Читать книгу Das Riesen Arztroman Paket August 2021: Arztromane Sammelband 8 Romane - A. F. Morland - Страница 9
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ОглавлениеEs war ein warmer, sonniger Herbsttag. Corinna Rademann trug einen hübschen gelben Bändchenpulli und weiße Leinenhosen aus ihrer Boutique. Ihr halblanges sandfarbenes Haar umrahmte ein apartes Gesicht mit ausdrucksstarken Augen, und mit ihrer Figur hatte sie schon vielen Männern den Kopf verdreht. Sie schloss ihren Wagen, einen kleinen roten Flitzer, auf und stieg mit ihrer Mutter ein.
„Wirst du noch mal operiert?“, erkundigte sie sich, während sie den Motor anließ.
„Ja.“
„Wann?“
„In zwei Wochen“, antwortete Andrea Kordes.
Corinna fuhr los. „In vierzehn Tagen wollte Ralf mit mir an die Riviera di Levante fahren.“
„Ihr könnt ruhig verreisen, nehmt auf mich keine Rücksicht.“
„Kommt ja überhaupt nicht in Frage.“ Corinnas Erwiderung klang beinahe entrüstet.
„Wenn ihr schon gebucht habt ...“
„Haben wir nicht“, widersprach die junge Frau. „Wir wollen einfach ins Blaue fahren und bleiben, wo es uns gefällt. Aber das können wir auch ein, zwei Wochen später. Ist gar kein Problem.“
„Ob Ralf das auch so sieht?“
„Natürlich. Ralf liebt dich. Er vergöttert dich so sehr, dass ich manchmal fast eifersüchtig bin. Denkst du, er fährt weg, wenn du im Krankenhaus liegst?“ Corinna warf ihrer Mutter einen innigen Blick zu. „Wir werden dich jeden Tag besuchen – und wenn du wieder auf dem Damm bist, fahren wir in den Süden.“
„Ihr seid großartig.“
Corinna lächelte. „Wir sind so zu dir, wie du zu uns bist. Wie man in den Wald ruft ... Du kennst den Spruch ja.“
Sie brachte ihre Mutter nach Hause.
„Kommst du noch mit hoch?“, fragte Andrea Kordes. Seit dem Tod ihres Mannes vor elf Jahren wohnte sie allein in der gemütlichen Drei-Zimmer-Wohnung.
„Nein“, sagte Corinna Rademann, „ich muss zurück in die Boutique.“
„Danke fürs Chauffieren.“
„War doch selbstverständlich.“ Corinna fuhr weiter.
In der Boutique, die sie kurz nach ihrer Hochzeit eröffnet hatte, war einiges los. Bärbel Raffreither, Corinnas einzige Angestellte, war heilfroh, als die Chefin zur Tür hereinkam. Corinna übernahm sogleich eine schwierige Stammkundin, die sich mal wieder nicht entscheiden konnte. Mit viel Geduld und einigen brandneuen Modetipps konnte Corinna der Frau helfen.
Zufrieden verließ die Kundin eine Dreiviertelstunde später das Geschäft, und Corinna legte einen Scheck über zweitausendeinhundert Mark in die Kasse.
Nach der Mittagspause rief Ralf an. „Hast du Andrea gut heimgebracht?“, erkundigte er sich.
„Selbstverständlich.“
„Und? Was hat die Untersuchung ergeben?“
„Die Revisionsoperation ist auf jeden Fall sinnvoll“, erzählte Corinna.
„Wie hoch sind die Erfolgschancen?“
„Sie liegen bei hundert Prozent.“
„Großartig!“, freute sich Ralf. Er mochte Corinnas Mutter deshalb so sehr, weil er selbst schon lange keine Eltern mehr hatte. Sein Vater war vor vielen Jahren einem heimtückischen Krebsleiden erlegen, und seine alleinerziehende Mutter hatte sich kaputtgeschuftet, um sich und ihr Kind durchzubringen. „Wann wird Andrea operiert?“, wollte er wissen.
„In zwei Wochen.“
„Dann müssen wir unsere Italienfahrt verschieben“, sagte Ralf sofort. Es war eine Selbstverständlichkeit für ihn.
„Du bist ein Schatz.“
Ralf lachte. „Ich weiß. Oh, ehe ich es vergesse: Ich muss heute länger bleiben.“ Er leitete einen großen Baumarkt.
„Wegen dieses unsympathischen Schnösels aus Hamburg?“, fragte Corinna.
„Ja.“
„Könnt ihr ihn nicht nach Hause schicken?“
„Ihm gefallen unsere Umsatzzahlen nicht“, sagte Ralf.
„Wenn im Umkreis von nur einem Kilometer zwei neue Baumärkte aus dem Boden gestampft werden, die sich gegenseitig geradezu ruinös mit Sonderangeboten unterbieten, ist das doch klar. Begreift der Dummkopf das nicht?“
„Er tut nur seinen Job“, nahm Ralf den unbequemen Mann in Schutz. „Hamburg sieht nur die nüchternen Verkaufszahlen. Wenn die hinter den festgesetzten Erwartungen bleiben, hat etwas zu geschehen.“
„Musst du Angst um deinen Rosten haben?“
„Nein. Nein, ich glaube nicht. Aber einige andere Köpfe könnten rollen.“
„Richtet es dich seelisch auf, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe?“, fragte Corinna.
„Auf jeden Fall“, antwortete Ralf.
„Dann sage ich es: Ich liebe dich.“
„Ich komme so bald wie möglich nach Hause.“
„Je früher du erscheinst, desto willkommener bist du“, gab Corinna zurück und legte auf.