Читать книгу Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller - Alfred Bekker - Страница 27
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Orry und Clive erreichten das Firmengelände von Richards & Logan Ltd. in 987 Patterson Street, Yonkers. Richards & Logan war eine der wenigen Unternehmen, die sich auf die Umrüstung von Fahrzeugen aller Art im Hinblick auf Schusssicherheit spezialisiert hatten. Sie machten aus einer gewöhnlichen, unscheinbaren Limousine eine Art Panzer, wenn der Kunde das wünschte. Das Killer-Quartett, das uns durch die Subway entwischt war, hatte ja seinen aufgemotzten Pizza-Wagen zurückgelassen. Die Kennzeichen waren falsch und waren von den Killern wahrscheinlich sogar regelmäßig gewechselt worden. Selbst die Fahrgestellnummern waren abgefeilt worden, um zu verhindern, dass man die Herkunft des Wagens zurückverfolgen konnte. Aber sie hatten nicht daran gedacht, dass in den Pizza-Transporter ein spezieller Sicherheitstank eingebaut worden war. Dieser Tank war dazu konstruiert, Explosionen zu verhindern. Und Richards & Logan Ltd. hatte das Patent darauf, wie unsere Innendienstler herausgefunden hatten.
Orry und Clive verließen den unscheinbaren Ford, mit dem sie hier her gefahren waren.
Sie ließen den Blick über das Gelände schweifen. Auf einem Parkplatz standen etwa drei Dutzend Fahrzeuge. Manche davon standen zum Verkauf. Es gab mehrere große Werkstatthallen, außerdem ein Flachdach-Gebäude, in dem sich wohl die Büros befanden.
In der Werkstatt war betrieb, das war deutlich zu hören.
"Scheint gut zu laufen, dieses Geschäft!", meinte Orry.
"Was glaubst du, wen wir an alten Bekannten alles in der Kundenkartei finden würden!"
"Von wem sprichst du? Von den Mafiagrößen oder den Promis in ihren Luxusvillen in den Hamptons?"
"Vergiss es, Orry!"
Ein Mann in dunkler Lederjacke und Rollkragenpullover lief zwischen den abgestellten Wagen herum. Er schien sich für den Kauf eines umgebauten Chevys zu interessieren. Man musste schon sehr genau hinsehen, um zu bemerken, dass dieser Chevy vielleicht ein paar Extras hatte. Der Mann blickte in die Richtung der beiden G-men. Die langgezogene Narbe, die ihm quer über das Gesicht ging, war deutlich zu sehen. Sie begann an der Nasenwurzel und zog sich dann schräg zum Kinn hin. Der Narbige schien Orry und Clive einen Moment lang zu beobachten.
"Wir fallen schon auf!", meinte Orry.
Die beiden gingen auf den Büro-Bungalow zu.
Wenig später traten sie ein, zückten dabei ihre Ausweise.
Der kleine drahtige Mann hinter dem Tresen blickte auf.
Seine schütteren Haare waren irgendwie elektrisch geladen.
Sie standen jedenfalls wirr in der Gegend herum.
"Special Agent Caravaggio, FBI", sagte Clive und deutete neben sich. "Dies ist mein Kollege Special Agent Medina. Wir haben ein paar Fragen an Sie."
Der Mann mit den Stehhaaren runzelte die Stirn, raffte die Unterlagen zusammen, über die er sich zuvor gebeugt hatte.
Er räumte sie sorgfältig weg. Offenbar wollte er nicht, dass die beiden G-men ihre Nase hineinsteckten.
"Fragen?", echote er. Er wollte wohl etwas Zeit gewinnen.
"Was für Fragen denn? Ich bin ein seriöser Geschäftsmann und..."
"Das haben wir bislang auch gar nicht angezweifelt", unterbrach Clive ihn. Er wollte die Sache etwas abkürzen und gleich auf den Punkt kommen. "Zuerst: Wer sind Sie?"
"Martin Richards. Ich bin hier der Boss!"
Clive legte ihm ein Foto des Pizza-Transporters vor.
"Dieser Wagen wurde von Ihnen sicherheitstechnisch ausgebaut."
Richards nahm das Bild, hielt es dichter an seine Augen heran und nickte dann. "Ja, das stimmt!", meinte er. "Ich erinnere mich. Der Kunde wollte unbedingt diesen albernen Anstrich.... Aber ich sage immer: Jedem Tierchen sein Pläsierchen."
"Wer war der Kunde?"
Richards kniff die Augen zusammen. Er musterte Clive eingehend. "Warum wollen Sie das wissen?", fragte er.
"Weil aus diesem Wagen Morde begangen wurden."
Richards schluckte. "Der Mann hieß Smith. Jedenfalls nannte er sich so, aber..."
"Sie nehmen an, dass der Name falsch war."
Richards seufzte hörbar. "Ich bin nicht das FBI! Kann ich wissen, was meine Kunden mit unseren Wagen anfangen? Wenn ich jedesmal einen Privatdetektiv beauftragen müsste, um meine Klienten auszuspionieren, bevor ich ihnen eines unserer Fahrzeuge verkaufe, dann bliebe nichts mehr für mich übrig!"
"Mir kommen die Tränen", kommentierte Orry.
"Typisch Staatsdiener", knurrte Richards. "Keine Ahnung, wie's in der freien Wildbahn zugeht..."
"Hat der Mann bezahlt?", unterbrach Clive ihn. Er hatte keine Lust, über Richards' Vorurteile auch nur eine Sekunde lang zu diskutieren.
Richards hob erstaunt die Augenbrauen. "Natürlich."
"Dann haben Sie die Kreditkartennummer."
"Leider nein."
"Was soll das heißen?"
"Er hat in bar gezahlt. Kommt nicht mehr häufig vor, aber ab und zu eben doch!"
Clive ballte die Faust. "Beschreiben Sie ihn!"
"Er hat eine Narbe quer durch das Gesicht!" Richards zeigte mit dem Finger an seine Nasenwurzel und zog eine Linie bis zum Kinn. "Genau so! Wir bauen übrigens einen neuen Wagen für ihn. Der scheint gepanzerte Fahrzeuge regelrecht zu sammeln... Er kommt jeden Tag mindestens einmal vorbei, um uns auf die Nerven zu gehen! Es kann ihm nämlich nicht schnell genug gehen..."