Читать книгу Die Dame von Monsoreau - Александр Дюма - Страница 10

Erstes bis viertes Bändchen
Zehntes Kapitel
Was für ein Mann der Herr Oberjägermeister Bryan von Monsoreau war

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Es war nicht mehr Freude, sondern beinahe Wahnsinn, was Bussy ergriff, als er die Gewissheit erlangt hatte, dass er die Frau seines Traumes als eine Wirklichkeit betrachten durfte und dass ihm in der Tat diese Frau die edelmütige Gastfreundschaft bewilligt, deren unbestimmte Erinnerung im Grunde seines Herzens zurückgeblieben war.

Er wollte auch den jungen Doktor, den er zu der Stelle seines gewöhnlichen Arztes erhob, nicht von sich lassen. Remy musste, so kothig er war, mit ihm in seine Sänfte steigen; er hatte bange, wenn er ihn nur einen Augenblick entließe, könnte er wie eine zweite Vision verschwinden, und beschloss, denselben mit sich nach dem Hotel Bussy zu nehmen, ihn dort für die Nacht einzuschließen, und dann zu sehen, ob er ihm die Freiheit wiedergeben sollte.

Die ganze Zeit der Rückkehr wurde zu neuen Fragen verwendet; doch die Antworten drehten sich in dem von uns bezeichneten engen Kreise. Remy der Haudouin wußte kaum mehr, als Bussy, außer etwa, dass er fest überzeugt sein konnte, nicht geträumt zu haben, da er nicht in Ohnmacht gefallen war.

Doch für jeden Menschen, der verliebt zu werden anfängt, und Bussy wurde es augenscheinlich, ist es schon viel, wenn er Jemand hat, mit dem er über den geliebten Gegenstand sprechen kann; Remy hatte diese Frau allerdings nicht gesehen; aber das war noch ein Verdienst mehr in den Augen von Bussy, weil ihm dieser begreiflich zu machen suchen konnte, wie sehr sie in jeder Hinsicht über ihrem Portrait erhaben wäre.

Bussy hatte große Lust, die ganze Nacht über die unbekannte Dame zu sprechen, doch Remy begann seine ärztlichen Funktionen damit, dass er von dem Verwundeten verlangte, er solle schlafen oder wenigstens sich niederlegen; die Müdigkeit und der Schmerz gaben dem schönen Edelmann denselben Rat, und diese drei vereinigten Mächte trugen am Ende den Sieg davon.

Doch dies geschah erst, nachdem Bussy selbst seinen neuen Hausgenossen in drei Zimmer einquartiert hatte, die in früheren Jahren seine Wohnung gewesen waren und einen Teil des dritten Stockwerkes des Hotel Bussy bildeten; sicher, der junge Arzt würde, sehr befriedigt durch seine Wohnung und das ihm von der Vorsehung bereitete neue Glück, nicht heimlicher Weise aus dem Hotel entweichen, ging er in die glänzenden Gemächer hinab, die er selbst im ersten Stocke einnahm.

Als er am andern Morgen erwachte, sah er Remy vor seinem Bette stehen. Der junge Mann hatte die ganze Nacht hingebracht, ohne an das Glück glauben zu können, das ihm vom Himmel zufiel, und er erwartete das Erwachen von Bussy, um sich zu versichern, dass er ebenfalls nicht geträumt.

»Nun,« fragte Remy, »wie befindet Ihr Euch?«

»Vortrefflich, mein lieber Aesculap; und Ihr, seid Ihr zufrieden?«

»So zufrieden, mein edler Beschützer, dass ich mein Los gewiss nicht gegen das von Heinrich III. vertauschen würde, obgleich er im Verlauf des gestrigen Tages ein schönes Stück Weg nach dem Himmel zurückgelegt haben muss; doch es handelt sich nicht um dieses, sondern ich muss Eure Wunde sehen.«

»Seht sie.«

Bussy wandte sich auf die Seite, damit der junge Arzt den Verband abnehmen könnte.

Alles ging vortrefflich; die Lefzen waren bereits rosenfarbig und nahe an einander. Der glückliche Bussy hatte gut geschlafen, und Schlummer und Glück kamen dem Wundarzt so zu Hilfe, dass dieser beinahe nichts mehr zu tun harte.

»Was sagt Ihr, Meister Ambroise Paré?« fragte Bussy.

»Ich wage es kaum, Euch zu gestehen, dass Ihr beinahe geheilt seid, denn ich befürchte, Ihr schickt mich in meine Rue Beautreillis, fünfhundert und zwei Schritte von dem bewussten Hause, zurück.«

»Das wir wiederfinden werden, nicht wahr, Remy?«

»Ich glaube wohl.«

»Du sagst also nun, mein Kind?«

»Verzeiht,« rief Remy, Tränen in den Augen, »ich glaube, Ihr habt mich geduzt.«

»Remy, ich duze alle Leute, die ich liebe. Ist es Dir ärgerlich, dass ich Dich geduzt habe?«

»Im Gegenteil,« rief der junge Mann, indem er die Hand von Bussy zu ergreifen und zu küssen suchte, »im Gegenteil. Ich glaubte schlecht gehört zu haben. Oh! gnädiger Herr von Bussy, ich soll also vor Freude verrückt werden.«

»Nein, mein Freund, Du sollst mich nur ebenfalls ein wenig lieben, Du sollst Dich als zum Hause gehörig betrachten und mir erlauben, dass ich heute, während Du Deinen Auszug bewerkstelligst, dem Übernehmen des Estortuaire4 von Seiten des Hofoberjägermeisters beiwohne.

»Ah!« sprach Remy, »wir wollen bereits Torheiten begehen.«

»Ei! nein, ich verspreche Dir, sehr vernünftig zu sein.«

»Doch Ihr müsst reiten?«

»Verdammt, das ist durchaus notwendig.«

»Habt Ihr ein Pferd von sehr sanftem Gange, das dabei gut läuft?«

»Ich habe die Wahl unter Vieren.«

»Wohl, so nehmt das, welches Ihr der Dame vom Portrait zu reiten geben würdet … Ihr wisst?«

»Ob ich weiß! ich glaube wohl. Höre, Remy, Du hast in der Tat für immer den Weg zu meinem Herzen gefunden; ich hatte gewaltig bange, Du würdest mich verhindern, zur Jagd zu reiten, oder vielmehr zu diesem Anscheine von einer Jagd, denn die Damen des Hofes und viele neugierige Frauen der Stadt sind zugelassen. Remy, mein Remy, Du begreifst nun, dass die Dame vom Portrait natürlich entweder zum Hofe, oder zu der Stadt gehören muss. Sicherlich ist es keine einfache Bürgerfrau; die Tapeten, der gemalte Plafond, das Bett von weiß und goldenem Damast, dieser ganze so geschmackvolle Luxus endlich offenbaren eine Frau von Stand, oder wenigstens eine reiche Frau; oh! wenn ich sie dort treffen würde!«

»Alles ist möglich,« erwiderte Remy philosophisch.

»Ausgenommen, das Haus zu finden,« seufzte Bussy.

»Und in dasselbe einzudringen, wenn wir es gefunden haben,« fügte Remy bei.

»Oh! daran denke ich immer erst, wenn ich innen bin; doch sind wir einmal dort, so habe ich ein Mittel.«

»Welches?«

»Ich lasse mir einen andern Degenstich beibringen.«

»Schön, das verleiht mir Hoffnung, dass Ihr mich behalten werdet.«

»Sei unbesorgt,« sprach Bussy, »es ist mir, als wärst Du mir bereits zwanzig Jahre bekannt, und ich vermöchte Deiner nicht mehr zu entbehren, so wahr ich ein Edelmann bin.«

Das reizende Gesicht des jungen Arztes blühte unter dem Ausdrucke einer unsäglichen Freude auf.

»Vorwärts,« sagte er, »es ist abgemacht; Ihr geht auf die Jagd, um die Dame zu suchen, und ich kehre nach der Rue Beautreillis zurück, um das Haus zu suchen.«

»Es wäre seltsam, wenn wir Jeder mit einer Entdeckung zurückkämen!«

Hiernach trennten sich Bussy und der Haudouin mehr wie zwei Freunde, als wie ein Herr und ein Diener.

Es fand wirklich auf Befehl eine große Jagd in dem Walde von Vincennes zur Feier der Übernahme der Funktionen von Herrn Bryan von Monsoreou statt, der einige Wochen zuvor zum Oberstjägermeister ernannt worden war. Die Prozession am vorhergehenden Tage und der rasche Eintritt in die Buße von Seiten des Königs, der seine Fasten am Fasching-Dienstag anfing, ließen einen Augenblick bezweifeln, ob er in Person dieser Jagd beiwohnen würde; denn hatte der König diese Frömmigkeitsanfälle, so geschah es oft, dass er mehrere Wochen den Louvre nicht verließ, wenn er die religiöse Strenge nicht so gar so weit trieb, dass er in ein Kloster ging, doch zum großen Erstaunen des ganzen Hofes erfuhr man gegen neun Uhr Morgens, der König sei nach dem Turm von Vincennes aufgebrochen und halte eine Hirschjagd mit seinem Bruder, Monseigneur dem Herzog von Anjou, und dem ganzen Hofe.

Der Versammlungsplatz war der Rondpoint du Roi Saint-Louis. So nannte man damals einen Kreuzweg, wo man der Sage nach noch die berühmte Eiche sah, unter der der Märtyrer-König Recht gesprochen hatte. Es war alle Welt um neun Uhr versammelt, als der Oberstjägermeister, beinahe dem ganzen Hofe unbekannt und folglich ein Gegenstand der allgemeinen Neugierde, auf einem prächtigen Rappen erschien.

Aller Augen richteten sich nach ihm.

Es war ein Mann von ungefähr fünf und dreißig Jahren, von hoher Gestalt; sein mit Pockennarben bezeichnetes Gesicht und seine, je nach den in ihm vorgehenden Gemütsbewegungen, von flüchtigen Flecken gefärbte Gesichtshaut nahmen den Blick unangenehm gegen ihn ein und zwangen denselben zu einer beharrlicheren Betrachtung, was selten zum Vorteil für denjenigen ausfällt, welchen man prüfend anschaut. Die Sympathien werden in der Tat durch die erste Anschauung hervorgerufen; das treuherzige Auge und das redliche Lächeln haben das Lächeln und die Freundlichkeit des Gegenblickes zur Folge.

Angetan mit einem Leibrock von grünem, ganz mit silbernen Gallonen besetztem Tuche, umgürtet mit dem silbernen Wehrgehänge, worauf das gestickte Wappen des Königs angebracht war, auf dem Haupt ein Barett mit langer Feder, in der linken Hand einen Spieß, mit der rechten den für den König bestimmten Estortuaire schwingend, konnte Herr von Monsereau als ein furchtbarer Herr erscheinen, war aber gewiss kein schöner Edelmann.

»Pfui! welch ein hässliches Gesicht habt Ihr uns von Eurem Gouvernement zurückgebracht, Monseigneur,« sprach Bussy zu dem Herzog von Anjou, »sind das die Edelleute, die Eure Gunst in den Provinzen aussucht? Der Teufel soll mich holen, wenn man einen ähnlichen Menschen in Paris finden würde, das doch sehr groß und sehr mit hässlichen Herren bevölkert ist. Man sagt, ich bemerke Euch zum voraus, dass ich es nicht glauben wollte, man sagt, es sei Euer fester Wille gewesen, dass der König den Oberstjägermeister von Eurer Hand annehme.«

»Der Herr von Monsoreau hat mir gut gedient, und ich belohne ihn,« sprach lakonisch der Herzog von Anjou.

»Gut gesagt, Monseigneur, es erscheint um so schöner von Fürsten, wenn sie dankbar sind, als die Sache selten vorkommt; doch wenn es sich nur um dieses handelt, so habe ich Euch, wie mir dünkt, auch gut gedient und würde, Ihr möget mir glauben, den Leibrock des Oberstjägermeisters noch ganz anders tragen, als dieses große Gespenst. Er hat einen roten Bart; Anfangs bemerkte ich es nicht, und das ist noch eine Schönheit mehr.«

»Es ist mir nicht zu Ohren gekommen, man müsste nach dem Modell von Apollo oder nach dem des Antinous geformt sein, um ein Amt bei Hof einzunehmen,« versetzte der Herzog von Anjou.

»Das ist Euch noch nicht zu Ohren gekommen, Monseigneur?« sprach Bussy mit der größten Kaltblütigkeit, »darüber muss ich mich in der Tat wundern.«

»Ich befrage das Herz und nicht das Gesicht, die geleisteten Dienste und nicht die versprochenen Dienste,« entgegnete der Herzog.

»Eure Hoheit wird vielleicht sagen, ich sei sehr neugierig, doch ich besann mich vergebens, welchen Dienst Euch zu leisten dieser Monsoreau im Stande gewesen sein dürfte.«

»Ah! Bussy,« erwiderte der Herzog verdrießlich, »Ihr seid, wie Ihr selbst gesagt, sehr neugierig, sogar zu neugierig.«

»So sind die Fürsten!« rief Bussy mit seiner gewöhnlichen Freimütigkeit. »Sie fragen fortwährend, man muss ihnen über Alles antworten, und wenn man sie nur ein einziges Mal fragt, so antworten sie nicht.«

»Das ist wahr,« sprach der Herzog von Anjou, »doch weißt Du, was Du tun musst, wenn Du Dich unterrichten willst?«

»Nein.«

»Frage Herrn von Monsoreau selbst.«

»Ihr habt, meiner Treue Recht, Monseigneur,« rief Bussy, »und bei ihm, der nur ein einfacher Edelmann ist, bleibt mir wenigstens ein Mittel, wenn er nicht antwortet.«

»Welches?«

»Ihm zu sagen, er sei ein Unverschämter.« Und hiernach dem Prinzen ohne irgend ein Bedenken, vor den Augen seiner Freunde und den Hut in der Hand, den Rücken zuwendend, näherte er sich Herrn von Monsoreau, der zu Pferde mitten in dem Kreise und der Zielpunkt aller Augen, welche bei ihm gleichsam zusammenliefen, mit einer merkwürdigen Kaltblütigkeit wartete, bis ihn der König von der Last aller dieser auf seine Person fallenden Blicke befreien würde.

Als er Bussy mit heiterem Gesicht, lächelndem Munde und den Hut in der Hand auf sich zukommen sah, entrunzelte er sich ein wenig.

»Verzeiht, mein Herr,« sprach Bussy, »doch ich sehe Euch hier sehr allein. Hat Euch die Gunst, die Ihr genießt, bereits so viele Feinde zugezogen, als Ihr acht Tage, ehe Ihr zum Oberstjägermeister ernannt worden seid, Freunde gehabt haben könnt?«

»Meiner Treue, Herr Graf,« antwortete Herr von Monsoreau, »ich würde nicht darauf schwören, doch Wohl beinahe wetten. Aber darf ich wissen, welchem Umstand ich die Ehre, dass Ihr meine Einsamkeit stört, zuzuschreiben habe?«

»Meiner Treue!« antwortete mutig Bussy, »der großen Bewunderung, die mir der Herzog von Anjou für Euch eingeflößt hat.«

»Wie so?«

»Indem er mir Eure Tat erzählte, diejenige, für welche Ihr zum Oberstjägermeister ernannt worden seid.«

Herr von Monsoreau erbleichte dergestalt, dass die Furchen der Pocken, welche sein Gesicht befleckten, ebenso viele schwarze Punkte auf seiner vergilbten Haut zu sein schienen: zugleich schaute er Bussy mit einer Miene an, welche einen heftigen Sturm weissagte.

Bussy sah, dass er einen falschen Weg eingeschlagen hatte. Doch er war nicht der Mann, zurückzuweichen; er gehörte im Gegenteil zu denjenigen, welche eine Unbescheidenheit durch eine Beleidigung auszugleichen pflegten.

»Ihr sagt, mein Herr,« versetzte der Oberstjägermeister, »Monseigneur habe Euch von meiner letzten Tat erzählt?«

»Ja wohl, ganz umständlich, wodurch, ich gestehe es, bei mir das heftige Verlangen entstand, die Erzählung aus Eurem eigenen Munde zu hören.«

Herr von Monsoreau presste den Spieß krampfhaft in seiner Hand, als regte sich in ihm die lebhafte Begierde, sich daraus eine Waffe gegen Herrn von Bussy zu machen.

»Mein Herr,« sprach er, »ich war, meiner Treue! ganz geneigt, Eure Höflichkeit anzuerkennen und mich Eurem Wunsche zu fügen; aber hier kommt leider der König, und das raubt mir meine Zeit; wenn Ihr jedoch wollt, so mag es später geschehen.«

Auf seinem Lieblingspferde, einem schönen isabellfarbigen spanischen Hengste, reitend kam der König wirklich rasch von dem Turm nach dem Kreuzweg.

Bussy ließ seinen Blick einen Halbkreis beschreiben und begegnete den Augen des Prinzen; der Prinz lächelte mit seinem schlimmsten Lächeln.

»Herr und Diener,« dachte Bussy, »sie machen Beide eine hässliche Grimasse, wenn sie lachen; wie ist es aber, wenn sie weinen?«

Der König liebte die schönen und guten Gesichter; er war daher wenig befriedigt durch das von Herrn von Monsoreau, welches er bereits ein Mal gesehen hatte, aber beim zweiten Male eben so wenig nach seinem Geschmack fand, als beim ersten Male. Er nahm jedoch auf eine ziemlich artige Weise den Estortuaire, den der neue Oberstjägermeister ihm der Gewohnheit gemäß, auf einem Knie, darreichte.

Sobald der König bewaffnet war, verkündeten die reisigen Jäger, der Hirsch sei bestätigt, und die Jagd begann.

Bussy hatte sich auf die Seite der Truppe gestellt, um alle Welt an sich vorüberziehen zu sehen; er ließ Niemand vorbei, ohne genau zu prüfen, ob er nicht das Original des Portraits fände; doch vergebens, es waren sehr hübsche, sehr schöne, sehr verführerische Frauen bei dieser Jagd, bei der der Oberstjägermeister zum ersten Male auftrat, aber das reizende Geschöpf, das er suchte, erschien nicht darunter. Er sah sich auf das Gespräch und die Gesellschaft seiner gewöhnlichen Freunde angewiesen. Stets lachend, stets geschwätzig, bot ihm Antraguet viel Zerstreuung in seinem Ärger.

»Wir haben einen abscheulichen Oberstjägermeister,« sagte er zu Bussy, »was denkst Du davon?«

»Ich finde ihn furchtbar, welch eine Familie wird der uns geben, wenn die Personen, die ihm anzugehören die Ehre haben, auch ihm gleichen! Zeige mir doch seine Frau.«

»Der Oberstjägermeister ist noch zu haben, mein Lieber,« versetzte Antraguet.

»Woher weißt Du dies?«

»Von Frau von Vendron, die ihn sehr hübsch findet und gern ihren vierten Gemahl aus ihm machen möchte, wie Lucretia Borgia aus dem Grafen von Este. Seht Ihr, wie sie ihren Fuchs hinter dem Rappen von Monsoreau jagen lässt!«

»Und von welchem Gute ist er Herr?« fragte Bussy.

»Von einer Menge von Gütern.«

»Sie liegen?«

»Bei Anjou.«

»Er ist also reich?«

»Man sagt, es; doch das ist Alles; er scheint von niederem Adel zu sein.«

»Und wer ist die Geliebte von diesem Krautjunker?«

»Er hat keine Geliebte; der würdige Herr bildet sich etwas darauf ein, einzig in seiner Art zu sein; doch sieh, Monseigneur der Herzog von Anjou winkt Dir mit der Hand, gehe geschwinde.«

»Ah! meiner Treue, der Herr Herzog von Anjou wird warten. Dieser Mensch stachelt meine Neugierde. Ich finde ihn seltsam; ich weiß nicht warum, doch man hat solche Gedanken, wenn man den Leuten zum ersten Male begegnet; es scheint mir, ich werde mit ihm einen Strauß auszufechten haben: Und dann der Name Monsoreau!«

»Die Etymologie hiervon ist mir bekannt,« sprach Antraguet, »mein alter Abbé hat es mir diesen Morgen gesagt: Mons Soricis.5«

»Das ist mir ganz lieb,« versetzte Bussy.

»Warte doch,« rief plötzlich Antraguet.

»Was denn?«

»Livarot kennt das.«

»Was kennt er?«

»Den Mons Soricis. Sie sind Gutsnachbarn.«

»Warum sagst Du uns das nicht sogleich? He! Livarot!«

Livarot näherte sich.

»Geschwinde hierher; der Monsoreau?«

»Nun?« fragte der junge Mann.

»Belehre uns über den Monsoreau.«

»Gern.«

»Dauert es lange?«

»Nein, es wird kurz sein. In drei Worten sage ich Euch, was ich davon weiß, und was ich davon denke. Ich habe Furcht vor ihm!«

»Gut! und nun, da Du uns gesagt hast, was Du von ihm denkst, so sage uns, was Du von ihm weißt.«

»Höre! … ich kam eines Abends …«

»Das fängt schrecklich an,« sprach Antraguet.

»Wollt Ihr mich endigen lassen?«

»Ich kam eines Abends, vor ungefähr sechs Monaten, von meinem Oheime d'Entragues durch den Wald von Méridor zurück, als ich plötzlich einen furchtbaren Schrei hörte und einen weißen Zelter, den Sattel leer, in das Gebüsch fort stürzend, vorüber kommen sah; ich gab meinem Pferde die Sporen und gewahrte am Ende einer langen, durch die ersten Schatten der Nacht verfinsterten Allee einen Menschen auf einem Rappen; er ritt nicht, er flog. Derselbe halb erstickte Schrei ließ sich abermals hören, und ich bemerkte vor dem Sattel eine Frau, der er die Hand auf den Mund drückte. Ich hatte meine Jagdbüchse bei mir, Ihr wisst, dass ich ziemlich sicher schieße. Ich nehme ihn auf das Korn und hätte ihn meiner Treue erschossen, wäre nicht die Lunte in dem Augenblick, wo ich losdrückte, erloschen.«

»Nun, und dann?« sagte Bussy.

»Dann fragte ich einen Holzhauer, wer der Herr mit dem Rappen wäre, der Frauen raubte; er antwortete mir, es wäre Herr von Monsoreau.«

»Das macht sich wohl, scheint mir, dass man Frauen raubt,« sprach Antraguet, »nicht wahr, Bussy?«

»Ja,« erwiderte dieser, »doch man lässt sie wenigstens nicht schreien.«

»Und wer war die Frau?« sagte Antraguet.

»Das hat man nie erfahren.«

»Er ist offenbar ein merkwürdiger Mann und ich interessiere mich für ihn,« sprach Bussy.

»Es ist gewiss, dass sich der edle Herr eines furchtbaren Rufes erfreut,« sagte Livarot.

»Erzählt man sich noch andere Geschichten von ihm?«

»Nein, nichts; scheinbar hat er nie großes Unglück gestiftet; er ist sogar, wie man sagt, ziemlich gut gegen seine Bauern, doch dessen ungeachtet fürchtet man ihn in der Gegend, welche bis jetzt das Glück gehabt hat, ihn zu besitzen, wie das Feuer. Er ist ein gewaltiger Jäger wie Nimrod, nicht vor Gott vielleicht, sondern vor dem Teufel, und der König hat somit wohl nie einen ähnlichen Oberstjägermeister gehabt. Gewiss taugt er besser für diesen Posten, als Saint-Luc, dem er Anfangs bestimmt war, welchem er aber durch den Einfluss des Herzogs von Anjou vor der Nase weggeblasen worden ist.«

»Du weißt, dass Dir der Herzog von Anjou immer noch winkt?« sprach Antraguet.

»Gut, lass ihn winken; ei! hast Du erfahren, was man sich von Saint-Luc erzählt?«

»Nein; ist er immer noch Gefangener des Königs?« fragte lachend Livarot.

»Es muss wohl so sein, da er nicht hier ist,« versetzte Antraguet.

»Keines Wegs, mein Lieber, er ist diese Nacht um ein Uhr abgereist, um die Güter seiner Frau zu besuchen.«

»Verbannt?«

»Es sieht ganz so aus.«

»Saint-Luc verbannt, unmöglich!«

»Wahr wie das Evangelium.«

»Von St. Lucas.«

»Nein, vom Marschall von Brissac, der mir diesen Morgen die Sache persönlich mitteilte.«

»Ah! das ist neu und seltsam, das wird Monsoreau schaden.«

»Ich habe es,« sprach Bussy.

»Was hast Du?«

»Ich habe es gefunden.«

»Was hast Du gefunden?«

»Den Dienst, den er Herrn von Anjou geleistet hat.«

»Saint-Luc?«

»Nein, der Monsoreau.«

»Wirklich?«

»Ja, oder der Teufel soll mich holen. Kommt mit mir, und Ihr sollt sehen.«

Und von Livarot und Antraguet gefolgt, setzte Bussy sein Pferd in Galopp, um den Herrn Herzog von Anjou einzuholen, der, müde ihm Zeichen zu machen, einige Büchsenschüsse vor ihm ritt.

»Ah! Monseigneur,« rief Bussy, als er in der Nähe des Herzogs war, »was für ein kostbarer Mann ist dieser Herr von Monsoreau!«

»Ah, wirklich!«

»Es ist unglaublich.«

»Du hast also mit ihm gesprochen?« versetzte der Prinz immer spöttisch.

»Gewiss, abgesehen davon, dass er einen sehr gebildeten Geist besitzt.«

»Und Du hast ihn gefragt, was er für mich getan?«

»Ganz gewiss, ich redete ihn nur zu diesem Behufe an.«

»Und er antwortete Dir?« fragte der Prinz heiterer als je.

»Auf der Stelle und zwar mit einer Höflichkeit, für welche ich ihm außerordentlich viel Dank weiß.«

»Was hat er gesagt, lass hören, mein wackerer Kämpe.«

»Er hat mir artiger Weise eingestanden, Monseigneur, er wäre der Lieferant von Eurer Hoheit.«

»Der Wildpretlieferant?«

»Nein, der Frauenlieferant.«

»Wie beliebt?« versetzte der Herzog, dessen Stirne sich rasch verdüsterte, »was soll dieser Spaß bedeuten?«

»Er soll bedeuten, Monseigneur, dass er für Euch Frauen auf seinem großen Rappen entführt, und dass er denselben, da sie ohne Zweifel die Ehre nicht kennen, die ihnen vorbehalten ist, die Hand auf den Mund drückt, um sie am Schreien zu verhindern.«

Der Herzog faltete die Stirne, presste zornig die Fäuste zusammen, erbleichte und setzte sein Pferd in so wütenden Galopp, dass Bussy und die Seinigen zurückblieben.

»Ah! ah!« rief Antraguet, »mir scheint, der Scherz ist gut.«

»Um so besser,« sagte Livarot, »als er nicht auf Jedermann den Eindruck eines Scherzes macht.«

»Teufel!« versetzte Bussy, »man sollte glauben, ich habe den armen Herzog fest gepackt.«

Einen Augenblick nachher hörte man die Stimme von Herrn von Anjou rufen:

»He! Bussy, wo bist Du? komm doch!«

»Hier bin ich,« Monseigneur, sagte Bussy, sich nähernd.

Er fand den Prinzen in vollem Gelächter.

»Ah!« rief Bussy, »es scheint, was ich Euch gesagt habe, ist spaßhaft geworden.«

»Nein, Bussy, ich lache nicht über das, was Du mir gesagt hast.«

»Desto schlimmer, denn ich hätte gern das Verdienst gehabt, einen Prinzen lachen zu machen, der nicht oft lacht.«

»Ich lache darüber, mein armer Bussy, dass Du das Falsche vorbringst, um das Wahre zu erfahren.«

»Nein, der Teufel soll mich holen, Monseigneur, ich habe Euch die Wahrheit gesagt.«

»Gut, so erzähle mir, während wir nur zu zwei sind, Deine kleine Geschichte; wo hast Du das genommen, was Du mir so eben mitteiltest.«

»In dem Walde von Méridor, Monseigneur!«

Der Herzog erbleichte abermals, sagte aber nichts.

»Offenbar,« murmelte Bussy, »offenbar ist der Herzog in irgend einer Beziehung bei der Geschichte des Räubers mit dem Rappen und der Frau mit dem weißen Zelter beteiligt.«

»Sprecht, Monseigneur,« fügte Bussy laut bei, während er darüber lachte, dass der Herzog nicht mehr lachte, »wenn es irgend eine Weise, Euch zu dienen, gibt, die Euch besser gefällt, als die andern, so belehrt uns, wir werden Nutzen daraus ziehen, und müssten wir auch hierbei mit Herrn von Monsoreau in die Schranken treten.«

»Bei Gott! ja, es gibt eine solche Weise, Bussy, und ich will sie Dir auseinandersetzen,« sagte der Herzog, Bussy bei Seite ziehend.

»Höre,« sprach er sodann zu ihm, »ich habe zufällig in der Kirche eine reizende Frau getroffen: da mich einige Züge ihres unter einem Schleier verborgenen Gesichts an die einer Dame erinnerten, welche ich sehr liebte, so folgte ich ihr, um mich zu versichern, wo sie wohnte. Ihre Zofe ist bestochen und ich habe einen Schlüssel zu dem Hause.«

«Bis dahin, Monseigneur, scheint mir die Sache gut zu gehen.«

»Warte. Man sagt, sie sei, obgleich frei, reich, jung und schön, doch vernünftig.«

»Ah! Monseigneur, das geht in das Phantastische über.«

»Höre, Du bist brav, Du liebst mich, wie Du behauptest.«

»Ich habe meine Tage.«

»Um brav zu sein?«

»Nein, um Euch zu lieben.«

»Gut, bist Du in einem von diesen Tagen?«

»Um Eurer Hoheit einen Dienst zu leisten, werde ich mich in einen solchen versetzen. Lasst hören.«

»Es würde sich darum handeln, das zu tun, was man gewöhnlich nur für sich selbst tut.«

»Ah! ah! Monseigneur, hätte man etwa Eurer Geliebten den Hof zu machen, damit sich Eure Hoheit überzeugen könnte, ob sie wirklich eben so vernünftig, als schön wäre? Das stünde mir an.«

«Nein. Es würde sich darum handeln, zu erfahren, ob ihr nicht ein Anderer den Hof macht.«

»Ah! das verwickelt sich, Monseigneur, erklärt Euch deutlicher.«

»Du müsstest Dich in Hinterhalt legen und mir sagen, wer der Mann ist, der zu ihr kommt.«

»Es gibt also einen solchen Mann?«

»Ich befürchte es.«

»Ist es ein Liebhaber oder ein Gatte?«

»Wenigstens ein Eifersüchtiger.«

»Desto besser, Monseigneur.«

»Wie, desto besser?«

»Das verdoppelt Eure Aussichten.«

»Ich danke. Mittlerweile möchte ich gern wissen, wer dieser Mensch ist.«

»Und Ihr beauftragt mich, hierüber Gewissheit zu erlangen?«

»Ja, und wenn Du einwilligst, mir diesen Dienst zu leisten… »

»So macht Ihr mich ebenfalls zum Oberstjägermeister, sobald dieser Posten wieder frei wird?«

»Meiner Treue, Bussy, ich würde um so lieber die Verpflichtung hierzu übernehmen, als ich nie etwas für Dich getan habe.«

»Ah! Monseigneur bemerkt das?«

»Ich sage es mir schon lange.«

»Ganz leise, wie sich die Fürsten dergleichen Dinge sagen.«

»Nun?«

»Was, Monseigneur?«

»Willigst Du ein?«

»Die Dame zu bespähen?«

»Ja.«

»Monseigneur, ich muss Euch gestehen, dieser Auftrag schmeichelt mir nur in geringem Maße, und ich würde einen anderen vorziehen.«

»Und Du erbotest Dich, mir einen Dienst zu leisten, Bussy, und weichst bereits zurück?«

»Verdammt! Ihr tragt mir ein Spionagehandwerk an, Monseigneur.«

»Nein, das Handwerk eines Freundes; glaube übrigens nicht, dass ich Dir damit eine Sinecur gebe; Du wirst vielleicht das Schwert ziehen müssen.«

Bussy schüttelte den Kopf und erwiderte:

»Monseigneur, es gibt Dinge, die man nur selbst gut macht; man muss sie auch selbst machen, und wäre man sogar Prinz.«

»Du schlägst es mir also ab?«

»Meiner Treue, ja, Monseigneur.«

Der Herzog runzelte die Stirne und sprach:

»Ich befolge Deinen Rat und gehe selbst, und werde ich hierbei verwundet oder getötet, so sage ich, ich habe meinen Freund Bussy gebeten, diesen Degenstich zu geben oder zu empfangen, und er sei zum ersten Male in seinem Leben klug gewesen.«

»Monseigneur,« versetzte Bussy, »Ihr sagtet mir kürzlich:

›Bussy, ich hasse alle diese Mignons vom Gefolge des Königs, denn sie verspotten und beleidigen uns bei jeder Gelegenheit; Du solltest bei der Hochzeit von Saint-Luc eine Veranlassung zum Streit herbeiführen und uns von denselben befreien,‹ Monseigneur, ich bin gegangen, sie waren ihrer fünf, ich war allein; ich forderte sie heraus, sie legten mir einen Hinterhalt, griffen mich Alle mit einander an und töteten mir mein Pferd; dennoch habe ich zwei von ihnen verwundet und den dritten niedergeschlagen. Heute fordert Ihr mich auf, einer Frau Schaden zu bereiten; verzeiht, Monseigneur, das liegt außerhalb der Dienste, die ein Prinz von einem mutigen Manne verlangen kann, und ich weise es von mir.«

»Es sei,« sagte der Herzog, »ich werde allein Schildwache stehen, oder mit Aurilly, wie ich das bereits getan habe.«

«Verzeiht,« sprach Bussy, der es fühlte, als lüftete sich ein Schleier in seinem Innern.

»Was?«

»Waret Ihr im Begriff, die Wache zu beziehen, Monseigneur, als Ihr die Mignons erblicktet, die auf mich lauerten?«

»So ist es.«

»Eure schöne Unbekannte wohnt also in der Nähe der Bastille?«

»Sie wohnt Sainte-Catherine gegenüber.«

»Wirklich?«

»Es ist also ein Quartier, wo man vortrefflich ermordet wird, Du weißt etwas davon.«

»Hat Eure Hoheit seit jenem Abend abermals gelauert?«

»Gestern.«

»Und was hat Monseigneur gesehen?«

»Einen Menschen, der in allen Winkeln des Platzes umher spähte, ohne Zweifel, um zu schauen, ob ihn Niemand beobachte, und sich sodann, wahrscheinlich weil er mich erblickte, hartnäckig an der Türe hielt.«

»Und dieser Mann war allein, Monseigneur?« fragte Bussy.

»Ja, ungefähr eine halbe Stunde lang.«

»Nach dieser halben Stunde?«

»Kam ein anderer Mann zu ihm, der eine Laterne in der Hand hielt.«

»Ah! Ah!« machte Bussy.

»Der Mann im Mantel,« fuhr der Prinz fort …

»Der Erste hatte einen Mantel?« unterbrach ihn Bussy.

»Ja.«

»Der Mann im Mantel und der Mann mit der Laterne fingen sodann an, mit einander zu plaudern, und da sie nicht geneigt schienen, ihren Nachtposten aufzugeben, so überließ ich ihnen den Platz und kehrte zurück.«

»Dieses doppelten Versuches überdrüssig?«

»Meiner Treue, ja, ich muss es gestehen. Und somit, ehe ich mich in dieses Haus wage, das gar wohl eine Mördergrube sein könnte …«

»Wäre es Euch nicht unangenehm, wenn man daselbst einen Eurer Freunde erwürgen würde.«

»Oder vielmehr, dass dieser Freund, der kein Prinz ist, nicht die Feinde hat, die ich habe, und überdies mit dergleichen Abenteuern durch Gewohnheit vertraut ist, untersuchen würde, ob man wirklich eine Gefahr zu befürchten hätte, und dann zu mir käme, um mir Nachricht hierüber zu bringen.«

»An Eurer Stelle, Monseigneur, würde ich die Frau aufgeben.«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Weil sie zu hübsch ist.«

»Ihr sagt selbst, Ihr habet sie kaum gesehen.«

»Ich habe sie hinreichend gesehen, um ihre bewunderungswürdig schönen blonden Haare wahrzunehmen.«

»Ah!«

»Herrliche Augen.«

»Ah! ah!«

»Einen Teint, wie ich ihn noch nie gesehen, eine ausgezeichnete Gestalt.«

»Ah! Ah! Ah!«

»Du begreifst, man leistet nicht so leicht auf eine solche Frau Verzicht.«

»Ja, Monseigneur, ich begreife; die Lage der Dinge rührt mich auch.«

Der Herzog schaute Bussy von der Seite an.

»Bei meinem Ehrenwort!« sprach Bussy.

»Du scherzest?«

»Nein, und zum Beweise mag dienen, dass ich, wenn mir Monseigneur Verhaltensregeln geben und die Wohnung bezeichnen will, diesen Abend Wache halten werde.«

»Du gehst also von Deinem Entschluss ab?«

»Ei! Monseigneur, nur unser heiliger Vater Gregor XIII. ist unfehlbar. Sagt mir jedoch, was ich zu tun habe.«

»Du musst Dich in einiger Entfernung von der Thüre, die ich Dir bezeichnen werde, verbergen, und wenn ein Mensch hineingeht, ihm folgen, um Dich zu versichern, wer er ist.«

»Ja, doch wenn er beim Eintritt die Türe hinter sich schließt?«

»Ich bemerkte Dir bereits, dass ich einen Schlüssel habe.«

»Ah! das ist wahr, es ist nur noch Eines zu befürchten: dass ich einem andern Manne folge und dass der Schlüssel zu einer andern Türe geht.«

»Man kann sich nicht täuschen, diese Türe ist eine Gangtür, am Ende des Ganges links ist eine Treppe, Du steigst zwölf Stufen hinauf und befindest Dich in einer Hausflur.«

»Woher wisst Ihr das, Monseigneur, da Ihr nie in dem Hause gewesen seid?«

»Habe ich Dir nicht gesagt, die Zofe sei mir ergeben? Sie hat mir Alles mitgeteilt.«

»Bei Gott! es ist doch bequem, ein Prinz zu sein! Ihr werdet in jeder Beziehung ganz vollständig bedient. Ich, Monseigneur, hätte das Haus allein erkennen, den Gang durchforschen, die Stufen zählen, die Hausflur untersuchen müssen. Das hätte mir ungeheuer viel Zeit weggenommen, und es wäre mir vielleicht erst nicht gelungen.«

»Du willigst also ein?«

»Kann ich Eurer Hoheit etwas abschlagen? Ihr werdet nur mit mir gehen, um mir die Türe anzugeben.«

»Unnötig, bei der Rückkehr von der Jagd machen wir einen Umweg, wir reiten durch die Porte Saint-Antoine, und ich zeige Dir die Türe.«

»Vortrefflich, Monseigneur, und was soll ich dem Manne tun, wenn er kommt?«

»Nichts Anderes, als ihm folgen, bis Du erfahren hast, wer er ist.«

»Das ist ein Auftrag von sehr zarter Natur; wenn dieser Mensch zum Beispiel die Diskretion so weit treibt, dass er mitten auf dem Wege stille steht, um meine Nachforschungen kurz abzuschneiden?«

»Ich überlasse Dir die Sorge, das Abenteuer zu betreiben, wie es Dir beliebt.«

»Eure Hoheit bevollmächtigt mich also, zu handeln, als ob es für mich wäre?«

»Ganz und gar.«

»Es soll geschehen, Monseigneur.«

»Nicht ein Wort zu allen unsern jungen Herren!«

»So wahr ich ein Edelmann bin.«

»Du nimmst Niemand mit Dir zu dieser Forschung!«

»Ich gehe allein, das schwöre ich Euch.«

»Wohl, das ist abgemacht. Wir kehren durch die Bastille zurück. Ich zeige Dir die Türe, Du kommst zu mir, ich gebe Dir den Schlüssel … und diesen Abend …«

»Ersetze ich Monseigneur, es bedarf keines weiteren Wortes mehr.«

Bussy und der Prinz holten die Jagd wieder ein, welche Herr von Monsoreau als ein Mann von Geist anführte. Der König war entzückt über die pünktliche Art und Weise, wie der vollendete Jäger alle Halte bestimmt und alle Relais geordnet hatte. Nachdem es zwei Stunden gejagt und mehr als zwanzigmal gesehen worden war, kam das Tier abermals zurück, um sich gerade beim Lancieren fassen zu lassen.

Herr von Monsoreau empfing die Glückwünsche des Königs und des Herzogs von Anjou.

»Monseigneur,« sagte er, »ich fühle mich zu glücklich, Eure Komplimente verdient zu haben, da ich Euch den Platz verdanke.«

»Doch Ihr wisst, mein Herr,« versetzte der Herzog, »dass Ihr, um sie fortwährend zu verdienen, noch diesen Abend nach Fontainebleau abreisen müsst; der König will dort übermorgen und die folgenden Tage jagen, und ein Tag ist nicht zu viel, um Kenntnis von dem Walde zu erhalten.«

»Ich weiß es, gnädigster Herr,« antwortete Monsoreau, »und meine Equipage ist schon bereit. Ich werde in dieser Nacht abreisen.«

»Ah! sieh da, Herr von Monsoreau,« sagte Bussy, »Ihr habt fortan keine Ruhe mehr für Euch. Ihr wolltet Oberstjägermeister sein; Ihr seid es, bei dem Amte, das Ihr verwaltet, gibt es fünfzig gute Nächte weniger als für die andern Menschen; zum Glück seid Ihr noch nicht verheiratet, mein lieber Herr.«

Bussy lachte, während er dies sagte; der Herzog heftete einen durchdringenden Blick auf den Oberstjägermeister; dann wandte er den Kopf auf eine andere Seite und beglückwünschte den König über die Besserung, welche seit dem vorhergehenden Tage sich in seiner Gesundheit bewerkstelligt zu haben scheine. Was Monsoreau betrifft, so hatte sich bei dem Scherze von Bussy sein Gesicht abermals mit der hässlichen Blässe überzogen, die ihm ein so finsteres Aussehen verlieh.

4

Der Estortuaire war der Stab, den der Oberstjägermeister dem König übergab, damit er im Galopp reitend die Zweige der Bäume auf die Seite schieben konnte.

5

Mäuseberg

Die Dame von Monsoreau

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