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Toshiras Verwandlung

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Toshira erwachte. Es war dunkel. Die Kopfschmerzen nahm sie nur noch schwach wahr. Sie fasste sich an die Stirn. Sie hatte erneut geträumt, sich in einen Dæmon zu verwandeln. Ein Urdrache hatte ihr befohlen, das Lager der Gehörnten aufzusuchen. Die Eindrücke hatten vollkommen real auf sie gewirkt.

Toshira erschrak. Sie ertastete zwei kleine Hörner auf ihrer Stirn. Schnell schlang sie den Umhang um ihren Leib, den Chan über sie gebreitet hatte. Sie zog die Kapuze tief ins Gesicht.

Nachdem sich Toshira gefasst hatte, stand ihr Entschluss fest. Sie musste die Gefährten verlassen. Sie stellte eine Gefahr da. Besonders für Chan.

War sie ein Werkzeug der Gehörnten? Sie musste sofort gehen, ehe vielleicht ein anderer Teil Besitz von ihrem Verstand ergriff. Der Teil, der die Träume gesandt hatte. Mit Drogen hatte dieses Erlebnis nichts zu tun.

Falls doch, falls sie halluzinierte, konnte sie immernoch umkehren.

Sie rief Cheob, ihren Reitgeparden. Sandte ihm ein Bild des Treffpunktes außerhalb des Lagers. Es tat ihr leid, Chan einfach so zurückzulassen. Vorbei waren die unbeschwerten - und schwierigen - gemeinsamen Momente. Einen Moment lang musste sie lächeln. An den Moment, als sie den heutigen Stadtfürsten von Lyrin-Kuppe in den Pferdetrog geworfen hatten, würde sie sich immer erinnern. Der Stadtfürst war nicht die größte Bedrohung für Chan. Bei weitem nicht.

Eine Hand legte sich Toshira auf die linke Schulter. Reflexartig packte sie die Hand mit ihrer Rechten und drehte sich um. Vor ihr ging Chan in die Knie, den Arm in Toshiras Handgelenkhebel. Sie ließ los.

“Toshi. Wo willst du hin?”

“Ich... Du hattest Recht. Mein Herz findet keine Ruhe, ehe ich nicht weiß, was mit Coran geschehen ist. Ich muss ihn suchen.”

“In Ordnung. Ich komme mit dir. Gemeinsam werden wir ihn befreien.” Chan wandte sich um. “Ich hole nur schnell meine Sachen.”

Toshira hielt sie am Oberarm fest. “Nein”, sagte sie mit fester Stimme, “Ich werde allein gehen.”

Chan wandte sich der Schwertmeisterin zu. “Du kommst zurück, wenn du ihn gefunden hast?”

“Ja. Wir sehen uns in Leonsang. Warte nicht auf mich. Ich finde dich.” Toshira legte ihrer Ziehtochter eine Hand auf die Schulter. “Kannst du deinen Umhang solange entbehren?”

Chan nickte. Sie umarmte ihre Ziehmutter. “Bring ihn heil zurück.”

“Das werde ich.” Die Schwertmeisterin schob Chan von sich fort. Sie drehte sich zu Cheob um, der auf leisen Pfoten eintraf.

Chan lief zum Lager zurück. Als sie sicher war, dass Toshira außer Sichtweite war, rannte sie los. Sie weckte Adriël.

“Schnell. Du musst Rahriip anspannen.”

Er fragte nicht. Adriël lief los. Chan folgte.

Wenig später glitt der Mandori durch die Luft und zog das Elementargefährt mit hoher Geschwindigkeit hinter sich her. Adriël hatte einen Kurs abseits des Weges eingeschlagen.

Bald hatte der Ætherschlitten mit der Schwertmeisterin gleichgezogen. Büsche und Hügel trennten sie. Verbargen sie.

Mit einem Mal hielt der Mandori an. Der Ætherschlitten glitt noch ein wenig weiter voran. Lautlos.

Toshira hatte Cheob anhalten lassen. Wenige Schritt vor ihr stand der Anführer einer Dæmonenpatrouille. Worte wurden gewechselt.

Wieso verstehen die Lederfratzen unsere Sprache? Chan fand keine Erklärung. Die Schwertmeisterin schlug ihre Kapuze zurück. Gleich würde es zum Kampf kommen.

Nein. Im Mondlicht zeichneten sich an der Silhouette Toshiras deutlich sichtbar zwei kleine Hörner ab. Das war nicht möglich. Es musste eine Verkleidung sein.

Die Schwertmeisterin streckte einem der Gehörnten ihre Schwerter hin.

Der Anführer des Trupps näherte sich ihr. Riss an ihren Stirnhörnern. Der Kopf der Schwertmeisterin bewegte sich mit. Sie waren echt. Das konnte nicht sein. Es durfte nicht sein. Nicht Toshi.

Der Angelpunkt ihrer Welt zerbrach.


Aetheris Band 1-3

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