Читать книгу Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller - Alfred Bekker - Страница 23

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Wir waren im Laufe das Tages damit beschäftigt, unsere Ermittlungen im persönlichen Umfeld von Jacko Swanson zu komplettieren. Auf unserer Besuchsliste stand als nächstes Dr. Evan Craig, Swansons Hausarzt. Milo erinnerte sich daran, dass Swanson auf dem Weg zu dem gescheiterten Deal im Ramble noch bei Craig vorbeigefahren war.

"Ist das nicht ein bisschen merkwürdig?", meinte ich.

"Jemand hat einen großen Deal vor sich und geht kurz vorher noch zum Arzt."

"In dieser Hinsicht war bei Swanson gar nichts merkwürdig", meinte Milo. "Ich habe angenommen, dass er ein Rezept für seine Migränemittel ausgestellt haben wollte. Wenn sein Vorrat davon nicht groß genug war, geriet Jacko in Panik."

"Ein ziemlich sensibler Zeitgenosse für die Branche, in der er tätig war", kommentierte ich.

Dr. Craig hatte seine Praxis in einer Traumetage am nördlichen Ende der 5th Avenue. Vom Fenster des Behandlungszimmers aus hatte man einen fantastischen Blick auf den Central Park.

Dr. Craig war ein drahtiger Mittfünfziger, hochgewachsen und etwas schlaksig.

Dr. Craig sah sich unsere Ausweise eingehend an.

Schließlich gab er sie uns zurück und fragte: "Was wollen Sie über Mr. Swanson wissen?"

Es ging immer wieder um den selben Punkt. "Gab es irgendwelche Anzeichen dafür, dass Mr. Swanson eventuell Selbstmordgedanken hegte?", wollte ich wissen.

"Nein, Sir."

"Hatte er Depressionen?"

"Nicht, dass ich davon wüsste."

"Und Sie könnten sich auch sonst keinen Grund denken, weshalb er sich und seinen wichtigsten Geschäftspartner, mit dem er in ein paar Sekunden den Deal seines Lebens über die Bühne bringen wollte, in die Luft gesprengt hat!"

"Tut mir leid. Und was Mr. Swansons geschäftliche Angelegenheiten angeht..."

"...so wissen sie darüber natürlich auch nichts!", vollendete Milo.

Dr. Craigs Gesicht blieb vollkommen regungslos. "Sie sagen es, Agent Tucker."

Ich stellte die nächste Frage. "An dem Abend, als er starb, war er noch einmal hier..."

"Ja."

"Es muss ziemlich dringend gewesen sein. Schließlich riskierte er, bei dem Deal zu spät zu kommen. Und seinem Partner wäre das ziemlich übel aufgestoßen!"

"Er war sehr in Eile, da haben Sie Recht, Agent Trevellian."

"Worum ging es? Auf die Schweigepflicht werden sie sich jetzt nicht ernsthaft berufen wollen..."

Dr. Craig schüttelte den Kopf. "Gewiss nicht..." Er zögerte dennoch, faltete die Hände und drehte die Daumen umeinander. Er schien über etwas nachzudenken. Schließlich sagte er: "Er hatte eine schmerzende Stelle am Bauch, die er mir zeigen wollte. Deswegen hatte er mich schon den ganzen Tag zu erreichen versucht, aber ich war im Ausland auf einem Kongress und kam erst am Abend wieder in New York an. Der Speicherchip meines Anrufbeantworters war komplett von Swansons dringenden Botschaften belegt..."

"Und?", hakte ich nach. "Was hatte Swanson denn nun?"

"Tja..." Craig sprach gedehnt. Eine Falte bildete sich auf seiner Stirn. "Die Sache war sehr merkwürdig."

"Erzählen Sie!"

"Er hatte eine Art Wunde... Er konnte sich nicht erklären, wie sie an seinen Bauch kam. Ich habe ihm gesagt, dass ich das gründlicher untersuchen müsste und dafür Zeit bräuchte."

"Und die hatte Swanson natürlich nicht."

"Sie sagen es."

"Was haben Sie denn vermutet?"

Dr. Craig hob die Augenbrauen. "Für mich sah das aus wie eine frische Operationsnarbe..."

"Haben Sie Swanson diese Vermutung mitgeteilt?"

"Ja."

"Wie hat er reagiert?"

"Er hat mich schrecklich beschimpft. Ich sei ein Quacksalber und er würde sich einen anderen Arzt suchen. Aber das habe ich nicht ernst genommen. Swanson war so ängstlich, der hätte so schnell niemand anderem vertraut. Deswegen musste ich ihn ja auch noch - außerhalb meiner Sprechzeiten - untersuchen." Craig zuckte die Achseln.

"Leider hatte ich keine Zeit, die Sache gründlicher zu untersuchen. Nach ein paar Minuten war Swanson schon auf und davon."

"Verstehe", murmelte ich.

Wenig später waren wir wieder draußen und gingen ein paar Minuten, bis wir die Stelle erreichten, an dem wir den Sportwagen abgestellt hatten.

"Weißt du etwas von einer Operation, die Jacko Swanson in den letzten Wochen vor seinem Tod über sich ergehen lassen musste, Milo?"

Milo schüttelte den Kopf.

"Nein - und Jacko wusste nach der Aussage von Dr. Craig wohl auch nichts davon."

"Ich bin dafür, dass wir uns diese Wunde mal genauer ansehen."

"Und wieso?"

"Instinkt."

"Fragt sich nur, wo du dir das ansehen willst. Eine Leiche, die man in der Gerichtsmedizin in Augenschein nehmen könnte, existiert ja nicht mehr..."

"Aber wir haben die Video-Kopien von Glenda Garcia und ihrem unsympathischen Beschützer! Vielleicht haben wir Glück und in irgendeiner Einstellung kann man etwas erkennen."

Wir stiegen in den Sportwagen.

Einen Straßenzug weiter kauften wir uns je einen Hot Dog in einer Snack Bar. Dann fuhren wir zurück zur Federal Plaza.

Wir wandten uns an Agent Max Carter und fanden ihn in seinem Dienstzimmer. Ein Stapel von Video-Kassetten befand sich auf einer Ablage.

"Wir sind erst teilweise dazu gekommen, die Kassetten von Glenda Garcia auszuwerten", meinte Carter. "Es lag in den letzten Tagen einfach zu viel anderes an. Aber ich bin mir sicher, dass Glenda Garcia und ihr sogenannter Beschützer Jacko Swanson damit erpressen wollten. Die Originale sind ja angeblich an Antonioni gegangen, es wäre interessant zu erfahren, was der dazu sagt!"

"Vielleicht werden wir ihn bald fragen können", meinte ich.

"Ist denn irgendetwas Brisantes zu sehen oder zu hören?"

"Glenda hat immer wieder versucht, Swanson über seine Geschäfte auszufragen, während der aus naheliegenden Gründen... nunja, abgelenkt war, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wie gesagt, wir müssen das noch genauer analysieren."

"Wir würden gerne mal unter einem anderen Aspekt einen Blick in das Material werfen!"

Carter grinste.

"Glenda Garcia ist eine schöne Frau", meinte er.

"Ich meine es ernst, Max."

"Klar doch, Jesse. Nimm das Zeug ruhig mit, dann habe ich hier mehr Platz."

Die nächste Stunde verbrachten wir damit, uns Glenda Garcias Liebeskünste auf einem Videoschirm anzusehen. Was geredet wurde, war nur belanglos. Jedenfalls für unsere Ohren. Es war durchaus möglich, dass wir einfach nur nicht genau genug wussten, worum es eigentlich ging. Jacko Swanson war regelrecht Wachs in Glendas Händen.

Und dann hatte ich endlich, was ich wollte.

Ein Bild, auf dem Jacko Swansons nackter Bauch genau zu sehen war. Die Wunde, von der Dr. Craig gesprochen hatte, war deutlich zu sehen. "Wir machen eine maximale Vergrößerung davon", sagte ich. "Und dann zeigen wir das Ergebnis mal Doc Howard."

Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller

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