Читать книгу Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller - Alfred Bekker - Страница 12
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"Antonioni übernimmt jetzt Pompettas Geschäfte."
Der Mann in der braunen Lederjacke nippte an seinem Cappuccino. Er grinste, als er das Erschrecken im Gesicht seines Gegenübers sah.
"Und Antonioni schickt dich, um mir das zu sagen, Eddie?"
"So ist es, Nat."
Nat DiGiorgio, der andere Mann, der an einem der hinteren Tische von Salvatore's Coffee Shop in Mott Street seinen Cappuccino trank verzog das Gesicht.
"Und wenn ich nun was dagegen hätte, Eddie?"
Eddie Dalsanto klappte den Kragen seiner Lederjacke herunter.
"Hast du nicht, Nat. Nicht, wenn du weiter Geld verdienen und am Leben bleiben willst. Entweder du arbeitest für Antonioni oder du bist ganz draußen. Kannst es dir aussuchen!"
Nat DiGiorgio zupfte sich nervös an seinem grauen Knebelbart. Er mochte es nicht, wenn junge Männer, die halb so alt waren wie er, ihm Befehle gaben. Für Joe Antonioni jr., der erst Mitte zwanzig war, galt das genauso wie für seinen Laufburschen Eddie Dalsanto. Kein Respekt mehr vor dem Alter!, dachte DiGiorgio. Die guten alten Zeiten waren eben vorbei.
"Joe Antonioni nimmt dir übrigens nichts übel", meinte Eddie Dalsanto mit einem gönnerhaften Ton, den DiGiorgio auf den Tod nicht ausstehen konnte. "Ich meine, dass du mit Pompetta gemeinsame Sache gemacht hast. Er geht davon aus, dass du deinen Fehler bereust."
"Wie großzügig!"
"Ja, scheint so als hätte Joe jun. im Moment seine weiche Welle..."
"Nachdem er sehr hart zugeschlagen hat! Teufel nochmal, keiner hätte ihm zugetraut, mit Pompetta einfach kurzen Prozess zu machen..."
Eddie Dalsanto beugte sich etwas vor. "Antonionis Gnade hat für dich noch 'nen kleinen Haken, aber den wirst du verschmerzen können."
"Und der wäre?"
"Deine Anteile werden halbiert. Aber dafür bleibst du am Leben. Das ist doch fair, oder?"
DiGiorgio trank seinen Cappuccino aus. "Hätte ich mir ja denken können."
In diesem Moment wurde die Außentür des Coffee Shops aufgestoßen.
Zwei Männer stürzten herein. Sie trugen Sturmhauben, die nur die Augen freiließen.
Eddie Dalsanto und Nat DiGiorgio zuckten zusammen.
An einem der Nachbartische saßen DiGiorgios Leibwächter.
Sie rissen ihre Waffen heraus. Die Maskierten ließen ihnen keine Chance. Mit Schalldämpferwaffen feuerten sie. Es klang wie das Schlagen mit einer Zeitung. Die Körper der beiden Leibwächter zuckten wie Marionetten.
Nat DiGiorgio zog ebenfalls eine Waffe.
Ein kurzläufiger Smith & Wesson-Revolver.
Sein Schuss wurde zur Seite abgelenkt als ihn eine Kugel in den Arm traf. Eine zweite erwischte ihn mitten auf der Stirn. Durch die Wucht des Geschosses wurde er nach hinten gerissen, hing dann schlaff in seinem Stuhl.
Salvatore, der Besitzer des Coffee Shops stand konsterniert hinter dem Tresen. Er war wie zur Salzsäule erstarrt.
Einer der Maskierten richtete die Waffe auf ihn.
"Keinen Ton! Keine Bewegung!"
"...und kein Wort zu irgendjemand", ergänzte der andere.
"Si, Signore."
Eddie Dalsanto saß starr am Tisch. Er wandte leicht den Kopf. Aus den Augenwinkeln heraus sah er einen dritten Maskierten, der sich von hinten näherte. Er musste durch den Hintereingang hereingekommen sein. Der Kerl trug eine Uzi in der Hand.
Keine Chance!, dachte Eddie.
Er trug nur ein Messer im Ärmel.
Die Klinge herauszureißen war Selbstmord. Dann erging es ihm wie Nat DiGiorgio und seinen beiden Leibwächtern.
Vielleicht hatte er ja Glück und die maskierten Killer hatten es nur auf DiGiorgio abgesehen.
Eddie hob die Hände.
"Hey, Leute! Wenn wir irgendwelchen Ärger zusammen haben sollten, und ich weiß nichts davon, dann können wir bestimmt darüber reden!"
"Halt's Maul!", knurrte einer der Maskierten.
Der Mann mit der Uzi trat an ihn heran, holte ein Taschentuch aus der Jackentasche hervor. Es roch nach Chloroform. Eddie wurde von Panik erfasst. Der Kerl drückte ihm das Chloroform unter die Nase, Eddie riss das Messer aus dem Ärmel, stach blitzschnell zu.
Der Uzi-Mann sank ächzend zu Boden. Eine Blutlache bildete sich.
"Du Schwein!", knurrte einer der Maskierten, richtete die Waffe auf Eddie.
"Wir brauchen ihn noch", erinnerte der andere.
Eddie verlor inzwischen die Besinnung. Er taumelte zu Boden.
Die beiden Maskierten packten ihn an den Armen, nahmen ihm das Messer ab und schleiften ihn hinaus. Ein Lieferwagen wartete dort, beklebt mit den Werbeschildern eines Pizza-Expressdienstes.
Die seitliche Schiebetür stand bereits offen. Der Motor lief.
Die beiden Maskierten schleiften Eddies schlaffen Körper mit sich und warfen ihn grob ins Innere des Lieferwagens.
Sie selbst stiegen auch ein.
"Wo ist Gary?", fragte der Fahrer.
"Der kommt nicht mehr!"
Noch ehe die Schiebetür geschlossen war, brauste der Lieferwagen davon.