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Chefarzt Dr. Härtling legte den Hörer hart auf den Apparat und erhob sich mit grimmiger Miene. Im Keller der Paracelsus-Klinik waren Reparaturarbeiten erforderlich geworden. Die Firma, die der Klinikchef damit beauftragt hatte, hätte heute beginnen sollen. Es war aber nur ein Mann ganz kurz und ohne jedes Werkzeug erschienen, hatte sich den Schaden angesehen und gemeint: „Ich komme übermorgen wieder.“

„Übermorgen?“ Eine Zornwelle war dem Klinikchef in den Kopf gestiegen.

„Wir haben zur Zeit sehr viel zu tun“, hatte der Arbeiter gesagt.

„Ihr Chef hat mir versprochen ...“

„Mein Chef verspricht immer jedem alles, damit ihm kein Auftrag entgeht. Und ich muss die Kunden dann der Reihe nach vertrösten.“ Der Arbeiter hatte auf seine Armbanduhr geschaut. „Tut mir leid, Herr Doktor. Ich muss gehen, werde auf einer Baustelle erwartet, bin spät dran.“

„Wenn diese Reparaturarbeiten nicht heute in Angriff genommen werden, beauftrage ich damit eine andere Firma“, hatte Sören Härtling gedroht.

„Würden Sie das bitte meinem Chef sagen, Herr Doktor?“, hatte der Arbeiter erwidert. Er hatte die Schultern gehoben. „Ich kann nichts entscheiden. Wenn es nach mir ginge, würde ich hierbleiben, aber Sie wissen ja, wie’s so geht: Was der Brötchengeber sagt, hat zu geschehen.“

Dr. Härtling hatte daraufhin den „Brötchengeber“ angerufen und ihm ein solches Donnerwetter gemacht, dass dieser kleinlaut versprochen hatte, noch in derselben Stunde drei Arbeiter von einer Großbaustelle abzuziehen und in die Paracelsus-Klinik zu schicken.

„Warum nicht gleich so?“, hatte der Klinikchef unfreundlich erwidert und den Hörer hart auf den Apparat gelegt.

Als er nun aus seinem Büro trat, sah seine Sekretärin ihn neugierig an.

„Dem hab’ ich’s gehörig gegeben“, knurrte Sören Härtling.

„Und wann beginnen die Leute endlich mit der Arbeit?“, wollte Moni Wolfram wissen.

„Heute“, antwortete Dr. Härtling. „Wie versprochen.“

Als er wenig später das Krankenzimmer betrat, in dem Ronny Puhl untergebracht war, traf er den Patienten nicht an. In dem Bett, in dem bis vor kurzem der verunglückte Pilot gelegen hatte, lag jetzt ein Mann mit doppelseitigem Leistenbruch. Er sollte morgen unters Messer kommen.

„Na, Herr Grabner “, sagte der Chefarzt der Paracelsus-Klinik freundlich. „Morgen um diese Zeit haben Sie’s bereits hinter sich.“

„Ja, Herr Doktor.“

„Bisschen nervös?“

„Eigentlich überhaupt nicht, Herr Doktor.“

„Brauchen Sie auch nicht zu sein“, versicherte Sören. „Dr. Falk ist ein ganz ausgezeichneter Chirurg.“

Felix Grabner grinste. „Weiß ich doch, Herr Doktor. Er hat bereits an meinem Blinddarm, an meinem Nabel und an meinem Zwölffingerdarm herumgeschnipselt. “

„Ach ja, richtig. Na, dann ...“ Sören Härtling zeigte auf das leere Bett. „Wissen Sie zufällig, wo Herr Puhl ist?“

„Auf der Säuglingsstation“, antwortete der Patient.

„Auf der Säuglingsstation? Was will er denn da?“

„Mit den Eltern eines Retortenbabys reden“, gab Felix Grabner Auskunft.

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