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Ronny Puhl schrieb zu Herzen gehende Berichte über das erkrankte Retortenbaby, seine Leser litten mit den Eltern, bangten um den Säugling, und atmeten erleichtert auf, als die Gefahr gebannt war und Frau Wasner mit ihrem wieder genesenen kleinen Florian die Paracelsus-Klinik verlassen durfte.

Staatsanwalt und Gericht befanden, dass Lore Märthesheimer und Werner Baumann richtig gehandelt hatten. Das Verfahren gegen sie wurde eingestellt, wie Dr. Axel Lassow es erwartet hatte, und Lorenz Hardt erhielt einen Strafbefehl wegen Hausfriedensbruchs. Dass ausgerechnet das den Vermieter zur Vernunft bringen würde, war erstaunlich.

Als Lore und Werner ihm vor dem Haus begegneten, trat er ihnen spontan in den Weg, streckte ihnen die Hand entgegen und sagte: „Ich bin ehrlich froh, dass sich endlich mal jemand fand, der mir den Kopf zurechtrückte. Manchmal verstehe ich mich selber nicht. Ich weiß nicht, wieso ich so verbohrt und unleidlich sein konnte. Begraben wir das Kriegsbeil, okay?“

Sie gaben ihm die Hand, und er versprach, die immer noch defekte Balkontür endlich reparieren zu lassen.

Am darauffolgenden Tag wurde Rainer Märthesheimer entlassen. Seine Frau holte ihn ab. Als er im Wagen saß und sie ihn nach Hause fahren wollte, bat er: „Bring mich zu Lore.“

Ute Märthesheimer sah ihren Mann überrascht an. „Bist du sicher, dass du das möchtest?“

Er nickte fest und gefasst. „Ja.“

„Wird es dich nicht zu sehr aufregen?“, fragte sie besorgt.

Der Mann lächelte. „Ein bisschen freudige Erregung wird mein Herz schon verkraften.“

Sie fuhren zu dem Kaufhaus, in dem Lore arbeitete. Rainer Märthesheimer wartete vor einem der großen Schaufenster. Ute ging hinein und holte Lore heraus, und dann fielen sich Vater und Tochter vor allen Leuten weinend in die Arme. Er bat sie heiser, ihm zu vergeben, und sie sagte krächzend, es gebe nichts zu vergeben, und dann weinte auch die Mutter – und alle waren unbeschreiblich glücklich und unendlich erleichtert.

Am Sonntag waren Lore und ihr Freund bei den Märthesheimers zum Essen eingeladen, und Werner Baumann nahm die Gelegenheit wahr, Lores Eltern in aller Form um die Hand ihrer Tochter zu bitten.

Zwei Wochen danach fand sich Rainer Märthesheimer wieder – wie er es Dr. Härtling versprochen hatte – in der Paracelsus-Klinik ein, um sich der unumgänglich gewordenen Bypassoperation zu unterziehen.

„Wir werden die Venentransplantate, die wir benötigen, aus Ihrem Unterschenkel entnehmen und damit die verengten Stellen zwischen Aorta und Koronararterien umgehen“, erklärte Dr. Härtling dem Patienten den Eingriff.

Rainer Märthesheimer nickte. Er wirkte zuversichtlich. Seit der Klinikchef mit ihm gesprochen hatte, glaubte er ganz fest daran, dass er wieder gesund werden würde.

Er hatte Vertrauen zu Dr. Härtling und seinen Kollegen. Was seinem Vater passiert war, würde sich bei ihm nicht wiederholen, davon war er überzeugt.

„Ich hätte mich schon viel früher zu diesem Schritt entschließen sollen“, sagte er.

Sören Härtling lächelte. „Damit wäre Ihnen dieser schwere Anfall, der Sie zu uns brachte, erspart geblieben.“

„Manche Menschen brauchen zuerst eins mit dem Holzhammer auf den Kopf, um zu begreifen“, meinte der Patient.

Er wurde während der folgenden drei Tage gründlich auf die Operation vorbereitet. Die Gewissenhaftigkeit, mit der jede einzelne Maßnahme getroffen würde, ließ sein Vertrauen in die Ärzte weiter wachsen.

Er schlief in der Nacht vor der Operation gut und war bei der Morgenvisite kein bisschen nervös. Gefasst ließ er die letzten Vorbereitungen über sich ergehen, und als man ihn in den Operationssaal brachte, wirkte er völlig locker und entspannt. Er sah Schwester Annegret, Dr. Härtling, Dr. Kellberg, Dr. Falk, einen Assistenzarzt und die OP-Schwester. Kurz bevor die Narkose anfing zu wirken, lächelte er noch.

Dann schloss er langsam die Augen und fiel in ein tiefes schwarzes Loch, dem er erst wieder entsteigen würde, wenn alles vorbei war.

Der Arztroman Lese-Koffer Mai 2021: 16 Arztromane

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