Читать книгу Roman Koffer 10 Arztromane zum Jahresende 2021 - A. F. Morland - Страница 9

Das Telefon läutete. Dr. Sören Härtling zuckte schlaftrunken hoch und griff rasch nach dem Hörer. Er hoffte, dass das Klingeln seine Frau nicht geweckt hatte.

„Ja“, brummte er benommen in die Sprechmuschel.

„Chef, hier spricht Dr. Jordan.“ Der versierte Assistenzarzt hatte heute Nachtdienst.

„Was gibt’s?“, fragte Sören Härtling. Er konnte sicher sein, dass Dr. Jordan ihn nicht ohne triftigen Grund aus tiefstem Schlaf riss.

„Bitte entschuldigen Sie die Störung ...“

„Ja, ja, schon gut. Weshalb rufen Sie an?“

„Bei Gloria Sandrini ist eingebrochen worden.“

„Und?“

„Ein Krankenwagen ist mit ihr zur Paracelsus-Klinik unterwegs“, berichtete Dr. Jordan.

Die Schauspielerin war seit einigen Jahren Dr. Härtlings Patientin.

„Was hat man ihr angetan?“, wollte der Klinikchef wissen. Er war inzwischen hellwach. „Ist sie verletzt?“

„Sie hat mit dem Einbrecher gekämpft - und das ging nicht ohne Blessuren ab.“ In Jan Jordans Stimme schwang ein leises Lächeln mit.

„Das sieht ihr ähnlich.“

„Sie ist mit ihm die Treppe hinuntergestürzt“, berichtete Dr. Jan Jordan.

„Diese Wildkatze.“

„Sie war kurz ohnmächtig“, fuhr der Assistenzarzt fort. „Als sie wieder zu sich kam, war der Kerl weg.“

„Wer hat den Krankenwagen gerufen?“

„Sie selbst.“

„Und was hat der Notarzt diagnostiziert?“, wollte der Chefarzt der Paracelsus-Klinik wissen.

„Schlüsselbeinbruch. Prellungen. Quetschungen.“

„Innere Verletzungen?“, fragte Dr. Sören Härtling.

„Sind nicht auszuschließen.“

„Ich komme.“ Dr. Härtling legte hastig auf.

Jana Härtling drehte sich seufzend um. Sie legte ihm die Hand auf den Arm.

„War das die Klinik?“

„Ja.“

„Was ist passiert?“

Sören erzählte es seiner Frau und stand auf. Er stolperte durch das Schlafzimmer.

„Du kannst ruhig das Licht anmachen“, sagte Jana.

Er drückte auf den Schalter, zog sich hastig an, löschte das Licht wieder und flüsterte: „Schlaf weiter, Liebling!“

Wenig später verließ er die Villa, stieg in seinen Wagen und fuhr los. Diese Schauspielerin hatte Courage, das musste man ihr lassen. Welche Frau wagte es schon, mit einem Einbrecher zu kämpfen?

Zu dieser nachtschlafenden Zeit befand sich niemand mehr auf der Straße, und da Dr. Härtling nur wenige Autominuten von der Paracelsus-Klinik entfernt wohnte, erreichte er diese noch vor dem Krankenwagen.

„Ich dachte, ich müsse Sie informieren“, sagte Dr. Jordan etwas unsicher.

„Das war völlig in Ordnung”, nickte Dr. Härtling. „Frau Sandrini hätte es uns übel genommen, wenn ich nicht hier wäre.”

Die Rettungswagen traf ein, und Dr. Härtling und Dr. Jordan übernahmen die berühmte Patientin. Die gründliche Untersuchung ergab, dass Gloria Sandrini glücklicherweise keine inneren Verletzungen erlitten hatte. Nachdem ihr gebrochenes Schlüsselbein versorgt war, fragte die Schauspielerin den Klinikchef, ob er sie nun in häusliche Pflege entlassen würde.

Dr. Härtling lachte.

„Nein, meine Liebe, wenn wir Sie schon mal hier haben, behalten wir Sie auch eine Weile.“

„Und aus welchem Grund?“

„Sie waren ohnmächtig“, erklärte der Chefarzt der Paracelsus-Klinik freundlich lächelnd. „Sie haben eine Gehirnerschütterung erlitten, deshalb werden Sie für ein paar Tage Bettruhe halten müssen.“