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D. Valenz und Historische Grammatik 1. Die Satzbaupläne im Zentrum der Syntax

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Um der wichtigsten Aufgabe einer Syntax, nämlich die Satzkonstitution zu beschreiben, gerecht zu werden, bietet die Valenztheorie einen grundlegenden Ansatz an (vgl. Wegstein/Wolf 1982, 113). Die Valenz ist zwar primär ein lexikografisches Phänomen (vgl. Kapitel E). Das zeigt die praktische Umsetzung der Theorie in ValenzwörterbüchernValenzwörterbuch (Helbig/Schenkel 1973; Engel/Schumacher 1976; Schumacher 1986; Sommerfeldt/Schreiber 1996; VALBU 2004; E-VALBU) und deren Einsatz im Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht. Im Valenzwörterbuch sind, vereinfacht gesagt, den Verben die Verb-Aktanten-KonstellationenVerb-Aktanten-Konstellation (SatzbaupläneSatzbauplan) zugeordnet, die das Grundgerüst dieses mit einem Verb gebildeten Satzes vorgeben. Ein Thema der Grammatikografie wird die Verbvalenz aber dann, wenn die lexikografische Perspektive umgekehrt wird und ein Verzeichnis der Satzbaupläne erstellt wird, dem – meist wahlweise – die entsprechenden Verben zugeordnet sind. Für die Satzbaupläne der deutschen Sprache der Gegenwart vgl. die Duden-Grammatik (2016, 927‒951); Engel (1988, 185‒218); Helbig/Buscha (2001, 516‒532); Wellmann (2008, 128‒135, 164‒184, 192‒194).

Als Ordnungsprinzip ist die Valenz bzw. die Satzbauplan-DarstellungSatzbauplan auch in der grammatischen bzw. syntaktischen Beschreibung der historischen deutschen Sprachstufen (Ahd., Mhd., Fnhd.) anerkannt und wird praktiziert (vgl. Greule 1992, 201‒204). Dabei wird von einem hierarchischen Drei-Ebenen-Modell ausgegangen: Auf der Ebene I geht es um die auf den höheren Ebenen II und III als SatzgliederSatzglied fungierenden Wortgruppen; sie werden hier nach Kategorien (Verbgruppe, NominalgruppeNominalgruppe, Präpositionalgruppe)Präpositionalgruppe gesammelt und im Hinblick auf ihre interne Struktur beschrieben. Vgl. die Behandlung der Ebene I bei Schmid (2017, 201‒214). Auf der Ebene II geht es um die Strukturen des EinfachsatzesEinfachsatz. Die Grundlage dafür ist die Typologie der Satzbaupläne, die aus der Valenz der Verben abgeleitet sind. Da die Satzbaupläne stellungsneutral formuliert sind, vgl. das Beispiel (Kapitel C.3): SatzmodellSatzmodellSatzbauplan sub dat prp mit den Satzgliedern SubjektSubjekt, DativobjektDativobjekt und PräpositionalobjektPräpositionalobjekt (Der Lehrer dankt dem Schüler für die Hilfe), muss die Ebene II um eine Beschreibung der möglichen Reihenfolge der Satzglieder, wie sie in den historischen Texten tatsächlich vorliegt, ergänzt werden. Auf der Ebene II muss ferner die Beschreibung des erweiterten Einfachsatzes bedacht werden, d.h., die durch die SatzbaupläneSatzbauplan vorgegebenen Satzstrukturen können in konkreten Sätzen durch „freie“ Satzglieder (valenztheoretisch: AngabenAngabe, Supplemente)Supplement erweitert sein. Vgl. die diachronediachron Behandlung der Ebene II unter dem Titel „Valenz und EinfachsatzEinfachsatz“ mit Beispielen aus Texten der drei deutschen Sprachstufen (Schmid 2017, 185‒201). Auf der Ebene III, der höchsten Ebene, geht es um die Beschreibung der komplexen Sätze in den Formen SatzreiheSatzreihe, SatzgefügeSatzgefüge (mit GliedsatzGliedsatz und AttributsatzAttributsatz) und SatzperiodeSatzperiode. Vgl. die Behandlung der Ebene III bei Schmid (2017, 215‒230) mit Beispielen aus Texten der drei deutschen Sprachstufen. Diese syntaktischen Großstrukturen, die mindestens zwei PrädikatePrädikat aufweisen, müssen bereits im Zusammenhang mit der Segmentierung der Einfachsätze aus den historischen Texten in den Blick genommen werden.

(Greule 1992, 208‒210)

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