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Erstes bis viertes Bändchen
Fünfzehntes Kapitel
Was Diana von Méridor war
Die Heirat

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»Mittlerweile waren die zwei Männer, welche wir an der Ecke der Rue Saint-Paul erblickt hatten, an den Häusern hin geschlichen und hielten sich unter unsern Fenstern.

»Wir öffneten sachte eines derselben.

›Weißt Du gewiss, dass es hier ist?»« fragte eine Stimme.

›Ja, Monseigneur, vollkommen gewiss. Es ist das fünfte Haus von der Ecke der Rue Saint-Paul an gerechnet.«

« ›Und glaubst, der Schlüssel werde passen?‹

›Ich habe den Abdruck vom Schloss genommen.‹

»Ich griff nach dem Arme von Gertrude und drückte ihn heftig.

›Und sind wir innen?‹

›Sind wir innen, so lasst mich sorgen. Die Zofe wird uns öffnen. Eure Hoheit besitzt in ihrer Tasche einen goldenen Schlüssel, der so viel wert ist, als dieser.‹

›So öffne also.‹

»Wir hörten das Knirschen des Schlüssels im Schlosse. Doch die an der Ecke des Hotel im Hinterhalt liegenden Männer trennten sich plötzlich von der Mauer, stürzten auf den Prinzen und Aurilly los und riefen: ›Schlagt sie tot!‹

»Ich begriff nichts mehr; ich erriet nur, eine unerwartete, ungehoffte, unerhörte Hilfe sei uns zugekommen, fiel auf die Knie und dankte dem Himmel.

»Der Prinz hatte nur seinen Namen zu sagen, und alle Stimmen schwiegen und alle Degen fielen nieder in die Scheide, und jeder Angreifer wich einen Schritt zurück.

»Ja, ja,« sagte Bussy, »sie wollten nicht dem Prinzen an das Leben, sondern mir.«

»Jedenfalls entfernte dieser Angriff den Prinzen,« fuhr Diana fort. »Wir sahen, wie er sich durch die Rue de Jouy zurückzog, während die fünf Edelleute des Hinterhaltes wieder ihren Posten an der Ecke des Hotel des Tournelles einnahmen.

»Die Gefahr war wenigstens für diese Nacht offenbar von uns entfernt; denn die fünf Edelleute hatten es nicht auf mich abgesehen. Doch wir waren zu unruhig und zu sehr aufgeregt, um zu Bette zu gehen. Wir blieben am Fenster stehen und erwarteten irgend ein unbekanntes Abenteuer, dessen Herannahen wir instinktartig fühlten.

»Unser Warten dauerte nicht lange. Es erschien ein Mann zu Pferde, die Mitte der Rue Saint-Antoine halten. Es war ohne Zweifel derjenige, auf welchen die im Hinterhalte liegenden fünf Männer lauerten, denn sobald sie ihn erblickten, riefen sie: Zu den Degen! zu den Degen! und stürzten auf ihn zu.

»Ihr wisst Alles, was sich auf diesen Reiter bezieht,« sprach Diana, »da Ihr es selbst wart.«

»Im Gegenteil, Madame,« erwiderte Bussy, der aus der Erzählung der jungen Frau irgend ein Geheimnis ihres Herzens zu entnehmen hoffte, »im Gegenteil, ich weiß nichts, als den Kampf, denn nach dem Kampfe wurde ich ohnmächtig.«

»Ich brauche Euch nicht zu sagen,« fuhr Diana mit einer leichten Röte fort, »ich brauche Euch nicht zu sagen, welchen Anteil wir an dem so ungleichen und dennoch so mutig ausgehaltenen Streite nahmen. Jede Episode des Kampfes entriss uns einen Schauer, einen Schrei, ein Gebet. Wir sahen Euer Pferd wanken und niederstürzen. Wir hielten Euch für verloren; doch dem war nicht so, der brave Bussy verdiente seinen Ruf. Ihr sankt mit dem Pferde so nieder, dass Ihr auf Eure Füße zu stehen kamt und Euch nicht einmal zu erheben brauchtet, um Eure Feinde niederzuschlagen; von allen Seiten umgeben, bedroht, zoget Ihr Euch wie der Löwe, das Gesicht Euren Gegnern zugewendet, zurück und lehntet Euch an die Türe an; dann kam Gertrude und mir derselbe Gedanke, der Gedanke, hinabzugehen, um Euch zu öffnen; sie schaute mich an: ja, sagte ich zu ihr, und wir eilten Beide gegen die Treppe; doch wir hatten uns erwähnter maßen von innen verrammelt und bedurften einiger Sekunden, um die Gerätschaften zu beseitigen, welche den Weg versperrten, und in dem Augenblick, wo wir auf den Ruheplatz gelangten, hörten wir die Haustür sich schließen.

»Wir blieben Beide unbeweglich. Wer war die Person, welche eingetreten, und wie war sie herein gekommen?

»Ich stützte mich auf Gertrude, und wir verharrten in stummer Erwartung.

»Bald ließen sich Tritte im Gange vernehmen. Ein Mann erschien wankend, streckte die Arme aus, und fiel auf die ersten Stufen, einen dumpfen Seufzer von sich gebend, nieder.

»Dieser Mann wurde offenbar nicht verfolgt; er hatte die glücklicher Weise von dem Herzog von Anjou offen gelassene Türe zwischen sich und seine Gegner gebracht und war gefährlich, vielleicht auf den Tod verwundet unten an der Treppe niedergestürzt.

»Jedenfalls hatten wir nichts zu befürchten, und dieser Mann bedurfte im Gegenteil unserer Hilfe.

»Die Lampe!« sagte ich zu Gertrude.

»Sie lief weg und kehrte mit dem Lichte zurück.

»Wir hatten uns nicht getäuscht: Ihr wart ohnmächtig. Wir erkannten in Euch den braven Ritter, der so mutig gekämpft hatte, und ohne Zögern entschlossen wir uns, Euch Hilfe zu bringen.

»In einem Augenblick wart Ihr in mein Zimmer getragen und auf dem Bette niedergelegt.

»Eure Ohnmacht dauerte immer noch fort; die Behandlung eines Wundarztes schien dringend. Gertrude erinnerte sich, von einer wunderbaren Kur gehört zu haben, die ein paar Tage zuvor ein Doktor der Rue Beautreillis gemacht haben sollte. Sie wusste seine Adresse und bot sich an, ihn zu holen.

›Doch dieser junge Mann kann uns verraten,‹ sagte ich.

›Seid unbesorgt,‹ erwiderte sie, ›ich werde meine Maßregeln nehmen.‹

»Es war eine zugleich mutige und kluge Person,« fuhr Diana fort, »ich vertraute ihr ganz und gar. Sie nahm Geld, einen Schlüssel und meinen Dolch, und ich blieb allein bei Euch … und für Euch betend …«

»Ach!« rief Bussy, »ich kannte mein ganzes Glück nicht, Madame.«

«Eine Viertelstunde nachher kam Gertrude zurück und brachte den jungen Arzt; er hatte zu Allem eingewilligt und folgte ihr mit verbundenen Augen.

«Ich blieb im Salon, während man ihn in das Zimmer führte. Hier erlaubte man ihm, die Binde abzunehmen, die seine Augen bedeckte.«

»Ja,« sprach Bussy, »und in diesem Momente kam ich zu mir; meine Augen richteten sich nach Eurem Portrait und ich glaubte Euch eintreten zu sehen.«

»Ich trat wirklich ein; meine Unruhe trug den Sieg über die Klugheit davon. Ich wechselte einige Worte mit dem jungen Arzt; er untersuchte Eure Wunde, verbürgte sich für Euch, und ich war erleichtert.«

»Alles dies blieb in meinem Geiste,« sprach Bussy, »doch wie ein Traum im Gedächtnis bleibt; und dennoch sagte mir irgend Etwas, ich hätte nicht geträumt,« fügte der junge Mann, die Hand auf das Herz legend, bei.

»Als der Arzt Eure Wunde verbunden hatte, zog er aus seiner Tasche ein Fläschchen, das einen rothen Saft enthielt, und goss ein paar Tropfen von diesem Safte auf Eure Lippen: es war, wie er mir sagte, ein Elixier, bestimmt, Euch Schlaf zu verleihen und das Fieber zu bekämpfen.

»Einen Augenblick, nachdem Ihr diesen Trank verschluckt hattet, schlosst Ihr wirklich abermals die Augen und fielt wieder in eine Art von Ohnmacht, aus der Ihr für kurze Zeit erwacht wart.

»Ich erschrak; doch der Arzt beruhigte mich; er sagte mir, es stehe Alles gut; man müsse Euch nur schlafen lassen.

»Gertrud bedeckte ihm abermals die Augen mit einem Sacktuch und führte ihn bis an den Eingang der Rue Beautreillis zurück.

»Sie glaubte nur zu bemerken, dass er die Schritte zählte.«

»Er zählte sie in der Tat, Madame,« sagte Bussy.

»Diese Vermutung erschreckte uns. Der junge Mann konnte uns verraten. Wir beschlossen, jede Spur der Gastfreundschaft, die wir Euch gewährt, zu vertilgen; das Wichtigste dabei aber war, Euch vor Allem verschwinden zulassen.

»Ich raffte meinen ganzen Mut zusammen; es hatte zwei Uhr Morgens geschlagen, die Straßen waren öde und verlassen. Gertrude machte sich anheischig, Euch aufzuheben; es gelang ihr; ich unterstützte sie und wir trugen Euch auf die Böschung der Gräben des Temple. Dann kehrten wir ganz erschrocken über diese Keckheit zurück, die uns, zwei Frauen, zu einer Stunde hatte allein ausgehen lassen, wo selbst die Männer nur begleitet ausgingen. Gott wachte über uns: wir begegneten Niemand und kehrten, ohne gesehen worden zu sein, nach Hause zurück.

»Als ich in das Zimmer trat, unterlag ich der Last der Aufregung und wurde ohnmächtig.«

»Oh Madame! Madame!« sprach Bussy, die Hände faltend, »wie werde ich Euch je für das danken, was Ihr für mich getan habt?«

Während eines augenblicklichen Stillschweigens, das nun eintrat, schaute Bussy Diana mit glühenden Blicken an. Die junge Frau hatte den Ellenbogen auf den Tisch gestützt und den Kopf auf die Hände fallen lassen.

Mitten unter diesem Stillschweigen hörte man die Uhr der Sainte-Catherine Kirche schlagen.

»Zwei Uhr!« sprach Diana zitternd. »Zwei Uhr und Ihr noch hier!«

»Oh Madame!« flehte Bussy, »schickt mich nicht fort, ohne mir Alles mitgeteilt zu haben. Schickt mich nicht fort, ohne mir die Mittel genannt zu haben, durch die ich Euch nützlich sein kann; nehmt an, Gott habe Euch einen Bruder geschenkt, und sagt diesem Bruder, was er für seine Schwester zu tun vermag.«

»Ach! nun nichts mehr; es ist zu spät,« sprach die junge Frau.

»Was begegnete Euch am andern Tage?« fragte Bussy, »was tatet Ihr an diesem Tage, an welchem ich nur an Euch dachte, ohne jedoch sicher zu sein, ob Ihr nicht ein Traum meiner erhitzten Einbildungskraft, eine Vision meines Fiebers wäret?«

»Im Verlaufe dieses Tages ging Gertrude aus und begegnete Aurilly,« antwortete Diana. »Aurilly war zudringlicher als je: er sagte nicht ein Wort von dem, was am Abend vorher vorgefallen war, doch er bat im Namen seines Herrn um eine Zusammenkunft.

»Gertrude schien einzuwilligen, forderte jedoch eine Frist bis Mittwoch, das heißt, bis heute, um mich zu bestimmen.

»Aurilly versprach, sein Herr würde sich bis dahin Gewalt antun.

»Wir hatten also drei Tage vor uns.

»Am Abend kam Herr von Monsoreau zurück.

»Wir erzählten ihm Alles, mit Ausnahme dessen, was auf Euch Bezug halte. Wir sagten ihm, der Herzog habe die Türe mit einem falschen Schlüssel geöffnet, sei aber in dem Augenblick, wo er einzutreten im Begriffe gewesen, von fünf Edelleuten, worunter die Herren von Épernon und von Quélus, angegriffen worden. Ich hatte diese zwei Namen aussprechen hören und wiederholte sie ihm.

›Ja, ja,‹ sagte der Graf, ›es ist mir etwas hiervon zu Ohren gekommen; er hat also einen falschen Schlüssel … ich vermutete es.‹

›Könnte man nicht das Schloss verändern?‹ fragte ich.

›Er wird sich einen andern Schlüssel machen lassen,‹ sagte der Graf.

›Riegel an die Türe legen?‹

›Er wird mit zehn Mann kommen und Thür und Riegel sprengen lassen.‹

›Doch das Ereignis, das Euch Gewalt über den Herzog geben sollte?‹ bemerkte ich.

›Ist auf unbestimmte Zeit verschoben.‹

»Ich blieb stumm; der Schweiß trat auf meine Stirne und ich verleugnete mir nicht, dass es, um dem Herzog von Anjou zu entgehen, kein anderes Mittel gab, als die Frau des Grafen zu werden.«

›Mein Herr,‹ sagte ich, ›der Herzog hat sich durch das Organ seines Vertrauten verbindlich gemacht, bis Mittwoch Abend zu warten; ich verlange von Euch Frist bis Dienstag.‹

›Dienstag Abend, Madame, zu derselben Stunde werde ich hier sein,‹ sprach der Graf.

Und ohne ein Wort beizufügen, stand er auf und ging hinaus.

»Ich folgte ihm mit den Augen, doch statt sich zu entfernen, stellte er sich ebenfalls in die düstere Mauerecke der Tournelles und schien entschlossen, mich die ganze Nacht zu bewachen.

»Jeder Beweis der Ergebenheit von Seiten dieses Mannes war ein neuer Dolchstich für mein Herz.

Die zwei Tage vergingen mit der Schnelligkeit eines Augenblicks. Nichts störte uns in unserem öden Hause. Was ich während dieser zwei Tage, den raschen Flug der Stunden wahrnehmend, litt, lässt sich nicht beschreiben.

»Als die Nacht des zweiten Tages kam, war ich völlig entkräftet; jedes Gefühl schien sich allmählich von mir zurückzuziehen. Ich war kalt, stumm, scheinbar unempfindlich wie eine Bildsäule; da mein Herz allein schlug, so schien mein übriger Körper zu leben aufgehört zu haben.

»Gertrude stand am Fenster. Ich saß hier, wo ich jetzt bin, und fuhr nur von Zeit zu Zeit mit dem Sacktuche über meine von Schweiß feuchte Stirn. Plötzlich streckte Gertrude die Hand gegen mich aus; doch diese Gebärde, bei der ich früher aufgesprungen wäre, ließ mich unempfindlich.

›Mein Fräulein!‹ sagte sie.

›Nun?‹ fragte ich

›Vier Männer; … ich sehe vier Männer … sie nähern sich unserem Hause … sie öffnen die Türe … sie treten ein.‹

»Laß sie eintreten,‹ antwortete ich, ohne eine Bewegung zu machen.

›Aber diese vier, Männer sind ohne Zweifel der Herzog von Anjou, Aurilly und zwei Personen ihres Gefolges.‹

»Statt jeder Antwort zog ich meinen Dolch und legte ihn neben mich auf den Tisch.

›Oh! lasst mich wenigstens nachsehen,‹ rief Gertrude aus der Türe laufend.

›Sieh nach,‹ erwiderte ich.

»Einen Augenblick nachher trat Gertrude ein.

›Mein Fräulein,‹ sagte sie, ›es ist der Herr Graf.‹

»Ich verbarg meinen Dolch wieder in meiner Brust, ohne ein Wort zu sprechen, und wandte nur meinen Kopf gegen den Grafen um.

»Ohne Zweifel war er erschrocken über meine Blässe.

›Was sagt mir Gertrude!‹ rief er, ›Ihr hättet mich für den Herzog gehalten, und, wäre es der Herzog gewesen, Euch getötet?'«

»Ich sah ihn zum ersten Male bewegt. War diese Erschütterung wahr oder geheuchelt?«

›Gertrude hat Unrecht gehabt, Euch das zu sagen,‹ versetzte ich, ›sobald es nicht der Herzog ist, ist Alles gut.‹

»Es trat ein kurzes Stillschweigen ein.

›Ihr wisst, dass ich nicht allein gekommen bin,‹ sagte der Graf.

›Gertrude hat vier Männer gesehen.‹

›Ihr vermutet, wer sie sind?‹

›Ich nehme an, der eine ist ein Priester und die zwei andern sind Eure Zeugen.‹

›Ihr seid also bereit, meine Frau zu werden?‹

›Ist das nicht eine abgemachte Sache? Nur erinnere ich mich des Vertrags; es war verabredet, dass ich mich ohne eine von meiner Seite anerkannte Dringlichkeit nicht anders, als in Gegenwart meines Vaters verheiraten würde.‹

›Auch ich erinnere mich vollkommen dieser Bedingung, mein Fräulein; doch glaubt Ihr nicht, dass eine solche Dringlichkeit vorliegt?‹

›Ja, ich glaube es.‹

›Nun?‹

›Ich bin bereit, Euch zu heiraten, mein Herr, aber vergesst nicht, dass ich nicht eher wirklich Eure Frau sein werde, als bis ich meinen Vater wiedergesehen habe.‹

»Der Graf faltete die Stirne, biss sich auf die Lippen und sprach:

›Mein Fräulein, es ist nicht meine Absicht, Eurem Willen Zwang anzutun; hattet Ihr Euer Wort verpfändet, so gebe ich es Euch zurück: Ihr seid frei; nur …‹

»Er näherte sich dem Fenster, warf einen Blick auf die Straße und fügte bei:

›Nur schaut hier.‹

»Ich stand auf, in Bewegung gesetzt durch die mächtige Anziehungskraft, welche uns antreibt, uns von unserem Unglück zu überzeugen, und erblickte unter dem Fenster einen in einen Mantel gehüllten Mann, der ein Mittel zu suchen schien, um in das Haus zu dringen.

»Oh, mein Gott!« rief Bussy, »und Ihr sagt, dies sei gestern gewesen?«

»Ja, Graf, gestern gegen neun Uhr Abends.«

»Fahrt fort,« sprach Bussy.

»Nach einem Augenblick kam ein zweiter Mann zu dem ersten; der zweite hielt eine Laterne in der Hand.«

»Was denkt Ihr von diesen beiden Männern?‹ fragte mich Herr von Monsoreau.

›Ich denke, es ist der Herzog und sein Vertrauter,‹ antwortete ich.

Bussy stieß einen Seufzer aus.

›Nun befehlt,‹ fuhr der Graf fort, »«soll ich bleiben, soll ich mich entfernen?‹

»Ich schwankte einen Augenblick; ja, trotz des Briefes von meinem Vater, trotz der geschworenen Zusage, trotz der gegenwärtigen, fühlbaren, drohenden Gefahr, schwankte ich; und wären diese Männer nicht da gewesen …«

»Oh! ich Unglücklicher!« rief Bussy, »der Mann mit dem Mantel war ich, und derjenige, welcher die Laterne trug, war Remy der Haudouin, der junge Arzt, den Ihr hattet rufen lassen.«

»Ihr wart es!« rief Diana ganz bestürzt.

»Ja, ich; ich, der ich immer mehr von der Wirklichkeit meiner Erinnerungen überzeugt, das Haus, in welchem man mich aufgenommen, das Zimmer, in das man mich gebracht hatte, und die Frau, oder vielmehr den Engel, der mir erschienen, wieder aufzufinden suchte. Oh! ich hatte also sehr Unrecht, wenn ich mich einen Unglücklichen nannte!«

Und Bussy blieb wie niedergeschmettert von dem Gewicht dieses unseligen Verhängnisses, das sich seiner bedient hatte, um Diana zu bestimmen, ihre Hand dem Grafen zu geben.

»Ihr seid somit seine Frau?« sprach er nach einem Augenblick.

»Seit gestern,« antwortete Diana.

Es trat ein kurzes Stillschweigen ein, das nur durch den keuchenden Atem der zwei jungen Leute unterbrochen wurde.

»Doch Ihr?« fragte plötzlich Diana, »wie seid Ihr in dieses Haus gekommen, und wie findet Ihr Euch hier?«

Bussy zeigte ihr stillschweigend den Schlüssel.

»Ein Schlüssel!« rief Diana, »woher habt Ihr diesen Schlüssel, wer hat Euch denselben gegeben?«

»Hatte Gertrude dem Prinzen nicht versprochen, ihn diesen Abend bei Euch einzuführen? Der Prinz sah Herrn von Monsoreau und sah mich; da Herr von Monsoreau und ich auch ihn gesehen hatten, so befürchtete er eine Falle und schickte mich an seiner Stelle.«

»Und Ihr nahmt den Auftrag an?« sagte Diana im Tone des Vorwurfs.

»Es war das einzige Mittel, zu Euch zu dringen. Solltet Ihr so ungerecht sein, es mir zu verargen, dass ich eine der größten Freuden und einen der größten Schmerzen meines Lebens aufsuchte?«

»Ja, ich verarge es Euch, denn es wäre besser gewesen, Ihr hättet mich nicht wiedergesehen und mich, meinen Anblick meidend, vergessen.«

»Nein, Madame,« sprach Bussy, »Ihr täuscht Euch. Gott hat mich im Gegenteil zu Euch geführt, um tiefer in dieses Gewebe zu dringen, dessen Opfer Ihr seid. Hört, von dem Augenblicke an, wo ich Euch sah, widmete ich Euch mein Leben. Die Sendung, die ich mir auferlegt habe, beginnt. Ihr habt Kunde von Eurem, Vater verlangt?«

»Oh! ja,« rief Diana, »denn ich weiß in der Tat nicht, was aus ihm geworden ist.«

»Wohl!« sprach Bussy, »ich übernehme es, Euch Kunde zu geben; nur bewahrt ein gutes Andenken demjenigen, welcher von dieser Stunde an durch Euch und für Euch leben wird.«

»Doch dieser Schlüssel?« fragte Diana unruhig.

»Dieser Schlüssel,« sagte Bussy, »ich gebe ihn Euch zurück, denn ich will ihn nur von Eurer Hand empfangen; verpfände Euch jedoch mein adeliges Ehrenwort, dass nie eine Schwester den Schlüssel ihres Zimmers einem ergebeneren und ehrfurchtsvolleren Bruder anvertraut haben wird.«

»Ich baue auf das Wort des braven Bussy, nehmt, mein Herr,« sprach Diana und gab dem jungen Manne den Schlüssel zurück.

»Madame,« rief Bussy, »in vierzehn Tagen werden wir wissen, was Herr von Monsoreau wirklich ist.«

Und er grüßte Diana mit einer Ehrfurcht, in welche sich glühende Liebe und tiefe Traurigkeit mischten, und verschwand auf der Treppe.

Diana neigte den Kopf gegen die Türe, um auf das abnehmende Geräusch der Tritte des jungen Mannes zu hören, und dieses Geräusch war längst erloschen, als sie, das Herz springend und die Augen in Tränen gebadet, immer noch horchte.

Die Dame von Monsoreau

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