Читать книгу 7 Kriminalromane für lange Dezember-Nächte - A. F. Morland - Страница 32
Оглавление 23
Sommer residierte in einem der nobelsten Gebäude von Bremen. Er nannte ein Traum-Penthouse sein eigen, dessen Anschaffungspreis so hoch war, dass ein einfacher Kriminalkommissar wohl kaum eine Chance gehabt hätte, die Summe zu Lebzeiten jemals abzuzahlen.
Wir ließen uns mit dem Aufzug bis zum Penthouse tragen.
Vor der Tür blickten wir in ein Kamera-Auge. Ich betätigte die Klingel.
„Was wollen Sie?“, fragte eine etwas unwirsch klingende Stimme, nachdem ich es zum dritten Mal versucht hatte.
„Ubbo Norden, Kripo. Mein Kollege Kommissar Slieter und ich haben ein paar Fragen an Sie, Herr Sommer.“
Einige Augenblicke knackte es nur im Lautsprecher. Dann sagte die Stimme: „Halten Sie Ihre Ausweise in die Kamera, damit ich sie sehen kann. Schließlich kann jeder behaupten, was er will.“
Ich hielt ihm also meine ID-Card in die Überwachungskamera. Er wollte auch noch Jans Dienstausweis sehen und so kam mein Kollege der Aufforderung nach und hielt ihn ebenfalls so hin, dass er sich im Erfassungsbereich des Kameraauges befand.
Dann glitt endlich die Tür automatisch zur Seite.
Ich hatte gleich im ersten Moment den Eindruck, dass Sommer ziemlich mitgenommen aussah. Wie jemand, der gerade eine furchtbare Nachricht erhalten hatte, die ihn völlig aus der Fassung brachte.
Vielleicht waren wir ja in seinen Augen die Schreckenboten...
„Ich nehme an, dass Sie gerade einen Anruf erhalten haben“, sagte ich.
Er hob die Augenbrauen. „So?“
„Von Herr Keil, Ihrem Anwalt.“
„Nein, das stimmt nicht. Aber vielleicht sagen Sie mir zunächst, was Sie eigentlich von mir wollen.“
„In Emden wurde ein Frachter namens PRIDE OF EMDEN von uns aufgebracht, um eine Ladung von Giftmüll sicherzustellen, die illegal entsorgt werden sollte“, erklärte ich.
Unser Gegenüber verzog jedoch nur das Gesicht. „Ach, ja?“, fragte er mit einem ziemlich überheblichen Unterton.
„Sagen Sie bloß, Herr Keil hat Ihnen nicht abgeraten, mit uns zu sprechen?“, fragte Jan.
„Erstens lassen Sie mir ja wohl ohnehin keine Wahl und zweitens habe ich mit Herr Keil nicht gesprochen, ob Sie es nun glauben oder nicht.“
„Sie sollten sich gut überlegen, ob Sie nicht einen anderen Anwalt für sich tätig sein lassen“, erklärte ich.
„Am Besten, Sie kümmern sich um Ihren eigenen Kram und lassen ehrlich arbeitende Geschäftsleute einfach in Ruhe ihren Job machen!“, knurrte Sommer ziemlich giftig.
Er drehte sich um und ging durch eine zweiflügelige Tür ins Wohnzimmer. Durch ein Handzeichen bedeutete er, dass wir ihm folgen sollten. Vom Wohnzimmer aus hatte man einen traumhaften Blick auf Bremen und die Weser
Es war ein heller, klarer Tag.
Sommer deutete auf die klobigen Ledersessel. „Setzen Sie sich und dann verraten Sie mir mal, wieso ich mir einen anderen Anwalt nehmen sollte.“
„Vielleicht deswegen, weil Herr Keil auch noch jemand anderen vertritt, mit dem sich Interessensgegensätze ergeben könnten.“
„So?“
„Ich spreche von Hans-Richard Brannemann.“
„Am Besten, Sie sagen mir jetzt, was Sie von mir wollen und hören auf, mir die Zeit zu stehlen! Ich habe nämlich viel zu tun!“
„Sie und Brannemann hängen in einer Organisation drin, die mit der illegalen Entsorgung von Müll einen Haufen Geld verdient“, erwiderte ich. „Nur leider ist im Emder Hafen kürzlich ein Schiff namens PRIDE OF EMDEN aufgebracht worden – und damit wurde das ganze Ausmaß dieser Machenschaften offenbar. Was glauben Sie, wie lange Ihr Geschäftspartner Herr Martensteen noch sein Schweigen aufrecht erhält? Vielleicht ist er jetzt in diesem Moment gerade dabei, mit dem Staatsanwalt einen guten Deal für eine Aussage als Kronzeuge abzuschließen, der es ihm erlaubt in ein paar Jahren wieder draußen zu sein, nur weil er Leute wie Sie ans Messer liefert.“
Schritte waren zu hören. Die Tür zu den Nachbarräumen hatte bis dahin halb offen gestanden. Jetzt öffnete sie sich vollends. Eine junge Frau stand dort. Sie trug einen kurzen Kimono. Das Haar fiel ihr lang über Schultern. Sie war blond. „Du hast Besuch, Darling?“, fragte sie und stemmte einen Arm in die Hüfte.
„Verschwinde, Janin!“, knurrte Sommer. „Das hier ist geschäftlich.“
Sie musterte uns kurz und knapp. Dann drehte sich um und schloss hinter sich die Tür.
Sommer wandte sich mir zu. Er fuhr seinen Zeigefinger aus wie ein Klappmesser und sein Gesicht war zur Maske erstarrt. „Entweder Sie sagen mir jetzt ganz schnell, was Sie von mir wollen, oder ich weise den Sicherheitsdienst des Hauses an, Sie vor die Tür zu setzen. Solange Sie keine Vorladung oder einen richterlichen Durchsuchungsbefehl haben, schützt Sie nämlich keine Kripo-Marke davor!“
„Arbeiten Sie mit uns zusammen, Herr Sommer! Die Leute, für die Sie den Kopf hinhalten, sind es nicht wert! Die würden Sie doch auch nicht schützen! Reden Sie mit uns. Und dann ist da übrigens noch etwas.“
Ich zeigte ihm auf dem Handy ein Bild von Rabea Frerich. Es war eines der Tatortfotos und daher entsprechend hart. Auch wenn Sommer so tat, die Sache ließ ihn nicht kalt.
„Was habe ich mit diesem Kerl zu tun, der Rothaarige umbringt?“, fragte er. „Ich habe davon in der Zeitung gelesen“, fügte er noch hinzu, um einer entsprechenden Nachfrage zuvor zu kommen.
„Packen Sie jetzt aus, Sommer. Dann komme Sie günstig dabei weg. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir Ihrer Organisation das Wasser abgraben!“
„Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß dabei!“ Er lachte heiser. „Und kommen Sie meinetwegen wieder, wenn Sie Beweise haben!“