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1tes bis 3tes Bändchen
Achtes Kapitel
Silhouette von Gascognern

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Wir würden es nicht wagen, zu behaupten, Dame Fournichon sei so discret gewesen, als der Fremde es ihr empfohlen hatte. Uebrigens glaubte sie sich wegen des Vortheils, den er dem Schwerte des kühnen Ritters eingeräumt, ohne Zweifel jeder Verbindlichkeit gegen ihn überhoben; da ihr aber noch mehr zu errathen blieb, als man ihr gesagt hatte, so fing sie, um ihre Vermuthungen auf einer festen Grundlage beruhen zu lassen, damit an, daß sie suchte, wer der unbekannte Cavalier wäre, der seinen Landsleuten so großmüthig Gastfreundschaft bot. Sie verfehlte auch nicht, den ersten Soldaten, den sie vorübergehen sah, nach dem Namen des Kapitäns zu fragen, der die Revue gehalten.

Ohne Zweifel von verschwiegenerem Charakter, als die Wirthin, fragte der Soldat zuerst, ehe er antwortete, zu welchem Behufe sie diese Frage an ihn richte.

»Weil er so eben von hier weggeht,« sagte Madame Fournichon, »weil er mit uns geplaudert hat, und weil man auch gern wissen möchte, mit wem man spricht.«

Der Soldat lachte.

»Der Kapitän, der die Revue commandirte, wäre nicht in das Schwert des kühnen Ritters eingetreten, Madame Fournichon,« sage er.

»Und warum?« fragte die Wirthin, »ist er zu vornehmer Herr hierzu?«

»Vielleicht.«

»Nun, wenn ich sage, daß er nicht seinetwegen in das Gasthaus zum kühnen Ritter gekommen ist?«

»Und wessen wegen denn?«

»Seinen Freunden zu Liebe.«

»Der Kapitän der die Revue commandirte, würde seine Freude nicht im Schwerte des kühnen Ritters einquartieren, dafür stehe ich.«

»Pest! Wir nehmt Ihr den Mund so voll, mein braver Mann! Und wie nennt sich denn der Herr, der zu vornehm ist, um seine Freunde im besten Gasthof von Paris einzuquartieren?«

»Nicht wahr, Ihr sprecht von dem, welcher die Revue commandirte?«

»Allerdings.«

»Ei, meine liebe Frau, derjenige, welcher die Revue kommandirte, ist ganz einfach der Herr Herzog Nogaret de la Valette d‘Épernon, Pair von Frankreich, General-Oberster der Infanterie des Königs, und ein wenig mehr König, als Seine Majestät selbst. Nun! was sagt Ihr von diesem?«

»Daß er mir Ehre erwiesen hat, wenn er es ist, der zu mir gekommen.«

»Habt Ihr ihn Parfandious sagen hören?«

»Ei! Ei!« machte Dante Fournichon, welche viele außerordentliche Dinge im Leben gesehen hatte, und der das Wort Parfandious nicht ganz unbekannt war.

Man kann sich nun denken, mit welcher Ungeduld der 26. Oktober erwartet wurde.

Am 25. Abends trat ein Mann mit einem ziemlich schweren Sack ein, den er auf den Schenktisch von Fournichon legte.,

»Das ist der Preis für das auf morgen bestellte Mahl,« sagte er.

»Zu wie viel den Kopf?« fragten gleichzeitig die beiden Ehegatten.

»Zu sechs Livres.«

»Die Landsleute des Kapitäns werden also nur ein einziges Mahl hier einnehmen?«

»Ein einziges.«

»Der Kapitän hat also eine Wohnung für sie gefunden?«

»Es scheint.«

Trotz der Fragen des Rosenstocks und des Schwertes entfernte sich der Bote, ohne daß er dem einen und dem andern mehr antworten wollte.

Endlich ging die Sonne über den Küchen des kühnen Ritters auf.

Es hatte halb ein Uhr bei den Augustinern geschlagen, als vier Reiter vor der Thüre des Gasthauses hielten, vom Pferde stiegen und eintraten.

Sie waren von der Porte Bussy gekommen und trafen natürlich zuerst ein, einmal weil sie Pferde hatten, und sodann weil das Gasthaus zum Schwerte nur hundert Schritte von der Porte Bussy entfernt lag.

Einer von ihnen, der, sowohl nach seinem guten Aussehen, als nach seinem Luxus zu schließen, ihr Anführer zu sein schien, kam sogar mit zwei wohl berittenen Lackeien.

Jeder von ihnen zeigte sein Siegel mit dem Bilde der Cleopatra und wurde von dem Ehepaar mit jeglicher Zuvorkommenheit empfangen, besonders der junge Mann mit den zwei Lackeien.

Mit Ausnahme des Letzteren erschienen die Ankömmlinge indessen nur schüchtern und mit einer gewissen Befangenheit; man sah, daß sie etwas Ernstes beunruhigte, besonders wenn sie maschinenmäßig die Hand in ihre Tasche steckten.

Die Einen verlangten, sich zur Ruhe zu legen, die Andern, vor dem Abendbrod die Stadt zu durchlaufen; der junge Mann mit den zwei Lackeien fragte, ob es nichts Neues in Paris zu sehen gebe.

Sehr empfänglich für die gute Miene des Cavaliers, antwortete Dame Fournichon:

»Meiner Treue, wenn Euch die Menge nicht bange macht, und wenn Ihr nicht davor erschreckt, daß Ihr vier Stunden hintereinander auf Euren Beinen bleiben müßt, könnt Ihr Euch dadurch eine Zerstreuung verschaffen, daß Ihr Herrn von Salcède, einen Spanier, der conspirirt hat, viertheilen seht.«

»Ah!« sagte der junge Mann, »es ist wahr, ich habe davon sprechen hören, Pardieor! ich gehe dahin.«

Und er entfernte sich mit seinen beiden Lackeien.

Gegen zwei Uhr kamen in Gruppen zu vier und fünf etwa fünfzehn neue Reisende.

Einige von ihnen trafen einzeln ein.

Einer kam sogar nachbarartig ohne Hut, ein Stöckchen in der Hand; er fluchte über Paris, wo die Diebe so verwegen seien, daß sie ihm bei der Grève, als er eine Gruppe durchschritten, den Hut gestohlen, und so gewandt, daß er nicht einmal habe sehen können, wer ihm denselben genommen.

Uebrigens sei das sein Fehler, er hätte nie in die Stadt Paris mit einem Hute, der mit einer so prachtvollen Agraffe geschmückt gewesen, eintreten sollen.

Gegen vier Uhr hatten sich schon vierzig Landsleute des Kapitäns in dem Gasthause von Fournichon eingefunden.

»Ist das nicht seltsam?« sprach der Wirth zu seiner Frau, »es sind lauter Gascogner.«

»Was findest Du denn Seltsames?« erwiederte die Dame, »sagte der Käpitän nicht, er würde Landsleute empfangen?«

»Nun?«

»Da er selbst Gascogner ist, so müssen seine Landsleute wohl auch Gascogner sein.«

»Das ist wahr.«

»Ist Herr von Épernon nicht von Toulouse?«

»Das ist wahr, das ist wahr! Du bleibst also immer noch bei Herrn von Épernon?«

»Hat er nicht dreimal das bekannte Parfandious losgelassen?«

»Er hat das bekannte Parfandious losgelassen?« fragte der Wirth unruhig, »was für ein Thier ist das?«

»Dummkopf, das ist sein Lieblingsschwur.«

»Richtig, richtig.«

»Staune darüber, daß nur vierzig Gascogner da sind, während wir fünf und Vierzig haben sollten.«

Aber gegen fünf Uhr kamen die andern fünf Gascogner auch, und die Gäste des Schwertes waren vollzählig.

Nie hatten das Erstaunen und die Ueberraschung eine solche Verklärung über Gascogner Gesichter verbreitet: eine Stunde lang hörte man nur Sandioux, Mordioux, Cap de Bious, kurz so geräuschvolle Freudenausbrüche, daß es den Fournichon vorkam, als ob ganz Saintonge, ganz Poirou, ganz Aunis und ganz Languedoc in ihren großen Saal eingebrochen wären.

Einige kannten sich: so umarmte Eustache von Miradoux den Cavalier mit den zwei Lackeien und stellte ihm Lardille, Militor und Scipion vor.

»Durch welchen Zufall bist Du in Paris?« fragte dieser.

»Du selbst, mein lieber Sainte-Maline?«

»Ich habe eine Stelle bei der Armee, und Du?«

»Ich komme in Erbschaftsangelegenheiten.«

»Ah! Ah! Du schleppst also die alte Lardille immer noch nach?«

»Sie wollte mir folgen.«

»Konntest Du nicht insgeheim abreisen, statt Dich mit diesem Volke zu beschweren, das an ihrem Rocke hängt?«

»Unmöglich, sie hat den Brief des Anwaltes geöffnet.«

»Ah! Du hast die Nachricht von der Erbschaft durch einen Brief erhalten?« fragte Sainte-Maline.

»Ja,« antwortete Miradoux. Dann rief er, hastig das Gespräch wechselnd:

»Ist es nicht seltsam, daß dieses Gasthaus voll und zwar von Landsleuten voll ist?«

»Nein, das ist nicht seltsam, das Schild macht Leuten von Ehre Appetit,« unterbrach ihn unser alter Bekannter Perducas von Pincorney, sich in das Gespräch mischend.

»Oh! Ihr seid es, Kamerad,« versetzte Sainte-Maline, »Ihr habt mir immer noch nicht erklärt, was Ihr mir bei der Grève erzählen wolltet, als uns die Menge trennte.«

»Und was wollte ich Euch erklären?« fragte Pincorney ein wenig eröthend.

»Wie es kommt, daß ich Euch zwischen Angoulème und Angers auf dem Wege begegnet habe, daß ich Euch heute zu Fuß ein Stöckchen in der Hand und ohne Hut sehe?«

»Beschäftigt Euch das, mein Herr?«

»Meiner Treue, ja,« sagte Sainte-Maline, »es ist weit von Poitiers hierher, und Ihr kommt noch von ferner als von Poitiers.«

»Ich kam von Saint-André de Cubsac.«

»Und so ohne Hut?«

»Das ist ganz einfach.«

»Ich finde es nicht.«

»Doch wohl, und Ihr werdet es begreifen. Mein Vater hat zwei prächtige Pferde, auf welche er so große Stücke hält, daß er im Stande ist, mich zu enterben, nach dem Unglück, das mir begegnete.«

»Welches Unglück ist Euch begegnet?«

»Ich ritt auf einem derselben, auf dem schönsten, spazieren, als plötzlich zehn Schritte von mir ein Büchsenschuß losgeht, mein Pferd scheu wird und auf der Straße nach der Dordogne fortrennt.«

»Wo es hineinstürzt?«

»Vollkommen.«

»Mit Euch?«

»Nein, zum Glück hatte ich noch Zeit gehabt, zu Boden zu gleiten, sonst wäre ich mit ihm ertrunken.«

»Ab! Ah! das arme Thier ist ertrunken!«

»Pardioux! Ihr kennt die Dordogne, eine halbe Meile breit.«

»Und dann?«

»Dann beschloß ich, nicht nach Hause zurückzukehren und mich soweit als möglich dem väterlichen Zorne zu entziehen.«

»Aber Euer Hut?.«

»Wartet doch beim Teufel! mein Hut war herabgefallen.«

»Wie Ihr?«

»Ich war nicht herabgefallen, ich hatte mich zu Boden gleiten lassen; ein Pincorney fällt nicht vom Pferde, die Pincorney sind Stallmeister in der Wiege.«

»Das ist bekannt,« sagte Sainte-Maline, »aber Euer Hut?«

»Ah! mein Hut!«

»Ja.«

»Mein Hut war also herabgefallen, ich suchte ihn, denn es war meine einzige Hilfsquelle, da ich mich ohne Geld von Hause weg begeben hatte.«

»Wie konnte Euer Hut eine Hilfsquelle für Euch sein?« fragte Sainte-Maline, entschlossen, Pincorney durch seine Beharrlichkeit in die Enge zu treiben.

»Sandioux! Und zwar eine große! Ich muß Euch sagen, daß die Feder dieses Hutes von einer Diamantagraffe gehalten wurde, welche Seine Majestät Kaiser Karl V. meinem Großvater schenkte, als er auf seiner Reise von Spanien nach Flandern in unserem Schlosse anhielt.«

»Ah! Ihr habt die Agraffe verkauft und den Hut damit. Dann mein Freund, müßt Ihr der Reichste von uns Allen sein, und Ihr hättet müssen mit dem Gelde von Eurer Agraffe einen zweiten Handschuh kaufen. Ihr habt Hände, welche nicht zusammen passen: die eine ist weiß wie eine Frauenhand, die andere schwarz wie eine Negerhand.«

»Wartet doch! in dem Augenblick, wo ich mich umdrehe, um meinen Hut zu suchen, sehe ich einen ungeheuren Raben, der darüber herfällt.«

»Ueber Euren Hut?«

»Oder vielmehr über meinen Diamant; Ihr wißt daß dieses Thier Alles stiehlt, was glänzt; es fällt also über meinen Diamant her und stiehlt ihn.«

»Euern Diamant?«

»Ja, mein Herr. Ich folge ihm zuerst mit den Augen, dann laufe ich ihm nach und rufe: »Haltet auf! haltet auf! ein Dieb!« Die Pest! nach fünf Minuten war er verschwunden und ich habe nie mehr von ihm sprechen hören.«

»Und durch diesen doppelten Verlust niedergebeugt…«

»Wagte ich es nicht mehr, in das elterliche Haus zurückzukehren, und entschloß mich, mein Glück in Paris zu suchen.«

»Schön!« sagte ein Dritter, »der Wind hat sich also in einen Raben verwandelt? Ich habe Euch, wie es mir scheint, Herrn von Loignac erzählen hören, beschäftigt, einen Brief Eurer Geliebten zu lesen, habe Euch der Wind Brief und Hut fortgenommen, als wahrer Amadis seid Ihr dem Brief nachgelaufen, und habet den Hut gelassen, wo es ihm hinzugehen gefallen.«

Halb unterdrücktes Gelächter machte sich hörbar.

»Ei! Ei! meine Herren.« sagte der reizbare Gascogner, »sollte man zufällig über mich lachen?«

Jeder wandte sich ab, um bequemer lachen zu können.

Perducas schaute forschend umher und erblickte am Kamin einen jungen Mann, der seinen Kopf in seinen Händen verbarg; er glaubte, dieser mache es nur so, um sich mehr verborgen zu halten.«

Er ging auf ihn zu und sagte zu ihm.

»Ei mein Herr, wenn Ihr lacht, lacht mir wenigstens ins Gesicht, damit man Euer Antlitz sieht.«

Und er klopfte auf die Schulter des jungen Mannes, der ganz ernst und nachdenkend seine Stirne erhob.

Der junge Mann war kein Anderer, als unser Freund Ernauton von Carmainges, der sich von dem Abenteuer auf der Gréve noch ganz betäubt fühlte.

»Ich bitte Euch, mich in Ruhe zu lassen, mein Herr.« erwiederte Herr, »und besonders wenn Ihr mich noch einmal berührt, mich mit der Hand zu berühren, an der Ihr einen Handschuh habt; Ihr seht wohl, daß ich mich nicht mit Euch beschäftige.«

»Das will ich mir gefallen lassen,« brummte Pincorney, »wenn Ihr Euch nicht mit mir beschäftigt, so habe ich nichts zu sagen.«

»Ah! mein Herr,« sprach Eustache von Miradoux zu Carmainges, »bei den versöhnlichsten Absichten seid Ihr nicht höflich gegen unsern Landsmann.«

»In was des Teufels mischt Ihr Euch?« entgegnete Ernauton immer ärgerlicher.

»Ihr habt Recht, mein Herz.« sagte Miradoux sich verbeugend, »das geht mich nichts an.«

Und er wandte sich auf den Absätzen um und wollte zu Lardille zurückkehren, welche in einer Ecke am großen Kamin saß, aber es versperrte ihm Jemand den Weg.

Es war Militor, mit seinen beiden Händen im Gürtel und mit seinem höhnischen Lächeln auf den Lippen.

»Sagt doch, Stiefvater,« machte der Taugenichts.

»Nun?«

»Was sagt Ihr dazu?«

»Wozu?«

»Ja der Art und Weise, wie dieser Edelmann Euch abgeführt hat?«

»Hm!«

»Er hat Euch gehörig gebeutelt.«

»Ah! Du hast das bemerkt?« erwiederte Eustache, indem er Militor auf die Seite zu schieben suchte.

Doch dieser machte das Manoeuvre dadurch scheitern, daß er sich links drückte, wodurch er wieder vor ihn zu stehen kam.

»Nicht nur ich,« sagte Militor, »sondern Jedermann, seht nur, wie Alle um uns her lachen.«

Man lachte wirklich, doch nicht mehr hierüber, als über andere Dinge.

Eustache wurde roth wie eine glühende Kohle.

»Auf, auf, Stiefvater, laßt die Sache nicht kalt werden,« sagte Militor.

Eustache erhob sich auf seine Hinterbeine, ging auf Carmainges zu und sprach zu ihm:

»Mein Herr, man behauptet, Ihr habet besonders unangenehm gegen mich sein wollen?«

»Wann dies?«

»So eben.«

»Gegen Euch?«

»Gegen mich.«

»Wer behauptet dies?«

»Dieser Herr,« antwortete Eustache, auf Militor deutend.

»Dann ist dieser Herr,« entgegen Carmainges mit einem besondern Nachdruck auf die Betitelung, »dann ist dieser Herr ein Stahrmatz.«

»Oh! oh!« machte Militor wüthend.

»Und ich fordere ihn auf,« fuhr Carmainges fort, »mit dem Schnabel fern von mir zu bleiben, oder ich werde mich des Rathes von Loignac erinnern.«

»Herr von Loignac hat nicht gesagt, ich wäre eine Stahrmatz.«

»Nein, er hat gesagt, Ihr wäret ein Esel, zieht Ihr das etwa vor? Mir ist wenig daran gelegen; seid Ihr ein Esel, so gebe ich Euch die Peitsche, seid Ihr ein Stahrmatz, so rupfe ich Euch.«

»Mein Herr,« sprach Eustache, »es ist mein Stiefsohn; ich bitte Euch, behandelt ihn besser aus Rücksicht für mich.«

»Ah! so vertheidigt Ihr mich, Stiefvater,« rief Militor außer sich, »wenn es sich so verhält, werde ich mich besser allein vertheidigen.«

»In die Schule mit diesen Kindern, in die Schule!« sagte Ernauton.

»In die Schule?« rief Militor, mit aufgehobener Faust gegen Herrn von Carmainges vorrückend, »ich bin siebzehn Jahre alt, versteht Ihr wohl, mein Herr?«

»Und ich bin fünf und zwanzig,« entgegnete Ernauton, »und deshalb will ich Euch, wie Ihr es verdient, zurechtweisen.«

Und er packte ihn beim Kragen und am Gürtel, hob ihn von der Erde auf, und warf ihn wie einen Ballen zum Fenster des Erdgeschoßes hinaus auf die Straße, während Lardille ein Geschrei ausstieß, daß die Wände hätten einfallen sollen.

»Nun mache ich aus Stiefvater, Stiefmutter, Stiefsohn und allen Familien der Welt Fleisch zu Pasteten, wenn man mich noch einmal stört,« fügte Ernauton ruhig bei.

»Meiner Treue, ich finde, er hat Recht,« sagte Miradoux, »warum diesen Edelmann reizen?«

»Ah! Feiger, der seinen Sohn schlagen läßt,« rief Lardille, auf Eustache zurückend und ihre zerstreuten Haare schüttelnd.

»Nun, nun, nun,« sprach Eustache, »das bildet seinen Charakter.«

»Ah! Ah! sagt doch, man wirft also die Leute hier aus dem Fenster?« sprach ein Officier, der eben eintrat, »was Teufels, wenn man solche Späße treibt, sollte man wenigstens: Aufgepaßt da unten! rufen.«

»Herr von Loignac!« riefen zwanzig Stimmen.

»Herr von Loignac!« wiederholten die fünf und vierzig.«

Und bei diesem in der ganzen Gascogne bekannten Namen standen Alle auf und schwiegen.

Die Fünf und Vierzig

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