Читать книгу Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane - A. F. Morland - Страница 66

27

Оглавление

Lore Märthesheimer lag im Bett und fuhr Rad. Sie tat das jeden Morgen, bevor sie aufstand, um ihren Kreislauf in Schwung zu bringen.

Im Radio wurden die ersten Staus gemeldet. Jeden Tag waren die Straßen an denselben Stellen verstopft, weil so viele Menschen einfach nicht bereit waren, auf die öffentlichen Verkehrsmittel umzusteigen. Aber das war ja nicht nur in München so.

Lore begab sich in die Küche, füllte Wasser in die Kaffeemaschine, tat gemahlenen Kaffee in den Filter, schaltete das Gerät ein und ging unter die Dusche. Sie bekam nicht mit, dass Lorenz Hardt sich mit einem Schlüssel Einlass in ihre Zwei-Zimmer-Wohnung verschaffte. Deshalb erschrak sie auch ziemlich heftig, als sie, in einen Frotteemantel gehüllt, aus dem Bad kam und den Vermieter mitten im Wohnzimmer erblickte.

„Herr Hardt!“, stieß sie empört hervor, sobald sie sich gefasst hatte. „Was soll das?“

Er starrte sie feindselig an. „Kommen Sie wegen der Balkontür?“, fragte Lore.

Er sagte nichts.

Lore fühlte sich unbehaglich. Was führte der Mann im Schilde? „Ich möchte, dass Sie gehen“, sagte sie schneidend.

Hardt rührte sich nicht vom Fleck. „Ich verlange, dass Sie auf der Stelle diese Wohnung verlassen!“, sagte Lore Märthesheimer laut.

Da der Vermieter ihrer Aufforderung jedoch nicht Folge leistete, lief sie zum Telefon und rief ihren Freund an, der zum Glück gleich um die Ecke wohnte.

„Baumann“, meldete sich Werner sofort.

„Ich brauche deine Hilfe, Werner“, sagte Lore hastig.

„Was ist passiert?“, fragte ihr Freund erschrocken.

„Hardt ist in meiner Wohnung“, berichtete Lore. „Aber offenbar nicht, um die Balkontür zu reparieren.“

„Hast du ihn eingelassen?“

„Nein, er hat sich Einlass verschafft, während ich unter der Dusche stand.“

„Dieser Dreckskerl.“

„Ich habe Angst, Werner.“

„Ich komme sofort.“

Lorenz Hardt zog einen Fotoapparat aus der Tasche und begann die Wohnung zu fotografieren.

„Sind Sie verrückt geworden?“, schrie Lore Märthesheimer zornig. „Unterlassen Sie das!“

Doch die lautstarken Proteste der Mieterin kümmerten ihn nicht. Er knipste ungerührt weiter. Als er ins Schlafzimmer wollte, stellte Lore sich vor die Tür.

„Jetzt reicht’s aber!“, schrie sie ihn an.

„Aus dem Weg!“, brüllte der Vermieter.

„Sie haben kein Recht ...“

„Das Gericht soll sehen, was für eine hier haust!“, polterte Lorenz Hardt.

„Verschwinden Sie!“, verlangte Lore Märthesheimer.

„Aus dem Weg, oder muss ich erst handgreiflich werden?“, knurrte der Vermieter.

„Das versuchen Sie mal!“, vernahm Lore plötzlich erleichtert die Stimme ihres Freundes.

Hardt fuhr herum und starrte Werner Baumann aggressiv an. „Misch dich hier nicht ein, Bürschchen!“

„Er fotografiert die Wohnung!“, rief Lore.

Werner streckte die Hand aus. „Her mit dem Film!“

Hardt dachte nicht daran, den belichteten Film herauszugeben.

„Sie haben genau eine Minute Zeit, mir den Film zu geben und die Wohnung zu verlassen!“, sagte Werner mit drohendem Unterton.

Gereizt ging Hardt auf ihn los. Als der Vermieter zuschlug, duckte Werner sich blitzschnell und schlug zurück. Lorenz Hardt stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden.

Seine Kamera zerbrach. Werner hob sie auf, öffnete sie und riss den Film heraus. Benommen kam Hardt auf die Beine. Werner drückte ihm den kaputten Fotoapparat in die Hände und sagte: „So, und jetzt raus mit Ihnen!“

Hardt massierte sein Kinn. „Das werden Sie mir büßen!“

„Gehen Sie mir aus den Augen, sonst befördere ich Sie mit einem kräftigen Tritt in den Hintern aus dieser Wohnung!“, schnaubte Werner.

„Ich werde Sie anzeigen!“

„Ist mir recht.“

„Wir sehen uns vor Gericht wieder.“

„Darauf freue ich mich schon.“

Hardt verließ endlich die Wohnung, und Lore Märthesheimer sank ihrem Freund zitternd in die Arme und weinte.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

Подняться наверх