Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 13
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ОглавлениеSun kündigte an, mindestens zwei Tage in dem Dorf zu bleiben. Am Boot waren einige, kleinere Reparaturen durch zu führen. Schlingpflanzen hatten sich in einer der Schrauben hineingedreht. Die Aufgabe, das wieder in Ordnung zu bringen, halste Sun seinen beiden Khmer-Gehilfen auf, die immer wieder in das schlammige Flusswasser des Stang-Sen hinabtauchen mussten.
Die Probleme mit der Konservierung des Präparats spitzten sich zu. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen, als Logan in den Bauch der L'OISEAU DE FEU hinabstieg, wo der Kadaver des krakenähnlichen Wesens untergebracht worden war.
Der flackernde Schein einer Öllampe erfüllte den Raum mit gelblichem Licht. Schatten tanzten auf den angestrengt wirkenden Gesichtern von Kurt von Breden und seiner Tochter Clarissa.
Logan entging der scharfe Geruch nicht, der in der Luft hing. Selbst in der vergleichsweise kühlen Nacht war es hier unten sehr stickig. Wie viel schlimmer mussten die Luftverhältnisse am Tag sein, aber von Breden und seine Tochter hatten beinahe den ganzen Tag über hier unten ausgeharrt. Verzweifelt hatten sie versucht, das Präparat zu erhalten. Schließlich war es vielleicht der erste vorzeigbare Beweis für die Anwesenheit außerirdischer Intelligenzen auf der Erde.
"Wir haben verloren", sagte van Breden düster. Er nahm die Öllampe, hielt sie so, dass das Licht mehr auf den zerfallenden Körper des Krakenwesens fiel.
"Dieses Wesen zerfällt vor unseren Augen", sagte er. "Ich habe einige Proben genommen, die ich vielleicht konservieren kann. Mehr ist nicht möglich."
Von Breden wandte den Kopf, blickte Logan einige Augenblicke lang nachdenklich an.
"Wahrscheinlich verstehen Sie gar nicht, was das für mich bedeutet", fuhr er dann fort. "Es ist die größte Niederlage meines Lebens."
Er reichte Clarissa die Petroleumlampe. Sie leuchtete ihm.
Kurt von Breden zog die Decken ein wenig zurück, die den Kadaver des krakenartigen Wesens bedeckten. Ein intensiver Geruch der Fäulnis stieg auf.
Von Breden schien das nichts auszumachen. Logan hingegen musste sich überwinden, um nicht einen Schritt zurück zu treten. Im Schein der Petroleumlampe sah er jetzt genauer, was von Breden gemeint hatte. Der Körper des Wesens war in einem fortgeschrittenen Zustand der Verwesung.
"Es macht fast den Anschein, als ob hier ein postmortaler Selbstzerstörungsmechanismus abläuft, der dafür sorgt, dass letztendlich alle stofflichen Überreste dieses Wesens durch chemische Reaktionen in Energie umgewandelt werden."
"Ich halte es sogar für möglich, dass dieser Prozess künstlich herbeigeführt ist, etwa durch die Einnahme bestimmter Substanzen."
Logan nickte leicht.
"Eine Spezies, die dazu in der Lage ist, die Abgründe des Weltraums zu überwinden, dürfte über entsprechende pharmakologische Möglichkeiten verfügen."
"Ja, das ist auch meine Auffassung", sagte von Breden. "Im Übrigen ergäbe das auch Sinn, denn offenbar sind die Außerirdischen daran interessiert, die Tatsache geheim zu halten, dass sie offenbar regelmäßig auf der Erde landen."
"Was glauben Sie, ist das Ziel dieser Wesen?", fragte Logan.
"Ich weiß es nicht", gestand der Professor. "An dieser Stelle würden wir uns vollständig in das Reich der Spekulationen begeben."
"Möglicherweise versorgen sie sich hier mit irgendwelchen Rohstoffen, die sie brauchen. Andererseits glaube ich nicht, dass die Erde so einzigartig ist, wenn man in kosmischen Dimensionen denkt, so dass ich mich frage, warum sie ausgerechnet hier landen."
"Wir werden uns mit unserer Suche nach diesem gelandeten Raumschiff wohl sehr beeilen müssen", erklärte Logan.
Clarissa von Breden verstand sofort, worauf der Amerikaner hinaus wollte. "Sie wollen darauf hinaus, dass dieses Schiff mit einem ähnlichen Mechanismus versehen sein könnte."
"Über Selbstzerstörungsmechanismen im anorganischen Bereich verfügt sogar unsere bescheidene Technologie bereits", erwiderte er. Logan vermied es, tief durch zu atmen.
Von Breden bedeckte die sterblichen Überreste des Außerirdischen wieder mit den grau gewordenen, mit chemischen Lösungen durchtränkten Decken.
"Wenn wir ausreichend Natron hätten, dann könnten wir vielleicht diesen Kadaver so konservieren, wie es die alten Ägypter getan haben, aber ich fürchte das gesamte Natron von Französisch-Indochina würde nicht ausreichen", murmelte von Breden. Er erhob sich.
Bevor sie den stickigen Innenraum verließen, hielt von Breden Logan noch einen Augenblick zurück.
"Ich habe das Gefühl, dass man diesem Chinesen nicht trauen kann", sagte er. "Der verfolgt nur seine eigenen Interessen."
"Da haben Sie zweifellos recht", nickte Logan. "Was schlagen Sie vor? Sollen wir weiter an Bord der L'OISEAU DE FEU bleiben und den Stoeng-Sen bis zu seinen Quellen hinauffahren?"
"Ich weiß nicht, ob das etwas bringt."
"Nun, wenn wir einfach in den Dschungel hineingehen und nach diesem Raumschiff suchen, dann ist das wie die berühmte Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen", erwiderte Logan. "Ich glaube nicht, dass das besonders erfolgreich wäre. Zumal wir uns hier überhaupt nicht auskennen und sich weder Träger noch Führer organisieren ließen. Sie haben doch gesehen, wie viel Angst diese Dörfler haben."
"Ja", nickte van Breden. "Das mag sein. Aber, wenn wir in jedem Dorf abwarten müssen bis Mr. Sun seine Geschäfte abgewickelt hat, werden wir das Raumschiff nie erreichen. Zumindest nicht, bevor die Außerirdischen dafür gesorgt haben, dass es vollkommen verschwindet. Ich glaube nämlich, dass Sie mit Ihrer Vermutung Recht haben, Mr. Logan."
"Wir müssen uns das Kartenmaterial genau ansehen", erwiderte Logan. "Vielleicht finden wir irgendwelche Anzeichen, die uns einen genaueren Hinweis auf die Lage des Raumschiffs geben könnten."
"Wahrscheinlich ist es bei der nicht gerade sanften Landung zu einer gewaltigen Druckwelle gekommen", mischte sich jetzt Clarissa ein.
Logan sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Worauf wollen Sie hinaus?"
"Mein Vater und ich waren, wie Sie ja wissen, in Südamerika und haben dort nach Spuren der Außerirdischen gesucht. Es gab dort einen Platz, an dem wir eine Landung vermuteten, die ebenfalls bewaldet gewesen ist."
"Gewesen?", fragte Logan.
"Ja. Offenbar knicken die Bäume bei einer von diesen Raumschiffen verursachten Druckwelle wie die Streichhölzer um."
"Wenn das bei jeder Landung der Fall wäre, hätte man sicher schon mehr von diesen Fremden gehört", gab Logan zu bedenken.
"Das kommt drauf an, je nach dem wie groß dieses Gebiet ist. In Südamerika waren es mehrere Quadratkilometer. Wir wissen nicht, ob es bei jeder Landung passiert oder nur, bei einer, sagen wir, unplanmäßigen wie sie hier vorzuliegen scheint. Im Übrigen gibt es tatsächlich ähnliche Fälle. So ereignete sich im Jahre 1908 in der Tunguska, in Sibirien, eine gewaltige Explosion, bei der ganze Landstriche bewaldeten Gebietes, dem Erdboden gleich gemacht wurden."
Eine Falte erschien auf Logans Stirn. "Sie vermuten dort die Landung eines Riesenraumschiffes?"
"Es wäre zumindest eine Möglichkeit, die man nicht ausschließen sollte."
Logan wirkte nachdenklich. Schließlich sagte er: "Von den Dörflern, die diesem Halbohr und seinen Männern gefolgt sind, ist keiner zurückgekehrt. Aber vielleicht ist sonst jemand, der im Dschungel war, auf Anzeichen gestoßen, die mit der Landung des Raumschiffs in Zusammenhang stehen könnten."
Pierre Marquanteur kratzte sich am Kinn, verscheuchte anschließend ein paar Moskitos, vor denen es im von Wasseradern durchzogenen Khmer-Land nur so wimmelte. Die wahren Kolonialherren, so hatte Marquanteur es einmal formuliert. Und das seit Jahrmillionen.
"Wir sollten die Dörfler unter diesem Aspekt noch einmal systematisch befragen, n'est-ce pas?", schlug der ehemalige Fremdenlegionär vor.
Clarissa von Breden griff diesen Vorschlag auf.
"Wir sollten dabei auch andere Details beachten. Beispielsweise wäre es möglich, dass es zu größeren Bränden kam, die sich vermutlich um das eigentliche Zielgebiet herum ereigneten." Clarissa lächelte matt und fügte dann an Marquanteur gerichtet hinzu: "Sie scheinen die Sprache dieser Leute ja recht passabel zu beherrschen."
Marquanteur verzog das Gesicht.
"Ich gebe mir Mühe, Mademoiselle!"