Читать книгу Aliens in der Sternensee: Alfred Bekker präsentiert 17 Science Fiction Abenteuer - A. F. Morland - Страница 16
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ОглавлениеAm nächsten Morgen fuhr die L'OISEAUS DE FEU weiter flussaufwärts. Logan gewann den Eindruck, dass Mr. Sun im Grunde froh war, seine etwas ungewöhnlichen Passagiere losgeworden zu sein.
Sun hielt sich möglichst aus allem raus, blieb neutral.
Aus seiner Sicht war das auch nachvollziehbar.
Er wollte mit allen weiterhin Geschäfte machen. Und eine Voraussetzung dafür war, dass er niemandem auf die Füße trat, kein religiöses oder sonstiges Tabu brach und alles mied, was ihn irgendwie in Schwierigkeiten und Konflikte verwickeln konnte.
Marquanteur sprach inzwischen mit den Eltern des jungen Nol. Logan begleitete ihn. Der Junge war von dem Gedanken, die Fremden in den Dschungel zu führen, recht angetan. Aber seine Eltern dachten anders darüber. So sehr Marquanteur ihnen auch versicherte, dass für ihren Sohn keine Gefahr bestand und man ihn zurückschicken würde, sobald man das Zielgebiet erreicht hatte.
"Notfalls werde ich den Jungen persönlich zurückbringen", erklärte Marquanteur auf Khmer. Und dann berichtete er von seiner Zeit bei der französischen Fremdenlegion, um zu zeigen, dass er durchaus in der Lage wäre, Nol zu schützen.
Nols Eltern wollten die Entscheidung schließlich vom Votum der Dorfältesten abhängig machen.
Die Beratungen zogen sich über einen halben Tag hin.
Schließlich wurde die Entscheidung bekannt gegeben.
Nol und einige Männer sollten Logan und seine Gruppe begleiten und den Jungen anschließend zurückbringen. Das ungewisse Schicksal der Verschleppten hatte den Ausschlag gegeben. Sie waren noch immer nicht zurückgekehrt und inzwischen befürchteten die Dörfler das Schlimmste.
Eine Nacht noch verbrachten Logan und seine Gruppe im Dorf.
Im Morgengrauen des folgenden Tages brachen sie zusammen mit Mol und insgesamt sechs Männern aus dem Dorf auf. Drei der Männer trugen altmodische Hinterlader-Gewehre, bei denen Logan insgeheim bezweifelte, ob sie überhaupt noch funktionsfähig waren. Die Khmer versicherten, noch vor ein paar Wochen mit diesen Gewehren auf die Jagd gegangen zu sein. Einen Probeschuss wollte allerdings keiner der Männer abgegeben. Die Munition war einfach zu kostbar.
Die übrigen Begleiter waren mit Macheten ausgerüstet.
"Nach dem, was wir über dieses Halbohr und seine Bande gehört haben, hätten diese Männer nicht den Hauch einer Chance gegen sie", raunte Marquanteur einmal in Logans Richtung.
Der Amerikaner konnte dem Ex-Legionär in dieser Beziehung nur Recht geben.
Die Morgenkühle machte sehr schnell der üblichen, drückenden, feucht-heißen Schwüle Platz. Das unheimliche Konzert der Dschungelstimmen veränderte sich im Laufe der Stunden. Aber es verstummte nie.
Die Zeit schien immer langsamer dahinzukriechen.
Die einzigen schnellen Bewegungen, die man unter diesen Bedingungen zu Wege bringen konnte, waren die Abwehrschläge gegen die allgegenwärtigen Moskitos.
Einen halben Tag lang waren sie durch den Dschungel gezogen. Der Junge hatte die Gruppe dabei mit erstaunlicher Sicherheit geführt. Logan überprüfte zwischendurch immer wieder mit Hilfe eines Kompass die Richtung.
Die meiste Zeit über schwiegen die Mitglieder der Gruppe.
Es war am späten Nachmittag, als Clarissa von Breden eine Veränderung auffiel.
Sie wandte sich an Logan.
"Ist es Ihnen schon aufgefallen, Mr. Logan? Die Moskitos... Sie scheinen nicht mehr vorhanden zu sein."
"Liegt vielleicht an der Tageszeit."
"Nein, ich kann Ihnen versichern, dass es damit nichts zu tun hat!"
Logan wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Erst jetzt, als Clarissa von Breden ihn darauf hinwies, registrierte er die Abwesenheit der Moskitos.
"Vielleicht hat irgendeine unbekannte Art von Strahlung sie vertrieben", vermutete Logan. "Schließlich wissen wir nicht, wie der Antrieb dieses Raumschiffs funktioniert und welche Emissionen bei einer Fehlfunktion frei werden."
"Sie denken an Radioaktivität?"
"Die Auswirkungen dieser Strahlen sind ja noch lange nicht erforscht."
"Ich weiß. Aber soweit ich weiß, ist bis jetzt noch nicht beobachtet worden, dass Radioaktivität ein Mittel ist, um Moskitos zu vertreiben."
"Es könnte irgendeine andere Art von Strahlung sein, deren Natur uns noch völlig unbekannt ist", gab Clarissa von Breden zu bedenken. "Eine chemische Emission wäre auch denkbar."
"Das würde erklären, weshalb es eine entlaubte Zone gibt."
"Sie sagen es."
Sie schwiegen eine Weile.
Es wurde still.
Gespenstisch still.
In jedem Fall war diese Stille für einen Ort wie diesen vollkommen ungewöhnlich. Es war, als ob jegliches Leben aus dieser Region geflohen war.
Ein flaues Gefühl machte sich in Logans Magengegend breit.
Irgendetwas stimmte hier nicht.
"Sagen Sie, wird in Ihrem Land nicht derzeit daran gearbeitet, eine Möglichkeit der Kernspaltung zu finden?", fragte er.
"Daran arbeiten viele", erwiderte Clarissa.
"Möglicherweise haben diese Fremden längst eine Möglichkeit gefunden, die gewaltigen Energien zu nutzen, die durch die Spaltung eines Atomkerns entstehen."
"Sie scheinen die naturwissenschaftlichen Diskussionen unserer Zeit intensiv zu verfolgen, Mr. Logan."
"Weil ich glaube, dass die Erkenntnisse, die aus ihnen erwachsen, unsere zukünftige Welt prägen werden."
Clarissa lächelte matt.
"Es ist noch nicht einmal sicher, dass eine Kernspaltung überhaupt möglich ist. Bis jetzt ist alles nur Theorie."
"Begründete Hypothesen."
"Mein Vater ist mit Ernest Rutherford befreundet. Als wir ihn zuletzt trafen, hielt sich sein Optimismus in Grenzen. Vielleicht haben Sie in Ihrer Jugend einfach zu viele dieser amerikanischen Pulps gelesen."
"Sie kennen Pulps?"
"Während einer langen Schiffspassage von New York nach Hamburg habe ich einige dieser Hefte genossen. Astounding Science Fiction, Weird Tales, Unknown... Die Titel sprechen ja wohl für sich, wenn Sie mich fragen!"
Logan hob die Augenbrauen. "Sie erstaunen mich immer wieder, Clarissa."
Pierre Marquanteur blieb plötzlich stehen. Der ehemalige Fremdenlegionär bückte sich und hob etwas vom Boden auf.
Dann ging er auf Ray Logan zu und zeigte ihm, was er in der Hand hielt.
Es handelte sich um ein braunes, verwelktes Blatt.
"Sieh dir das mal an, Ray. Voilâ! Qu'est-ce qui c'est passé ici?"
Logan nahm das Blatt an sich. Es zerbröselte unter seinen Fingern.
"So etwas passt weder in diese Breiten noch in die Jahreszeit."
"Ich nehme an, dass wir die entlaubte Zone bald erreichen werden."
"Ja."
Logan ließ den Blick schweifen.
Der Junge Nol war indessen in ein lebhaftes Gespräch mit seinen Khmer-Begleitern verwickelt.
"Was ist da los, Pierre?"
"Der Junge meint, dass es nicht mehr weit ist. Die Männer sind der Auffassung, dass es besser wäre, sofort umzukehren. Auf diesem Ort liege ein Fluch..."
"Verdammter Aberglaube!"
Pierre Marquanteur sah Logan mit ernstem Gesicht an. " Bon, dieser verdammte Aberglaube, wie du es nennst, kann manchmal Leben retten, Ray!"