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2DER ANTISEMITISMUS IM MITTELALTER
ОглавлениеDas Mittelalter umfasst die Zeit vom ausgehenden 5. Jh. bis zum Ende des 15. Jh.s. Während die Position der Juden trotz des „Gottesmordvorwurfs“ anfangs weitgehend von Duldung geprägt war, verschlechterte sich ihre Lage im weiteren Verlauf zusehends. Hierfür waren fünf Gründe ausschlaggebend. Erstens: Mit der Herausbildung des feudalen Lehnswesens durften Juden keinen Grundbesitz mehr erwerben, da sie keinen christlichen Treueid auf einen Lehnsherrn ablegen konnten. Der Ausschluss vom feudalen Lehnswesen bedeutete zugleich die weitgehende Exklusion der Juden von der politischen Teilhabe an der mittelalterlichen Gesellschaft. Zweitens: Mit der Etablierung des christlichen Zunftwesens sowie der christlichen Gilden blieb den Juden, denen die Aufnahme verwehrt war, nur noch die Möglichkeit der Führung einer städtischen Randexistenz oder die Übernahme von geächteten Berufen, die christliche Konkurrenten verschmähten. Drittens: Im Kontext der Kreuzzugsbewegung wurden die Juden zur Verkörperung des innen- wie außenpolitischen Feindes und sahen sich vielfältigen pogromartigen Übergriffen ausgesetzt, die vielerorts ganze Gemeinden vernichteten. Viertens: Das 14. Jh. und die in Europa wütende Pest führte zu einer tiefen Verunsicherung der Bevölkerung, deren christlicher Teil die Juden als „Sündenbock“ für die Krisenzeit verantwortlich machte, wodurch es zu schweren Verfolgungswellen kam. Fünftens: Die religiöse Umstrukturierung des Christentums, in dem sich im Kontext der Eucharistie bzw. der Transsubstantiationslehre immer mehr mystische Elemente verankerten, veränderte die Haltung der christlichen Gesellschaft zu den Juden, die sich in einer zunehmend von Reliquienverehrung und apokalyptischer Erwartung geprägten Zeit mit der „Blutbeschuldigung“ in Gestalt der Ritualmordlegende, Vorwürfen der Hostienschändung sowie Verschwörungstheorien konfrontiert sahen, die ihnen die Absicht unterstellten, Christen ermorden bzw. vergiften zu wollen, um die Herrschaft über christliche Länder an sich zu reißen.