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Notlandung ins Glück

Liebesgeschichte

Lynda Lys & Eliza Simon


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1.

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Der Stachel der Verletzlichkeit saß tief in Sarahs Herz, als sie vor ihrer Haustür stand und auf das Taxi wartete.

Die Nacht war lau, doch ihr war kalt und sie schloss fröstelnd ihre Strickjacke. Der Halbmond strahlte hell herunter und die Sterne blinkten am wolkenlosen Himmel.

Für all das hatte Sarah keinen Blick. Sie umklammerte krampfhaft ihre Handtasche und hatte den Koffer neben sich gestellt.

Das Taxi bog um die Ecke und hielt genau vor ihr. Der Fahrer grüßte mit einem Kopfnicken, als er ausstieg, um ihren kleinen Koffer in den Kofferraum seines Wagens zu verstauen.

„Wo soll es hingehen, junge Dame?“, fragte der freundliche Fahrer.

„Zum Flughafen bitte“, antworte Sarah leise und Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit.

Der Taxifahrer spürte sofort den Kummer, den sie mit sich trug, denn er fuhr seit vielen Jahren Taxi und hatte eine enorme Menschenkenntnis.

Er öffnete die hintere Tür des Wagens und Sarah schob sich auf die Rückbank.

Der Taxifahrer lief um sein Auto herum und klemmte sich hinter das Steuer. Er blickte in den Rückspiegel und sah das todtraurige Gesicht der jungen Frau. Wie ein verwundetes Rehkitz, dachte er. Er schnallte sich an, legte den ersten Gang ein und fuhr los.

Hier hatte es keinen Zweck, ein Gespräch anzufangen, da war der Taxifahrer fest von überzeugt. Denn er kannte es zur Genüge, wenn er mitfühlende Worte, die sie sicherlich gebrauchen konnte, aussprechen würde. Dann hatte er garantiert ein heulendes Etwas hinten in seinem Wagen zu sitzen.

Und das wollte er auf jeden Fall vermeiden. Also war es besser, er schwieg.

Sarah schwamm in einem Bad von schrecklichen Gefühlen. Sie war wütend, fühlte sich gekränkt, hintergangen, getäuscht, betrogen, ausgenutzt und verraten. Sie fühlte sich zutiefst verletzt.

Und obwohl sie mit ihren achtundzwanzig Jahren schon einiges an schmerzhaften Erfahrungen hatte einstecken müssen, obwohl sie wusste, wie grausam das Leben mitunter sein konnte, litt sie diesmal mehr als jemals zuvor in ihrem Leben.

Sie hatte Vertrauen gehabt. Sie hatte allen Warnungen und Zweifeln zum Trotz an das große Glück geglaubt. Und hatte sich ganz diesem warmen Gefühl hingegeben, dass so unvollkommen und einfach mit dem kleinen Wörtchen Liebe umschrieben wird.

Sie hatte alles von sich preisgegeben. Alles, ihre ganze Person, ihr ganzes Leben und musste jetzt festzustellen, dass sie alles verloren hatte. Sie hatte in einem Traum gelebt und ihn für die Wirklichkeit gehalten. Jetzt schrillten alle Wecker der Welt und holten sie brutal dahin zurück, wo Kälte und Herzlosigkeit regierten.

Das Taxi hielt genau vor der Abflughalle und sie stieg aus. Der Fahrer sprang aus dem Wagen und öffnete die Kofferhaube.

„Alles wird wieder gut“, sagte er sanft und schaute sie mitleidig an, als er ihr den Koffer in die Hand drückte.

Sarah lächelte ihn traurig an und spürte das ihr die Tränen hochstiegen. Sie murmelte etwas vor sich hin, was der Fahrer akustisch nicht verstand, drehte sich auf dem Absatz um und lief auf den Eingang zu.

Das große Glück ist so nah: Lesefutter - Romane und Erzählungen großer Autoren

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