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„Wenn unsere Zeitung die Patenschaft für Ihren kleinen Florian übernehmen darf, bringt Ihnen das eine Menge Vorteile“, sagte Ronny Puhl, um den Eltern den Mund wässrig zu machen. „Ganz abgesehen davon, dass wir Sie drei zu richtigen Berühmtheiten machen werden.“

Josef Wasner schüttelte den Kopf. „Wir legen keinen Wert darauf, berühmt zu sein.“

„Oh, glauben Sie mir, es ist kein Nachteil, wenn viele Menschen Sie kennen“, entgegnete der Reporter. „Das öffnet Ihnen überall Tür und Tor, und Sie werden allerorts bevorzugt behandelt. Auch an Ihrem Arbeitsplatz. Vielleicht bietet man Ihnen sogar einen besseren Posten an. Aber das sind alles nur ein paar angenehme Nebenaspekte. Mehr werden Sie von den vielen Geschenken haben, mit denen alle erdenklichen Firmen Sie überhäufen werden.“

Das ließ Puhl jetzt erst mal wirken, bevor er seinen größten Trumpf ausspielte. Er schaute lächelnd auf das Baby und fuhr fort: „Und da sind auch noch die hunderttausend Mark.“

Josef Wasners Augen weiteten sich. „Welche hunderttausend Mark?“

„Die der kleine Florian von uns bekommt“, gab Ronny Puhl zur Antwort.

„Hunderttausend Mark“, kam es beeindruckt über Bertha Wasners Lippen.

„Eingezahlt auf ein Vermögenssparbuch, das auf Florians Namen ausgestellt ist“, sagte der Reporter. „Vorausgesetzt ... “

„Vorausgesetzt?“, fragte Josef Wasner mit belegter Stimme. Hunderttausend Mark Startkapital für Florian – das war nicht zu verachten. Und es würde sich im Laufe der Jahre bestimmt gut verzinsen. Dafür sollte man schon die eine oder andere Unannehmlichkeit in Kauf nehmen.

„Vorausgesetzt“, fuhr Ronny Puhl mit gedämpftem Nachdruck fort, „Sie schließen mit uns einen Exklusivvertrag ab.“ Er berührte sanft die winzigen Fingerchen des Säuglings. „Wir dürfen als einziges Blatt dabei sein, wenn Sie die Paracelsus-Klinik verlassen und Florian nach Hause bringen. Sie erlauben uns, an seiner Taufe teilzunehmen. Wir dürfen berichten, wie das süße kleine Retortenbaby unter Ihrer fürsorglichen Obhut aufblüht, wächst und gedeiht ...“

Bertha und Josef Wasner sahen sich unschlüssig an. Sollten sie? Sollten sie nicht?

Um sie weich zu kriegen, fuhr Ronny Puhl sogleich fort: „Wenn Sie uns diese Berichte ermöglichen, tun Sie ganz nebenbei auch noch ein gutes Werk.“

Die Eltern richteten ihren fragenden Blick auf ihn.

„Denken Sie an die vielen verzweifelten Ehepaare, die sich in derselben Lage befinden, in der Sie sich befunden haben“, sagte der Reporter. „Sie hätten gerne ein Kind, können aber auf die herkömmliche Art keines bekommen. Sie führen ein tristes, unerfülltes, kinderloses Leben, haben fast schon resigniert – da zeigen Sie beide diesen unglücklichen Menschen plötzlich einen Weg zu ihrem ganz persönlichen Familienglück. Viele von ihnen haben die Möglichkeit einer Befruchtung in der Retorte vielleicht noch gar nicht in Erwägung gezogen, oder sie getrauen sich aus den verschiedensten Gründen nicht, diesen ungewöhnlichen Schritt zu tun. Sie beide können diesen traurigen Menschen Mut machen, können ein leuchtendes Beispiel für sie sein, können ihnen Ihren Pracht jungen zeigen und sie auffordern: Macht es wie wir! Seht her! Schaut euch unseren gesunden, kraftstrotzenden Florian an! Glaubt uns, es lohnt sich, diesen anderen Weg zu gehen, und es ist nicht das geringste Risiko dabei!“

Josef Wasner sah seine Frau an und sagte: „Ich denke, wir sollten diesen Vertrag unterschreiben.“

Bertha Wasner nickte. „Wenn du meinst.“

„Sie werden diesen Entschluss nie bereuen“, versicherte der Reporter den Eltern mit strahlenden Augen. Er wandte sich an das Baby. „He, Florian, du hast kluge Eltern, weißt du das?“ Er sah die Wasners an. „Geben Sie mir die Hand drauf. Lassen Sie uns unsere vorerst mündlich getroffene Vereinbarung mit einem kräftigen Handschlag besiegeln. Den Vertrag unterschreiben Sie dann morgen.“

Nachdem Ronny Puhl die Hände der Eltern geschüttelt hatte und der Pakt somit besiegelt war, erschien Dr. Härtling.

„Herrn Puhl kann man überall im Klinikum antreffen, nur nicht in seinem Zimmer“, sagte der Chefarzt.

„Ich hatte mit Herrn und Frau Wasner etwas sehr Wichtiges zu besprechen“ , erklärte der Reporter, sich zufrieden die Hände reibend. „Der kleine Florian wird demnächst eine Menge Schlagzeilen machen.“

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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