Читать книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма - Страница 41

Siebentes bis zehntes Bündchen
XLI
Die Maschine von Herrn Guillotin

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Durch die seltsamen und vielfachen Verzweigungen des Verkehrs, welche Cagliostro in allen Classen der Gesellschaft, selbst im Dienste des Königs besaß, wußte er, zwei Tage nachher, daß der Graf Louis von Bouillé am 15. oder 16. November in Paris angekommen, von Herrn von Lafayette, seinem Vetter, am 18. entdeckt und an demselben Tage dem König vorgestellt worden war, sich als Schlossergeselle Gamain am 22. angeboten hatte, am vierten Tage mit ihm von Versailles nach Paris gewandert, ohne Schwierigkeiten beim König eingeführt worden, aus den Tuilerien zwei Stunden vor Gamain weggegangen, in die Wohnung, die er bei seinem Freunde Achille du Chastellet inne hatte, zurückgekehrt und, nachdem er die Kleider gewechselt, noch an demselben Abend mit Postpferden nach Metz abgereist war.

Andererseits hatte er am Tage nach der nächtlichen Conferenz, welche zwischen ihm und Herrn von Beausire aus dem Saint-Jean Kirchhofe stattgefunden, diesen ganz bestürzt nach Bellevue zum Banquier Zannone laufen sehen. Als er um sieben Uhr Morgens vom Spiele nach Hause kam, nachdem er Alles, bis aus seinen letzten Louis d’or, trotz der unschlagbaren Martingale von Herrn Law, verloren, hatte nämlich Meister Beausire das Haus völlig leer gesunden: Mademoiselle Oliva und der junge Toussaint waren verschwunden.

Da erinnerte sich Beausire, daß der Graf von Cagliostro mit ihm wegzugehen sich geweigert und erklärt hatte, er habe mit Mademoiselle Oliva etwas Vertrauliches zu reden. Das war ein dem Verdachte geöffneter Weg: Oliva war vom Grafen von Cagliostro entführt worden; als guter Leithund hatte Herr von Beausire die Nase auf der rechten Fährte, und er verfolgte sie bis Bellevue; hier nannte er sich, und sogleich wurde er eingeführt beim Baron Zannone, oder beim Grafen von Cagliostro, wie der Leser, wenn nicht die Hauptperson, doch wenigstens den Schließnagel des Dramas, das wir zu erzählen unternommen, nennen will.

Als er in den Salon eingeführt war, den wir kennen, weil wir am Anfange dieser Geschichte den Doctor Gilbert und den Marquis von Favras hier haben eintreten sehen, als er sich dem Grafen gegenüber fand, zögerte Beausire; der Graf schien ihm ein so vornehmer Herr zu sein, daß er es nicht einmal wagte, seine Geliebte von ihm zurückzufordern.

Doch als hätte er in der Tiefe des Herzens des ehemaligen Gefreiten lesen können, sagte Cagliostro: »Herr von Beausire, ich habe Eines bemerkt: Sie haben aus der Welt nur zwei wahre Leidenschaften: das Spiel und Mademoiselle Oliva.«

»Ah! Herr Graf,« rief Beausire, »Sie wissen also, was mich hierher führt?«

»Vollkommen. Sie wollen Mademoiselle Oliva von mir zurückverlangen; sie ist bei mir.«

»Wie! sie ist beim Herrn Grafen?«

»Ja, in meinem Hause in der Rue Saint-Claude; sie hat dort wieder ihre alte Wohnung gefunden; und wenn Sie vernünftig sind, wenn ich mit Ihnen zufrieden bin, wenn Sie mir Neuigkeiten bringen, die mich interessiren oder belustigen, nun, Herr von Beausire, so werden wir Ihnen dieser Tage fünf und zwanzig Louis d’or in die Tasche stecken und einen schönen Rock auf den Leib geben, damit Sie den adeligen Herrn im Palais Royal und den Liebesritter in der Rue Saint-Claude spielen können.«

Beausire hatte große Lust, die Stimme zu erheben und Mademoiselle Oliva zu reclamiren; aber Cagliostro hatte ein paar Worte von der unglücklichen Geschichte mit der portugiesischen Gesandtschaft fallen lassen, welche immer wie das Schwert des Damokles über dem Haupte des ehemaligen Gefreiten schwebte, und Beausire schwieg.

Als er sodann einen Zweifel darüber äußerte, daß Mademoiselle Oliva im Hotel der Rue Saint-Claude sei, befahl der Herr Graf anzuspannen, fuhr mit Beausire nach dem genannten Hotel, führte ihn in das Allerheiligste ein und ließ ihn, indem er ein Bild verrückte, durch eine geschickt angebrachte Oeffnung Mademoiselle Oliva sehen, welche, angethan wie eine Königin, in einer großen Causeuse eines von jenen, damals so allgemein verbreiteten, schlechten Büchern las, welche, wenn sie das Glück hatte, ein solches zu treffen, die Freude der ehemaligen Kammerjungfer von Fräulein von Taverney bildeten, während Herr Toussaint, ihr Sohn, gekleidet wie ein Königssohn, mit einem mit Federn geschmückten weißen Hut à la Henri IV. und einer himmelblauen, Pumphose, welche ein goldbefranster dreifarbiger Gürtel um den Leib festhielt, sich mit herrlichem Spielzeug belustigte.

Da fühlte Beausire, wie sich in ihm das Herz des Liebenden und des Vaters ausdehnte; er versprach Alles, was der Graf wollte, und getreu seinem Worte erlaubte der Graf Herrn von Beausire, an den Tagen, wo er eine interessante Neuigkeit bringen würde, nachdem er in Gold die Bezahlung aus seiner Hand empfangen hätte, sich den Preis in Liebe in den Armen von Mademoiselle Oliva zu holen.

Alles ging also nach den Wünschen des Grafen und, wir möchten beinahe sagen, auch nach denen von Beausire, als gegen das Ende des Monats December zu einer für diese Jahreszeit sehr ungebührlichen Stunde, nämlich um sechs Uhr Morgens, der Doctor Gilbert, der schon seit anderthalb Stunden bei der Arbeit war, drei Schläge an seine Thüre thun hörte und an den Zwischenräumen zwischen diesen Schlägen erkannte, derjenige, welcher sich ankündige, sei ein Bruder Maurer.

Dem zu Folge öffnete er.

Ein Lächeln aus den Lippen stand Cagliostro jenseits der Thüre.

Gilbert fand sich nie ohne einen gewissen Schauer diesem geheimnißvollen Manne gegenüber.

»Ah! Sie sind es, Graf?« sagte er.

Dann, nach einer Anstrengung gegen sich selbst, fügte er, indem er ihm die Hand reichte, bei:

Seien Sie willkommen? zu welcher Stunde Sie auch erscheinen, und was auch die Ursache sein mag, die Sie hierher führt.«

»Die Ursache, die mich hierher führt, mein lieber Gilbert,« erwiederte der Graf, »ist der Wunsch, Sie einem philanthropischen Experimente, von dem ich mit Ihnen zu sprechen die Ehre gehabt habe, beiwohnen zu lassen.«

Gilbert suchte sich zu erinnern, aber vergebene, von welchem Experimente der Graf mit ihm gesprochen hatte.

»Ich entsinne mich nicht,« sagte er.

»Kommen Sie immerhin, mein lieber Gilbert, seien Sie unbesorgt, ich störe Sie nicht umsonst. Ueberdies werden Sie da, wohin ich Sie führe, Personen von Ihrer Bekanntschaft treffen.«

»Lieber Graf, überallhin, wohin Sie mich auch führen, gehe ich um Ihretwillen; der Ort, an den ich gehe, und die Personen, die ich dort treffe, sind nur secundäre Dinge.«

»Dann kommen Sie, denn wir haben keine Zeit zu verlieren.«

Gilbert war ganz angekleidet; er hatte nur seine Feder niederzulegen und seinen Hut zu nehmen.

Als diese beiden Operationen vollbracht waren, sagte er:

»Graf, ich bin zu Ihren Befehlen.«

»Lassen Sie uns gehen,« erwiederte einfach der Graf.

Und er ging voran; Gilbert folgte ihm.

Ein Wagen wartete unten; die zwei Männer stiegen ein.

Der Wagen entfernte sich rasch, ohne daß der Graf einen Befehl zu geben brauchte. Der Kutscher wußte offenbar zum Voraus, wohin man ging.

Nach einer Fahrt von einer Viertelstunde, während welcher Gilbert bemerkte, daß man durch ganz Paris und vor die Barrière kam, hielt man in einem großen viereckigen Hose an, gegen den zwei Stockwerke von vergitterten Fenstern gingen.

Hinter dem Wagen schloß sich das Thor wieder, das ihn eingelassen.

Als er ausgestiegen war, bemerkte Gilbert, daß er sich im Hofe eines Gefängnisses befand, und bei näherer Betrachtung dieses Hofes erkannte er, daß der von Bicêtre war.

Dieser durch seinen natürlichen Anblick schon sehr traurige Ort der Scene wurde noch trauriger gemacht durch das zweifelhafte Tageslicht, das nur mit Bedauern in diesen Hof herabzusteigen schien.

Es war ungefähr ein Viertel auf sieben Uhr Morgens, eine unbehagliche Stunde im Winter, denn in dieser Stunde wird die Kälte selbst für die kräftigsten Organisationen empfindlich.

Ein feiner, florartiger Regen fiel schräge und zog Streifen an den grauen Mauern.

Mitten im Hofe errichteten fünf bis sechs Arbeiter unter der Anführung eines Meisters und unter den Befehlen eines schwarz gekleideten Mannes, der sich selbst mehr Bewegung machte als alle Andere, eine Maschine von einer unbekannten, seltsamen Form.

Als er die zwei Fremden gewahrte, erhob der kleine Mann das Haupt.

Gilbert schauerte; er hatte den Doctor Guillotin erkannt, den er bei Marat getroffen. Diese Maschine war im Großen dieselbe, die er im Kleinen im Keller des Redacteur der Zeitung: L’Ami du Peuple gesehen.

Der kleine Mann erkannte seinerseits Cagliostro und Gilbert.

Die Ankunft dieser zwei Männer schien ihm wichtig genug, daß er einen Augenblick die Leitung seiner Arbeit verließ und zu ihnen kam.

Dies geschah indessen nicht, ohne daß er dem Zimmermeister die größte Aufmerksamkeit bei der Arbeit empfahl, mit der er beschäftigt war.

»Nun, nun, Meister Guidon., . es ist gut,« sagte er; »vollenden Sie, die Plattform; die Plattform, das ist die Basis des Gebäudes; ist die Plattform vollendet so werden Sie die zwei Pfosten errichten, wobei Sie wohl auf die Zeichen Acht haben müssen, damit sie nicht zu weit von einander entfernt, noch zu nahe bei einander sind. Uebrigens bin ich da und verliere Sie nicht aus dem Blicke.«

Dann näherte er sich Cagliostro und Gilbert, die ihm die Hälfte des Weges ersparten, und sprach: »Guten Morgen, Baron, es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie zuerst kommen und uns den Doctor bringen. Doctor, erinnern Sie sich, daß ich Sie bei Marat eingeladen habe, mein Experiment anzusehen: ich vergaß nur, Sie um Ihre Adresse zu bitten. Sie werden etwas Seltsames sehen, die menschenfreundlichste Maschine, die je erfunden worden ist.«

Dann wandte er sich plötzlich gegen diese Maschine, den Gegenstand seiner theuersten Besorgnisse um, und rief: »Ei! ei! Guidon, was thun Sie? Sie machen das Vordere hinten hin!«

Und er sprang aus die Treppe, welche zwei Gesellen an das Gerüste angesetzt hatten, und befand sich in einem Augenblick auf der Plattform, wo durch seine Gegenwart in ein paar Secunden der Fehler verbessert wurde, den die mit den Geheimnissen dieser neuen Maschine noch nicht sehr vertrauten Arbeiter begangen hatten.

»Gut, gut« sagte der Doctor Guillotin, sehr erfreut darüber, daß nun, da er sie leitete, die Dinge ganz von selbst gingen; »es handelt sich nur noch darum, das Messer in den Falz einzufügen  . . . Guidon, Guidon,« rief er plötzlich, wie von einem Schrecken erfaßt, »warum ist denn der Falz nicht mit Kupfer beschlagen?«

»Ah! Doctor: ich dachte gehörig mit Fett eingeschmiertes Eichenholz sei so so gut als Kupfer,« erwiederte der Zimmermeister.

»Ja wohl,« sprach der Doctor mit einer verächtlichen Miene, »Ersparnisse, Ersparnisse! wenn es sich um den Fortschritt der Wissenschaft, und das Wohl der Menschheit handelt! Guidon, schlägt unser Versuch heute fehl, so mache ich Sie verantwortlich. Meine Herren, ich nehme Sie zu Zeugen,« fuhr der Doctor, sich an Cagliostro und Gilbert wendend, fort, »ich nehme Sie zu Zeugen, daß ich die Falze in Kupfer verlangt hatte; ich Protestire gegen den Mangel des Kupfers; bleibt da Messer unter Weges stecken oder schlüpft schlecht, so bin ich nicht daran Schuld, und ich wasche meine Hände.«

Und der Doctor machte auf der Plattform der Maschine dieselbe Geberde, welche Pilatus auf der Terrasse seines Palastes gemacht hatte.

Trotz aller dieser kleinen Hindernisse und Schwierigkeiten erhob sich indessen die Maschine und nahm, indem sie sich erhob, eine gewisse mörderische Haltung an, die ihren Erfinder erfreute, den Doctor Gilbert aber schauern machte.

Cogliostro blieb unempfindlich; seit dem Tode von Lorenza hätte man glauben sollen, er sei von Marmor geworden.

Folgendes war die Form, welche die Maschine annahm.

Vor Allem ein Boden, zu dem eine Art von Müllertreppe führte. Dieser Boden, in Form eines Schaffots, bot eine Plattform von fünfzehn Fuß Breite an allen seinen Selten; auf dieser Plattform, bei zwei Dritteln ihrer Länge, erhoben sich zwei parallele zehn bis zwölf Fuß hohe Pfosten.

An diesen zwei Pfosten oder Säulen war der erwähnte Falz, bei welchem Meister Guidon das Kupfer gespart, eine Ersparung, über welche der philanthropische Doctor Guillotin laut aufgeschrieen hatte.

In diesem Falze glitt mittelst einer Feder, welche ihm, indem sie sich öffnete, alle Freiheit ließ, mit der Gewalt seines eigenen Gewichts, verhundertfacht durch ein fremdes Gewicht, ein Messer in Form eines Halbmondes herab.

Eine kleine Oeffnung war zwischen den zwei Säulen angebracht; die zwei Flügel dieser Oeffnung, durch welche ein Mensch seinen Kopf strecken konnte, fügten sich so zusammen, daß sie seinen Hole faßten wie ein Halsband.

Eine Schaukel, bestehend aus einem Brette von der Länge eines Menschen von gewöhnlichem Wuchse, präsentirte sich von selbst in der Höhe dieses Fensters.

Alles dies war, wie man steht, äußerst sinnreich.

Während die Zimmerleute, Meister Guidon und der Doctor die letzte Hand an die Errichtung ihrer Maschine legten, während Cagliostro und Gilbert über die größere oder geringere Neuheit des Instrumentes sprachen, dessen Erfindung der Graf dem Doctor Guillotin streitig machte, indem er ähnliche in der italienischen Mannay und besonders in jenem Schnittmesser fand, mit welchem der Marschall Montmorency enthauptet wurde, hatten neue Zuschauer, ohne Zweifel berufen, um auch dem Versuche beizuwohnen, den Hof bevölkert.

Es war vor Allem ein Greis, ein Bekannter von uns, der eine thätige Rolle in dieser langen Geschichte gespielt hat; von der Krankheit befallen, an der er bald sterben sollte, hatte er sich aus die Bitten seines Collegen Guillotin dem Zimmer entrissen und war, trotz der frühen Stunde und des schlechten Wetters, in der Absicht, die Maschine arbeiten zu sehen, gekommen.

Gilbert erkannte ihn und ging ihm ehrerbietig entgegen.

Er erschien in Begleitung von Herrn Giraud, dem Baumeister der Stadt Paris, der seinen Functionen die Gunst einer besonderen Einladung verdankte.

Die zweite Gruppe, welche Niemand gegrüßt hatte und von Niemand gegrüßt worden war, bestand aus vier sehr einfach schwarz gekleideten Männern.

Kaum eingetreten, hatten sich diese vier Männer in die von der, wo Cagliostro und Gilbert waren, entfernteste Ecke zurückgezogen, und hier standen sie demüthig, leise sprechend und trotz des Regens mit dem Hut in der Hand.

Derjenige, welcher der höchste unter diesen vier Männern zu sein schien, oder wenigstens derjenige, welchen sie mit Achtung anhörten, wenn er leise ein paar Worte sprach, war ein Mann von fünfzig bis zwei und fünfzig Jahren, von hohem Wuchse, mit einem wohlwolenden Lächeln und einer offenen Physiognomie.

Dieser Mann hieß Charles Louis Sanson; er war geboren den 15. Februar 1738 in Paris; er hatte Damiens durch seinen Vater viertheilen sehen, und hatte diesen unterstützt, als ihm die Ehre zu Theil wurde, Herrn von Lally-Tollendal den Kopf abzuschlagen.

Man nannte ihn gewöhnlich: Herr von Paris.

Die drei Anderen waren sein Sohn, welcher die Ehre haben sollte, ihm bei der Enthauptung von Ludwig XVI. beizustehen, und seine zwei Gehilfen.

Die Gegenwart von Herrn von Paris, seinem Sohn und seinen zwei Gehilfen gab der Maschine von Herrn Guillotin eine erschreckliche Beredtsamkeit, denn sie bewies, daß der Versuch, der angestellt werden sollte, wenn nicht mit der Garantie, doch wenigstens mit der Billigung der Regierung gemacht wurde.

Für den Augenblick sah Herr von Paris sehr traurig aus: wurde die Maschine, deren Probearbeit anzusehen berufen war, angenommen, so war damit die ganze pittoreske Seite seiner Physiognomie abgeschnitten; der Scharfrichter erschien der Menge nicht mehr als der Würgengel bewaffnet mit dem stammenden Schwerte, der Henker war nur noch eine Art von Hausmeister, der dem Tode die Schnur zog.

Hier war auch die wahre Opposition.

Da der Regen seiner vielleicht, sicherlich aber gedrängter zu fallen fortfuhr, so wandte sich der Doctor Guillotin, der ohne Zweifel befürchtete, das schlechte Wetter könnte ihm einen von seinen Zuschauern entführen, an die wichtigste Gruppe, nämlich an diejenige, welche aus Cagliostro, Gilbert, dem Doctor Louis und dem Baumeister Giraud bestand, und sprach wie ein Theaterdirector, welcher fühlt, daß das Publikum ungeduldig wird:

»Meine Herren, wir erwarten nur noch eine Person, den Herrn Doctor Cabanis; ist der Doctor Cabanis da, so fangen wir an.«

Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als ein dritter Wagen in den Hof einfuhr und ein Mann von acht und dreißig bis vierzig Jahren mit kahler Stirne, verständiger Physiognomie und lebhaftem, forschendem Auge ausstieg.

Das war der letzte Zuschauer, den man erwartete; es war der Doctor Cabanis.

Er grüßte Jeden aus eine freundliche Weise, wie es ein Philosoph-Arzt machen muß, reichte die Hand Guillotin, der ihm von seiner Plattform herab zurief: »Kommen Sie doch, Doctor, kommen Sie doch, man erwartet nur noch Sie!« Dann vermischte er sich mit der Gruppe von Gilbert und Cagliostro.

Mittlerweile schloß sich sein Wagen den zwei andern Wagen an.

Der Fiacre von Herrn von Paris war demüthig vor dem Thore geblieben.

»Meine Herren,« sprach der Doctor Guillotin, »da wir Niemand mehr erwarten, so wollen wir anfangen.«

Und auf einen Wink seiner Hand öffnete sich eine Thüre und man sah zwei in eine Art von grauer Uniform gekleidete Männer hervortreten, welche auf ihren Schultern einen Sack trugen, unter dessen Tuch sich unbestimmt die Form eines menschlichen Körpers hervorhob.

Hinter den Scheiben der Fenster erscheinen die bleichen Gesicher der Kranken, mit einem erschrockenen Auge schauten sie, ohne daß Jemand daran gedacht hatte, sie einzuladen, diesem unerwarteten gräßlichen Schauspiele zu, von dem sie weder die Zubereitungen, noch den Zweck begreifen konnten.

Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4

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