Читать книгу Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane - A. F. Morland - Страница 57

Die Kundin, eine Frau Mitte vierzig, rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf. „Ich mag keine BHs mit Metallringen“, sagte sie zu Lore Märthesheimer. „Sie drücken, und man sieht unmöglich damit aus. Ich verstehe nicht, wie man diesen Mist überhaupt erzeugen kann. Wissen Sie, dass man vom Druck solcher Metallreifen Krebs kriegen kann? Ja, er kann Brustkrebs auslösen, das habe ich in einer Illustrierten gelesen. Und so etwas verkaufen Sie hier.“

„Wir haben auch Büstenhalter ohne eingenähte Metallreifen“, erwiderte Lore geduldig.

„Aber nicht hier. Die sind alle mit Metall.“

Lore zeigte der Kundin die anderen BHs.

„Lore!“, rief eine Kollegin.

Lore drehte sich um. „Ja?“

„Telefon.“

„Ich komme.“ Lore Märthesheimer wandte sich an die Kundin. „Entschuldigen Sie mich, bitte. Meine Kollegin wird Sie weiter bedienen.“ Sie raunte ihrer Vertretung im Vorbeigehen zu, was die Kundin wollte, und eilte dann an den Apparat.

Am andern Ende war Dr. Axel Lassow. „Ihr Vermieter hat auf meinen Brief reagiert.“

„In welcher Weise?“, fragte Lore gespannt.

„Er hat sich die Lunge aus dem Leib gebrüllt.“

Der Rechtsanwalt berichtete präzise, was Lorenz Hardt gesagt hatte.

Lore erschrak.

„Ausziehen? Ich soll ausziehen? Er wirft mich hinaus?“

„Das kann er nicht“, beruhigte der Anwalt sie. „Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich nehme

an, er wird sich die Angelegenheit durch den Kopf gehen lassen, sobald er sich etwas abgekühlt hat, wird einsehen, dass er die wesentlich schlechteren Karten hat, und wird schließlich klein beigeben.“

„Und wenn nicht?“, fragte Lore Märthesheimer bang.

„Wir haben noch lange nicht alle rechtlichen Mittel ausgeschöpft, um Lorenz Hardt in die Knie zu zwingen“ , erklärte der Anwalt seiner Mandantin. „Wenn er unbedingt Krieg möchte, kann er ihn haben. Aber er wird ihn mit Sicherheit nicht gewinnen.“

„Ach, Herr Dr. Lassow, warum ist es manchmal so schwierig, mit jemandem in Frieden auszukommen?“

„Weil es immer wieder Querulanten wie Lorenz Hardt gibt, die erst begreifen, dass sie sich nicht alles erlauben dürfen, wenn man sie energisch genug in die Schranken gewiesen hat.“