Читать книгу Das Giganten Krimi Paket September 2021: Krimi Paket 13 Romane - A. F. Morland - Страница 72

13

Оглавление

Der Ford Mustang ging in die Knie. Unmittelbar neben Susan Morales’ Volkswagen kam der rassige Sportflitzer zum Stehen. Der Motor erstarb mit einem Röcheln. Im gleichen Moment wurde die Tür auf der Fahrerseite aufgestoßen.

Der Mann, der sich mit elastischen Bewegungen herausschwang, war fast sechs Fuß groß. Er hörte auf den Namen Eddy Mills. Gewissermaßen als rechte Hand arbeitete er für den Syndikatsboss Serge Kovacz. Mills trug einen eleganten dunklen Anzug mit feinen Nadelstreifen. Sein schmales, kantiges Gesicht wurde von dünnen Lippen und stechenden schwarzen Augen bestimmt. Der dunkle Haarschopf des Mannes war leicht gekräuselt.

Die Waffe, die Mills unter der linken Achselhöhle trug, war von außen nicht zu sehen. Nicht umsonst ließ Eddy Mills seine Anzüge beim Schneider nach Maß anfertigen.

Die Tür des Bungalows wurde geöffnet, als er darauf zu stelzte. Slim Coughlin blickte ihm entgegen. „Du hast dir ziemlich viel Zeit gelassen“, bemängelte er.

Unbeeindruckt schob sich Mills an ihm vorbei ins Innere des blockhüttenähnlichen Gebäudes. Sein Blick fiel auf Susan Morales, die immer noch bewusstlos am Boden lag.

„Was habt ihr mit der Kleinen gemacht?“, bellte er Coughlin und Marrero an.

„Noch nichts!“, konterte Marrero aggressiv.

Coughlin baute sich seitlich vor Mills auf. Mit dem Zeigefinger tippte er dem hageren Riesen auf die Brust. „Damit wir uns von vornherein darüber klar sind, Kollege: Keiner spielt hier den Boss, verstanden! Weder du noch irgendein anderer. Zu bestimmen haben höchstens unsere Auftraggeber. Und auch dann kann beispielsweise ich mir immer noch überlegen, ob ich einen Job ausführe oder nicht.“

„Nimm das Maul nicht so voll, Coughlin“, erwiderte Mills ruhig, „du kriegst dein Geld von unseren Auftraggebern, wie du es nennst. Und dafür hast du dich genauso an die Spielregeln zu halten wie wir auch.“

„Dann bilde dir nur nicht ein, dass diese Spielregeln für dich nicht gelten!“, knurrte Coughlin zurück. Al Marrero bedachte seine Worte mit einem beifälligen Brummen.

„Ich weiß, was ich zu tun habe“, erklärte Mills ungerührt, „das brauchst du mir nicht zu erzählen.“

„Okay“, fuhr Coughlin halsstarrig fort, „warum, zum Teufel, hast du dir dann so viel Zeit gelassen? Du hättest längst hier sein können.“

„Idiot!“, zischte Mills. „Bis zur Fähre war es kein Problem, euch dichtauf zu folgen. Aber spätestens der Fährmann hätte sich daran erinnert, wenn ein Volkswagen und ein Mustang auf seinem Kahn über den Des Plaines geschippert wären. Jedem halbwegs denkfähigen Zeitgenossen müsste es klar sein, dass ich dieses Risiko nicht eingehen konnte. Deshalb habe ich den Umweg über die nächste Brücke in River Grove gemacht.“

„War das vorgesehen?“, wollte Marrero wissen.

„Ich hatte freie Hand“, korrigierte ihn Mills. Seine Augen begannen zu funkeln. „So, Freunde! Jetzt reicht’s mir. Schluss mit der Quatscherei! Legt das Girl auf die Couch, und dann seht zu, dass ihr den Silberkäfer da draußen verschwinden lasst!“

„Ich muss mich wiederholen, Mills“, flüsterte Coughlin gefährlich leise, „ich sagte vorhin, dass hier keiner den Boss zu mimen hat. Wir machen es anders: Du legst das Girl auf die Couch, und wir lassen den Käfer verschwinden. So, wie es vorgesehen war. Okay?“

Eddy Mills starrte dem Killer sekundenlang hasserfüllt in die Augen. Deutlich war zu erkennen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Dann schien er zu erkennen, dass eine Auseinandersetzung jetzt am allerwenigsten angebracht war.

„All right“, brummte er, „seht zu, dass ihr die Karre loswerdet.“

„Na also!“, lachte Marrero meckernd. „Ein paar klärende Worte, und schon versteht man sich besser als je zuvor.“

„Recht hast du“, nickte Coughlin mit breitem Grinsen. Dann folgte er seinem Komplicen ins Freie.

Eddy Mills drückte die Eingangstür ins Schloss und drehte den Schlüssel von innen herum. Mit wenigen Schritten war er bei der Bewusstlosen und beugte sich über sie.

Ein leises Stöhnen kam aus der Kehle der Frau. Beinahe behutsam packte Mills sie unter Schultern und Beinen und trug sie auf die breite Ledercouch, die zu einer teuren Sitzgruppe gehörte. Als Mills sie auf die weichen Polster bettete, schlug Susan Morales die Augen auf. Es dauerte fast eine Minute, bis sie vollends bei Bewusstsein war.

Ihr Blick wurde klar und erfasste das ausdruckslose Gesicht von Eddy Mills. „Wo – wo bin ich?“, hauchte sie verwirrt. „Wer sind Sie?“

„Keine Angst“, erwiderte Mills leise, „Sie sind noch an der gleichen Stelle, an der Sie vorübergehend aus der Gegenwart abgetreten sind. Die beiden Typen, die Sie hergebracht haben, sind vorübergehend verschwunden. Möchten Sie etwas zu trinken? Whisky, Bacardi, Gin?“

„Whisky“, antwortete Susan schwach. Sie richtete sich halb auf und stützte sich mit den Ellenbogen auf das Leder der Couch.

Mills erhob sich und ging hinüber zu der kleinen Hausbar, die hinter einem handgeschmiedeten Gitter neben dem Kamin verborgen war. Er goss sich selbst ebenfalls einen Whisky ein und kam mit den gefüllten Gläsern zurück.

„Eis kann ich Ihnen leider nicht bieten“, erklärte er. „Der Bungalow hat mehrere Monate leer gestanden. Wir müssen erst wieder alles auf Vordermann bringen.“

Susan nahm das Glas entgegen. „Danke.“ Sie kippte den Scotch mit einem Zug hinunter. Mills bot ihr eine von seinen Zigaretten an. Sie erkannte sofort, dass dieser Mann mehr Niveau hatte als die beiden anderen Gangster, die sie hergebracht hatten. Aber war er deswegen nicht vielleicht um so gefährlicher?

Susan ließ sich von ihm Feuer geben. Tief inhalierte sie den ersten Zug. „Sagen Sie “, begann sie zaghaft, „machen Sie mit den beiden Männern, die mich hergebracht haben, gemeinsame Sache?“

Mills fabrizierte so etwas wie ein Lächeln. Er wog nachdenklich den Kopf. „Schwere Frage, Miss Morales. Wir arbeiten zusammen, so kann man es nennen. Aber gemeinsame Sache dazu zu sagen, wäre etwas übertrieben. Mich verbindet mit den beiden nichts mehr als die Tatsache, als dass sie an dem gleichen Job arbeiten wie ich.“

„Und dieser Job ist es, die Veröffentlichung unserer Reportage zu verhindern“, folgerte Susan furchtlos.

„Erraten.“ Mills kippte den letzten Schluck seines Whiskys hinunter. „Was diesen Job anbetrifft, ziehen alle Beteiligten an einem Strang. Es gibt keine Gegensätze zwischen uns, bis die Sache aus der Welt geschafft worden ist.“

Susan schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich verstehe das alles nicht. Gut, dass unsere Reportagen für Sie und Ihre – hm, Verbündeten nicht gerade angenehm sind, kann ich mir gut vorstellen. Aber muss man deswegen gleich so weit gehen, zwei Menschen umzubringen und einen dritten zu entführen?“

„Bei uns gelten andere Maßstäbe.“ Er stand auf. „Möchten Sie noch einen Whisky?“

Susan nickte. „Gern. Es ist das einzig Erfreuliche hier.“

Mills nahm ihr Glas und ging hinüber zu der Hausbar. „Sie können es sich vielleicht nicht vorstellen, Miss Morales, aber mit dem, was wir bisher gegen Sie und Ihre Kollegen unternommen haben, sind noch nicht einmal alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die wir in Erwägung gezogen haben.“ Er kam zurück und reichte Susan das gefüllte Glas.

Sie nippte daran. „Das ist mir einfach unbegreiflich. Es muss doch andere Wege geben, sich zu einigen, als durch Mord und Entführung.“

„Für uns nicht“, widersprach Mills, „für uns steht zu viel auf dem Spiel.“

„Tatsächlich?“

„Wenn Sie das nicht wissen, Miss Morales, dann haben Sie bei Ihren Nachforschungen, die Sie gemeinsam mit den anderen für die Reportagen angestellt haben, vermutlich nicht im geringsten an die eventuellen Auswirkungen gedacht.“

„Wieso?“

„Ganz einfach. Wenn jemand seine Existenz bedroht sieht, reagiert er sauer. Und unsere Existenz wäre durch die Veröffentlichungen mehr als bedroht. Soviel haben wir inzwischen herausbekommen. Im Übrigen sind uns auch Ihre Informanten bereits bekannt. Die kommen anschließend dran, wenn wir diese Sache erledigt haben.“

Susan kam nicht mehr dazu, das Gespräch weiter fortzusetzen. Wenn ihr dieser Mann auch nicht sonderlich sympathisch war, so konnte man sich mit ihm doch wenigstens wie mit einem zivilisierten Menschen unterhalten. Außerdem war er ziemlich intelligent. Ganz im Gegensatz zu den anderen beiden Gangstern.

Draußen war Motorengebrumm zu hören. Eddy Mills eilte zum Fenster und blickte hinaus. Er nickte befriedigt. Mit zwei Schritten war er bei der Tür und schloss sie auf.

Der Mann, der hereinkam, war Susan Morales bekannt. Sein Bild war mehr als einmal in den verschiedensten Zeitungen und Zeitschriften erschienen. Es war ein offenes Geheimnis, dass Serge Kovacz der Kopf eines weitverzweigten Rauschgift-Syndikats war. Doch niemand hatte bislang die Möglichkeit gehabt, dieses offene Geheimnis mit handfesten Beweisen zur unwiderlegbaren Tatsache zu machen. Die zahlreichen Prozesse, in denen Kovacz seit seiner Einwanderung bereits vor Gericht gestanden hatte, waren stets zu seinen Gunsten ausgegangen. Susan wusste, warum. Für einen Mann wie ihn bedeutete es keine Schwierigkeit, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Zeugen zu haben.

Susan schwang die Beine von der Ledercouch und setzte sich kerzengerade auf. Kovacz blieb drei Schritte vor ihr stehen und musterte sie mit offenkundigem Wohlgefallen. Susan überlegte. Durfte er wissen, dass sie ihn kannte? Oder war es vorteilhafter, so zu tun, als ob sie noch nie etwas von ihm gehört hatte? Sie hatte ihn nur auf Fotos gesehen und in Gesprächen von ihm gehört. In voller Lebensgröße hatte er ihr noch nie gegenübergestanden.

Susans Überlegungen beantworteten sich von selbst.

„Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl, Miss Morales“, sagte Kovacz in seinem leichten Akzent, „jedenfalls, soweit es den Umständen entsprechend möglich ist. Im Übrigen brauche ich mich wohl nicht vorzustellen. Wie es scheint, kennen Sie mich.“

„Woher wissen Sie das?“, platzte es aus Susan heraus.

„Ich verstehe ein wenig von Physiognomie, Miss Morales“, lächelte der Syndikatsboss, „in Ihrem Gesicht war deutlich zu lesen, was Sie bei meinem Auftauchen dachten.“

„Sie sind ein Scheusal“, erklärte Susan furchtlos. „Sie sind also für die beiden Morde und für meine gewaltsame Entführung verantwortlich.“

„Aber, aber!“, lachte Kovacz belustigt. „Was für harte Worte, Miss Morales! Abgesehen davon, dass Ihr Vorwurf nur zum Teil gerechtfertigt ist, möchte ich sagen, dass das, was wir unternommen haben, durchaus zu erwartende Gegenmaßnahmen waren. Es kommt darauf an, wie sich Ihr Chef, Mr. Melloway, jetzt verhält. Davon hängt es ab, ob wir gezwungen sind, weitere Gegenmaßnahmen zu ergreifen.“

„Wer ist wir?“, wollte Susan wissen.

„Tut mir leid, das werde ich Ihnen nicht auf die Nase binden. Es genügt, dass Sie wissen, dass ich mit der Sache zu tun habe.“

„Ist das nicht reichlich riskant für Sie? Ich meine, wenn Sie damit rechnen, dass ich irgendwann einmal wieder frei sein werde, dann müssen Sie doch fürchten, dass ich zur Polizei gehe und sage, wer für meine Entführung verantwortlich war.“

Serge Kovacz lachte schallend. Er schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. „Nehmen Sie’s mir nicht übel!“, prustete er. „Aber diese Möglichkeit ist wirklich die letzte, die ich in Betracht ziehen würde. Glauben Sie denn, dass Sie auch nur einen Schritt tun können, ohne unter der Kontrolle meiner Leute zu stehen? Bevor Sie auch nur zwei Worte mit einem Schnüffler wechseln könnten, hätten wir Sie stumm gemacht. Verzeihen Sie die harten Worte, Miss Morales. Aber Sie sollten nach Ihren Recherchen, die Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen angestellt haben, eigentlich wissen, welche Gesetze bei uns gelten.“

Susan wusste, dass sie seinen Worten glauben konnte. Serge Kovacz war eiskalt. Er würde nicht mit der Wimper zucken, wenn er den Befehl gab, eine Frau umbringen zu lassen. „Es war nur ein Gedanke von mir“, sagte sie daher, „ich weiß ja nicht einmal, ob ich jemals wieder lebend hier herauskomme.“

„Sie sehen den Tatsachen ins Auge“, nickte Kovacz anerkennend, „das muss ich bewundern. Jedenfalls sind Sie nicht hysterisch, Miss Morales. Das ist etwas, was ich an Frauen sehr schätze.“

„Warum sind Sie eigentlich hergekommen, Mr. Kovacz?“

„Reine Neugier, Miss Morales. Ich wollte mich davon überzeugen, ob Sie tatsächlich so hübsch sind, wie man mir sagte. Und ich muss feststellen, dass meine Informanten durchaus die Wahrheit gesagt haben.“

Susan schwieg. Das Kompliment eines Gangsters war ihr nichts wert. Genauso wie alle Worte, die ein Mann vom Schlage dieses Kovacz von sich gab, absolut nichts galten.

„So long, Miss Morales.“ Der Jugoslawe drehte sich abrupt um und verließ den Bungalow. Eddy Mills folgte ihm.

Draußen kamen ihnen Slim Coughlin und Al Marrero aus dem Wald entgegen.

„Der Käfer ist kein Schwimmtier“, verkündete Coughlin breit, „wir haben ihn in einen Tümpel getunkt. Eine Meile entfernt. Jetzt krabbelt er im Schlamm herum.“

Das Giganten Krimi Paket September 2021: Krimi Paket 13 Romane

Подняться наверх