Читать книгу Das Riesen Arztroman Paket August 2021: Arztromane Sammelband 8 Romane - A. F. Morland - Страница 21
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ОглавлениеDie Boutique war leer. Corinna betrat das Geschäft, und Bärbel Raffreither kam aus der Küche. „Ich habe gerade Kaffee gekocht“, sagte die Verkäuferin. „Möchtest du auch eine Tasse?“
„Ja, sehr gern“, antwortete Corinna.
Während sie in der Küche den Kaffee tranken, zählte Bärbel auf, was sie alles verkauft hatte. Sogar für den Wetterfleck, einen alten Ladenhüter, den Corinna inzwischen für unverkäuflich gehalten hatte, hatte sich endlich eine Käuferin gefunden.
„Zuerst wollte sie ihn nicht nehmen“, schmunzelte Bärbel, „aber als ich ihr sagte, er mache sie mindestens zehn Jahre jünger, hätte ich ihn ihr nicht mehr wegnehmen können.“
„Wenn du so weitermachst, schaffst du es, einem Eskimo einen Kühlschrank anzudrehen“, sagte Corinna Rademann. „Hat mein Mann angerufen?“
„Nein, aber dieser Stumme, der nie was sagt. Ich habe ihm mit der Polizei gedroht. ‘Die können solche Anrufe zurückverfolgen’, habe ich ihm erklärt. ‘Das geht ganz leicht. Und wenn sie dich haben, sperren sie dich ein, bis du schwarz bist.’ Mal sehen, ob es wirkt. Vielleicht geht er jetzt jemand anderem auf den Geist.“
Bärbel Raffreither fragte, wann Corinnas Mutter operiert würde.
„Morgen früh“, antwortete Corinna.
Nachdem sie den Kaffee getrunken hatten, spülte Bärbel das Geschirr, und Corinna ging hinaus, um eine Kundin zu bedienen.
Anschließend wechselte sie die Schaufensterdekoration, und sie stellte den Schnäppchenkorb so auf, dass man beim Eintreten fast darüber stolperte.
Kurz vor Ladenschluss sagte Bärbel Raffreither: „Da ist ein Mann ...“
„Wo?“
„Drüben, auf der anderen Straßenseite.“
„Und? Was hast du gegen ihn?“, wollte Corinna wissen.
Bärbel zuckte unsicher mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Irgendetwas scheint mit dem nicht zu stimmen.“
Corinna, die schon angefangen hatte, die Tageseinnahmen zu zählen, hob den Kopf und sah ihre Mitarbeiterin an. „Wieso glaubst du das?“
„Steht da wie ein Zinnsoldat und starrt zu unserer Boutique herüber.“
„Zeig ihn mir“, verlangte Corinna und trat an die Ladentür.
„Jetzt ist er weg“, stellte Bärbel enttäuscht fest.
„Er wird auf jemanden gewartet haben.“
„Ja. Vielleicht.“
„Hat dich irgendetwas an ihm gestört?“, fragte Corinna.
„Er kam mir irgendwie nicht geheuer vor.“
Corinna lächelte. „Du guckst im Fernsehen zu viele Krimis.“
„Er hatte etwas an sich, das mir Angst machte.“
Corinna lachte. „Ich sag’s ja: Zu viele Krimis. Wie hat der Mann denn ausgesehen?“
„Ich habe kein besonders gutes Personengedächtnis, wie du weißt.“
„War er groß? Klein? Dick? Dünn?“
„Er war groß und schlank“, erinnerte sich Bärbel Raffreither.
„Jung oder alt?“
„Jung.“
„Gut oder weniger gut gekleidet?“, fragte Corinna weiter.
Bärbels Blick verdunkelte sich. „Alles an ihm war schwarz.“
„Auch das Gesicht?“, fragte Corinna Rademann.
„Das Gesicht natürlich nicht.“
„Kann es sich um einen Schornsteinfeger gehandelt haben?“
„Mach dich darüber nicht lustig, Corinna.“
„Der schwarze Mann ist weg, deshalb halte ich es für müßig, noch weiter über ihn zu reden“, erklärte Corinna unbekümmert und kehrte zur Kasse zurück.
„Vielleicht war’s der Stumme – der Typ, der uns immer anruft und nichts sagt“, meinte Bärbel unbehaglich,
„Ich schlage vor, wir vergessen ihn. Er ist nicht mehr da, und damit hat sich’s.“
„Wenn du nachher das Geld zur Bank bringst, solltest du öfter mal einen Blick zurückwerfen“, riet Bärbel ihrer Arbeitgeberin.
„Jetzt reicht es aber“, wehrte Corinna lachend ab.
Bärbel sagte dennoch: „Wenn du möchtest, begleite ich dich zur Bank.“
„Ich glaube nicht, dass das nötig ist“, erwiderte Corinna. „Hör doch auf, dir über den Mann den Kopf zu zerbrechen. Er ist weg, und du siehst ihn wahrscheinlich nie mehr wieder.“