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Vorwort
ОглавлениеMit dem vorliegenden Handbuch, für dessen Inhalt wir gemeinsam verantwortlich zeichnen, wollen wir zum einen einen Überblick über die verschiedenen Forschungsaktivitäten im Zusammenhang mit der Übertragung der Valenztheorie auf die Beschreibung des Deutschen unter sprachgeschichtlichem Gesichtspunkt bieten und zum anderen die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Valenzmodells für die Erfassung des Sprachwandels und damit für die Schaffung von Voraussetzungen für ein besseres Verständnis historischer Texte lenken. Bei der Beschäftigung mit älteren Texten in lexikalischer, syntaktischer, phraseologischer und semantischer Hinsicht stellen synchronsynchron und diachrondiachron angelegte Wörterbücher ein unverzichtbares Hilfsmittel dar, und gerade auf dem Gebiet der Erstellung historischer lexikografischer Nachschlagewerke hat die Valenztheorie in den letzten Jahrzehnten wichtige Ansätze entwickelt. Entsprechend bildet die historische ValenzlexikografieValenzlexikografie neben der Erläuterung von Beziehungen zwischen Valenz und historischer Grammatik sowie von Aspekten des ValenzwandelsValenzwandel und der ValenzentwicklungValenzentwicklung einen deutlichen Schwerpunkt in unserem Buch.
Das Interesse für die Anwendung der Valenztheorie auf die deutsche Sprachgeschichte erwachte vor rund 50 Jahren. Bereits in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre haben wir uns ‒ unabhängig voneinander ‒ vorgenommen, jeweils einen umfangreicheren Text mit valenzbasierten Methoden zu analysieren. In der Abhandlung von Albrecht Greule diente das „EvangelienbuchEvangelienbuchOtfrid von Weißenburg“ Otfrids von WeißenburgOtfrid von Weißenburg, in der von Jarmo Korhonen der Sermon „Von den guten Werken“ von Martin LutherLuther, Martin als Untersuchungsmaterial. Seitdem haben wir uns fast ununterbrochen mit dem Problemkomplex Valenztheorie und historische deutsche Sprachwissenschaft befasst und dazu mehrere Publikationen in unterschiedlicher Form vorgelegt. Unsere Zusammenarbeit hat sich in letzter Zeit besonders dadurch verstärkt, dass Jarmo Korhonen mit Hilfe eines Forschungsstipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung in den 2010er-Jahren am Institut für Germanistik der Universität Regensburg arbeiten konnte. Während dieser Zeit hat Albrecht Greule eine Idee entwickelt, einerseits ein umfassendes Historisch syntaktisches Verbwörterbuch mit Schwerpunkt auf der Valenz und andererseits ein Kleines historisches ValenzlexikonValenzlexikon zu erarbeiten.
Ende der 1970er-Jahre intensivierten sich die Forschungen zur historischen Valenz erheblich, sodass Albrecht Greule im Jahr 1982 einen diesbezüglichen Sammelband („Valenztheorie und historische Sprachwissenschaft“) herausgeben konnte. Schon damals zeigte sich, dass die einschlägigen Untersuchungen trotz der gemeinsamen theoretischen Grundlage recht divergent waren, was sich z.B. in den Methoden, der Terminologie und der Kennzeichnung der valenzbedingtenvalenzbedingt Bestimmungen (ErgänzungenErgänzung) widerspiegelte. Auch spätere historische Valenzstudien sind durch eine ähnliche Differenziertheit geprägt, weshalb wir uns entschieden haben, für unsere Darstellung keine formale Einheitlichkeit anzustreben, sondern die herangezogenen Publikationen etwa in Bezug auf die Gestaltung der Symbole von Ergänzungen unverändert zu dokumentieren und bei Bedarf kritisch zu besprechen.
Unsere Arbeit im Bereich der historischen Valenzforschung ist außer von der Alexander von Humboldt-Stiftung auch von der germanistisch-romanistischen Forschergemeinschaft CoCoLaC (Contrasting and Comparing Languages and Cultures) in der Abteilung für Sprachen der Universität Helsinki gefördert worden. Es konnten beispielsweise mehrere Arbeitstreffen und kleinere Kolloquien, auf denen wir unsere Überlegungen und Forschungsergebnisse präsentieren konnten, abwechselnd in Regensburg und Helsinki stattfinden. Beiden Institutionen sind wir zu Dank verpflichtet, desgleichen sprechen wir der Alexander von Humboldt-Stiftung für die Bewilligung einer großzügigen Druckkostenbeihilfe einen verbindlichen Dank aus. Schließlich danken wir dem Verlag für die gute Betreuung bei der Erstellung der Druckvorlage.
Regensburg und Helsinki, im März 2021
Albrecht Greule und Jarmo Korhonen