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Einleitung

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„Viel stärker noch als bei der Beobachtung der Gegenwartssprache stoßen wir beim Lesen älterer Texte auf Zeichen der Veränderung. […] Dies macht sich durch zahlreiche Verständnisprobleme fortwährend bemerkbar. Je älter ein Text ist, umso mehr häufen sie sich. […] Das Gute an den Schwierigkeiten im Umgang mit historischen Texten ist aber, dass sie uns die Tatsache der geschichtlichen Entwicklung einer Sprache nachhaltig verdeutlichen. […] Sprachgeschichtliche Kenntnisse helfen uns dabei, diese älteren Texte – und damit die Gedanken und Konzepte vorangegangener Generationen – richtig einzuordnen“.1

Im Vorwort zu seinem Werk betont JÖRG RIECKE darüber hinaus, dass es in der Sprachgeschichte um Grundlagen des Textverständnisses, um ein Verständnis für den Wandel von Kommunikationsformen und um Einblicke in den historischen Wandel bei der Erfassung und Interpretation unserer Welt geht.

Wir sind der Überzeugung, dass die Übertragung des aus den praktischen Belangen des Deutsch-als-Fremdsprache-Unterrichts der 1960er-Jahre entwickelten Valenzmodells auf die deutsche Sprachgeschichte den Ansprüchen an die Sprachgeschichtsschreibung, besonders dem Anspruch, Grundlagen des Textverständnisses zu schaffen, Vorschub leistet. Wir sehen dies darin begründet, dass die Beobachtung der semanto- und morphosyntaktischenmorphosyntaktisch Umgebung – in erster Linie – von Verben, wenn die historischen Texte der Valenzanalyse unterzogen werden, Erkenntnisse zutage fördert, die dann in lexikalische Verzeichnisse (analog oder digital) Eingang finden. Damit stehen syntaktisch untersuchte Verben aller Sprachperioden bereit und bieten sich zum historischen Vergleich an. Aufgrund der „ValenzgeschichteValenzgeschichte“, die für je ein Verb das syntaktische Verhalten und die semantische Entwicklung vom Ahd. bis zum Nhd. beschreibt, wird aus einem spezifischen Blickwinkel der Sprachwandel erfasst und erklärt. Die wichtigsten Beschreibungs- und Forschungsbereiche der historischen Valenz sind demnach Syntax, Phraseologie, lexikalische Semantik und Lexikografie.

Das Buch ist folgendermaßen aufgebaut. Zunächst erhalten die Leser einen knappen Einblick in die (periodisierte) deutsche Sprachgeschichte (Kapitel A), um die zeitlichen Dimensionen, die Textmenge und Themenfülle kennenzulernen, auf die sich die valenzbasierte Text- und Satzanalyse erstreckt. Kapitel B fasst den Forschungsstand zur gegenwartssprachlichen Valenztheorie zusammen. In Kapitel C geht es um die Probleme der Übertragung des ValenzbegriffsValenzbegriff in die deutsche Sprachgeschichte. Die Kapitel D und E präsentieren die Ergebnisse historischer Valenzforschung auf dem Gebiet der Grammatik und der Lexikografie, den Hauptgebieten der Anwendung der sprachhistorischen Valenz. Kapitel F beschreibt den Sprachwandel, soweit die Verbvalenz erklärend dazu beiträgt. Die aus unterschiedlichen Perspektiven verfassten Probeartikel zu Historischen VerbvalenzwörterbüchernValenzwörterbuch des Deutschen füllen den umfangreichen Anhang (Kapitel G).

Historische Valenz

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