Читать книгу Das Giganten Krimi Paket September 2021: Krimi Paket 13 Romane - A. F. Morland - Страница 67
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ОглавлениеIn der Redaktion der „Stars and Stripes“ lastete dumpfe Gewitterstimmung.
Saul Melloway hockte zusammengesunken hinter seinem Mahagonischreibtisch. Seine Finger trommelten nervös auf der ledernen Schreibunterlage.
„So ist das“, murmelte er bitter, „wenn man die Kollegen in New York wirklich mal braucht –, wenn man mal Unterstützung oder nur einen Rat braucht, dann ziehen sie sich in ihr Mauseloch zurück.“
„Wer kann ihnen das verdenken?“. meinte Susan Morales. Sie saß neben Hendricks, Sanders und Ferrer auf Melloways Besuchersesseln. „In diesem Fall eine Entscheidung zu treffen, ist nicht leicht. Immerhin könnte es eine Entscheidung über Menschenleben sein.“
„Typisch weiblich“, knurrte Chuck Hendricks, „immerhin sind wir Journalisten, und wir sollten unbestechlich sein. Unbestechlich auch im Hinblick auf drohende Gewalt.“
Earl Sanders lief rot an. Seine Faust krachte auf die Tischplatte. „Den Mord an Barney hast du also schon vergessen, was?“
„Keineswegs“, konterte Hendricks ruhig, „im Gegenteil, Earl. Gerade jetzt sollten wir es ihnen zeigen. Ich bin sicher, dass es auch in Barneys Sinn gewesen wäre. Denn immerhin hat er seinen Teil zu unserer Arbeit beigetragen. Und ich glaube kaum, dass es ihm recht wäre, wenn alles umsonst gewesen sein sollte.“
„Um Himmels willen, streitet euch nicht!“, versuchte Melloway zu schlichten. „Damit kommen wir am allerwenigsten weiter. Die Burschen wollen uns doch bloß nervös machen.“
„Das dürfte ihnen bereits gelungen sein“, erklärte Simon Ferrer unumwunden. Er steckte sich eine Zigarette an. „Ich würde vorschlagen, dass wir abstimmen, ob die nächsten Folgen erscheinen sollen oder nicht.“
„Quatsch“, widersprach Hendricks, „wir haben noch fünf Tage Zeit, bis die nächste Nummer erscheint. In diesen fünf Tagen sollte es der Polizei gelingen, den Mord aufzuklären.“
„Glaubst du denn an den Weihnachtsmann?“ Earl Sanders setzte ein mitleidiges Grinsen auf.
„Diese Möglichkeit ist allerdings ziemlich abwegig“, unterstützte ihn Susan. „Wir haben doch selbst genügend herum recherchiert, um zu wissen, dass der Polizei in vieler Hinsicht die Hände gebunden sind. Oder sind wir schon so weit, dass wir nicht einmal mehr an das glauben, was wir selbst schreiben?“
„Das sollte es immerhin geben“, lenkte Hendricks ab.
„Jedenfalls wird es die Polizei in fünf Tagen niemals schaffen“, stieß Sanders erregt hervor. Er hob die Arme hoch, um sie kraftlos wieder sinken zu lassen. „Jedenfalls weiß bislang keiner von uns, was wir wirklich unternehmen könnten. Dann bleibt wohl nur noch, dass wir uns jeder mit einem Schießprügel ausstatten und schließlich pro Person einen Privatdetektiv anheuern. Damit wären wir zwar trotzdem nicht hundertprozentig sicher. Aber immerhin könnte man sich ein solches Gefühl einreden. Dann stirbt’s sich leichter.“
„Ihr seht entschieden zu schwarz, Leute“, versuchte Melloway erneut einzulenken. „Ich meine …“
Das Schrillen des Telefons unterbrach ihn. Sekundenlang starrte er irritiert auf den Hörer. Dann riss er ihn von der Gabel.
„Stars and Stripes, Melloway.“
„Sieh da! Der Boss persönlich“, ertönte eine kalte Stimme, die vor Hohn triefte. „Das trifft sich gut, mein Lieber. Ausgezeichnet sogar.“
Saul Melloway zuckte unwillkürlich zusammen. Dann reagierte er instinktiv und drückte den Knopf des Tischlautsprechers, damit auch die anderen mithören konnten, Sie starrten ihn atemlos an. Jeder sah an Melloways Gesichtsausdruck, worum es ging.
„Wer – wer ist denn da?“, stotterte Melloway hilflos.
„Meinen Namen können Sie erraten, Melloway!“, klang die Stimme, jetzt verstärkt durch den Lautsprecher. „Vielleicht heiße ich Smith, Miller oder Jackson oder so ähnlich. Was tut das schon zur Sache! Habe ich nicht recht?“
Simon Ferrer flitzte plötzlich aus dem Zimmer und kam im nächsten Moment mit seinem Reportertonbandgerät wieder herein. Mit geübten Griffen schaltete er auf Aufnahme und hielt das Mikrofon vor den Tischlautsprecher.
Melloway nickte irritiert. „Was – was wollen Sie von mir?“, stammelte er in den Hörer.
„Nicht nur von Ihnen, Melloway! Meine Forderung gilt auch für Ihre lieben Mitarbeiter, verstanden! Ich will Sie nicht mit langen Erklärungen langweilen. Also: Sie werden ab sofort die vorgesehene Veröffentlichung der weiteren Fortsetzungen stoppen. Sie wissen schon – die Dinger mit dem schönen Titel: Die heimlichen Bosse, und so weiter. Der Titel ist wirklich gut, Melloway. Alle Achtung. Aber der Rest ist nicht geeignet, für Sie und Ihre Kollegen ein hohes Alter zu garantieren. Haben wir uns in etwa verstanden?“
„Was soll das?“, konterte Melloway. Die Worte des unbekannten Gesprächspartners hatten für ihn gereicht, um seine Fassung wiederzugewinnen. „Ich denke nicht daran, mich von irgendeinem Unbekannten erpressen zu lassen. Niemand hat das Recht, uns an einer Veröffentlichung zu hindern. Das sollten Sie wissen, auch wenn Sie die Gesetze unseres Landes vielleicht nur noch vom Hörensagen kennen.“
„Sie wollen also nicht.“ Die Stimmung des Unbekannten war plötzlich um etliche Grade schärfer geworden. „Ich mache Sie darauf aufmerksam, Melloway, dass Sie sich die Folgen selbst zuzuschreiben haben. Denken Sie an Ihren Mitarbeiter Barney Goldberg. Er war …“
„Sie waren das also!“, schrie Melloway erregt.
„Er war der erste“, fuhr der andere unbeirrt fort, „und er würde der letzte bleiben, den es erwischt, wenn Sie Vernunft annehmen, Melloway. Aber wenn Sie nicht wollen … Okay, dann tut es mir leid.“
„Wir kriechen nicht vor Ihnen ins Mauseloch“, rief Melloway erregt. Er sprang auf. „Sie werden uns kennenlernen, das versichere ich Ihnen. Wir haben auch etliche Möglichkeiten, unsere Macht auszuspielen.“
„Macht!“, höhnte der Unbekannte. „Ist das Ihre feste Überzeugung? Wunschdenken, Melloway, reines Wunschdenken! Sie sind nicht der erste Pressemann, mit dem ich zu tun habe. Wenn ihr Zeitungsschreiber in die Klemme geratet, dann glaubt ihr immer, ihr seid einflussreich genug, um anderen eins auszuwischen. Einen Dreck seid ihr! Nichts als bezahlte Schreiberlinge, die hübsch brav das tun, was ihr Verleger anordnet. Habe ich recht?“
„Wunschdenken“, äffte ihn Melloway ungerührt nach.
„Sie werden es bereuen, Melloway!“, zischte der andere gereizt. „Meine Geduld ist am Ende. Sie haben Ihre letzte Chance verspielt!“
Klick.
Saul Melloway knallte wutentbrannt den Hörer in die Gabel. Simon Ferrer schaltete mit zufriedenem Lächeln sein Tonbandgerät ab.
„Damit hätten wir den ersten Beweis in den Händen“, freute sich Ferrer, „ich werde das Band gleich ein paarmal überspielen lassen. Dann haben wir das Gespräch gleich mehrfach, und es geht nicht so leicht verloren.“
„An dir ist direkt ein Kriminalist verlorengegangen“, meinte Sanders, „aber du hast recht. Und wir haben endlich Klarheit darüber, dass die Gegenseite uns ans Leder will.“
„Schwacher Trost“, seufzte Melloway. Er vergrub das Gesicht in den Händen.