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1tes bis 3tes Bändchen
Zehntes Kapitel
Der Panzermann

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Pertinax hatte sehr Recht, die Abwesenheit seines Panzers zu beklagen, denn gerade zu dieser Stunde entäußerte er sich desselben auf immer durch die Vermittelung des seltsamen Lackeien, den wir so vertraulich mit seinen Herrn haben sprechen sehen.

Auf die von Madame Fournichon ausgesprochene magischen Worte: zehn Thaler, lief der Diener von Pertinax dem Händler in der That nach.

Da es schon Nacht war und der Alteisenhändler ohne Zweifel Eile hat, so war dieser schon etwa dreißig Schritte entfernt, als Samuel aus dem Gasthaus trat.

Samuel war genöthigt, dem Händler zu rufen.

Dieser blieb furchtsam stehen und warf einen durchdringenden Blick auf den Mann, der zu ihm kam.

»Was wollt Ihr, mein Freund« sagte er.

»Ei, bei Gott!« erwiederte der Lackei mit schlauer Miene, »ich will ein Geschäft mit Euch machen.«

»Nun, so wachen wir es geschwinde.«

»Ihr habt Eile?«

»Ja.«

»Oh! Ihr werdet mir, beim Teufel! doch Zeit lassen, zu schnaufen.«

»Allerdings, doch schnauft geschwinde, man erwartet mich.«

Der Eisenhändler hegte offenbar ein gewisses Mißtrauen gegen den Lackei.

»Wenn Ihr gesehen habt, was ich Euch bringe,« sagte dieser, »so werdet Ihr Euch Zeit nehmen, da Ihr mir ein Liebhaber zu sein scheint.«

»Und was bringt Ihr mir?«

»Ein herrliches Stück, ein Werk, womit… doch Ihr hört mich nicht.«

»Nein, ich schaue.«

»Was?«

»Ihr wißt also nicht, mein Freund,« sagte der Panzermann, »Ihr wißt nicht, daß der Waffenhandel durch ein Edict des Königs verboten ist?«

Und er warf unruhige Blicke umher.

Der Lackei hielt es für gut, sich den Anschein zu geben, als wüßte er nichts.

»Ich weiß nichts,« erwiederte er, »ich komme von Mont-de-Marsan.«

»Ah! das ist etwas Anderes.« sagte der Panzermann, den diese Antwort etwas zu beruhigen schien, »aber obgleich Ihr von Mont-de-Marsan kommt, wißt Ihr doch schon, daß ich mit Waffen handle,« fuhr er fort.

»Ja, ich weiß es.«

»Und wer hat es Euch gesagt?«

»Sandioux! das brauchte mir Niemand zu sagen, Ihr habt es so eben laut genug ausgerufen.«

»Wo dies?«

»Vor der Thüre des Gasthauses zum Schwerte des kühnen Ritters

»Ihr waret dort?«

»Ja.«

»Mit wem?«

»Mit einer Menge von Freunden.«

»Mit einer Menge von Freunden? Gewöhnlich ist kein Mensch in diesem Gasthause.«

»Dann müßt Ihr ihn sehr verändert gefunden haben?«

»In der That. Doch woher kommen alle diese Freunde?«

»Von Gascogne, wie ich.«

»Gehört Ihr dem König von Navarra?«

»Geht doch, wir sind Franzosen von Herz und Blut.«

»Ja, aber Hugenotten?«

»Katholiken, wie unser heiliger Vater der Papst, Gott sei Dank,« sprach Samuel, seine Mütze abnehmend, »aber es ist nicht hiervon die Rede, sondern von diesem Panzer.«

»Nähern wir uns ein wenig der Mauer, wenn es Euch beliebt, wir stehen hier gar zu entblößt auf der offenen Straße.«

Sie gingen mit einander einige Schritte aufwärts bis zu einem Hause von bürgerlichem Aussehen, an dessen Fensterscheiben man kein Licht erblickte.

Dieses Haus hatte seine Thüre unter einem Wetterdach, das einen Balcon bildete. Eine Steinbank war als einziger Zierrath an seiner Facade angebracht.

Es war dies zugleich das Nützliche und das Angenehme, denn es diente den Vorüberkommenden als Bügel, um auf ihre Maulthiere oder auf ihre Pferde zu steigen.

»Laßt einmal den Panzer anschauen,« sagte der Handelsmann, als sie unter dem Wetterdach standen.

»Hier ist er.«

»Wartet, man bewegt sich, glaube ich, in diesem Hause.«

»Nein, es ist gegenüber.«

Der Händler drehte sich um.

Gegenüber lag wirklich ein Haus von zwei Stockwerken, dessen zweites sich zuweilen flüchtig erleuchtete.

»Machen wir geschwinde,« sagte der Handelsmann, den Panzer betastend.

»Nicht wahr, der ist schwer?« versetzte Samuel.

»Alt, plump aus der Mode.«

»Ein Kunstgegenstand.«

»Sechs Thaler, wollt Ihr?«

»Wie, sechs Thaler, und Ihr habt dort zehn für ein altes, schadhaftes Bruststück gegeben?«

»Sechs Thaler, ja oder nein,« wiederholte der Handelsmann.

»Aber betrachtet doch diese getriebene Arbeit.«

»Was ist an der getriebenen Arbeit gelegen, wenn man nach dem Gewicht wieder verkauft?«

»Oh! Oh! Ihr handelt hier, und dort habt Ihr Alles gegeben, was man wollte.«

»Ich gebe noch einen Thaler mehr,« sagte der Händler voll Ungeduld.

»Gut,« erwiederte Samuel, »Ihr seid ein drolliger Bursche von einem Kaufmann. Ihr verbergt Euch, um Euren Handel zu treiben, »Ihr verletzt die Edicte des Königs, und feilscht mit ehrlichen Leuten.«

»Ruhig, ruhig, schreit nicht so.«

»Oh! ich fürchte mich nicht,« erwiederte Samuel, die Stimme erhebend. »Ich treibe keinen unerlaubten Handel und werde durch nichts veranlaßt, mich zu verbergen.«

»Stille, stille, und nehmt zehn Thaler.«

»Zehn Thaler? Ich sage Euch, daß das Gold allein so viel werth ist; ah! Ihr wollt Euch flüchtig machen?«

»Nein, nein! das ist ein wüthender Mensch.«

»Ah!, wenn Ihr Euch flüchtig macht, rufe ich nach der Wache!

Während er diese Worte sprach, erhob Samuel die Stimme dergestalt, daß er seine Drohung eben so gut hätte verwirklichen können.

Bei diesem Lärmen wurde ein kleines Fenster auf dem Balcon des Hauses geöffnet, dem gegenüber der Handel stattfand, und das Knarren, welches das Oeffnen dieses Fensters zur Folge hatte, hörte der Handelsmann mit Schrecken.

»Schon gut,« sagte er, »ich sehe, daß man Alles thun muß, was Ihr wollt, hier sind fünfzehn Thaler und geht Eures Wegs.«

»Das lasse ich mir gefallen, »sprach Samuel die fünfzehn Thaler einsackend.

»Das ist ein Glück.«

»Doch diese fünfzehn Thaler sind für meinen Herren,« fuhr Samuel fort, »und ich muß doch auch etwas für mich haben.«

Der Handelsmann schaute umher, und zog seinen Dolch halb aus der Scheide. Offenbar war es seine Absicht in die Haut von Samuel einen Riß zu machen, der ihn für immer von der Sorge befreit hätte, einen Panzer zu kaufen, um denjenigen zu ersetzen, welchen er verkauft hatte, aber Samuel hatte ein Auge so wachsam wie das eines Sperlings, der sich an den Trauben erlabt, und er sagte zurückweichend:

»Ja, ja, guter Kaufmann; ja, ich sehe Deinen Dolch, aber ich sehe auch etwas Anderes: jenes Gesicht auf dem Balkon, das Dich auch sieht.«

Bleich vor Schrecken, schaute der Händler in der von Samuel, bezeichneten Richtung, und sah in der That auf dem Balcon ein langes phantastisches Geschöpf, in einen Schlafrock von Katzenpelz gehüllt; dieser Argus hatte weder eine Sylbe, noch eine Geberde von der letzten Scene verloren.

»Vorwärts, Ihr macht aus mir, was Ihr wollt,« sagte der Handelsmann mit einem Gelächter dem des Schakals ähnlich, der seine Zähne zeigt, »hier ist noch ein Thaler mehr… und der Teufel erdroßle Euch,« fügte er ganz leise bei.

»Ich danke Euch,« sprach Samuel, »ein gutes Geschäft.«

Und er grüßte den Panzermann und verschwand mit einem Hohngelächter,

Der Handelsmann, der allein auf der Straße geblieben war, hob den Panzer von Pertinax auf und bemühte sich, ihn in den von Fournichon zu schieben.

Der Bürger schaute immer noch; als er den Handelsmann sehr ängstlich beschäftigt sah, sagte er:

»Mein Herr, es scheint, Ihr kauft Rüstungen.«

»Nein, mein Herr, erwiederte der unglückliche Handelsmann, »das geschieht nur so zufällig, und weil sich mir eine Gelegenheit geboten hat.«

»Dann bedient mich der Zufall wunderbar.«

»Worin, mein Herr?« fragte der Handelsmann.

»Denkt Euch, daß ich gerade hier im Bereiche meiner Hand einen Haufen von altem Eisen habe, der mir lästig ist.«

»Ich sage nicht nein; aber für den Augenblick habe ich wie Ihr seht, Alles, was ich tragen kann.«

»Ich will es Euch immerhin zeigen.«

»Unnöthig, ich habe kein Geld mehr.«

»Das ist gleichgültig, ich gebe Euch Credit, Ihr seht mir aus wie ein vollkommen ehrlicher Mann.«

»Ich danke, doch man wartet auf mich.«

»Es ist seltsam, aber mir scheint, ich kenne Euch!« versetzte der Bürger.

»Mich!« erwiederte der Handelsmann, der vergebens einen Schauer zurückzudrängen suchte.

»Schaut doch diese Sturmhaube an,« sagte der Bürger, indem er mit seinem langen Fuß den bezeichneten Gegenstand vorschob, denn er wollte das Fenster nicht verlassen, aus Furcht, der Handelsmann konnte sich wegstehlen.

Und er hob die erwähnte Sturmhaube über den Balcon und in die Hand des Kaufmanns.

»Ihr kennt mich.« sagte dieser, »nämlich Ihr glaubt mich zu kennen.«

»Das heißt, ich kenne Euch, Seid Ihr nicht…«

Der Bürger schien zu suchen; der Händler wartete unbeweglich.

»Seid Ihr nicht Nicolas?«

Das Gesicht des Handelsmanns zersetzte sich gleichsam, man sah den Helm in seiner Hand zittern.

»Nicolas?« wiederholte er.

»Nicolas Truchou, Quincailleriehändler in der Rue de la Cossonnerie.«

»Nein, nein,« erwiederte der Handelsmann, der nun wieder lächelte und wie ein viermal glücklicher Mensch athmete.

»Gleichviel, Ihr habt ein gutes Gesicht, und es handelt sich darum, mir eine vollständige Rüstung abzukaufen: Panzer, Armschienen und Schwert.«

»Merket wohl auf, dieser Handel ist verboten.«

»Ich weiß es, Euer Verkäufer hat es so eben laut genug geschrieen.«

»Ihr habt es gehört?«

»Vollkommen; Ihr seid sogar im Geschäft weit gegangen, was mich auf den Gedanken brachte, mich mit Euch in Verbindung zu setzen; doch seid unbesorgt, ich werde Euch nicht mißbrauchen; ich weiß, was der Handel ist, denn ich bin selbst Kaufmann gewesen.«

»Ah! und was habt Ihr verkauft?«

»Was ich verkauft habe.«

»Ja.«

»Gunst.«

»Ein guter Artikel.«

»Ich habe auch mein Glück gemacht, und Ihr seht, daß ich ein wohlhabender Bürger bin.«

»Ich mache Euch mein Compliment.«

»Folge davon ist, daß ich meine Bequemlichkeit liebe, und all mein altes Eisen verkaufe, weil es mich belästigt.«

»Ich begreife das.«

»Hier sind auch noch Beinschienen. Ah! und dann die Handschuhe.«

»Aber ich brauche dies Alles nicht.«

»Ich auch nicht.«

»Ich werde nur den Panzer nehmen.«

»Ihr kauft also nur Panzer?«

»Ja.«

»Das ist drollig, denn Ihr kauft am Ende, um nach dem Gewicht wieder zu verkaufen, und Eisen ist Eisen.«

»Das ist wahr, doch seht Ihr, vorzugsweise…«

»Wie es Euch beliebt, kauft den Panzer, oder vielmehr, Ihr habt Recht, kauft gar nichts.«

»Was wollt Ihr damit sagen?«

»Ich will damit sagen, daß in Zeitläufen, wie die gegenwärtigen, Jeder seine Waffen braucht.«

»Wie, im vollen Frieden?«

»Mein lieber Freund, wenn wir im vollen Frieden wären, so würde man, beim Teufel! keinen solchen Handel mit Panzern treiben. Dergleichen Dinge sagt man mir nicht.«

»Mein Herr?«

»Und besonders so heimlich.««

Der Handelsmann machte eine Bewegung, um sich zu entfernen.

»Doch in der That,« sprach der Bürger, »je mehr ich Euch anschaue, desto sicherer bin ich, daß ich Euch kenne; nein – Ihr seid nicht Nicolas Truchou, aber ich kenne Euch dennoch.«

»Stille!«

»Und wenn Ihr Panzer kauft…«

»Nun?«

»So geschieht es wahrhaftig, um ein gottgefälliges Werk zu verrichten.«

»Schweigt.«

»Ihr entzückt mich,« sagte der Bürger und streckte über den Balcon einen ungeheuren Arm herab, dessen Hand in die Hand des Kaufmanns griff.

»Aber wer Teufels seid Ihr denn?« fragte dieser, der seine Hand wie in einem Schraubstock gepackt fühlte.

»Ich bin Robert Briquet, genannt der Schrecken des Schisma, Freund der Union und wüthender Katholik; jetzt erkenne ich Euch ganz genau.«

Der Handelsmann wurde wieder bleich.

»Ihr seid Nicolas… Grimbelot, Gerber zur Kuh ohne Knochen.«

»Nein, nein, Ihr täuscht Euch, Gott befohlen, Meister Robert Briquet; es hat mich ungemein gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen.«

Hiernach drehte der Handelsmann dem Balcon den Rücken zu.

»Wie! Ihr geht?«

»Ihr seht es Wohl.«

»Ohne mir mein altes Eisen abzunehmen?«

»Ich habe, wie ich Euch sagte, kein Geld bei mir.«

»Mein Diener wird Euch folgen.«

»Unmöglich.«

»Was ist dann zu machen?«

»Bleiben wir, wie wir sind.«

»Alle Teufels ich werde mich wohl hüten, denn ich habe zu große Lust, Eure Bekanntschaft zu cultiviren.«

»Und ich, die Eurige zu fliehen,« entgegnete der Handelsmann, der sich diesmal darein ergab, lieber seine Panzer im Stiche zu lassen und Alles zu verlieren, als erkannt zu werden, und über Hals und Bein entfloh.

Aber Robert Briquet war nicht der Mann, der sich auf diese Art schlagen ließ; er schwang sich auf das Geländer seines Balcons, stieg auf die Straße hinab, beinahe ohne daß er zu springen nöthig hatte, und erreichte den Kaufmann in vier bis fünf Sätzen.

»Seid Ihr ein Narr, mein Freund,« sagte er, seine breite Hand auf die Schulter des armen Teufels legend, »wenn ich Euer Feind wäre, wenn ich Euch festnehmen lassen wollte, so brauchte ich nur zu schreien; die Wache kommt zu dieser Stunde durch die Rue des Augustins; aber nein, der Teufel soll mich holen, Ihr seid mein Freund, und nun erinnere ich mich ganz bestimmt Eures Namens.«

Diesmal brach der Handelsmann in ein Gelächter aus.

Robert Briquet stellte sich ihm gegenüber und sprach:

»Ihr heißt Nicolas Poulain und seid Lieutenant der Prevoté von Paris; ich erinnerte mich, daß ein Nicolas dabei war.«

»Ich bin verloren,« stammelte der Händler.

»Im Gegentheil Ihr seid gerettet! alle Teufel! Ihr werdet nie für die gute Sache thun, was ich zu thun beabsichtige.«

Nicolas Poulain entschlüpfte ein Seufzer.

»Auf, auf,« Muth,« sagte Robert Briquet, »faßt Euch; Ihr habt einen Bruder gefunden, den Bruder Briquet, nehmt einen Panzer, ich nehme die zwei andern, ich mache Euch ein Geschenk mit meinen Armschienen, mit meinen Beinschienen und gebe Euch meine Handschuhe in den Kauf; vorwärts, und es lebe die Union!«

»Ihr begleitet mich?«

»Ich helfe Euch diese Waffen tragen, welche die Philister besiegen müssen; zeigt mir den Weg, ich folge Euch.«

Die Seele des unglücklichen Lieutenants der Prevoté durchzuckte ein sehr natürlicher Blitz des Argwohns, aber er verschwand auf der Stelle wieder.

»Hätte er gestanden, daß er mich kenne, wenn er mich verderben wollte?« sagte er leise zu sich selbst.

Dann sprach er laut:

»Vorwärts also, da Ihr es durchaus so wollt, kommt mit mir.«

»Zum Leben und in den Tod,« rief Robert Briquet und drückte mit einer Hand die Hand seines Verbündeten, während er mit der andern triumphirend seine Eisenlast in die Luft hob.

Beide setzten sich in Marsch.

Nachdem sie zwanzig Minuten gegangen waren, kam Nicolas Poulain in den Marais; er war ganz in Schweiß gebadet, sowohl wegen der Schnelligkeit des Ganges, als durch das Feuer ihres politischen Gespräches.

»Welch einen Rekruten habe ich gemacht!« murmelte Nicolas Poulain, als er in geringer Entfernung von dem Hotel Guise stehen blieb.

»Ich vermuthete, meine Rüstung würde in diese Gegend kommen,« dachte Briquet.

»Freund,« sprach Nicolas Poulain, sich mit einer tragischen Miene gegen Briquet umwendend, »ehe wir in des Löwen Höhle eintreten, lasse ich Euch eine letzte Minute der Ueberlegung; es ist noch Zeit, zurückzukehren, wenn Ihr nicht stark in Eurem Gewissen seid.«

»Bah!« erwiederte Briquet, »ich habe andere Dinge gesehen. Et non intremuit modulla mea,« declamirte er. »Ah! verzeiht, Ihr versteht das Lateinische vielleicht nicht.«

»Ihr versteht es?«

»Wie Ihr seht.«

»Wissenschaftlich gebildet, kühn, kräftig, reich, welch ein Fund!« sagte Poulain zu sich selbst. »Vorwärts, laßt uns eintreten.«

Und er führte ihn zu der riesigen Pforte des Hotel Guise, die sich bei dem dritten Schlage des bronzenen Klopfers öffnete.

Der Hof war voll von Wachen und Männern, die denselben, in Mäntel gewickelt, wie Gespenster durchliefen.

Es war kein einziges Licht im Hotel.

Acht gesattelte und gezäumte Pferde warteten in einem Winkel.

Bei dem Lärmen des Hammers wandte sich die Mehrzahl dieser Leute um, welche eine Art von Spalier bildeten, um die Ankömmlinge zu empfangen.

Nicolas Poulain, neigte sich an das Ohr eines Portier, der die kleine Thüre halb geöffnet hielt, und nannte ihm seinen Namen.

»Und ich bringe einen guten Kameraden,« fügte er bei.

»Geht vorbei, meine Herren,« sprach der Portier.

»Bringt dies in die Magazine,« sagte Poulain und übergab einer Wache die drei Panzer nebst dem Eisenwerk von Robert Briquet.

»Gut, es ist ein Magazin hier,« sagte dieser zu sich selbst, »es kommt immer besser; Pest! welch ein Organisirer seid Ihr, Herr Prevot.«

»Ja, ja, man hat Verstand,« erwiederte Poulain stolz lächelnd, »doch kommt, daß ich Euch vorstelle.«

»Nehmt Euch in Acht,« sprach der Bürger, »ich bin außerordentlich schüchtern. Man dulde mich, mehr will ich nicht; wenn ich meine Proben abgelegt habe, werde ich mich, wie der Grieche sagt, allein durch meine Thaten vorstellen.«

»Wie es Euch beliebt,« antwortete der Lieutenant der Prévôté, »erwartet mich also hier.«

Und er ging und drückte der Mehrzahl der Spaziergänger die Hand.

»Auf was warten wir noch?« fragte eine Stimme.

»Auf den Herrn,« antwortete eine andere Stimme.

In diesem Augenblick trat ein Mann von hoher Gestalt in das Hotel; er hatte die letzten von den geheimnißvollen Spaziergängern ausgetauschten Worte gehört.

»Meine Herren,« sagte er, »ich komme in seinem Namen.«

»Ah! das ist Heer von Mayneville,« rief Poulain.

»Ich bin hier im Lande von Bekannten,« sagte Briquet zu sich selbst, indem er eine Grimasse studierte, die ihn völlig entstellte.

»Meine Herren, wir sind nun vollzählig, berathen wir uns,« sprach die Stimme, die sich zuerst hatte hören lassen.

»Ah! Gut!« sagte Briquet zu sich selbst, »nun sind es zwei: dieser ist mein Anwalt, Meister Marteau.

Und er veränderte seine Grimasse mit einer Leichtigkeit, durch die er bewies, wie sehr er mit physiognontischen Studien vertraut war.

»Gehen wir hinauf!« sprach Poulain.

Herr von Mayneville ging voran, Nicolas Poulain folgte; die Männer in den Mänteln kamen nach Nicolas Poulain und Robert Briquet nach den Männern in den Mänteln.

Alle stiegen die Stufen einer äußeren. nach einem Gewölbe ausmündenden Treppe hinauf.

Robert Briquet stieg wie die Andern, murmelte aber dabei:

»Doch der Page, wo des Teufels ist der Page?«

Die Fünf und Vierzig

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