Читать книгу 7 Kriminalromane für lange Dezember-Nächte - A. F. Morland - Страница 22
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Als wir Mäckis Bar aufsuchten, hatte der Betrieb dort gerade begonnen. Wir legten unsere Ausweise auf den Tresen. Der Barkeeper warf einen kurzen Blick darauf.
„Womit kann ich dienen? Ich denke nicht, dass Sie einen Drink nehmen wollen...“
„Wie heißen Sie?“, fragte ich.
„Ronald Anselm, ich bin hier als Barkeeper angestellt. Wenn Sie den Besitzer der Bar sprechen wollen, dann müssen Sie sich noch etwas gedulden. Herr Maltenheim hat seit zwei Tagen den Fuß in Gips. Er ist zu Hause in seiner Wohnung.“
„Dann gebe Sie uns bitte seine Adresse“, forderte ich.
„Gerold Maltenheim, Jakobus Frerke Straße – das ist hier gleich um die Ecke, keine fünf Minuten zu Fuß.“
Ich schrieb mir die Adresse auf.
Im Handschuhfach des Toyota war von den Spurensicherern ein Führerschein sichergestellt worden, in dem die Tote auf einem einigermaßen aktuellen Foto zu sehen war. Jensen legte diesen Führerschein auf den Tresen. „Diese Frau wurde heute tot aufgefunden. Sie besaß Streichhölzer mit dem Logo dieser Bar.“
Etwa einen Meter von mir entfernt befand sich ein Teller mit derartigen Streichholzpackungen. „Herr Maltenheim hat vor Jahren etwas zu viele davon günstig in Auftrag gegeben. Inzwischen ist das Rauchen hier ja nicht mehr erlaubt, aber es ist nicht untersagt, Streichhölzer zu verschenken...“ Anselm wirkte etwas verlegen. Mir fiel auf, dass er sich das Bild nur ganz kurz angesehen hatte. „Rabea...“, murmelte er dann.
„Sie kannten sie näher?“, fragte ich.
„Wenn Sie den Leuten zuhören, dann lernen Sie sie schnell kennen.“
Einer der Gäste mischte sich ein. „Die Rothaarige von gestern?“, fragte er.
Ich nahm den Führerschein und zeigte ihn auch dem Gast, einem Mann im dreiteiligen kobaltblauen Anzug und schätzungsweise zwanzig Kilo Übergewicht. Ein Geschäftsmann oder Banker, so nahm ich an. Er sah sich das Bild genau an. „Das ist sie. Sie war doch gestern hier als es das Theater mit diesem schmierigen Typen gab. Anselm, erzählen Sie das doch! Sie waren doch dabei und haben der Frau sogar noch geholfen.“
Anselm atmete tief durch. Er schluckte. Seine Gedanken schienen für einen Moment ganz weit weg zu sein. Vielleicht war er auch einfach nur tief schockiert über die Nachricht, die wir ihm gerade überbracht hatten.
„Das stimmt“, gab er zu. „Sie hat einen Drink genommen und dann kam dieser eigenartige Typ.“
„Können Sie ihn beschreiben?“
“Den Typ?”
“Genau.”
„Ende dreißig, groß und vor allem hatte er ein goldenes Kreuz auf der Brust. Es hing an einem Goldkettchen. Er heißt Benny, das weiß ich. Und er kann ziemlich aufdringlich sein.“
„Was geschah, als er Rabea Frerich ansprach?“, hakte ich nach.
„Nun, er wollte ihr einen Vortrag über seine seltsamen Ansichten halten.“
„Was für Ansichten?“
„Dass der Satan die Welt beherrscht und so weiter. Deswegen trägt auch ein Kreuz, das verkehrt herum an der Kette hängt. Außerdem wusste er wohl sehr genau über Rabea Frerich Bescheid, was sie natürlich sehr erschrocken hat.“
„Glauben Sie, dass er sie ausspioniert hatte?“
Anselm schüttelte den Kopf. „Nein, er kommt einfach regelmäßig hier her und hat den Leuten zugehört. Und Rabea Frerich kam fast immer nach dem Job noch auf einen Drink hier her. Manchmal auch mit Arbeitskollegen, Freundinnen und so weiter. Sie hat aber nie Notiz von ihm genommen, weil sie immer in Gesellschaft war.“
„Dann sah er gestern seine Chance gekommen!“, stellte ich fest.
Anselm nickte. „Ja, so muss es wohl gewesen sein. Sie war auch irgendwie niedergeschlagen und hatte ohnehin schlechte Laune.“ Der zuckte mit den Schultern und lächelte etwas verlegen. „Das hört sich fast so an, als hätte ich sie besser gekannt...“
„Haben Sie?“
„Nein. Aber als Barkeeper kriegt man wirklich eine Menge mit.”
“Kann ich mir denken.”
“Normalerweise geht das beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus. Lediglich die Vorlieben für die Drinks merke ich mir. Aber wenn es dann plötzlich heißt, dass eine Frau, die fast täglich ungefähr da gesessen hat, wo Sie sich jetzt befinden, plötzlich tot ist...“ Er stockte und sprach dann in gedämpftem Tonfall weiter. „Rabea war ziemlich gereizt. Sie hat Benny klargemacht, dass sie keine Lust auf sein Gequatsche hat und ist zur Tür raus. Er wollte hinterher, aber ich habe ihn aufgehalten. Er hatte nämlich seinen Drink nicht bezahlt, das gab mir die Möglichkeit, ihr einen Vorsprung zu verschaffen. Ein Service für gute Gäste, verstehen Sie?“
„Und dieser Typ – Benny – ist ihr dann gefolgt“, schloss Jensen.
„Richtig.“ Anselm blickte auf die Uhr. „Wie gesagt, er kommt fast jeden Tag hierher, aber es noch nicht ganz seine Zeit. Warten Sie eine halbe Stunde, dann könnten Sie Glück haben und ihn treffen...“
„Dann hoffe ich, dass Sie auch etwas Nichtalkoholisches zu trinken haben“, erwiderte Jensen.