blätterten die erste Hälfte des dicken Stapels der Prospekte durch, surften noch im Internet, vertagten dann aber weitere Diskussionen, Planungen und auch Buchungen auf die nächsten Tage.

„Es ist eine sehr lange Strecke, aber wir würden sehr viele interessante Städte auf dem Weg dorthin besuchen können.

Wir können ja eine Woche für die Hin- und Rückfahrt und eine Woche vor Ort einplanen. Wie findest du das?“, fragte Robert Ines am nächsten Abend.

„Das ist eine gute Idee Robert, damit wäre ich einverstanden.

Lass uns die Städte der Hinfahrt aufschreiben und die, die wir auf der Rückfahrt ansteuern werden.

Dann überlegen wir uns, wie lange wir an einem Ort verweilen wollen. Ich kann mich dann schon um die Übernachtungen kümmern vielleicht auch schon buchen.“, schlug Ines ihm vor.

Die nächsten Wochen bis zum Tag der Abreise vergingen wie im Flug.

Bis zum Abreisetag waren noch viele Dinge zu erledigen.

Robert kümmerte sich um einen Werkstatttermin, damit sein Auto vor der Abfahrt noch eine Reiseinspektion erhielt und die typischen Einkäufe wie Bikini, Sonnenschutz und Kosmetik wurden von Ines erledigt.

Als letzter Punkt auf der To-do-Liste stand der Besuch bei Tante Käthe. Sie erhielt die Schlüssel für die Wohnung, damit sie regelmäßig den Briefkasten leert und die Pflanzen goss.

Es war früh am Morgen, als Ines die Bettdecke schwungvoll zur Seite warf und aus dem Bett sprang. Sie war aufgeregt, denn heute war der große Abreisetag.

Mit nackten Füßen tapste sie durch die Wohnung und blieb vor Roberts Zimmer stehen. Sie klopfte zaghaft an der Zimmertür und drückte gleichzeitig die Klinke herunter. Mit einem leichten Knarren öffnete sie die Tür einen Spalt breit und steckte ihren Kopf hindurch.

„Aufstehen du olle Schlafmütze“, rief sie in die Dunkelheit des Zimmers.

Sie tapste weiter bis zum Fenster und zog das Rollo nach oben.

Robert lag auf dem Bauch, er schlief noch tief und fest. „Hey du Schnarchbär, raus aus den Federn“, rief sie, während sie an seinen Schultern rüttelte.

„Bist du etwa noch müde?“, fragte Ines lächelnd. „Na, aber heute geht es doch los, ich bin so was von aufgeregt.“ Ines schnatterte die ganze Zeit und redete ununterbrochen auf ihren Bruder ein.

„Ok, ok, ich hoffe, du wirst jetzt etwas ruhiger, wenn ich aufstehe?“, brabbelte Robert leise. Er war ein kleiner Morgenmuffel.

Während Ines das Frühstück zauberte und den Kaffee aufbrühte, schlurfte Robert ins Bad und sprang unter die Dusche.

Roberts Morgenlaune wurde dadurch nicht gerade besser, aber zumindest war er jetzt im Stande, einige Grunzlaute von sich zu geben, wenn Ines etwas fragte.

Ines war ihrem Bruder in keinster Weise böse, sie nahm es einfach hin, dass er muffelig war.

Sie schleppten die Koffer und die Reisetaschen, die für die Zwischenstopps gepackt wurden, runter zum Auto, verstauten sie und fuhren los.

Als sie die Berliner Stadtgrenze passierten, besserte sich auch die Laune von Robert.

Das erste Ziel war Innsbruck. Dort übernachten sie in einem kleinen Hotel unmittelbar in der Nähe der mittelalterlichen Altstadt.

Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück machten sich Ines und Robert auf, um die Altstadt zu erkunden.

Dieser Spaziergang durch die Altstadt offenbarte den Geschwistern die ganze Schönheit der Stadt.

Sie schlendern vorbei an alten Gemäuern, Museen und weiteren Sehenswürdigkeiten wie das berühmte Goldene Dachl, die Kaiserliche Hofburg und die Hofkirche.

Zum krönenden Abschluss gingen sie ins traditionelle Café Sacher und genossen bei einer Tasse Kaffee ein leckeres Stück Torte.

Dabei sprachen sie über ihre Weiterfahrt, denn am nächsten Tag wollten sie nach Florenz aufbrechen. Dort hatte Ines zwei Übernachten gebucht, denn auch in dieser Stadt gab es viel zu sehen.

Auf der Rückfahrt war ein Zwischenstopp in Verona geplant. Ines bestand darauf, sich in der Arena di Verona die Oper Nabucco anzuschauen, ein absolutes Muss, wie sie sagte.

Robert war kein Opernfan, doch er pflichtete seiner Schwester bei, genau wie der Besuch des berühmten Balkons von Romeo und Julia.

Der zweite Stopp auf der Hinfahrt in Florenz war wunderschön.

Ines und Robert besuchten dort, obwohl sie keine großen Kunstfans waren, die Kunstsammlung in den Uffizien, schlenderten über die älteste Brücke, die Ponte Vecchio und besuchten die Kathedrale Santa Maria del Fiore.

Die zwei Tage vergingen wie im Flug und am letzten Abend genossen beide in einem bezaubernden Restaurant den Ausblick vom höchsten Punkt in dem kleinen Städtchen Fiesole, nur wenige Minuten außerhalb von Florenz.

Am nächsten Morgen checkten Ines und Robert aus dem Hotel aus.

Sie schmissen ihre Reisetaschen auf die Rücksitze und Robert öffnete das Verdeck seines roten Cabriolets. Das Wetter wie für sie gemacht, strahlend blauer Himmel, die Sonne lachte von oben herab.

Jetzt hieß es in Sorrent ankommen und endlich entspannen.

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