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1tes bis 3tes Bändchen
Zweites Kapitel
Was außerhalb der Porte Saint-Antoine vorging

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Robert Briquet schaute aufmerksam denjenigen an, welcher das Wort an ihn richtete.

Es war ein Mann von vierzig bis fünf und vierzig Jahren, und er schien der Anführer der drei oder vier anderen Reiter zu sein, die ihn umgaben.

Dieses prüfende Betrachten gab ohne Zweifel Robert Briquet Vertrauen, denn sogleich verbeugte er sich ebenfalls und erwiederte:

»Oh! mein Herr, Ihr habt Recht, zehnmal Recht, zwanzigmal Recht; aber,« fügte er bei, »dürfte ich Euch, ohne neugierig zu sein, fragen, welchem Beweggrunde Ihr diese Maßregel zuschreibt?«

»Bei Gott!« rief einer von den Umstehenden, »der Furcht, die sie haben, man könnte ihnen ihren Salcède fressen.«

»Cap de Bious! ein trauriger Fraß!« sprach eine Stimme.

Robert Briquet wandte sich nach der Seite, von der diese Stimme kam, deren Accent ihm einen Gascogner andeutete, und er erblickte einen Mann von zwanzig bis fünf und zwanzig Jahren, der seine Hand auf das Kreuz des Pferdes von demjenigen stützte, welcher ihm der Anführer der Andern zu sein geschienen hatte.

Der junge Mann war barhaupt; ohne Zweifel hatte er seinen Hut im Getümmel verloren.

Meister Briquet schien ein Beobachter zu sein, doch in der Regel waren seine Beobachtungen kurz; er wandte auch sogleich seinen Blick wieder von dem Gascogner ab, der ihm ohne Zweifel bedeutungslos vorkam, um ihn zu dem Reiter zurückzuführen.

»Aber,« sprach er, »da man meldet, dieser Salcède gehöre Herrn von Guise, so ist es kein so schlechter Ragout.«

»Bah! man sagt das?« versetzte der neugierige Gascogner, seine Ohren weit aufsperrend.

»Ja, allerdings, man sagt das,« antwortete der Reiter, die Achseln zuckend, »aber in unsern Zeitläufen sagt man so viel närrisches Zeug.«

»Ah!« bemerkte Briquet mit seinem forschenden Auge und seinem spöttischen Lächeln, »Ihr glaubt also, mein Herr, Salcède gehöre nicht Herrn von Guise?«

»Ich glaube es nicht nur, sondern ich bin dessen sicher,« antwortete der Reiter. Dann, als er sah, daß Robert Briquet, sich ihm nähernd, eine Bewegung machte, welche sagen wollte: »Ah, bah! Und worauf gründet Ihr diese Sicherheit?« fügte er bei:

»Ganz gewiß: wenn Salcède dem Herzog gehört hätte, so würde der Herzog ihn nicht haben hängen oder wenigstens nicht an Händen und Füßen gebunden haben von Brüssel nach Paris fahren lassen, ohne mindestens einen Entführungsversuch zu seinen Gunsten zu machen.«

»Einen Entführungsversuch!« versetzte Briquet, »das wäre sehr gewagt; denn er mag gelingen oder scheitern, sobald er von Seiten von Herrn von Guise käme, würde Herr von Guise zugestehen, daß er gegen den Herzog von Anjou conspiriert habe.«

»Ich bin überzeugt, Herr von Guise wäre durch diese Betrachtung nicht zurückgehalten worden,« erwiederte trocken der Reiter, »und da er Salcède weder reclamirt, noch vertheidigt hat, so gehört Salcède nicht ihm an.«

»Entschuldigt meine Beharrlichkeit,« fuhr Briquet fort, »ich erfinde nicht, es scheint sicher, daß Salcède gesprochen hat.«

»Wo dies?«

»Vor den Richtern.«

»Nein, nicht vor den Richtern, mein Herr, auf der Folter.«

»Ist dies nicht dasselbe?« fragte Meister Robert Briquet mit einer Miene, die er vergebens naiv zu machen suchte.

»Nein, das ist entfernt nicht dasselbe; man behauptet, er habe gesprochen, das mag sein, aber man wiederholt nicht, was er gesagt hat.«

»Ihr werdet mich abermals entschuldigen,« entgegnete Robert Briquet, »man wiederholt es, und zwar sehr ausführlich.«

»Und was hat er gesagt? laßt hören?« fragte ungeduldig der Reiter, »sprecht, Ihr, der Ihr so gut unterrichtet seid.«

»Ich rühme mich nicht gut unterrichtet zu sein, da ich mich im Gegentheil bei Euch zu belehren suche, mein Herr.«

»Verständigen wir uns,« versetzte der Reiter immer ungeduldiger, »Ihr habt behauptet, man wiederhole die Worte von Salcède; wie lauten diese Worte?«

»Ich kann nicht dafür stehen, daß es seine eigenen Worte sind,« sagte Robert Briquet, dem es, wie es schien, ein Vergnügen machte, den Reiter aufzustacheln.

»Aber wie heißen diejenigen, welche man ihm in den Mund legt?«

»Man behauptet, er habe zugestanden, daß er für Herrn von Guise conspirirte.«

»Gegen den König von Frankreich, ohne Zweifel. Immer dasselbe Lied!«

»Nicht gegen Seine Majestät den König von Frankreich, sondern gegen Seine Hoheit Monseigneur den Herzog von Anjou.«

»Wenn er das zugestanden hat…«

»Nun!« fragte Robert Briquet

»Nun! so ist er ein Elender,« sprach der Reiter, die Stirne faltend.

»Ja,« sagte leise Robert Briquet, »doch hat er gethan, was er zugestanden, so ist er ein braver Mann. Ah! mein Herr, der spanische Bock, der, Flaschenteufel und die Wippe veranlaßten ehrliche Leute, viele Dinge zu sagen.«

»Ach! Ihr sprecht da eine große Wahrheit aus,« versetzte der Reiter sich besänftigend und einen Seufzer von sich gebend.

»Bah!« unterbrach ihn der Gascogner, der beständig den Kopf in der Richtung jedes Redenden ausstreckte und Alles gehört hatte, »bah! Spanischer Bock, Flaschenkessel und Wippe, schöne Erbärmlichkeiten dies Alles! Hat Salcède gesprochen, so ist er ein Schuft und sein Patron ebenfalls.«

»Oh! Oh!« machte der Reiter, der ein Auffahren der Ungeduld nicht zu bewältigen vermochte, »Ihr singt sehr laut, Herr Gascogner!«

»Ich?«

»Ja, Ihr.«

»Cap de Bious, ich ich singe auf der Tonart, die mir beliebt; desto schlimmer für diejenigen, welchen mein Gesang nicht gefällt.«

Der Reiter machte eine Bewegung des Zorns.

»Ruhe!« sagte eine zugleich sanfte und gebieterische Stimme, deren Eigenthümer Robert Briquet vergebens zu erkennen suchte.

Der Reiter schien gegen sich selbst zu kämpfen; doch er besaß nicht die Kraft, ganz an sich zu halten.«

»Kennt Ihr diejenigen, »von welchen Ihr sprecht?« fragte er den Gascogner.

»Ob ich Salcède kenne?«

»Ja.«

»Nicht im Geringsten.«

»Und den Herzog von Guise?«

»Eben so wenig.«

»Und den Herzog von Anjou?«

»Noch weniger.«

»Wißt Ihr, daß Herr von Salcède ein Braver ist?«

»Desto besser, dann wird er brav sterben.«

»Und daß Herr von Guise, wenn er conspiriren will, selbst conspirirt?«

»Cap de Bious, was geht das mich an?«

»Und daß der Herzog von Anjou, früher Herr von Alencon, Jeden hat tödten lassen, der sich für ihn interessirte, La Mole, Coconnas, Bussy und Andere?2

»Ich kümmere mich den Teufel darum.«

»Wir, Ihr kümmert Euch den Teufel darum?«

»Mayneville! Mayneville!« murmelte dieselbe Stimme.

»Allerdings kümmere ich mich nicht darum. Gottes Blut! ich weiß nur Eines: ich habe heute, noch diesen Morgen, in Paris zu thun, und wegen des wüthenden Salcède schließt man mir die Thore vor der Nase zu. Cap de Bious! dieser Salcède ist ein Lumpenkerl, und eben so alle diejenigen welche daran Schuld sind, daß ich die Thore geschlossen, statt geöffnet finde.«

»Oh! das ist ein rauhborstiger Gascogner, und wir werden ohne Zweifel etwas Interessantes sehen,« murmelte Briquet.

Doch das Interessante, das der Bürger erwartete, kam nicht. Der Reiter, dem bei dieser letzten Rede das Blut ins Gesicht gestiegen war, senkte die Nase, schwieg und verschluckte seinen Zorn.

»Ihr habt im Ganzen Recht,« sagte er nach einer Pause, »ein Gewitter über alle diejenigen, welche uns verhindern nach Paris hinein zu kommen.«

»Oh! Oh!« sagte zu sich selbst Robert Briquet, der weder die Nuancen vom Gesichte des Reiters noch die zweimaligen Aufforderungen, welche an seine Geduld ergangen waren, verloren hatte, »ah! Ah! es scheint, ich werde etwas sehen, das noch interessanter sein dürfte, als das, was ich erwartet hatte.«

Während er diese Betrachtung anstellte, erklang eine Trompete und beinahe in demselben Augenblick trennten die Schweizer, diese ganze Menge mit ihren Hellebarden schlitzend, als ob sie eine Lerchenpastete durchschneiden würden, die Gruppen in zwei compacte Stücke welche sich auf beiden Seiten des Weges aufstellten und die Mitte leer ließen.

In dieser Mitte ritt der Officier, von dem wir gesprochen und dessen Bewachung das Thor anvertraut zu sein schien, auf und ab; nach einem Augenblick prüfender Beschauung, welche einer Aufforderung glich, befahl er sodann seinen Trompetern zu blasen, was auf der Stelle ausgeführt wurde und in allen den Massen ein Stillschweigen herrschen machte, das man nach so viel Aufregung und Getöse für unmöglich gehalten hätte.

Der Ausrufer mit seiner mit Lilien besäten Tonika, auf der Brust ein Schild mit dem Wappen von Paris, trat sodann, ein Papier in der Hand, vor und las mit der diesen Leuten eigenthümlichen näselnden Stimme:

»Kund und zu wissen unserem guten Volke von Paris und der Umgegend, daß die Thore von jetzt bis ein Uhr Nachmittags geschlossen sind, und daß Niemand vor dieser Stunde in die Stadt eindringen wird, nach dem Willen des Königs und durch die Wachsamkeit des Herrn Prevot von Paris.«

Der Ausrufer hielt inne, um wieder Athem zu schöpfen. Sogleich benützten die Anwesenden die Pause, um ihr Erstaunen und ihre Unzufriedenheit durch ein langen Gezische zu äußern, das der Ausrufer, man muß ihm diese Gerechtigkeit widerfahren lassen, ohne eine Miene zu verziehen aushielt.

Der Officier machte ein gebieterisches Zeichen mit der Hand, und bald war die Stille wiederhergestellt.

Der Ausrufer fuhr ohne Unruhe und ohne Zögern fort, als ob ihn die Gewohnheit gegen diese Kundgebungen, wie er einer preisgegeben war, gepanzert hätte.

»Von dieser Maßregel sollen ausgenommen sein diejenigen, welche sich durch Erkennungszeichen ausweisen oder gehörig mit Mandaten versehen sind.

»Gegeben im Hotel der Prevoté von Paris, auf ausdrücklichen Befehl Seiner: Majestät am 26 October des Jahres der Gnade 1585.

»Trompeter, blaset.«

Die Trompeter ließen sogleich ihr heiseres Geschmetter vernehmen.

Kaum hatte der Ausrufer zu sprechen aufgehört, als hinter der Linie der Schweizer und der Soldaten, die Menge zu wogen anfing, wie eine Schlange, deren Ringe sich aufschwellen und krümmen.

»Was bedeutet das?« fragte man sich bei den Friedlichsten. »Ohne Zweifel abermals ein Complott.«

»Oh! oh! ohne Zweifel, um es zu verhindern, daß wir in die Stadt hinein kommen, hat man die Sache so eingerichtet,« sagte leise sprechend zu seinen Gefährten der Reiter, der mit so seltener Geduld die Ungezogenheiten des Gascogners ertragen hatte: »diese Schweizer, dieser Ausrufer, diese Riegel, diese Trompeten, das ist Alles unseretwegen; bei meiner Seele, ich hin stolz darauf.«

»Platz! Platz! Ihr Leute,« rief der Officier, der die Abtheilung befehligte. »Tausend Teufel! Ihr seht wohl, daß Ihr diejenigen, welche das Recht haben, sich die Thore öffnen zu lassen, weiter zu gehen verhindert!«

»Cap de Bious, ich bin einer, der durchkommen wird, wenn alle Bürger der Erde zwischen ihm und der Barriere wären,« sagte mit den Ellenbogen spielend der Gascogner, der sich durch seine groben Erwiederungen die Bewunderung von Meister Robert Briquet zugezogen hatte.

Und er war in der That in einem Augenblick in dem leeren Raum, der sich mit Hilfe der Schweizer zwischen den zwei Reihen der Zuschauer gebildet hatte.

Man denke sich, wie sich die Augen voll Eifer und Neugierde auf einen Mann richteten, der so sehr begünstigt war, daß er eintreten durfte, während die Anderen nach einem strengen Befehle außen bleiben mußten.

Doch der Gascogner kümmerte sich wenig um alle diese neidischen Blicke; er dehnte sich stolz aus und ließ durch sein dünnes grünes Wamms alle Muskeln seines Körpers hervortreten, welche eben so viele durch eine innere Kurbel angespannte Stricke zu sein schienen. Dürr und knochig standen seine Faustgelenke um drei Zoll aus seinen abgeschabten Aermeln hervor; er hatte einen klaren Blick, gelbe, krause Haare, sei es durch die Natur, sei es durch den Zufall, denn der Staub nahm ein gutes Zehntel von ihrer Farbe in Anspruch. Groß und geschmeidig schlossen sich seine Füße an Knöcheln so nervig wie die eines Hirsches an. An einer von seinen Händen, nur an einer einzigen trug er einen Handschuh von gesticktem Leder, der ganz erstaunt schien, daß er bestimmt sein sollte das andere Leder, das noch rauer war als das seinige, zu beschützen; mit der anderen Hand schwang er ein Haselstöckchen.

Er sah einen Augenblick umher, dachte dann wohl, der Officier, von dem wir gesprochen, wäre die wichtigste Person dieser Truppe, und ging gerade auf ihn zu.

Dieser schaute ihn eine Zeit lang an, ohne mit ihm zu reden.

Ohne sich sich im Geringsten aufs der Fassung bringen zu lassen, that der Gascogner das selbe.

»Ihr habt Euren Hut verloren, wie es scheint?« sagte er zu ihm.

»Ja, mein Herr.«

»Geschah es im Gedränge?«

»Nein, ich hatte einen Brief von meiner Geliebten erhalten. Cap de Bious, ich las ihn am Flusse, eine Viertelmeile von hier, als mir plötzlich ein Windstoß den Brief und den Hut entriß. Ich lief dem Brief nach, obgleich der Knopf meines Hutes ein einziger Diamant war. Meinen Brief erwischte ich, als ich aber zum Hut zurückkehrte, hatte ihn der Wind in den Fluß fortgenommen, in den Fluß von Paris!… Er wird das Glück von irgend einem armen Teufel machen. Desto besser!«

»Somit seid Ihr barhaupt?«

»Findet man keine Hüte in Paris, Cap de Bious! Ich werde einen herrlicheren kaufen und einen Diamant zweimal so groß, als der erste war, daran setzen.«

Der Officier zuckte unmerklich die Achseln, aber so unmerklich auch diese Bewegung war, entging sie doch dem Gascogner nicht.

»Wenn es beliebt!« sagte er.

»Ihr habt eine Karte?« fragte der Officier.

»Gewiß habe ich eine, und eher zwei als eine.«

»Eine einzige wird genügen, wenn sie in Ordnung ist.«

»Aber täusche ich mich nicht?« fuhr der Gascogner die Augen weit aufsperrend fort, »nein, Cap de Bious, ich täusche mich nicht, ich habe das Vergnügen, mit Herrn von Loignac zu sprechen?«

»Es ist möglich, mein Herr,« antwortete trocken der Officier, sichtbar wenig erfreut über diese Wiedererkennnng.

»Mit Herrn von Loignac meinem Landsmann?«

»Ich sage nicht nein.«

»Mit einem Vetter?«

»Es ist gut, Eure Karte?«

»Hier ist sie…«

Der Gascogner zog aus seinem Handschuh eine kunstvoll abgeschnittene Karte.

»Folgt mir,« sagte Loignac, ohne die Karte anzuschauen, »Ihr und Eure Gefährten, wenn Ihr habt, wir wollen die Einlaßscheine untersuchen.«

Und er nahm seinen Posten beim Thor.

Der barhaupte Gascogner folgte ihm.

Fünf andere Männer folgten dem barhaupten Gascogner.

Der Erste war mit einem herrlichen Panzer von so wunderbarer Arbeit bedeckt, daß man hätte glauben sollen, er käme aus den Händen von Benvenuto Cellini. Da indessen das Muster, nach dem dieser Panzer gemacht worden, etwas aus der Mode gekommen war, so erregte dieses Prachtstück eher Gelächter als Bewunderung.

Allerdings entsprach kein anderer Theil des diesen Panzer tragenden Menschen der beinahe königlichen Herrlichkeit des Prospectus.

Der Zweite, der gleichen Schrittes hinter ihm ging, wurde von einem dicken Lakeien mit gräulichen Haaren gefolgt, und mager und gebräunt, wie er war, schien er der Vorläufer von Don Quicote zu sein, wie sein Diener für den Vorläufer von Sancho gelten konnte.

Der Dritte erschien mit einem Kinde auf seinen Armen; ihm folgte eine Frau, die sich an seinem ledernen Gurte! anklammerte, während zwei Kinder, das eine von vier, das andere von fünf Jahren, sich an dem Rock der Frau festhielten.

Der Vierte erschien hinkend und gleichsam an einen langen Degen befestigt.

Um den Zug zu beschließen, rückte ein junger Mann von schönem Aussehen auf einem Rappen herbei, der zwar mit Staub bedeckt, aber von edler Race war.

Dieser hatte gegen die Andern die Miene eines Königs.

Genöthigt, ziemlich sachte zu marschiren, um nicht seinen Gefährten voranzukommen, übrigens vielleicht innerlich zufrieden, nicht zu nahe bei ihnen reiten zu müssen, blieb dieser junge Mann einen Augenblick an den Gränzen der vom Volke gebildeten Hecke.

In diesem Augenblick fühlte er, daß man ihn an der Scheide seines Degens zog, und neigte sich rückwärts.

Derjenige, welcher seine Aufmerksamkeit durch diese Berührung rege machte, war ein junger Mensch mit schwarzen Haaren, funkelndem Auge, klein, schmächtig, anmuthig und sorgfältig behandschuht.

»Was steht zu Dienst, mein Herr?« fragte unser Reiter.

»Mein Herr, eine Bitte.«

»Sprecht, aber sprecht geschwinde, ich bitte Euch, man wartet aus mich.«

»Ich muß nothwendig in die Stadt hinein, mein Herr, es ist eine gebieterische Nothwendigkeit für mich, versteht Ihr? Ihr Eurerseits seid allein und braucht einen Pagen, der Eurem guten Aussehen Ehre macht.«

»Nun.«

»Nun! gebt und es wird gegeben; nehmt mich mit hinein und ich werde Euer Page sein.«

»Ich danke,« sprach der Reiter, »aber ich will von Niemand bedient sein.«

»Nicht einmal von mir?« fragte der junge Mann mir einem so seltsamen Lächeln, daß der Reiter fühlte, wie die eisige Hülle schmolz, mit der er sein Herz zu umschließen versucht hatte.

»Ich wollte sagen, ich könnte nicht bedient sein.«

»Ja. ich weiß, Ihr seid nicht reich, Herr Ernauton von Carmainges,« sagte der junge Page.

Der Reiter bebte, aber ohne diesem Beben eine Aufmerksamkeit zu schenken, fuhr der Jüngling fort:

»Auch werden wir nicht vom Gehalt sprechen; wenn Ihr mir bewilligt, was ich von Euch fordere, sollt Ihr im Gegentheil und zwar hundertfach, für die Dienste, die Ihr mir leistet, belohnt werden; ich bitte also, laßt mich Euch bedienen und bedenkt, daß derjenige, welcher bittet, zuweilen befohlen hat.«

»Kommt,« sagte der Reiter, unterjocht durch diesen Ton der Beredung und zugleich der Autorität.

Der Jüngling reichte ihm die Hand, was sehr vertraulich für einen Pagen war; dann sich gegen die uns schon bekannte Gruppe umwendend, sprach er:

»Ich komme hinein, das ist das Wichtigste; Ihr, Mayneville, sucht dasselbe zu thun, durch welches Mittel es auch sein mag.«

»Damit ist nicht Alles geschehen, daß Ihr hinein kommt,« erwiederte der Edelmann, »er muß Euch sehen.«

»Oh! seid unbesorgt, sobald ich dieses Thor im Rücken habe, wird er mich sehen.«

»Vergeßt nicht das verabredete Zeichen.«

»Zwei Finger auf den Mund, nicht wahr?«

»Ja; Gott helfe Euch!«

»Nun!« rief der Herr des Rappen, »Herr Page, entschließen wir uns?«

»Hier bin ich, Herr,« antwortete der junge Mann, und er sprang leicht auf das Kreuz hinter seinen Gefährten. der den fünf anderen Auserwählten nachfolgte, welche eben damit beschäftigt waren, ihre Karten vorzuweisen und ihre Rechte darzuthun.

»Alle Wetter!« sagte Robert Briquet, der ihnen nachschaute, »das ist eine ganze Landung von Gascognern, oder der Teufel soll mich holen!«

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La Mole und Coconnas uns bekannt aus »Königin Margot,« Bussy aus der »Dame von Monsoreau,« deren Fortsetzung dieser Roman bildet.

Die Fünf und Vierzig

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