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Der Einsatz der Schwarzen Maske begann eine halbe Stunde vor Einbruch der Dunkelheit.

Durch die Geheimtür in der Bücherwand des Arbeitszimmers traten Cantrell und seine beiden Mitarbeiter ins Kellergeschoss des Bungalows an der Clinton Street. Als sie die Tür am Fuß der Treppe öffneten, schloss sich oben lautlos der Durchlass in der Bücherwand. Die drei Männer betraten einen durch indirektes Licht taghell erleuchteten Raum. Links standen die Schminktische mit so zahlreichen Utensilien, dass sie manches Kleinstadttheater vor Neid hätten erblassen lassen. An der gegenüberliegenden Wand des Raumes befand sich der Stahlschrank, der neben dem Kostüm für die Schwarze Maske auch die Waffen des Gangsterjägers und seiner Mitarbeiter barg.

Während Silk und Butch zur unterirdischen Garage durch einen schmalen Gang vorausgingen, öffnete Cantrell den Schrank und verwandelte sich in die Schwarze Maske. Er tauschte seinen bequemen grauen Tweedanzug gegen das Kostüm des maskierten Gangsterjägers aus, vor dem zu zittern Chicagos Unterwelt oft genug gelernt hatte.

Er legte das schwarze Trikot an und steckte die schwarze Gesichtsmaske ein, die nur die Augen und die Mundpartie freiließ; er würde sie erst am Einsatzort überstreifen.

Der Kriminalist folgte seinen beiden Mitarbeitern in die unterirdische Garage. Butch saß am Steuer des unauffälligen schwarzen Einsatzwagens. Silk hatte auf der Sitzbank im Fond Platz genommen.

Der blonde Hüne wartete, bis sich sein Chef auf den Beifahrersitz geschwungen hatte. Dann betätigte er den Anlasser und drückte im nächsten Moment einen Knopf am Armaturenbrett, der durch ein elektronisches Signal das Garagentor und die getarnte Ausfahrt öffnete.

Unbeleuchtet ließ Butch den Wagen über das Grundstück auf die rückwärtige Parallelstraße der Clinton Street rollen. Auf einen erneuten Knopfdruck schloss sich geräuschlos die geheime Zufahrt an der Rückfront des Cantrell’schen Anwesens. Butch gab Gas und schaltete erst an der Einmündung in die Clinton Street die Scheinwerfer ein.

Das unauffällige Chevelle Malibu Coupe rollte durch das abendliche Lichtermeer von Chicago nach Süden in Richtung City. Niemand hätte unter der Karosserie des Fahrzeuges das Fahrwerk eines Ferrari Super Fast und dessen Zwölfzylindermotor mit vierhundert Pferdestärken vermutet. Bei mancher Verfolgungsjagd waren den Gangstern die Augen übergegangen, wenn es ihnen nicht gelang, den Wagen abzuschütteln.

Nur kurz streifte das Einsatzfahrzeug auf seiner Route das Gebiet von Chicago City. Das Ziel der Schwarzen Maske war Cicero, einer der zahlreichen Vororte der Millionenstadt am Lake Michigan. Auf der Harlem Road steuerte Butch den schweren Wagen nach Süden. In North Riverside bog er nach links ab auf die Cermak Road.

Sie passierten Berwyn und erreichten schließlich ihren Zielort Cicero. Hinter der Kreuzung Central Street verlangsamte Butch das Tempo. Vor ihnen kam auf der linken Straßenseite das riesige Sportgelände der Western Electric in Sicht. Die eingeschaltete Flutlichtanlage deutete darauf hin, dass irgendwelche Wettkämpfe stattfanden, um diese Jahreszeit vermutlich Baseball.

Der Gangsterjäger beugte sich vor. Es bereitete ihm keine Mühe, die Schilder der nach rechts abzweigenden Straßen trotz der Dunkelheit zu erkennen.

„Die übernächste ist es“, sagte er.

Butch nickte. Er betätigte den Blinker, bog nach rechts ab und ließ die Limousine zehn Yards von der Einmündung entfernt ausrollen. Die Straße trug die Nummer 54. Es herrschte nur geringer Verkehr. Nur in längeren Zeitabständen tauchten Fahrzeuge auf, die mit abgeblendeten Scheinwerfern in mäßigem Tempo dahinrollten.

„Ziemlich ruhig“, stellte Silk fest, „eine reine Wohngegend.“

„Anders habe ich es nicht erwartet“, meinte der Gangsterjäger, „unser Freund kann sich eine solche Umgebung mit Sicherheit leisten.“ Er deutete hinaus auf die gepflegten Vorgärten und die luxuriösen Bauten zahlreicher Villen.

„Kein Wunder bei dem Geschäft, das er betreibt“, fügte Butch hinzu. Sein Blick wanderte über den von Straßenlampen erhellten Bürgersteig. „Das dritte oder vierte Haus müsste es sein, nehme ich an.“

„Nummer dreiundvierzig“, nickte die Schwarze Maske, „ich werde es nicht verfehlen.“ Er wartete einen günstigen Moment ab. Dann schwang er sich hinaus und tauchte im nächsten Moment im Dunkel des Gartengeländes unter, vor dem der Einsatzwagen parkte.

Mit Fußgängern, die ihn beobachten konnten, rechnete der Gangsterjäger kaum. Dies war eine Gegend, in der man nicht gewohnt war, zu Fuß zu gehen. Die Bürgersteige waren bestenfalls für den Zeitungsjungen, den Milchmann oder den Briefträger da. Alle übrigen Fortbewegungen vollzogen sich in schweren Limousinen auf der Fahrbahn der Straße.

Auf leisen Sohlen durchquerte der Maskierte unbemerkt zwei Grundstücke. Das dritte erreichte er über eine mannshohe Backsteinmauer, die er mit einem kraftvollen Klimmzug und elastischem Sprung überwand. Auf der anderen Seite ging er blitzschnell hinter einer Gruppe von Rhododendronbüschen in Deckung.

Prüfend musterte der Gangsterjäger seine Umgebung. Er stellte fest, dass er sich fünf Yards vom Bürgersteig entfernt zwischen den Büschen befand. Zur Straße hin wurde das Grundstück von einer mit Glasbausteinen durchsetzten Mauer abgeschirmt. Den Mittelpunkt des Vorgartens bildete eine weitläufige Rasenfläche, die ringsherum von sorgsam gestutzten Büschen umrahmt wurde.

Rechts von Cantrell, einen Steinwurf weit entfernt, lag der Bungalow. Ein Flachdachgebäude in Rechteck oder U~ Form. Vom Standpunkt der Schwarzen Maske her war es nicht genau zu erkennen.

Systematisch suchte der Gangsterjäger seine nähere Umgebung mit Blicken ab. Er war sicher, dass zur Sicherheit des Hausbesitzers irgendwelche Raffinessen eingebaut waren. Möglicherweise hatte er schon bei seinem Sprung über die Mauer eine Alarmanlage ausgelöst. Doch weil sich bislang nichts gerührt hatte, rechnete er nicht mehr damit.

Seine scharfen Augen tasteten den frisch geharkten Erdboden zwischen den Büschen ab. Plötzlich entdeckte der Gangsterjäger einen winzigen Reflex, der vom matten Schimmer der Straßenbeleuchtung verursacht wurde. Er sah genauer hin und erkannte einen hauchdünnen Draht, der knöchelhoch über dem Boden gespannt war.

Die Schwarze Maske lächelte. Eine simple Falle. Aber äußerst wirksam, das musste man zugeben. Die kleinste Berührung des Drahtes würde einen elektrischen Kontakt schließen und möglicherweise ein Alarmsignal auslösen, das wiederum eine Horde von Gorillas auf den Plan rufen würde.

So in etwa stellte sich der Gangsterjäger die Sicherheitsmaßnahmen vor, die zum Schutz des Bungalows und seines Besitzers getroffen worden waren. Möglicherweise lauerten noch mehr versteckte Fallen auf ungebetene Besucher. Cantrell beschloss, weiter auf der Hut zu sein. Er richtete sich halb auf und schlich in gebückter Haltung über den gefährlichen Draht hinweg, ohne ihn zu berühren.

Im Schatten der Büsche huschte die Schwarze Maske weiter nach rechts. Die Vorderfront des Bungalows war unbeleuchtet. Vermutlich lagen die Wohnräume nach hinten hinaus um eine Art Innenhof.

Die Vermutung des Gangsterjägers bestätigte sich wenige Minuten später. Er erreichte das rückwärtige Ende des rechten Bautrakts. Deutlich war ein Lichtschein zu erkennen, der von links kam. Vorsichtig verließ der Maskierte den Schutz der Büsche. Mit wenigen lautlosen Schritten hatte er die Außenmauer des Bungalows erreicht. Hier gab es keine Fenster.

Er umrundete die Ecke des Gebäudetrakts und ging vorsichtshalber zu Boden. Die hintere Querwand, etwa fünf Yards breit, hatte jedoch ebenfalls kein Fenster. Langsam arbeitete sich der Gangsterjäger weiter vorwärts. Vor der nächsten Ecke verharrte er. Er schob den Kopf vor. Jetzt konnte er den Innenhof überblicken.

Der Bungalow war tatsächlich in U-Form gebaut. Die gesamte Fensterfront lag an den Innenseiten der drei Trakte und gab den Blick auf den Innenhof frei, der mit einem Swimmingpool, viel Rasen und exotischen Gewächsen aufwendig gestaltet worden war.

Die Fenster des mittleren Trakts, der die beiden Außenflügel verband, waren erleuchtet. Weiße Vorhänge, die von der Decke bis zum Fußboden reichten, verhinderten jedoch den Blick ins Innere.

Der Gangsterjäger überlegte nicht lange. Auf direktem Weg vorzugehen wäre in dieser Situation halber Selbstmord gewesen. Er konnte nicht wissen, wie viele Gorillas sich als Bewacher im Wohnraum der Villa aufhielten. Also nahm er sich die Fenster des linken Außenflügels vor.

Das erste war sorgfältig verriegelt. Schwierig, es aufzubekommen. Als der Maskierte den Rahmen des zweiten Fensters abtastete, stellte er fest, dass es sich bewegen ließ. Nur um wenige Millimeter, aber es reichte. Vermutlich lag es daran, dass das Gestänge des Schließmechanismus nicht mehr hundertprozentig intakt war.

Der Gangsterjäger zog das flache Kästchen mit seinem Spezialwerkzeug hervor. Geräuschlos machte er sich an die Arbeit. Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten, von außen an den Mechanismus heranzukommen. Hundertfach hatte er in ähnlichen Fällen diese Arbeit geprobt. Jeden Handgriff führte er mit traumhafter Sicherheit aus.

Der maskierte Gangsterjäger bewegte sich bei seiner Einbrechertätigkeit keineswegs außerhalb der Legalität. Den erforderlichen Haussuchungsbefehl hatte er sich vor seinem Einsatz bei District Attorney Richard Snyder besorgt.

Nach wenigen Minuten war’s geschafft. Die Schwarze Maske steckte das Werkzeug wieder ein und zog das Fenster vorsichtig auf. Es würde sich jetzt nicht mehr schließen lassen. Falls es nötig sein sollte, konnte er es also als raschen Fluchtweg benutzen. Aber er rechnete kaum mit dieser Möglichkeit.

Die Scharniere des Fensters waren gut geölt. Sie gaben kein verräterisches Quietschen von sich. Blitzschnell kletterte der Maskierte über die hüfthohe Fensterbrüstung ins Innere der Villa. Er streifte die Gardine beiseite und zog das Fenster provisorisch wieder zu. Dann sah er sich um.

Er hatte ein Schlafzimmer erwischt. Das Schlafzimmer eines Mannes, wie auf den ersten Blick einwandfrei zu erkennen war. Der Gangsterjäger blickte sich weiter um. Der Kleiderschrank, der eine ganze Wand einnahm, stand offen. Die Anzüge, die darin zu sehen waren, machten klar, wem dieser Raum für die Nachtruhe diente.

Der Maskierte lächelte zufrieden. Er brauchte nur noch zu warten. Das war die beste Möglichkeit. Butch und Silk waren darauf vorbereitet, dass der Einsatz unter Umständen einige Stunden dauern würde. Sie würden sich also keine Sorgen machen, wenn ihr Chef länger auf sich warten ließ. Außerdem beobachteten sie abwechselnd die Villa von der Straße her. Falls etwas passieren würde, konnten sie es auf diese Weise mit Sicherheit bemerken.

Der Gangsterjäger ließ sich in einen flauschigen Sessel sinken, der in einer Ecke neben dem Fenster stand, und von der Tür aus nicht sofort zu sehen war.

Dann wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Nichts rührte sich in den angrenzenden Räumen. Keine Schritte waren zu hören, keine Stimmen, nichts. Das Wohnzimmer, in dem sich die Burschen vermutlich aufhielten, war zu weit entfernt.

Die Schwarze Maske ertrug das Warten mit der Ausdauer des erfahrenen Kriminalisten, der ähnliche Situationen in unzähligen Fällen miterlebt hat. Warum sollte es diesmal anders sein? Der Gangsterjäger war sicher, dass sein Ausharren zum Erfolg führen würde.

Er sah absichtlich nicht auf die Uhr. Es hätte das Warten nur nervtötender gemacht. Cantrell schaltete völlig ab. Er entspannte sich und konzentrierte gleichzeitig seine Sinne auf jedes kleinste Geräusch.

Es mochten eineinhalb oder zwei Stunden vergangen sein, als ihn ein kaum hörbares Schlurfen schlagartig hellwach machte. Er richtete sich in seinem Sessel auf.

Die Geräusche kamen näher. Schritte, die unsicher klangen. Der Mann trug offenbar Pantoffeln aus Stoff oder weichem Leder. Dann hörte der Gangsterjäger, dass es zwei Personen sein mussten.

Unwillkürlich zuckte er zusammen, als plötzlich Stimmen zu hören waren, die nicht weit von der Tür zum Schlafzimmer entfernt sein konnten.

„Hau dich hin, Eddy“, brummte jemand mit leicht angesäuseltem Zungenschlag, „wir haben morgen ’nen schweren Tag vor uns.“

„Okay, Boss“, antwortete der andere. Dann klappte eine Tür zu.

Der Gangsterjäger richtete sich auf und drückte sich an die Wand, jeden Moment bereit, blitzschnell zur Tür zu huschen.

Die Schritte kamen näher. Die Türklinke wurde heruntergedrückt. Im nächsten Moment flog die Tür auf und prallte gegen den Stopper.

Serge Kovacz rammte sich den Ellenbogen an der Türklinke ein. „Verfluchter Mist!“, knurrte er wütend. Er hielt sich die schmerzende Stelle und knallte die Tür mit dem rechten Fuß ärgerlich ins Schloss.

Unsicher tappte er zum Lichtschalter. Cantrell roch die Whiskyfahne bis zu seinem drei Yards entfernten Standort. Er spannte die Muskeln an.

Die Deckenbeleuchtung flammte auf.

Der Gangsterjäger zog blitzschnell einen seiner 38er Smith and Wesson Special Revolver und war mit einem kraftvollen Satz vor der Tür.

Serge Kovacz prallte erschrocken zurück. Mit dem Rücken schob er sich an den Kleiderschrank heran. Ungläubig starrte er auf die geisterhafte Erscheinung der Schwarzen Maske.

„Vom Schrank weg!“, zischte der Gangsterjäger. „Los, machen Sie keine Umstände, Kovacz! Wenn Sie gehorchen, passiert Ihnen nichts, verstanden!“

Der Syndikatsboss war nur mit einer Hose und einem am Kragen offenstehenden Hemd bekleidet. Er war zu verdattert, um sofort Widerstand zu leisten. Reflexartig befolgte er den Befehl des unheimlichen Eindringlings und machte ein paar Schritte zur Seite. Sein Mund stand weit offen. Noch immer brachte er kein Wort hervor.

„Stellen Sie sich mit dem Rücken vor das Bett!“, befahl der Maskierte im Flüsterton. Er wusste, dass er nach Möglichkeit kein Geräusch verursachen durfte, wenn er nicht riskieren wollte, dass der Gorilla des Syndikatsbosses aus dem Nebenraum auftauchte.

Kovacz schien plötzlich aufzuwachen. In seine Augen trat ein heimtückisches Glitzern. Es war das einzig erkennbare Zeichen seiner Absichten.

Dennoch war der Gangsterjäger darauf gefasst. Ein Mann wie Kovacz konnte ein solches Überrumpelungsmanöver einfach nicht widerspruchslos hinnehmen.

Der Angriff kam von einem Sekundenbruchteil auf den anderen. Wie von einer Feder abgeschnellt, schoss der Syndikatsboss plötzlich vorwärts. Seinen Whiskyrausch schien er völlig abgeschüttelt zu haben.

Es geschah so blitzschnell, dass Kovacz nicht einmal mehr Zeit bekam, einen Schmerzenslaut von sich zu geben.

Buchstäblich im letzten Moment vollführte der Gangsterjäger einen gekonnten Sidestep. Seine linke Handkante zuckte auf den ins Leere tappenden Syndikatsboss herab. Kovacz’ Bewegung wurde wie von einer unsichtbaren Faust gestoppt. Bevor er auf die Bretter gehen konnte, hatte ihn sein Gegner gepackt. Beinahe behutsam legte die Schwarze Maske den Gangster auf das weiche französische Bett. Es ging ihm darum, unnötige Geräusche zu vermeiden.

Abwartend blieb der Gangsterjäger vor dem Bewusstlosen stehen. Den 38er hielt er immer noch in der Rechten. Nach wenigen Sekunden schlug Kovacz verwirrt die Augen auf. Der Hieb war so gezielt gewesen, dass er keine Dauerohnmacht bewirkte.

„Wenn Sie um Hilfe schreien sollten, muss ich etwas härter zupacken!“, flüsterte der Maskierte drohend. Der Klang seiner Stimme ließ keinen Zweifel darüber, dass er es ernst meinte.

Kovacz schüttelte den Kopf, als wolle er einen lästigen Fliegenschwarm verscheuchen. Wütend blies er die Luft durch die Zähne. „Ich habe noch nie jemanden um Hilfe gebeten“, zischte er böse, „mit meinen Gegnern bin ich stets allein fertig geworden.“

„Wozu brauchen Sie dann Ihre Leibwache, Serge Kovacz?“ Um die Mundwinkel der Schwarzen Maske spielte ein spöttisches Lächeln.

„Blödsinn! Leibwache! Habe ich noch nie nötig gehabt.“

„Lassen wir das“, winkte die Schwarze Maske ab, „ich bin nicht hergekommen, um mich mit Ihnen über Nebensächlichkeiten zu unterhalten.“

Kovacz gewann einen Teil seiner Selbstsicherheit zurück. „Sie glauben wohl, ich lasse mich durch Ihren dämlichen Mummenschanz beeindrucken, wie? Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse, mein Lieber! Wie immer Sie auch heißen mögen, es interessiert mich nicht im geringsten.“

„Sie werden es auch nie erfahren, Kovacz.“

„Dass ich nicht lache, Mr. Unbekannt!“ Kovacz stieß einen selbstgefälligen Grunzlaut aus. „Ein paar laute Worte von mir, und meine Leute werden Ihnen diese lächerliche Maske von der Visage reißen.“

„So weit werden Sie nicht kommen, Kovacz“, versicherte der Gangsterjäger.

„Das werden wir sehen!“ Der Syndikatsboss richtete sich halb auf. Plötzlich riss er den Mund auf. Sein Kehlkopf ruckte hoch.

Das geplante Alarmgebrüll blieb ihm im Hals stecken.

Mit einem Satz war der Maskierte über ihm. Ein trockener Fausthieb, mit geringer Wucht geführt, machte Kovacz stumm. Im nächsten Moment fühlte sich der Syndikatsboss hochgerissen. Er starrte in die zornig funkelnden Augen seines Gegners.

„Ich könnte Sie schlimm zurichten, Kovacz!“, flüsterte der Gangsterjäger. „Sie können es sich selbst überlegen. Ihre Komplicen werden sich wundern, wenn sie erfahren, was mit Ihnen passiert ist. Und Märchen können Sie denen nicht auftischen, glauben Sie mir. Es dürfte sehr unangenehm für Sie werden, wenn Ihre Freunde erfahren, dass die Schwarze Maske bei Ihnen zu Gast war. Haben Sie verstanden?“

Kovacz hatte keine Antwort parat. Er machte ein verkniffenes Gesicht. Dann schien er begriffen zu haben, dass die Worte seines unheimlichen Besuchers nicht von Pappe waren.

Der Gangsterjäger lockerte seinen Griff um keinen Inch. Zwar glaubte er, dass Kovacz seinen Widerstand aufgegeben hatte. Er musste einfach einsehen, dass er gegen die Schwarze Maske keine Chance hatte. Und die Alkoholeinwirkung verlangsamte seine Reaktionsfähigkeit noch mehr. Dennoch wollte der Gangsterjäger sichergehen und den Syndikatsboss fest in der Kontrolle haben.

„Seit wann arbeitet Slim Coughlin für Sie?“, schoss der Maskierte unvermittelt seine erste Frage ab.

In Kovacz’ Augen war für den Bruchteil einer Sekunde ein verräterisches Aufblitzen zu sehen. „Coughlin?“, echote er scheinbar verständnislos. „Kann sein, dass ich den Namen schon mal gehört habe. Aber ich kenne den Burschen nicht.“

„Die dümmste Lüge, die ich je gehört habe“, lachte der Gangsterjäger leise. „Erinnern Sie sich an den großen Rauschgiftprozess vor ungefähr sechs Jahren? Damals hat Coughlin als Zeuge für Sie ausgesagt, und Sie sind mit einem blauen Auge davongekommen.“

Kovacz war verblüfft. Sekundenlang war ihm deutlich anzusehen, dass er nicht wusste, wie er reagieren sollte. „Hm“, meinte er dann, „kann sein, dass es so war. Man lernt im Laufe der Jahre viele Typen kennen, die man schnell wieder vergisst, weil sie einem nichts bedeuten.“

„Sie sitzen in der Klemme, Kovacz“, prophezeite der Maskierte, „ich habe mir Coughlin vorgeknöpft. Leider hat sich der Gute verplappert. Es ist nur noch eine Frage von Stunden, dann hat die Polizei die nötigen Beweise zusammen.“

Kovacz’ Unterkiefer klappte herunter. Es war die einzige Bewegung, die ihm der stahlharte Griff der Schwarzen Maske gestattete. Trotz des seelischen Tiefschlags, den ihm der Gangsterjäger versetzt hatte, war er immer noch gerissen genug, um nicht zu kapitulieren. „Na und?“, knurrte er. „Die Beweise möchte ich erst mal sehen.“

„Keine Angst, Kovacz. Sie werden früh genug damit zu tun bekommen. Und dann dürfte es endlich zu spät für Sie sein. Ihre Mordanschläge im Zusammenhang mit der Illustrierten-Reportage werden Ihnen das Genick brechen. Sie haben sich selbst ans Messer geliefert!“

Kovacz versuchte verzweifelt, sich aus dem Griff des Gangsterjägers zu befreien. „Damit habe ich nichts zu tun“, heulte er los. „Verdammt noch mal, die Sache geht mich überhaupt nichts an.“

„Die Tatsache, dass Sie davon wissen, genügt mir“, stellte der Gangsterjäger trocken fest. „Hinzu kommt noch die Entführung von Susan Morales. Das dürfte für den Elektrischen Stuhl reichen, Serge Kovacz!“

„Sie reden wirres Zeug!“, zischte der Syndikatsboss entnervt. „Wenn Sie glauben, dass ich Ihnen auf den Leim krieche, sind Sie schief gewickelt. Auf solche Tricks falle ich nicht herein. Außerdem müssten Sie das Ganze erst mal beweisen.“

„Was keine große Schwierigkeit mehr sein dürfte“, versicherte der Maskierte grimmig.

Bei Kovacz riss der Faden. Ruckartig zog er sein rechtes Knie hoch. Gleichzeitig versuchte er, den Gangsterjäger mit einer plötzlichen Vorwärtsbewegung zu Fall zu bringen.

Im letzten Moment konnte der Maskierte dem Knie ausweichen. Dann machte er kurzen Prozess. Das Gespräch mit Kovacz hatte lange genug gedauert. Die Wirkung des Wortwechsels würde mit Sicherheit nicht ausbleiben.

Der Gangsterjäger ließ Kovacz los, wich zur Seite und feuerte im gleichen Augenblick zwei glasharte Handkantenhiebe ab. Wie vom Blitz getroffen sank der Syndikatsboss auf sein gut gefedertes Bett.

Mit wenigen Schritten war der Maskierte beim Fenster. Er schwang sich hinaus und verließ auf leisen Sohlen das Grundstück. Er achtete sorgfältig auf den Stolperdraht, um nicht zu guter Letzt noch einen unnötigen Alarm bei Kovacz’ Leibwache auszulösen. An der Einfriedung zur Straße hin verharrte er einen Moment. Bürgersteig und Fahrbahn waren menschenleer. Der Gangsterjäger sprang über die Mauer und eilte auf das Einsatzfahrzeug zu, das fünfzig Yards entfernt am Straßenrand parkte.

Butch und Silk hatten die Straße während der letzten halben Stunde von den Polstern der Limousine aus beobachtet.

„Es war nichts zu sehen und zu hören“, meinte Silk. „Wir haben vermutet, dass alles glattgegangen ist, Sir.“

Der Gangsterjäger zog die Beifahrertür ins Schloss und streifte die Gesichtsmaske ab. „Eine durchaus richtige Vermutung“, bestätigte er und griff zum Hörer des Autotelefons. „Captain McConnors muss am paar Beamte vom Überwachungsdienst in Marsch setzen. Es wird sich lohnen, Serge Kovacz von jetzt ab nicht mehr aus den Augen zu lassen.“

Das Giganten Krimi Paket September 2021: Krimi Paket 13 Romane

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