Читать книгу 8 Arztromane: Engel in Weiß und ein Arzt aus Leidenschaft - Sammelband - A. F. Morland - Страница 19

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Blass, entsetzt und aufs höchste besorgt stürzte Thorsten Wiegand in die Paracelsus-Klinik. Er fragte gehetzt nach der Inneren Station, bekam Auskunft, hastete weiter.

Wenig später sah er seine Frau. Alexandra stand neben Dr. Härtling auf dem Flur. Als sie ihren Mann erblickte, eilte sie ihm entgegen.

„Thorsten...“ Sie umarmte ihn. Er legte seine Arme um sie. „Lebt sie?“, fragte er krächzend. „Lebt sie noch?“

„Ja.“

„Wird sie durchkommen?“

„Das hoffen wir.“

Thorsten Wiegand begab sich mit seiner Frau zu Dr. Härtling.

„Es tut mir sehr leid, Herr Wiegand“, sagte der Klinikchef ernst. „Wir haben für Ihre Mutter getan, was möglich ist.“

„Ist sie bei Bewusstsein?“

„Leider nein.“

„Darf ich sie sehen?“

Sören Härtling nickte.

Alexandra begleitete ihren Mann. Thorsten sah Schläuche, Drähte und Sonden. Seine Mutter war umgeben von piepsenden, summenden und tickenden Apparaten. Über ihr hing eine Infusionsflasche. Thorstens Blick irrte über die Geräte.

„Das sieht alles so entsetzlich aus“, kam es leise über seine Lippen.

„Jedes einzelne Gerät ist für Rosanna lebenswichtig“, erklärte Alexandra.

Thorsten sah seine Frau verstört an. „Wieso ist sie nicht ansprechbar? Ist das normal?“

„Jeder Herzinfarkt verläuft anders “, antwortete Alexandra.

„Wann wird sie wieder zu sich kommen?“

„Das lässt sich nicht vorhersagen.“

„Gott, warum hat sie nicht rechtzeitig etwas gegen ihr Übergewicht unternommen?“ Tränen glänzten in Thorstens Augen.

Alexandra verließ mit ihm das Krankenzimmer. Dr. Härtling war nicht mehr da. Alexandra suchte mit ihrem Mann das Kasino der Paracelsus-Klinik auf.

Sie tranken Kaffee. Thorsten schüttelte immer wieder den Kopf. „Vielleicht wäre es nicht dazu gekommen, wenn ich mich mehr um sie gekümmert hätte.“

„Du hast daran keine Schuld.“

„Sie war in Nürnberg, ich in München.“

„Jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich.“

„Ja, ich weiß, aber...“

Nachdem sie den Kaffee getrunken hatten, fuhr Alexandra mit ihrem Mann nach Hause. Thorsten setzte sich in seinen Lieblingssessel und verfiel in brütendes Schweigen.

„Möchtest du einen Drink, Liebling?“, fragte Alexandra.

Thorsten antwortete nicht. Er schien sie nicht gehört zu haben. Erst als Alexandra ganz knapp vor ihn hintrat, nahm er sie wahr. Er hob den Kopf und sah sie an.

„Cognac?“, fragte Alexandra.

Thorsten nickte.

Alexandra begab sich zur Hausbar und füllte ein Glas. Sie selbst trank nichts, denn sie musste bald wieder in die Paracelsus-Klinik zurückkehren und ihren Nachtdienst antreten.

„Ich werde heute Nacht so oft wie möglich nach ihr sehen“, versprach sie. „Wirst du hier allein zurechtkommen?“

„Muss ich wohl“, antwortete Thorsten mit belegter Stimme. Er nahm das Glas von ihr entgegen und trank.

„Wenn du möchtest, dass ich zu Hause bleibe... Ich kann Dr. Härtling anrufen...“

Thorsten schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig. Die Patienten brauchen dich mehr als ich.“

Alexandra seufzte. „Es war so ein netter harmonischer Nachmittag. Wir haben uns gut unterhalten.“

„Worüber habt ihr gesprochen?“

„Über alles mögliche.“

Thorsten sah seine Frau prüfend an. Seine Pupillen waren seltsam starr. Seine Züge waren merklich gespannt. „Auch über über Andrea?“

„Nicht direkt, aber...“

Thorsten horchte auf. „Aber?“

„Das Gespräch bewegte sich in diese Richtung.“

„Was hat meine Mutter über Andrea gesagt?“ Es schien Thorsten sehr wichtig zu sein, das zu erfahren.

„Nichts“, antwortete Alexandra. „Es war noch nicht einmal Andreas Name gefallen.“

„Aber das Gespräch bewegte sich in diese Richtung.“

„Ja.“

„Erzähle.“

„Zuerst wollte Rosanna wissen, wo ich geboren bin, ob meine Eltern noch leben, wo wir uns kennengelernt haben...“

„Und dann?“, fragte Thorsten gepresst.

„Ich hatte den Eindruck, dass sie irgend etwas bedrückte“, erinnerte sich Alexandra. „Sie setzte mehrmals an, bevor ihr die Worte über die Lippen kamen, es wäre gut für dich gewesen, mich zu finden, nach allem, was gewesen sei. Sie brach jäh ab und biss sich auf die Unterlippe, als hätte sie etwas gesagt, das sie besser für sich behalten hätte. Ich sagte ihr, ich wüsste Bescheid. Rosanna schien das nicht glauben zu können. Ich sagte, du hättest mir alles erzählt, weil du ohne Geheimnisse in unsere Ehe gehen wolltest.“

Thorsten trank hastig. „Wie hat sie darauf reagiert?“

„Sie stand plötzlich auf und ging nervös hin und her. Ich konnte Rosannas Erregung nicht ganz verstehen, fragte, was sie habe.“

„Was hat sie geantwortet?“

„Sie behauptete, es wäre ziemlich warm hier drinnen. Ich fand das nicht. Sie sagte, sie müsse an die frische Luft und verließ den Raum. Ich folgte ihr auf die Terrasse. Sie bat mich keuchend um ein Glas Wasser. Ihr Gesicht war kreideweiß geworden und Schweiß bedeckte ihre Stirn. Ich erschrak. Sie wankte und sank mir in die Arme. Ich setzte sie in einen der Rattansessel und sie verlor innerhalb kürzester Zeit das Bewusstsein. Sie röchelte, ihr Kopf fiel nach hinten, die Arme sanken seitlich herab. Ich fühlte ihren Puls. Er war schwach und beschleunigt. Herzinfarkt, schoss es mir siedend heiß durch den Kopf. Ich hatte Mühe, nicht in Panik zu geraten.“

Alexandra erzählte, was weiter geschehen war und Thorsten hörte ihr gespannt zu. Nachdem sie geendet hatte, leerte er sein Glas mit einem schnellen Ruck und stellte es neben sich auf den Tisch.

„Wieso war Rosanna so nervös, als indirekt von Andrea die Rede war, Thorsten?“, fragte Alexandra verwundert. „Wieso sprichst du so ungern über deine tote Frau?“

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