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In der Firma hatten sich die Wogen geglättet. Der Mann, der Ralf Rademann das Leben schwergemacht hatte, war nach Hamburg zurückgekehrt. Es waren einige einschneidende Maßnahmen im personellen Bereich festgesetzt worden, und außerdem hatte Ralf den Auftrag, der Konkurrenz mit entsprechenden Kampfpreisen Paroli zu bieten.

Der Wind, der Ralf Rademann zurzeit ins Gesicht blies, war zwar schärfer geworden, aber er warf ihn nicht um. Er hatte seinen Baumarkt bestens unter Kontrolle und war zuversichtlich, dass für die von ihm geleitete Filiale bald wieder bessere Tage anbrechen würden, denn wenn die Konkurrenz ihren erbitterten Preiskampf mit dieser selbstzerstörerischen Härte weiterführte, würde ihr in absehbarer Zeit die Luft ausgehen. Seit der Peitschenknaller aus Hamburg da gewesen war, musste Ralf mehr arbeiten und länger in der Firma bleiben. Das wirkte sich begreiflicherweise nicht besonders günstig auf sein Eheleben aus.

Soeben war Ralf wieder einmal gezwungen, „Es tut mir leid, Liebes“ zu sagen. „Es tut mir wirklich sehr, sehr leid.“ Er wälzte sich seufzend auf den Rücken. Sein Oberkörper war nackt. Er hatte einen muskulösen Brustkorb und einen attraktiven Bizeps, sah sehr gut aus, hatte markante Züge, ein energisches Kinn und jettschwarzes Haar.

„Macht doch nichts“, flüsterte Corinna und streichelte ihn tröstend.

„Es ist mir peinlich ...“, stieß er gepresst hervor.

„Braucht es dir nicht zu sein.“

„Ich bin noch nicht mal dreißig und habe schon Probleme ...“

„Wir werden dieses Formtief gemeinsam meistern“, sagte Corinna zuversichtlich. Sie küsste seine glattrasierte Wange.

„Vielleicht sollte ich mir einen anderen Job suchen.“

„Wir machen bald Urlaub, und dann holen wir alles nach, was wir versäumt haben.“

Er zog sie dankbar in die Arme und drückte sie innig an sich. „Ich kann von Glück sagen, dass du so verständnisvoll bist. Eine andere Frau würde losziehen und sich woanders holen, was ihr fehlt.“

„Mach dir keine Sorgen, Ralf“, beruhigte sie ihn. „Ich werde nicht losziehen. Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe. Mit all deinen Vorzügen – und Schwächen. Niemand ist perfekt. Aber unter all den nichtperfekten Männern, die sich um mich bemüht haben, bist du der Allerbeste.“

Sie küssten sich lange und voller Zärtlichkeit. Dann löschten sie das Licht.

„Gute Nacht, Schatz“, sagte Ralf. Die Enttäuschung steckte ihm noch hörbar in der Kehle.

„Gute Nacht.“

„Träum was Schönes.“

„Du auch“, gab Corinna zurück.

Plötzlich trommelten Fäuste gegen die Haustür.

Corinna fuhr erschrocken hoch. „O mein Gott!“

Ralf knipste seine Nachttischlampe wieder an, warf die Bettdecke zur Seite und sprang auf. Er zog seinen Schlafrock an und hastete aus dem Schlafzimmer. Corinna folgte ihm zitternd vor Aufregung.

Ralf erreichte die Tür. „Wer ist da?“

„Hilfe ... Hilfe ...“, stöhnte draußen jemand.

„Nicht auf machen!“, rief Corinna ängstlich. „Das … das kann ein Trick sein!“

„Das ist kein Trick. Das ist Herr Grimm“, gab Ralf heiser zurück.

Bernhard Grimm war der fünfundsiebzigjährige Nachbar. Er lebte allein, und die Rademanns hatten ihm gesagt, wann immer er Hilfe brauche, solle er sich an sie wenden.

Ralf schloss rasch die Tür auf. Der weißhaarige Nachbar war zusammengesackt. Er röchelte. Sein faltiges Gesicht war wächsern und schmerzverzerrt.

Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Panik flackerte in seinen weit aufgerissenen Augen, und er krallte die Finger in seine Brust. „Hilfe ... Mein Herz ... Ich sterbe ...“

„Ich rufe einen Krankenwagen!“, stieß Corinna aufgewühlt hervor.

„Nein“, gab ihr Mann zurück, „hier zählt jede Minute, deshalb bringe ich ihn selbst in die Paracelsus-Klinik.“

„Ich komme mit“, entschied Corinna und zog einen Trenchcoat über ihr Nachthemd.

„Kümmere dich um Herrn Grimm“, verlangte Ralf. „Ich hole den Wagen aus der Garage.“ Bernhard Grimm trug keine beengenden Kleidungsstücke. Dennoch öffnete Corinna mit zitternden Fingern zwei Knöpfe seines Hemds. Es war grauenvoll für sie, die Todesangst in seinen Augen zu sehen.

Sie sprach mit sanfter Eindringlichkeit auf ihn ein: „Beruhigen Sie sich, Herr Grimm. Mein Mann und ich sind bei Ihnen. Wir bringen Sie in die Paracelsus-Klinik. Dort wird man Ihnen helfen. Machen Sie sich keine Sorgen. Der Anfall geht vorbei. Es wird alles gut. Es wird alles wieder gut.“

Sie sagte es, obwohl Grimms Zustand sich zusehends verschlechterte. In Wahrheit bangte sie sehr um das Leben des alten Nachbarn.

Ralf kam mit seinem Wagen, einer großen weißen Limousine, aus der Garage. Sie betteten Bernhard Grimm auf den Beifahrersitz, dessen Lehne Ralf umgelegt hatte, und dann rasten sie durch das nächtliche München.

Corinna redete pausenlos auf den Nachbarn ein, um ihm seine Angst zu nehmen. Sie hatte nur ein paar Sätze, und die wiederholte sie ständig.

Grimm verlor das Bewusstsein. Corinna glaubte, er wäre tot. Sie weinte. Doch kurz bevor sie die Paracelsus-Klinik erreichten, schlug Bernhard Grimm die Augen wieder auf.

Ralf stürmte mit wehendem Schlafrock in die Notaufnahme. Dr. Jan Jordan und zwei Krankenpfleger kamen heraus. Sie hoben den alten Mann vorsichtig auf eine fahrbare Trage und schafften ihn fort.

„Herr Doktor ...!“, rief Ralf dem Assistenzarzt nach. „Bitte geben Sie uns Bescheid ... Wir warten!“

Jan Jordan nickte, und einen Augenblick später schloss sich eine große weiße Tür hinter ihm. Ralf legte den Arm um seine zitternde Frau.

„Sie bringen ihn jetzt auf die Intensivstation“, sagte er. „Er kriegt eine Spritze, bekommt Infusionen, und sie schließen ihn an ihre vielen Geräte an. Man wird alles für ihn tun, was möglich ist. Er wird durchkommen. Ich bin ganz sicher, dass er diesen Anfall überlebt. Es ist sein erster. Soviel ich weiß, hatte er noch nie Probleme mit dem Herzen. Er steckt das weg. Er ist ein zäher alter Bursche.“

Es dauerte endlos lange, bis Dr. Jordan sich wieder blicken ließ. „Wer ist der Mann?“, wollte der Assistenzarzt wissen.

„Unser Nachbar“, antwortete Ralf. „Bernhard Grimm.“ Er erzählte, was sie erlebt hatten.

„Wie geht es ihm?“, fragte Corinna mit belegter Stimme.

„Sieht so aus, als wäre er über dem Berg“, antwortete Dr. Jordan.

„Dem Himmel sei Dank“, stieß Corinna erleichtert hervor.

„Er hat noch ein paar schwere Stunden vor sich“, sagte Jan Jordan. „Morgen werden wir mehr wissen. Aber eines darf ich jetzt schon sagen: Wenn Sie sich nicht so vorbildlich für ihn eingesetzt hätten, hätten wir nichts mehr für ihn tun können.“

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