Читать книгу Aetheris Band 1-3 - Alec J. Archer - Страница 99
Coran
ОглавлениеToshira suchte nach der Schlucht, in der die Pritschenwagen standen. Chan hatte ihr berichtet, wie sie entkommen war. Wie Yadir starb, um sie zu schützen.
Vor ihr erhob sich eine Felswand östlich des Heereslagers. Das war der richtige Ort. Sie musste schnell handeln. Ein Signalhorn ertönte. Man hatte den toten Hauptmann gefunden. Toshira hoffte, dass die Dæmonen zunächst nicht in den Pritschenwagen suchen würden.
Der Ruf der Urdrachin wurde immer stärker. Lunona rief sie zu sich. Toshira spürte, dass sie nicht mehr lange Widerstand leisten konnte. Sie musste dagegen ankämpfen. Für eine Weile.
Sie entdeckte den Eingang zum Talkessel. Der Körper Yadirs lag achtlos an die Seite geschoben in dem Gang, der nach innen führte. Toshira nahm die Decke ihres Reisegepäcks. Breitete sie über den fliegenbesetzten toten Körper. Sie wickelte den Leichnam darin ein. Wenn Sie Gelegenheit fand, würde sie ihn begraben. Die Lebenden gingen vor. Coran.
Sie lief weiter in Richtung Talkessel. Drei Wächter versperrten ihr den Weg.
Kurz darauf wischte Toshira das Blut an der Kleidung der Gehörnten ab. Sie inspizierte die Klingen. Die Zeichen des Gelehrten waren intakt. Sie musste einen Weg finden, sie dauerhaft auf der Klinge aufzubringen. Coran kannte bestimmt eine Möglichkeit.
Toshira riss die Tür des ersten Wagens auf. Er war leer. Über zwanzig der Gefährte standen in dem Tal. Im vierzehnten Wagen fand sie Coran. Fünf Dæmonen, die sich in den Pritschenwagen aufgehalten hatten, waren inzwischen Fliegenfutter. Manche der Gehörnten hatten sich an den überdimensionalen Larven zu schaffen gemacht.
Endlich entdeckte sie Coran. Eine Ætherlarve lag auf seiner Brust. Es sah ekelerregend aus. Das Ding pulsierte und produzierte unheimliche saugende Geräusche. Fieberhaft dachte sie nach. Wie sollte sie die Larve von seiner Brust wegbekommen, ohne dass sie Coran gefährdete? Sie ließ eine ihrer Klingen mit der flachen Seite auf den Leib der Larve klatschen. Es zischte. Die Zeichen brannten sich in den Leib der Kreatur. Das Ding kroch Schutz suchend fort.
Mit einem kurzen Hieb hatte sie die Larve zerteilt. Dunkler Æther brach hervor. Wallte in den Raum. Coran schlug die Augen auf.
“Toshira?”
“Ich bin es.” Sie löste die Lederbänder, die den Schmied auf der Pritsche festhielten.
“Ich träume. Es ist ein schöner Traum.”
“Es ist kein Traum. Komm, wir müssen weg hier.”
Coran kam zu sich. “Toshira.”
Er legte eine Hand an ihre Wange. “Toshira?”
Er fuhr sie an. “Du kannst mich nicht täuschen, Dæmon!”
Seine Augen waren weit aufgerissen. Eine Ader pochte in schnellem Rhythmus an seinem Hals.
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände. Es war dreckig. Verschorfte Wunden auf den Wangen und über einem Auge.
“Du bist mein Verseschmied.” Toshira schloss die Augen. Sie rezitierte ihr Lieblingsgedicht, das er nach einer leidenschaftlichen Nacht verfasst hatte. “Der Nachklang Deiner Gegenwart ruht auf meiner Seele — wie Tautropfen auf einer Frühlingswiese, in denen sich das Licht der ersten Sonnenstrahlen sammelt, um in allen Farben des Regenbogens zu glitzern.”
Sie gab ihm einen kurzen Kuss.
“Toshira. Du bist es wirklich. Wie hast du mich gefunden? Woher um alles in der Welt hast du diese Hörner?”
“Das ist eine lange Geschichte. Zuerst müssen wir weg von hier.”
Coran nickte. “Wir müssen die anderen befreien.”
Toshira nickte. “Das hatte ich vor.”
“In dem Zelt draußen sind Waffen. Wenn wir es schaffen, alle von hier fortzubringen, ist die Armee der Gehörnten ohne Ressourcen. Sie brauchen die Viecher zum Überleben.” Sie trat gegen eine Hälfte der zerteilten Ætherlarve.
Sie befreiten die anderen elf Gefangenen des Wagens.
“Zwei Leute kommen mit mir zum Waffenlager”, befahl Toshira, “Der Rest befreit die anderen. Macht es ebenso mit den restlichen Wagen.”
Die Männer und Frauen nickten. Toshira gab Coran eines ihrer Schwerter. Er würde die Runen darauf brauchen, um die Ætherlarven zu entfernen.
Innerhalb kürzester Zeit befanden sich über zweihundert Personen am Kommandozelt der Dæmonen. Fast jeder hielt eine Waffe. Jetzt mussten sie nur noch hier raus.
Wie auf das Stichwort erschien ein Trupp Gehörnter im Eingang des Tals.
Nicht gut. Toshira sah sich um. Kein anderer Weg schien aus dem Tal herauszuführen. Ein Ætherwirbel öffnete sich kurz vor ihnen. “Schnell”, Toshira zeigte mit dem Arm in Richtung des Wirbels, “Lauft in diese Richtung. Wenn vor euch jemand verschwindet, ist das richtig so. Lauft einfach genau hinterher.” Sie schubste den Ersten in die Richtung. Es war ein Junge von vielleicht zwölf oder dreizehn Jahren. Erst ging er ein paar Schritte. Dann begann er zu rennen. Als er den Ætherwirbel erreicht hatte, passierte nichts. Er lief hindurch. Dann geschah es. Er wurde immer durchscheinender. Er verblasste.